Borreliose-Hirnhautentzündung: Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

Die Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist eine durch Zecken übertragene Krankheit, die durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi verursacht wird. Auf der Nordhalbkugel ist sie die häufigste von Tieren auf Menschen übertragene Krankheit. In Deutschland sind schätzungsweise 60.000 bis 200.000 Menschen pro Jahr von einer Borreliose nach einem Zeckenstich betroffen. Obwohl die meisten Fälle glimpflich verlaufen, kann es in manchen Fällen zu schwerwiegenden Komplikationen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Entzündungen der Nervenwurzeln am Rückenmark kommen. Daher ist es wichtig, sich bestmöglich vor Zeckenstichen zu schützen, besonders im Frühling und Frühsommer, wenn die Zecken besonders aktiv sind. Bei Anzeichen einer Borreliose, wie einer typischen ringförmigen Hautrötung (Wanderröte) oder neurologischen Symptomen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Was ist Borreliose?

Borreliose ist eine multisystemische Erkrankung, die hauptsächlich die Haut betrifft, aber auch das Nervensystem, die Gelenke und das Herz in Mitleidenschaft ziehen kann. Auslöser der Borreliose sind Borrelien, bestimmte Bakterien, die beim Stich einer infizierten Zecke übertragen werden. Die Erkrankung verläuft schleichend und kann ohne Behandlung drei Stadien durchlaufen. Eine Verlaufsform der Lyme-Borreliose ist die Neuroborreliose, die sich entwickelt, wenn sich die Borrelien-Bakterien im Körper ausbreiten und dabei das Hirn oder die Nervenbahnen befallen.

Übertragung und Risikofaktoren

Die Erreger der Borreliose werden durch Zeckenstiche übertragen. In Deutschland ist je nach Region bis zu ein Drittel der Zecken mit Borrelien befallen. Allerdings führt nicht jeder Stich einer infizierten Zecke zu einer Erkrankung. Das Infektionsrisiko ist geringer, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird, und steigt nach längerem Saugen von mehr als zwölf Stunden an. Schätzungsweise erkrankt nur etwa eine von 100 von Zecken gestochenen Personen in Deutschland an einer Borreliose. Die Borreliose wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen.

Besonders gefährdet sind Personen, die sich häufig in Wäldern, Gärten oder Wiesen aufhalten, wo Zecken auf Grashalmen, an Buschzweigen und im Unterholz lauern. Zecken können auch durch Wildtiere und Haustiere, die sich im Freien aufhalten, übertragen werden.

Stadien und Symptome der Borreliose

Die Borreliose kann in verschiedenen Stadien verlaufen, wobei die Symptome je nach Stadium variieren können:

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Stadium 1: Frühe lokale Infektion

Wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenbiss kann eine kreis- oder ringförmige rote Hauterscheinung auftreten, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Im Schnitt beträgt die Inkubationszeit 7 bis 10 Tage, kann aber auch bis zu 28 Tage dauern. Die Wanderröte ist scharf abgegrenzt, schmerzt oder juckt nicht und ist in der Mitte oft aufgehellt. Sie breitet sich allmählich aus und verschwindet meist spontan wieder. Die Wanderröte ist so typisch für Lyme-Borreliose, dass ein Arzt anhand des Anblicks oft andere Erkrankungen ausschließen kann.

Neben der Wanderröte können im ersten Borreliose-Stadium weitere, allgemeine Symptome wie Schwäche, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder Bindehautentzündung auftreten.

Stadium 2: Frühe disseminierte Infektion

Das zweite Borreliose-Stadium stellt sich wenige Monate nach dem Zeckenbiss ein. Es treten oft grippeähnliche Symptome auf, und die Infektion kann nun neben der Haut auch weitere Organe betreffen.

Sofern das Nervensystem betroffen ist, kann es zu einer Gesichtslähmung, einer Nervenwurzel- oder einer Hirnhautentzündung kommen. Diese Form der Borreliose wird auch als Neuroborreliose bezeichnet. Bei Kindern äußert sich die Neuroborreliose häufiger in Form einer nichteitrigen Hirnhautentzündung, die mit starken Kopfschmerzen oder plötzlichen Gesichtslähmungen einhergehen kann.

Weitere Symptome im zweiten Stadium können akute Gelenkentzündungen (Arthritis), z. B. am Kniegelenk sein. Darüber hinaus kann die Lyme-Borreliose das Herz befallen und dann zu einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung führen und Herzrhythmusstörungen auslösen. Auch Entzündungen der Augen (z. B. die mittlere Augenhaut, auch Uveitis genannt) können entstehen.

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Eher selten ist hingegen das Auftreten einer zusätzlichen Hauterscheinung, die sogenannte Lymphadenosis cutis benigna.

Stadium 3: Späte disseminierte Infektion

In seltenen Fällen kann es zu einer späten Neuro-Borreliose kommen, die erst Monate, manchmal auch erst Jahre, nach dem Zeckenstich entsteht. Gelenkerkrankungen (Borreliose-Arthritis) sind unter den chronischen Krankheitsfolgen am häufigsten vertreten. In Einzelfällen kann es zu einer chronischen Entzündung der Haut (Acrodermatitis chronica atrophicans) kommen. Dabei verändert sich die Haut an den Innenseiten von Armen, Beinen, Fingern oder Zehen und wird im Verlauf papierdünn und bläulich.

Neuroborreliose: Eine spezielle Form der Borreliose

Die Neuroborreliose ist eine Verlaufsform der Lyme-Borreliose, bei der die Borrelien-Bakterien das Nervensystem befallen. Sie tritt bei etwa drei von 100 Erkrankten auf. Die Neuroborreliose kann verschiedene Symptome verursachen, je nachdem, welche Teile des Nervensystems betroffen sind.

Symptome der Neuroborreliose

Die Symptome der Neuroborreliose können vielfältig sein und sich je nach Stadium der Erkrankung unterscheiden. Typische Symptome sind:

  • Starke, brennende Nervenschmerzen, die sich vor allem nachts verschlimmern
  • Ein- oder beidseitige Gesichtslähmung (Fazialisparese)
  • Entzündliche Nervenreizungen, die zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen führen können
  • In seltenen Fällen Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder der Beine
  • Bei Kindern häufiger eine nichteitrige Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen oder plötzlichen Gesichtslähmungen
  • In seltenen Fällen eine chronische Neuroborreliose mit einer langsam zunehmenden spastisch-ataktischen Gangstörung in Verbindung mit Blasenstörungen

Diagnose der Neuroborreliose

Ein Verdacht auf Neuroborreliose ergibt sich, wenn Patienten einige der oben genannten Symptome aufweisen und von einem zurückliegenden Zeckenbiss berichten bzw. die Möglichkeit zu einem solchen bestand.

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Zur Diagnose der Neuroborreliose werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

  • Labortests: Im Blut und in der Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) werden spezifische Antikörper gegen Borrelien-Bakterien nachgewiesen.
  • Untersuchung des Liquors: Im Liquor werden entzündliche Veränderungen wie eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen und eine Erhöhung des Gesamteiweißes nachgewiesen.
  • Direkter Erreger-Nachweis: In speziellen Laboratorien kann der Erreger direkt im Nervenwasser nachgewiesen werden (mittels Kultur oder PCR).
  • CXCL13-Messung: In Einzelfällen wird die Neuroborreliose-Diagnose mit der Messung des CXCL13-Spiegels im Nervenwasser unterstützt.
  • Weitere Untersuchungen: Routinemäßig werden Blutparameter wie die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und das C-reaktive Protein (CRP) bestimmt. In bestimmten Fällen wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt, um Hinweise auf eine Entzündung von Hirngefäßen, eine Hirnhautentzündung, Hirnentzündung oder Hirnnervenentzündung zu finden.

Die Diagnose der Neuroborreliose wird in der Regel anhand einer Kombination mehrerer Faktoren gestellt, insbesondere im Zusammenhang mit einer entsprechenden Anamnese.

Behandlung der Neuroborreliose

Die Neuroborreliose wird mit Antibiotika behandelt. Zur Verfügung stehen Doxycyclin (als Tablette), Ceftriaxon (als Infusion), Cefotaxim (als Infusion) und Penicillin G (als Infusion). Welches Antibiotikum der Arzt auswählt, hängt von individuellen Patientenaspekten ab, wie Alter, Allergien oder Schwangerschaft. Schwangere Frauen und Kinder unter neun Jahren dürfen beispielsweise nicht mit Doxycyclin behandelt werden.

Die Dauer der Antibiotikatherapie richtet sich danach, ob eine frühe oder späte Neuroborreliose vorliegt. Bei früher Neuroborreliose werden die Antibiotika im Regelfall über 14 Tage gegeben, bei später Neuroborreliose meist 14 bis 21 Tage lang.

Bei Patienten, die sechs Monate nach der Antibiotika-Therapie immer noch beeinträchtigende Beschwerden haben, wird erneut die Hirn-Rückenmarksflüssigkeit untersucht. Wenn die Anzahl der weißen Blutkörperchen immer noch erhöht ist und es keine andere Erklärung als die Neuroborreliose dafür gibt, wird die Antibiotikatherapie wiederholt.

Die Neuroborreliose ist heilbar. Nur wenige Patienten berichten noch Jahre nach der Therapie von bestehenden Symptomen. Laut einer dänischen Studie hat eine ausgeheilte Neuroborreliose keine nachteiligen Auswirkungen auf die Lebenserwartung.

Vorbeugung von Borreliose

Da es keine Impfung gegen Borreliose gibt, ist die beste Vorbeugung die Vermeidung von Zeckenstichen:

  • Tragen Sie bei einem Aufenthalt im Wald oder auf Wiesen geschlossene Schuhe, langärmlige Hemden und lange Hosen. Ziehen Sie die Strümpfe über die Hosenbeine.
  • Wählen Sie am besten helle Kleidung, dann lassen sich die winzigen dunklen Zecken leichter erkennen und entfernen.
  • Verwenden Sie vor dem Aufenthalt in Wäldern oder Wiesen Zecken-abweisende Mittel auf die Haut. Beachten Sie dabei die Herstellerangaben. Die Wirkung der Mittel ist zeitlich begrenzt und bietet keinen vollständigen Schutz.
  • Suchen Sie nach dem Aufenthalt in der Natur den Körper gründlich nach Zecken ab. Zecken mögen warme weiche Hautstellen. Suchen Sie deshalb besonders in den Kniekehlen, in den Leisten, unter den Achseln, hinter den Ohren sowie am Kopf und Haaransatz.
  • Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich. Greifen Sie die Zecke an ihrem Kopfbereich möglichst nah der Haut und ziehen Sie diese langsam und gerade heraus. Verwenden Sie am besten eine Pinzette, eine Zeckenkarte oder ein spezielles Instrument zur Zeckenentfernung. Verzichten Sie auf Manipulationen an der Zecke zum Beispiel mit Öl, Cremes oder durch Zerquetschen, weil dadurch möglicherweise vermehrt Erreger freigesetzt werden. Desinfizieren Sie die Stichstelle im Anschluss sorgfältig.

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