Das Ganglion stellatum, auch als "Sternen-Ganglion" bekannt, spielt eine wichtige Rolle im sympathischen Nervensystem. Eine Blockade dieses Ganglions, die Stellatumblockade, ist ein schmerztherapeutisches Verfahren, das bei verschiedenen Erkrankungen und Problemen eingesetzt wird. Im Folgenden werden die anatomischen Grundlagen, die Wirkungsweise, die Anwendungsgebiete und die potenziellen Risiken dieser Behandlungsmethode erläutert.
Anatomische Grundlagen des Ganglion Stellatum
Das Ganglion stellatum, dessen Name von seiner sternförmigen Erscheinung herrührt, entsteht durch die Verschmelzung des Ganglion cervicale inferius mit dem ersten thorakalen Grenzstrangganglion. In seltenen Fällen können auch das zweite oder dritte Thorakalganglion in diesen Prozess einbezogen sein. Synonyme Bezeichnungen sind "Ganglion cervicothoracicum" oder eben "Sternen-Ganglion".
Dieses vergleichsweise große Ganglion misst etwa zehn bis zwölf Millimeter in der Breite und acht bis 20 Millimeter in der Länge. Topografisch liegt es beidseits der Halswirbelsäule, genauer gesagt vor dem Querfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und zwischen der Arteria vertebralis und der Arteria carotis communis. Die Arteria subclavia liegt darüber, während sich medial der Musculus longus colli befindet.
Funktion und Wirkungsweise der Stellatumblockade
Das Ganglion stellatum ist eine Umschaltstelle für Nervenfasern des Sympathikus, eines Teils des vegetativen Nervensystems. Die Axone ziehen mit den Rami communicans albi zum Ganglion stellatum, wo sie entweder auf das zweite Neuron umgeschaltet werden oder ohne Umschaltung hindurchziehen. Die austretenden Nervenfasern des Ganglion stellatum folgen typischerweise den arteriellen Gefäßen zu ihren Erfolgsorganen am Kopf, Gesicht und den oberen Extremitäten.
Die gezielte lokale Leitungsanästhesie des Ganglion stellatums wird als Stellatumblockade bezeichnet. Da die Blutgefäße des Körpers sympathisch innerviert sind, bewirkt eine Blockade des Ganglions eine Vasodilatation (Gefäßerweiterung) im gesamten Versorgungsgebiet. Zusätzlich kann eine verminderte Schweißsekretion sowie ein Horner-Syndrom beobachtet werden. Das Horner-Syndrom ist eine Symptomtrias, die bei Ausfall des kranialen Sympathikus am Auge auftritt.
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Eine Stellatumblockade blockiert den Sympathikus im Halsbereich, was zur Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen führen kann, die durch nervöse Überaktivität verursacht werden. Sie wird oft zur Behandlung von komplexen regionalen Schmerzsyndromen, Durchblutungsstörungen und einigen Arten von Kopfschmerzen eingesetzt. Die Blockade kann zu einer vorübergehenden Verbesserung der Durchblutung und einer Verringerung der Schmerzwahrnehmung führen.
Das Ganglion stellatum versorgt den Sympathikus im Hals- und oberen Brustbereich und beeinflusst die Nervenversorgung von Kopf und Hals, der oberen Extremitäten, des Herzens und der Lunge.
Indikationen und Anwendungsgebiete
Eine Stellatumblockade kann in der Klinik bei verschiedenen Erkrankungen und Problemen angewendet werden. Vornehmlich wird die Ganglionblockade bei Schmerzen eingesetzt, die durch eine zu starke Sympathikusaktivität entstehen. Darüber hinaus kann diese Methode auch bei Schmerzen in definierten Bereichen, wie zum Beispiel nach Operationen im Urogenitalbereich, angewendet werden.
Die Stellatumblockade ist ein gut erprobtes und häufig angewendetes schmerztherapeutisches Verfahren. In der vorliegenden Studie soll die Wirksamkeit von kopfnahen Sympathikusblockaden am Ganglion Stellatum zur Symptomreduktion bei Patienten mit BPS und PTBS erstmals systematisch untersucht werden. Weiterhin möchten wir die Wirksamkeit auf die Wundheilung nach Selbstverletzung überprüfen.
Durchführung der Stellatumblockade
Die Durchführung der Stellatumblockaden erfolgt durch erfahrene ärztliche Schmerztherapeuten mittels Ultraschall. Die Infiltration erfolgt mit Lokalanästhetika und ggf. auch mit Opioiden. Für die Durchführung der Stellatumblockade wird am häufigsten der "ventrale Zugang nach Herget" verwendet.
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Der Patient befindet sich in sitzender Position, während der Kopf in Mittelstellung leicht nach dorsal (hinten) gestreckt ist. Die Einstichstelle befindet sich etwa 3 cm lateral (seitlich) und 3 cm kranial (kopfwärts) der Fossa jugularis (Drosselrinne), sowie 2 cm lateral des Ringknorpels (Teil des Kehlkopfes). Dabei tastet der Anästhesist den M. sternocleidomastiodeus (Muskel; Kopfwender) und die A. carotis interna (Halschlagader) und drängt diese zur Seite. Nun ertastet er den Querfortsatz des 6. Halswirbels und schiebt die Kanüle vor, bis Kontakt zum Knochen besteht.
Injiziert werden 5 ml eines Lokalanästhetikums (z. B. 0,25 % Bupivacain) für eine Blockade im Bereich des Kopfes. Die Injektion findet unter sterilen Bedingungen statt.
Wichtiger Hinweis: Eine beidseitige Stellatumblockade sollte nicht durchgeführt werden, da es zu einer tödlichen Stimmband- oder Zwerchfelllähmung kommen kann.
Mögliche Komplikationen und Risiken
Die Stellatumblockade stellt einen komplikationsreichen Eingriff dar. Vor der Stellatumblockade muss ein ausführliches Anamnesegespräch erfolgen und der Patient muss über mögliche Komplikationen aufgeklärt werden. Unter Erwartung von möglichen Komplikationen sollte ein venöser Zugang vorhanden sein.
Zu den möglichen Komplikationen gehören:
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- Rekurrensparese - Lähmung des N. recurrens (Stimmbandnerv)
- Intravasale Applikation (versehentliche Injektion in Gefäße mit systemischen Nebenwirkungen) - besonders gefährdet sind die A. carotis (Halsschlagader) sowie die A. vertebralis.
- Plexus-Blockade - z. B. Armplexus
- Pneumothorax - Punktion der Pleura (Lungenfell) mit Lufteintritt in den Pleuraspalt. Dies kann zum Zusammenfallen der Lunge führen.
- Ventilationsstörung (Belüftungsstörung) der kontralateralen (gegenüberliegenden) Lunge
Wichtige Hinweise für Patienten
Nach der Stellatumblockade ist eine engmaschige Kontrolle des Patienten notwendig. Die Beobachtung des Herzkreislaufsystems des Patienten steht im Mittelpunkt. Weiterhin muss der neurologische Status des Patienten ebenfalls streng überwacht werden, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu entdecken.
Die Verkehrstüchtigkeit ist nach der Stellatumblockade für 24 Stunden aufgehoben. Der Patient sollte also an dem Tag, an dem er eine solche Blockade bekommt, nicht am Straßenverkehr aktiv teilnehmen und auch keine komplizierten Maschinen bedienen, also auch in aller Regel nicht mehr arbeiten. Daher stellen wir für berufstätige Patienten an diesem Tag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus. Patienten, die diese Behandlung erhalten, müssen sich demzufolge auch nach Hause transportieren lassen, da die mangelnde Verkehrstüchtigkeit auch den öffentlichen Personennahverkehr einschließt.
Stellatumblockade bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
Die Stellatum-Ganglion-Blockade (SGB) wird zunehmend als potenzielle Behandlungsmethode für Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) untersucht.
- Multizentrische, randomisierte klinische Studie (2019): In dieser Studie erhielten aktive Dienstmitglieder mit PTBS-Symptomen zwei SGB-Behandlungen im Abstand von zwei Wochen.
- Fallserien und retrospektive Studien: Unkontrollierte Fallserien berichteten, dass 70-75 % der Patienten nach einer SGB eine schnelle klinische Verbesserung der PTBS-Symptome erfuhren.
- Kombinierte Therapieansätze: Eine Pilotstudie untersuchte die Kombination von SGB mit intensiver Expositionstherapie. Diese Kombination führte zu einer größeren Reduktion der PTBS-Symptome als jede der beiden Behandlungen allein.
- Laufende Forschung: Das US-Militär führt derzeit weitere Studien durch, um die Wirksamkeit der SGB bei PTBS zu evaluieren.
SGB zeigt vielversprechende Ergebnisse zur schnellen Reduktion von PTBS-Symptomen. Erste randomisierte Studien bestätigen die Wirksamkeit, aber weitere Forschung ist nötig. Besonders vielversprechend ist die Kombination mit Expositionstherapie.
Studien zur Wirksamkeit bei BPS und PTBS
Die Fragestellung nach der Wirksamkeit einer GSB bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und bei Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist ein sehr junges wissenschaftliches Thema. In der vorliegenden Studie soll die Wirksamkeit von zervikalen Sympathikusblockaden am Ganglion Stellatum zur Symptomreduktion bei Patienten mit BPS und PTBS erstmals systematisch untersucht werden.
Wir erwarten, dass die zur stationären Routinebehandlung (Dialektisch Behaviorale Therapie Bohus et al.) eine beidseitige Ganglion Stellatum Blockadeserie von acht Blockaden (2 pro Woche), mit jeweils 3 ml Ropivacain 1% die Reduktion der aversiven inneren Anspannung und dissoziativer Symptome bei emotional instabilen und traumatisierten Patienten in der Interventionsgruppe (ultraschallgezielte Ganglion Stellatum Blockadeserie) im Vergleich zur Kontrollgruppe mit ausschließlich Routinebehandlung (Dialektisch Behaviorale Therapie Bohus et al.) bewirkt. Gemessen wird dies mittels standardisierter Fragebögen: Bei jeder Intervention die Dissoziations-Spannungs-Skala-4 (DSS-4) und die Clinical Global Impression Skala (CGI) ausgefüllt. Einmal wöchentlich der Beck-Depression-Inventar (BDI), Borderline-Symptom-Liste-23 (BSL-23), State-Trait-Angstinventar-S (STAI-S), PTSD Fragebogen für DSM-5 (PCL-5).
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