Berühmte Sportler mit Epilepsie

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. Trotz dieser Herausforderung haben viele Sportler bewiesen, dass sie ihre Träume verwirklichen und im Sport erfolgreich sein können. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser bemerkenswerten Persönlichkeiten und wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle werden durch abnorme elektrische Entladungen im Gehirn verursacht. Die Symptome können von kurzen Aussetzern bis hin zu schweren Krämpfen variieren.

Jérôme Becher: Der Langstreckenschwimmer

Jérôme Becher ist ein Extremsportler und Epileptiker, der eindrucksvoll bewiesen hat, dass Epilepsie kein Hindernis für sportliche Höchstleistungen sein muss. Bei ihm beginnt ein Anfall oft mit einem Kribbeln im kleinen rechten Finger, das sich dann zu einem Beben ausweitet und zum Kontrollverlust führt. Er beschreibt es als ein Zucken aller Muskeln, wie bei einem sterbenden Tier.

Trotz dieser Herausforderung hat Becher sich nicht entmutigen lassen. Nach seinem ersten Anfall im Jahr 1989 erhielt er von seinem Neurologen ein Sportverbot, welches er jedoch ignorierte. Er setzte sich über das Verbot hinweg und trainierte weiterhin. Mit zwölf Jahren bestritt er erste Wettkämpfe und gewann später Medaillen bei Deutschen Meisterschaften im Schwimmen und Triathlon.

Becher schwamm 2003 in Rheinbach über 80 Kilometer ohne Pause und stellte damit einen Europarekord auf. Er schwamm mehr als 22 Stunden ohne Pause, wobei er von einem Arzt überwacht wurde und Kartoffelstärke als Nahrung diente. Er legte in dieser Zeit 3600 Bahnen zurück. Seine Leistungen sind ein Beweis für seinen unbändigen Willen und seine außergewöhnliche körperliche Verfassung.

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Heute ist Becher Botschafter für Epilepsie und setzt sich dafür ein, Klischees über die Krankheit abzubauen. Er betont, dass Sport ein wichtiger Schutzschild sein kann und dass er sich durch den Sport wie jeder andere fühlt. Interessanterweise hat der Neurologe, der ihm in seiner Kindheit Sport verboten hatte, seine Meinung geändert und empfiehlt nun auch Epilepsie-Patienten körperliche Betätigung.

Lucas Fischer: Der Turner mit Tigerherz

Lucas Fischer, ein Schweizer Turner, galt als eines der größten Talente seines Landes. Im Jahr 2010 erhielt er die Diagnose Epilepsie. Fischer kämpft gegen das Tabu-Thema Epilepsie. Am Morgen des 14. August 2010 sollte Fischer eigentlich seinen ersten Konzertbesuch erleben, doch stattdessen erlitt er einen Anfall.

Nachdem er die Diagnose erhalten hatte, fragte er sich, was aus seiner Karriere werden würde und ob er weiterturnen könne. Trotz der anfänglichen Unsicherheit entschied sich Fischer, weiterzukämpfen. Er trainierte weiter und schaffte es, bei der EM 2013 in Moskau eine Silbermedaille am Barren zu gewinnen.

Fischer musste jedoch auch Rückschläge hinnehmen. Im September 2011 erlitt er einen Anfall bei einem Wettkampf, was zu einer Depression führte. Er fand jedoch Trost im Singen und schaffte es, sein „Tigerherz“ zu beschwören. 2015 beendete er seine Karriere aufgrund der Epilepsie und diverser Verletzungen.

Seitdem kämpft Fischer gegen das Tabu-Thema Epilepsie. Er nimmt als singender Turner an der RTL-Castingshow „Das Supertalent“ teil und singt in seiner eigenen „Lucas-Fischer-Show“.

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Lachlan Connors: Vom Sportler zum Musiker

Lachlan Connors ist ein US-amerikanischer Teenager, der davon träumte, Profisportler zu werden. Ein schwerer Unfall bei einem Lacrosse-Spiel veränderte jedoch sein Leben. Connors erlitt eine Gehirnerschütterung und epileptische Krämpfe. Die Ärzte rieten ihm, nie wieder Kontaktsportarten zu spielen.

Am Boden zerstört entdeckte Connors eine neue Leidenschaft: die Musik. Er konnte plötzlich mehrere Instrumente spielen, obwohl er zuvor unmusikalisch war. Mittlerweile beherrscht Connors 13 Instrumente.

Sein Kinderarzt erklärte, dass sein musikalisches Talent möglicherweise tief in ihm schlummerte und durch die Neuvernetzung seines Gehirns nach dem Unfall aktiviert wurde. Connors selbst ist glücklich und vermutet, dass sich in seinem Gehirn etwas neu verknüpft hat.

Lou Gehrig: Die Legende der New York Yankees

Lou Gehrig, eine der größten Sportlegenden Amerikas, war ein Baseballspieler, der zusammen mit Babe Ruth den Ruf der New York Yankees als das Baseball-Team schlechthin begründete. Eine unheilbare Krankheit beendete plötzlich seine Karriere und bald darauf sein Leben.

Gehrig litt an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), einer Krankheit, die auch als Lou-Gehrig-Syndrom bekannt ist. Er erlebte schon als Kind Trauriges. Schicksalsschläge muss Gehrig schon früh verkraften: Von vier Kindern des Ehepaars Gehrig ist er das einzige, das seinen 18. Geburtstag erlebt: Sein Bruder stirbt bereits als Baby, seine beide Schwestern überleben Masern und Keuchhusten nicht. Darüber hinaus ist sein in der Stahlbranche arbeitender Vater Alkoholiker und auch wegen einer Epilepsie-Erkrankung oft arbeitslos, seine Mutter muss als Hausmädchen für einen Großteil des Einkommens der Familie sorgen.

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Am 1. Juni 1925 feierte Gehrig sein Debüt für die Yankees, der Auftakt einer unglaublichen Serie, die Geschichte schreiben sollte: Gehrig stand 2.130 (!) Spiele in Folge auf dem Platz - ein Rekord, den erst Cal Ripken Jr. 1995 übertrumpften wird.

In der Mitte der Saison 1938 stellte Gehrig bei sich erste, rätselhafte Erschöpfungssymptome fest. Im Jahr darauf stellte ein großer Leistungseinbruch Fans und Teamverantwortliche vor ein Rätsel. Nach einer eingehenden Untersuchung wurde im Juni 1939 der Grund für das Schwinden von Gehrigs Kräften gefunden: Amyotrophe Lateralsklerose.

Am 4. Juli 1939 veranstaltete die MLB den „Lou Gehrig Appreciation Day“, er selbst hielt dabei noch eine berühmte Rede im voll besetzten Yankee Stadium, die viele Menschen zu Tränen rührte. Der Kernsatz der Ansprache, der zur Legende wurde: „Ihr habt zwei Wochen lang gelesen, wie schlecht es mir geht - heute fühle ich mich wie der glücklichste Mensch auf dem Angesicht der Erde.“

Am 2. Juni 1941 verlor Gehrig den nicht gewinnbaren Kampf gegen die Krankheit ALS. Die Flaggen in New York und allen MLB-Stadien wehten ihm zum Gedenken auf Halbmast.

Oskar Killinger: Ein Leben voller Liebe und Wärme

Oskar Killinger war ein besonderer Junge, der trotz seiner Epilepsie ein erfülltes Leben führte. Die Rede seines Vaters Johann Killinger bei der Trauerfeier für Oskar zeichnet das Bild eines liebevollen, warmherzigen und humorvollen Menschen.

Oskar war ein Wunschkind, das seine Familie mit Fröhlichkeit, Witz und Besonnenheit begleitete. Er hatte ein gutes Gespür für Menschen und war sensibel und empathisch. Er liebte Familie und verbrachte gern Zeit mit seinen Großeltern.

Oskar hatte eine schnelle Auffassungsgabe und reagierte schlagfertig und humorvoll. Er war aber auch besonnen und hatte einen ganz unabhängigen Kopf. Er klagte nie und war ein fröhlicher, optimistischer Junge.

Oskar war nicht nur ein Familienmensch, sondern auch in der Schule und im Sport beliebt. Er war hilfsbereit, empathisch und baute unsichtbare Brücken zwischen Menschen. Sein Rudertrainer beschrieb ihn als einen netten jungen Mann, der allen gegenüber offen war, aber gleichzeitig auch zurückhaltend.

Oskar konnte alle mitziehen und motivieren, ohne die anderen dabei unter Druck zu setzen. Er verstand sich mit jedem gut und machte immer das Beste aus den Situationen.

Umgang mit Epilepsie im Sport

Epilepsie kann eine Herausforderung für Sportler darstellen, aber es gibt Möglichkeiten, die Erkrankung zu bewältigen und weiterhin aktiv zu sein. Wichtig ist, dass Sportler mit Epilepsie eng mit ihren Ärzten zusammenarbeiten, um einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln.

Dieser Plan kann Medikamente, Änderungen des Lebensstils und spezifische Vorsichtsmaßnahmen beim Sport umfassen. Es ist auch wichtig, dass Trainer, Teamkollegen und Betreuer über die Erkrankung informiert sind und wissen, wie sie im Falle eines Anfalls reagieren sollen.

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