Chefarzt Neurologie Bethel: Zwischen medizinischer Exzellenz und schwerwiegenden Vorwürfen

Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld ist ein renommiertes Zentrum für neurologische Erkrankungen in Ostwestfalen-Lippe. Es bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems, der Muskeln und des Gehirns. Allerdings steht das Klinikum auch im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit aufgrund schwerwiegender Vorwürfe im Zusammenhang mit einer Reihe von sexuellen Übergriffen durch einen ehemaligen Assistenzarzt.

Medizinische Schwerpunkte der Neurologie im EvKB

Die Klinik für Neurologie im EvKB deckt ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen ab. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Morbus Parkinson und anderen Parkinson-Syndromen.

Behandlung von Morbus Parkinson und anderen Parkinson-Syndromen

Morbus Parkinson, auch Parkinson-Krankheit genannt, ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Mittelhirn absterben, die den Botenstoff Dopamin enthalten. Der Mangel an Dopamin wirkt sich auf die Großhirnrinde aus, was zu Muskelstarre, verlangsamten Bewegungen, Bewegungslosigkeit, Muskelzittern oder Haltungsinstabilität führt.

Das EvKB bietet Patienten mit Morbus Parkinson und anderen Parkinson-Syndromen eine umfassende Versorgung. Dazu gehören:

  • Frühdiagnostik mit nuklearmedizinischen Verfahren (DAT-Scan, IBZM-SPECT)
  • Therapie beginnender Parkinson-Syndrome sowie Therapieoptimierung in allen Krankheitsstadien
  • Komplexbehandlung durch ein multiprofessionelles Team unter fachärztlicher Leitung

Neben dem idiopathischen Morbus Parkinson (ohne bekannte Ursache) werden auch seltenere Parkinson-Syndrome wie die Multisystematrophie, die progressive supranukleäre Paralyse und das Shy-Drager-Syndrom behandelt.

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Weitere neurologische Schwerpunkte

Neben der Behandlung von Parkinson-Erkrankungen bietet die Klinik für Neurologie im EvKB auch Expertise in der Behandlung von:

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Unklare Bewusstseins-, Sprach-, Seh-, Bewegungs- oder Sensibilitätsstörungen

Die Klinik arbeitet eng mit anderen Fachbereichen innerhalb des Klinikums sowie mit externen Kooperationspartnern zusammen, um eine optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Struktur und Qualitätssicherung

Das Neurozentrum des EvKB verfügt über rund 700 Betten zur Behandlung von Erkrankungen der Nerven, Muskeln und des Gehirns. Die Klinik legt großen Wert auf eine hohe Behandlungsqualität und lässt diese regelmäßig von externen Stellen überprüfen. Die Schlaganfallstation (Stroke Unit) im Haus Gilead I Bethel ist seit 1997 durch die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe als überregionale Schlaganfallstation zertifiziert.

Der Fall Philipp G. und die Folgen

Im Jahr 2024 wurde bekannt, dass ein Assistenzarzt namens Philipp G. im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld Patientinnen betäubt, vergewaltigt und seine Taten gefilmt hatte. Die Taten ereigneten sich zwischen 2018 und 2020. Nachdem die Videos entdeckt wurden, nahm sich Philipp G. in der Untersuchungshaft das Leben.

Die Vorwürfe gegen die Klinikleitung

Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt gegen die Geschäftsführung und den Chefarzt der Neurologie wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung. Es wird geprüft, ob die Verantwortlichen am Klinikum die Taten hätten verhindern können. Ein externes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die verantwortlichen Personen Maßnahmen hätten ergreifen müssen, da die Menge der Auffälligkeiten groß genug gewesen sei.

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Die Sicht der Opfer

Die Anwältin Stefanie Höke aus Bielefeld vertritt zehn der Missbrauchsopfer. Sie setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Klinikleitung Fehler zugibt und personelle Konsequenzen gezogen werden. Die Opfer fragen sich, wieso so viele Frauen dasselbe erleiden mussten und wieso nichts gegen den Assistenzarzt unternommen wurde.

Eine der Betroffenen, Eva (Name von der Redaktion geändert), wurde zweimal von Philipp G. missbraucht. Sie berichtet von Auffälligkeiten, die ihr komisch vorgekommen waren, wie z.B. ein Arzt, der ihr nachts einen Zugang legt, aufgeregt und nervös ist, eine Flasche Betäubungsmittel in ihrem Bett und eine Bettnachbarin, die sieht, wie sie bewusstlos wird. Als sie den Verantwortlichen davon berichtet, wird sie beschwichtigt.

Eva ist der Meinung, dass der Chefarzt hätte handeln müssen, indem er Philipp G. ein Arbeitsverbot erteilt und die Polizei kontaktiert.

Die Rolle des Chefarztes und die Konsequenzen

Die Rolle des Chefarztes in diesem Fall ist zentral. Ihm wird vorgeworfen, trotz deutlicher Warnsignale nicht ausreichend reagiert zu haben. Die Frage ist, inwieweit er von den Taten wusste oder hätte wissen müssen und welche Maßnahmen er hätte ergreifen müssen, um die Patientinnen zu schützen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Ergebnisse des externen Gutachtens werden zeigen, ob dem Chefarzt und der Geschäftsführung ein strafrechtliches Fehlverhalten nachgewiesen werden kann. Unabhängig davon steht das EvKB vor der Herausforderung, das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Patientinnen und Patienten zurückzugewinnen.

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Berufung von Prof. Dr. Matthias Simon

Trotz der schweren Vorwürfe gab es auch positive Nachrichten für das EvKB. Prof. Dr. Matthias Simon, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), hat den Ruf auf die W3-Professur „Neurochirurgie“ am Universitätsklinikum OWL (UK OWL) der Universität Bielefeld angenommen. Prof. Simon leitet die Neurochirurgie des EvKB seit 2016 und gilt als ausgewiesener Spezialist in der operativen Behandlung schwierig gelegener Hirntumore. Seine Schwerpunkte sind die vaskuläre Neurochirurgie, Wirbelsäulenoperationen und die Epilepsiechirurgie.

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