Parkinson Umkehrbar Studien: Ein Überblick über aktuelle Forschung und Therapieansätze

Die Parkinson-Krankheit, eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, betrifft Millionen Menschen weltweit. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, haben jüngste Fortschritte in der Forschung vielversprechende neue Therapieansätze eröffnet, die darauf abzielen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, Symptome zu lindern und möglicherweise sogar den Nervenzellverlust umzukehren. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser bahnbrechenden Studien und Therapieansätze.

Grüntee-Extrakt EGCG und seine potenziell krankheitsmodifizierende Wirkung

Eine interessante Entdeckung betrifft die Substanz Epigallocatechin-3-gallat (EGCG), die in grünem Tee vorkommt. Forschungsergebnisse des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch deuten darauf hin, dass EGCG den Prozess der Plaquebildung bei Parkinson und Alzheimer umkehren könnte. Anstatt toxische Eiweißablagerungen zu bilden, entstehen durch EGCG ungiftige, kugelige Eiweißaggregate, die für die Nervenzellen harmlos sind.

Die Forscher fanden heraus, dass EGCG in einer sehr frühen Phase direkt an die ungefalteten Eiweiße bindet und so verhindert, dass sich durch Fehlfaltung giftige, unlösliche Aggregate entwickeln. Obwohl sich weiterhin Eiweißablagerungen bilden, sind diese über einen anderen Mechanismus entstanden und nicht toxisch. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung von Medikamenten gegen degenerative Nervenerkrankungen und andere Krankheiten, bei denen sich Eiweißablagerungen bilden (Amyloidosen), beitragen.

GDNF: Wiederherstellung von Nervenzellen durch Wachstumsfaktoren

Eine weitere vielversprechende Strategie ist die Verwendung von Wachstumsfaktoren wie GDNF (Glia cell line derived neurotrophic factor), um den Verlust von Nervenzellen im Gehirn von Parkinson-Patienten rückgängig zu machen. Britische Wissenschaftler konnten zeigen, dass die direkte Verabreichung von GDNF ins Gehirn eines Parkinson-Patienten zur Neubildung von funktionellen Nervenzellen in den zerstörten Arealen des Bewegungszentrums führte.

In einer Pilotstudie erhielten fünf Parkinson-Patienten über einen dünnen Katheter täglich GDNF direkt ins Bewegungszentrum des Gehirns. Bereits während der Behandlung zeigte sich eine deutliche Steigerung der motorischen Fähigkeiten des Patienten. Auch die Dopaminaufnahme in den behandelten Gebieten verbesserte sich im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollregionen sichtbar. Eine anschließende Gehirnuntersuchung ergab überraschend viele dopaminhaltige Nervenfasern in der betroffenen Region des Bewegungszentrums, die sich offenbar als Folge der Behandlung gebildet hatten.

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Nanopartikel-basierte Therapie

Forscher haben ein neuartiges nanopartikelbasiertes System entwickelt, das die Behandlung der Parkinson-Krankheit revolutionieren könnte. Diese Nanopartikel heften sich an Dopamin produzierende Neuronen in der Substantia nigra und erzeugen bei Exposition gegenüber nahem Infrarotlicht lokalisierte Wärme. In Versuchen mit Parkinson-Modellmäusen zeigten die Mäuse nach der Behandlung signifikante Verbesserungen der motorischen Funktion.

Acetyl-DL-Leucin: Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit

Eine internationale Studie unter der Leitung von Prof. Wolfgang Oertel zeigte, dass die modifizierte Aminosäure Acetyl-DL-Leucin das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit im Vorstadium mindestens für zwei Jahre verhindern kann. Die Studie deutet darauf hin, dass die Behandlung mit Acetyl-DL-Leucin nicht nur das Fortschreiten der Krankheit verzögern, sondern möglicherweise sogar erste Symptome rückgängig machen kann.

Tiefe Hirnstimulation (THS) im früheren Krankheitsstadium

Die tiefe Hirnstimulation (THS) hat sich als wirksame Therapieoption bei Morbus Parkinson etabliert. In der EARLY-STIM-Studie wurde untersucht, inwieweit Patienten von einer THS bereits in einem früheren Erkrankungsstadium profitieren können. Die Studie ergab, dass der Einsatz der THS bei Morbus Parkinson bereits beim Auftreten erster Wirkfluktuationen sicher und einer rein medikamentösen Therapie hinsichtlich Lebensqualität und auch Kontrolle der motorischen Symptome überlegen ist.

Mitochondrien und Parkinson: Ein neuer Therapieansatz

Die Parkinson-Krankheit ist durch das Absterben dopaminhaltiger Nervenzellen in der Substantia nigra gekennzeichnet. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass beschädigte Mitochondrien in den betroffenen Nervenzellen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen könnten. In einer internationalen Zusammenarbeit entnahmen Forscher Zellen aus der Haut von Parkinsonpatienten mit einem Defekt im GBA-Gen und stimulierten diese so, dass zunächst Stammzellen aus ihnen entstanden, die sich dann zu Nervenzellen weiterentwickelten.

Die Wissenschaftler versuchten nun, die Bildung von neuen Mitochondrien anzuregen, wobei das Coenzym NAD eine wichtige Rolle spielt. Sie fütterten die Zellen mit Nicotinamid-Ribosid, einer Form des Vitamins B3 und Vorstufe des Coenzyms. Dadurch stieg die Konzentration von NAD in den Zellen an, was zu einer deutlichen Verbesserung des Energiehaushalts in den Nervenzellen führte. In einem nächsten Schritt untersuchten die Forscher Fliegen mit einem GBA-Gendefekt und stellten fest, dass die Gabe von Nicotinamid-Ribosid auch hier eine positive Wirkung erzielte: Bei den behandelten Fliegen starben viel weniger Nervenzellen ab als bei den unbehandelten, und ihr Bewegungsvermögen blieb länger erhalten.

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Die Rolle der Genetik und Epigenetik bei Parkinson

Die Parkinson-Krankheit ist durch α-Synuclein-Ablagerungen in Form von Lewy-Körperchen und Lewy-Neuriten charakterisiert. Punktmutationen, Verdopplungen und Verdreifachungen des SNCA-Gens verursachen erbliche Formen der PD. Die Epigenetik, d.h. das Zusammenspiel der transkriptionellen Genaktivität, reguliert durch Mechanismen wie Methylierung des Gen-Promotors, Hyston-Acetylierung und die Aktion von microRNAS, könnte eine wichtige Rolle bei der Verursachung dieser komplexen Funktionsstörungen spielen.

Systembiologie und personalisierte Therapie

Obwohl die Behandlung von Symptomen bei PD erfolgreich ist, gibt es keine Therapie, die den neurodegenerativen Prozess anhält oder verlangsamt. Forscher arbeiten an der Entwicklung eines neuartigen Konzepts für den Krankheitsbeginn und die Vorhersage des Verlaufs, sowie die anschließende Zielentdeckung und Patientenstratifizierung für PD. Ziel ist die Schaffung neuartiger Ziele auf Basis biologischer Nachweise mit präzise übereinstimmenden Kohorten für klinische Versuche, die personalisierte therapeutische Interventionen auf Grundlage genetischer und genomischer Risikoprofile und klinischer Subtypen zulassen.

Forschungsschwerpunkte und Biobanken

Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Kliniken widmen sich der Erforschung der Parkinson-Krankheit. Die klinische Abteilung für neurodegenerative Erkrankungen betreibt eine der größten Parkinson-Ambulanzen in Süddeutschland und verfolgt große Langzeit-Kohorten, um neue Biomarker und Faktoren zu finden, welche den Krankheitsverlauf modifizieren. Gemeinsam mit dem DZNE betreibt das Zentrum für Neurologie in Tübingen eine der weltweit größten BioBanken für Parkinson.

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