Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gruppe Borrelia burgdorferi sensu lato hervorgerufen wird. Die Erkrankung kann verschiedene Organe betreffen, darunter die Haut, das Nervensystem, die Gelenke und das Herz. In seltenen Fällen kann Borreliose auch zu Taubheitsgefühlen im Fuß führen.
Was ist Borreliose?
Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa. Schätzungen zufolge kommt es in Deutschland jährlich zu 60.000 bis über 200.000 Infektionsfällen. Die Borrelien werden durch den Stich infizierter Zecken, meist des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus), auf den Menschen übertragen. Die Zecken nehmen die Bakterien durch das Blut von infizierten Mäusen, Vögeln oder anderen Tieren auf. In sehr seltenen Fällen können Menschen auch durch Mücken, Bremsen oder andere blutsaugende Insekten mit Borreliose infiziert werden.
Symptome der Borreliose
Nur etwa 1 Prozent der betroffenen Personen entwickelt nach der Infektion auch Symptome. Die Symptome der Borreliose können vielfältig sein und sich je nach Stadium der Erkrankung unterscheiden. Fachleute unterscheiden drei Stadien der Borreliose, wobei Stadium 1 und 2 als Frühstadium bezeichnet werden, Stadium 3 als Spätstadium.
Frühstadium (Stadium 1 und 2)
Das markanteste Frühsymptom der Borreliose ist die Wanderröte (Erythema migrans). Typisch ist eine randbetonte Hautrötung, die sich meist ringförmig um den Zeckenstich ausbreitet, jedoch auch an anderen Körperstellen auftauchen kann. Sie tritt bei etwa 90 Prozent der Erkrankten auf und zeigt sich im Mittel nach sieben bis zehn Tagen. Wer einen Zeckenstich hat, sollte für sechs Wochen auf Hautsymptome achten, da die Wanderröte in manchen Fällen erst nach 30 Tagen sichtbar wird.
Weitere Symptome im Frühstadium können sein:
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- Grippeähnliche Beschwerden (z. B. Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit)
- Lymphknotenschwellung
- Gelenkschmerzen
- Verfärbte Hautschwellung, z. B. an Ohrläppchen, Brustwarze (Borrelien-Lymphozytom), vor allem bei Kindern
- Multiple Erythemata migrantia (ovale Rötungen, bei Kindern auf den Wangen)
- Frühe Neuro-Borreliose: Hirnhautentzündung (lymphozytäre Meningitis) oder Entzündung der Hirnhaut und der Rückenmarksnerven (Meningo-Radikulitis), Hirnnervenlähmung, oft mit ein- oder beidseitiger Gesichtsnervenlähmung
- Entzündung des Herzens (Lyme-Karditis)
- Gelenksentzündung (Lyme-Arthritis)
Spätstadium (Stadium 3)
Erst Monate bis Jahre nach der Infektion treten die Spätsymptome einer Borreliose in Erscheinung:
- Acrodermatitis chronica atrophicans: Schwellung und später Verdünnung der Haut, Haarverlust, Verfärbung, teilweise Schmerzen
- Späte Neuro-Borreliose: Entzündung von Gehirn und Rückenmark, Lähmungen, Missempfindungen (Kribbeln, Taubheit, Schmerzen) an Armen und Beinen
- Chronische Lyme-Arthritis
Die Borreliose muss nicht bei jedem Menschen alle Stadien durchlaufen und manchmal können spätere Symptome wie die Gelenkentzündung auch schon zu Beginn auftreten. Außerdem gibt es auch Krankheitsverläufe ohne Symptome.
Taubheitsgefühl im Fuß als Symptom der Borreliose
In seltenen Fällen kann Borreliose auch zu neurologischen Symptomen wie Taubheitsgefühlen in den Füßen führen. Dies ist meist ein Zeichen einer späten Neuroborreliose, bei der die Borrelien das Nervensystem befallen haben. Die Bakterien setzen sich vor allem an den Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks fest. Typisch dafür sind starke, brennende Schmerzen rund um den betroffenen Bereich, vor allem nachts. Es kann aber auch zu Lähmungen im Gesicht, an Armen und Beinen, zu Hör- und Sehstörungen oder Taubheitsgefühlen kommen.
Diagnose der Borreliose
Borreliose bleibt immer nur eine Verdachtsdiagnose, wenn sie lediglich anhand der Symptome diagnostiziert wird. Ärztinnen und Ärzte führen deshalb bei Anzeichen auf die Erkrankung Bluttests und manchmal Untersuchungen der Rückenmarksflüssigkeit auf bestimmte Antikörper und entzündliche Reaktionen durch. In Einzelfällen gibt es die Möglichkeit, die Borrelien-Erreger direkt nachzuweisen. Laboruntersuchungen sind allerdings erst nach einem bestimmten Zeitraum und nur in Kombination mit entsprechenden Symptomen aussagekräftig.
Bei Verdacht auf eine Neuroborreliose wird auch der Liquor (das „Nervenwasser“ im Rückenmarkskanal) auf entzündliche Veränderungen und spezifische Antikörper hin untersucht. Ärztinnen und Ärzte betrachten das Ergebnis der Blutuntersuchung also nie einzeln. Sie deuten es immer in Kombination mit den bestehenden Beschwerden, um sich bei der Diagnose so sicher wie möglich zu sein.
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Behandlung der Borreliose
Um eine symptomatische Borreliose-Infektion muss mit Antibiotika behandelt werden. Je nach Ausmaß und betroffenen Organen erfolgt dies in Tablettenform (bei Hautsymptomen) oder als Infusion (wenn Gehirn oder Nerven betroffen sind oder eine chronische Form vorliegt). In der Regel erhält man das Antibiotikum über zwei Wochen, manchmal auch etwas länger. Das Ziel der Therapie ist, dass die Infektion abheilt und es nicht zu Spätfolgen kommt.
Bei akuter Neuroborreliose läuft die Behandlung über 14 Tage, bei der chronischen Form über 14 bis 21 Tage. Gängig ist etwa der Wirkstoff Doxycyclin.
Manchmal klingen die Beschwerden der Borreliose von allein ab. Allerdings erhöht sich ohne Antibiotika-Therapie das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen und Spätfolgen.
Heilungschancen und Risiken
Ja, eine Borreliose ist mit Antibiotika heilbar. Besonders hoch ist die Heilungsrate im Frühstadium. Aber selbst, wenn die Krankheitserreger Gehirn oder Nerven angegriffen haben, ist die Aussicht auf Heilung noch gut. Die Borreliose selbst ist keine tödliche Erkrankung. Da sie jedoch wichtige Organe wie das Gehirn oder das Herz schädigen kann, besteht bei einer späten Behandlung die Gefahr von bleibenden Schäden oder Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Herzproblemen. Das Risiko dafür ist jedoch sehr gering.
Eine Borreliose-Erkrankung kann gefährlich werden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und nicht mit Antibiotika behandelt wird. Dann kommt es häufig zu Symptomen des zweiten Stadiums, die das Gehirn und die Nerven, das Herz oder die Gelenke betreffen. Spätfolgen sind beispielsweise wiederkehrende Entzündungen der Gelenke oder der Haut sowie Herzprobleme (Rhythmusstörungen). Liegt eine chronische Form der Neuro-Borreliose vor, können Lähmungen, Schmerzen, Gang- oder Blasenstörungen auftreten.
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Vorbeugung gegen Borreliose
Da es bislang keine Impfung gegen Borreliose gibt, ist es wichtig, Zeckenstiche zu verhindern. Hier einige Tipps:
- Beim Aufenthalt in Wald und Wiesen langärmlige Oberteile, lange Hosen sowie geschlossene Schuhe tragen.
- Helle Kleidung wählen, um die winzigen Zecken schneller zu entdecken.
- Vor dem Gang ins Freie zeckenabweisende Mittel auftragen. Auch wenn sie nur vorübergehend und nicht hundertprozentig schützen.
- Nach dem Aufenthalt im Freien immer den Körper gründlich auf Zecken absuchen. Besonders gerne sitzen sie in den Achseln, den Leisten, den Kniekehlen oder am Kopf.
- Eine einfache Methode, das Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich zu verringern, ist, die Zecke so früh wie möglich zu entfernen. Eine infizierte Zecke benötigt mehrere Stunden, um die Bakterien auf den Menschen zu übertragen. Je früher die Zecke entfernt wird, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Infektion kommt.
Was tun bei einem Zeckenstich?
- Die Zecke nahe der Haut am Kopf mit einer Pinzette oder einem speziellen Instrument greifen. Dann langsam und gerade herausziehen.
- Auf keinen Fall vorher mit Öl oder Cremes beträufeln. Das reizt Zecken und sie setzen mehr Speichel und eventuell Bakterien frei. Das Gleiche gilt für das Zerquetschen der Tiere.
- Nach dem Entfernen die Stelle des Einstichs desinfizieren.
- Mögliche Zeckenreste fallen in der Regel nach einiger Zeit von selbst ab. Wenn der Kopf entfernt wurde, besteht durch diese Reste kein Infektionsrisiko mehr.
Ein Arztbesuch ist nach einem Zeckenstich immer sinnvoll, wenn Sie die Zecke nicht vollständig entfernen konnten, insbesondere wenn sich die Einstichstelle entzündet. Auch nach der Entfernung der Zecke ist es wichtig, weiterhin auf Symptome zu achten. Treten innerhalb von sechs Wochen Hautreaktionen auf, wie zum Beispiel die Wanderröte, oder kommt es zu grippalen Beschwerden oder anderen Krankheitszeichen, ist ebenfalls ein Besuch in der ärztlichen Praxis notwendig. Wird die Borreliose frühzeitig festgestellt und entsprechend behandelt, sind die Heilungschancen gut.
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