Belastung pflegender Angehöriger bei Demenz: Ursachen, Symptome und Hilfsangebote

Die Pflege von Angehörigen mit Demenz stellt eine immense Herausforderung dar, die sowohl die Betroffenen als auch ihre Familienmitglieder stark belastet. Die Erkrankung beeinträchtigt nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch das Verhalten und Erleben des Menschen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Symptome der Belastung pflegender Angehöriger, gibt Einblicke in den Umgang mit herausforderndem Verhalten und zeigt auf, welche Hilfsangebote zur Verfügung stehen.

Einführung in die Problematik

Die Diagnose Demenz verändert das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend. Patienten verlieren zunehmend die Orientierung, und die Bewältigung des Alltags wird immer schwieriger. Diese Veränderungen können zu Verunsicherung, Verärgerung, Wut und Frustration führen, was wiederum schwierige Situationen im Alltag hervorrufen kann. Die Pflege eines demenzkranken Menschen erfordert viel Aufmerksamkeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Gleichzeitig müssen viele praktische Dinge organisiert werden, wie die Anpassung der Wohnräume, die Verteilung von Aufgaben und die Neuausrichtung von Rollen innerhalb der Familie.

Ursachen der Belastung pflegender Angehöriger

Die Belastungsfaktoren für pflegende Angehörige sind vielfältig. Sie umfassen sowohl Aspekte, die direkt mit der Pflege zusammenhängen, als auch solche, die sich auf andere Lebensbereiche auswirken.

Direkte Belastungsfaktoren

  • Körperliche Anstrengung: Tätigkeiten wie Heben, Lagern und Stützen des Pflegebedürftigen können körperlich sehr anstrengend sein und zu Rückenproblemen führen.
  • Geistige Einschränkungen des Pflegebedürftigen: Besonders belastend sind die mit der Demenz einhergehenden Veränderungen der Beziehung und die Notwendigkeit, sich an die veränderte Kommunikationsfähigkeit anzupassen.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Typische Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz, wie das Wiederholen von Fragen, Unruhe, Bewegungsdrang und Aggressivität, können die betreuenden Personen stark strapazieren.
  • Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit: Im Zuge der Demenzerkrankung kommt es zu kognitiven und sprachlichen Veränderungen, die es den Betroffenen erschweren, sich verständlich auszudrücken und Situationen richtig zu deuten.

Indirekte Belastungsfaktoren

  • Schlafstörungen: Viele pflegende Angehörige leiden unter Schlafmangel, da sie nachts häufig durch den Pflegebedürftigen geweckt werden.
  • Mangel an Freizeit und sozialen Kontakten: Die Pflege nimmt oft so viel Zeit in Anspruch, dass kaum noch Raum für eigene Interessen und soziale Aktivitäten bleibt.
  • Vereinbarkeit von Pflege, Beruf und Familie: Viele pflegende Angehörige müssen Beruf, Pflege und Familie unter einen Hut bringen, was zu einem Gefühl der Überforderung führen kann.
  • Finanzielle Probleme und Zukunftsängste: Die Pflege kann finanzielle Belastungen mit sich bringen, insbesondere wenn die Erwerbstätigkeit eingeschränkt oder aufgegeben werden muss.
  • Eigene Gesundheitsprobleme: Pflegende Angehörige vernachlässigen oft ihre eigene Gesundheit, was zu körperlichen und psychischen Problemen führen kann.

Symptome der Belastung pflegender Angehöriger

Die Belastung durch die Pflege kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, sowohl körperlicher als auch psychischer Natur. Es ist wichtig, diese Warnzeichen frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Körperliche Symptome

  • Muskelverspannungen
  • Kopf-, Rücken-, Nacken-, Kiefer- oder Schulterschmerzen
  • Hautprobleme
  • Anfälligkeit für Infekte
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Gewichtsschwankungen
  • Magen- und Verdauungsprobleme
  • Schlafstörungen oder ungewöhnliche Müdigkeit

Psychische Symptome

  • Nervosität, Unruhe oder Reizbarkeit
  • Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Antriebs- oder Rastlosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Hilflosigkeit, Niedergeschlagenheit, Einsamkeit, Angst, Wut, Trauer
  • Gedanken, wertlos zu sein
  • Übermäßiger Gebrauch von Medikamenten, Tabak, Alkohol und anderen Drogen

Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz

"Herausforderndes" Verhalten umfasst Verhaltensänderungen, die im Verlauf einer Demenzerkrankung auftreten. Es kann sich in motorischen Verhaltensweisen (z.B. Unruhe, Hin- und Herwandern), verbalen Verhaltensweisen (z.B. ständiges Rufen) oder auch in Rückzug (apathisches Verhalten) äußern.

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Ursachen für herausforderndes Verhalten

Es gibt zwei unterschiedliche Faktorengruppen, die "herausforderndes Verhalten" auslösen können:

  • Hintergrundfaktoren: Merkmale, die Menschen mit Demenz mitbringen, wie Biographie und Persönlichkeit.
  • Nahfaktoren: Aspekte wie körperliche Ursachen (Schmerz, Hunger), Medikamentennebenwirkungen, Langeweile oder unerfüllte Bedürfnisse.

Häufig ist es ein Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Faktoren, die dazu führen, dass sich das "Verhalten" zeigt oder ausbricht.

Kommunikationsstrategien

Da Menschen mit Demenz oft Schwierigkeiten haben, Worte zu verstehen oder sich verständlich auszudrücken, ist es wichtig, auf nonverbale Kommunikation zu achten. Gesten, Körpersprache und Mimik können viel besser ankommen als lange Sätze. Es kann auch hilfreich sein, einen Perspektivenwechsel einzunehmen und sich in die Situation des Demenzkranken hineinzuversetzen.

Lösungsansätze

  • Verhalten verstehen: Versuchen Sie, das Verhalten möglichst präzise zu beschreiben (Wie häufig tritt es auf? In welchen Situationen?). Dies kann helfen, mögliche Ursachen zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten.
  • Situation verlassen: Wenn der Geduldsfaden reißt, empfiehlt es sich, die Situation kurzzeitig zu verlassen, um sich zu sammeln.
  • Hilfe holen: Sprechen Sie mit Pflegenden des ambulanten Dienstes oder der Tagespflege über solche Situationen.

Hilfsangebote für pflegende Angehörige

Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote, die pflegenden Angehörigen helfen können, den Alltag besser zu bewältigen und Überlastung vorzubeugen.

Information und Beratung

  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
  • Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkte: Informieren über Leistungen der Pflegeversicherung, Unterstützungsangebote und finanzielle Hilfen.
  • Krankenkassen: Bieten Pflegekurse für pflegende Angehörige an.
  • Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP): Gibt Ratgeber heraus, die Menschen in Partnerschaften mit Demenzerkrankten weiterhelfen können.

Entlastungsangebote

  • Pflegehilfe durch Pflegedienste: Unterstützung bei der Pflege, Betreuung und Hilfe im Haushalt.
  • Ersatz-/Verhinderungspflege: Ermöglicht eine Auszeit für die pflegende Person, indem eine andere Person die Pflege übernimmt.
  • Tages- oder Nachtpflege: Betreuung in einer teilstationären Einrichtung.
  • Kurzzeitpflege: Vollstationäre Pflege für einen begrenzten Zeitraum.
  • Angebote zur Unterstützung im Alltag: Haushaltshilfe, Begleitung bei Arztbesuchen, etc.

Selbsthilfe und Austausch

  • Selbsthilfegruppen und Gesprächskreise: Bieten die Möglichkeit, sich mit anderen pflegenden Angehörigen auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.
  • Psychologische Beratung: Kann helfen, mit Belastungen, Schuldgefühlen und dem fortschreitenden Verlust des geliebten Menschen umzugehen.
  • Familiencoach Pflege der AOK: Ein Online-Selbsthilfeprogramm für Angehörige von Demenzkranken.

Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf

  • Gesetzliche Regelungen zur Familienpflegezeit: Ermöglichen es, die Arbeitszeit zu reduzieren oder eine Auszeit zu nehmen, um einen Angehörigen zu pflegen.
  • Individuelle Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber: Home-Office, flexible Arbeitszeiten, etc.

Tipps für den Pflegealltag

  • Sich informieren: Informieren Sie sich umfassend über die Erkrankung und den Umgang damit.
  • Frühzeitig Hilfe organisieren: Sorgen Sie für ausreichend Unterstützung, um Überlastung zu vermeiden.
  • Auszeiten nehmen: Nutzen Sie Entlastungsangebote, um sich zu erholen und neue Kraft zu tanken.
  • Austausch suchen: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei oder suchen Sie das Gespräch mit anderen pflegenden Angehörigen.
  • Eigene Bedürfnisse nicht vergessen: Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und nehmen Sie sich Zeit für Ihre Interessen.
  • Routinen schaffen: Strukturieren Sie den Alltag mit festen Routinen und vertrauten Abläufen.
  • Überforderung vermeiden: Vermeiden Sie hektische Situationen und Hintergrundgeräusche, die den Betroffenen überfordern können.
  • Selbstwertgefühl stärken: Beziehen Sie den Betroffenen in Gespräche und Aktivitäten ein, um ihm das Gefühl zu geben, ein aktives Mitglied der Gemeinschaft zu sein.
  • Musik nutzen: Lieblingsmusik kann Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen.
  • Geduld haben: Reagieren Sie geduldig und verständnisvoll auf Verhaltensauffälligkeiten und Kommunikationsschwierigkeiten.
  • Sich nicht selbst die Schuld geben: Die Pflege eines demenzkranken Menschen ist eine immense Herausforderung, und es ist normal, sich manchmal überfordert zu fühlen.

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