Lähmung durch Borreliose: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Borreliose, auch bekannt als Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit, ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Die Krankheit wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst, das sich über den Stich von Zecken und in seltenen Fällen durch andere blutsaugende Insekten auf den Menschen überträgt.

Ursachen der Borreliose

Die Hauptursache der Borreliose ist die Übertragung des Bakteriums Borrelia burgdorferi durch Zeckenstiche. Nicht alle Zecken sind Träger von Borrelien, daher führt nicht jeder Stich automatisch zu einer Infektion. Das Risiko einer Infektion steigt mit der Anzahl der Zeckenstiche und dem Alter der Zecken. Ausgewachsene Zecken sind häufiger Überträger als junge Tiere. Die Zecken durchlaufen drei Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe und adulte Zecke. In den ersten beiden Stadien sind sie besonders klein und können leicht übersehen werden.

Übertragung durch Zeckenstiche

Ein Zeckenstich ist oft schmerzlos und bleibt daher unbemerkt. Die Bakterien gelangen über den Saugrüssel der Zecke in die Haut und den Blutkreislauf, wo sie sich vermehren und verschiedene Organe befallen können. Da die Bakterien erst nach einigen Stunden vom Darm der Zecke in den Menschen gelangen, ist eine schnelle Entfernung der Zecke essenziell.

Symptome der Borreliose

Die Symptome der Borreliose können je nach Stadium der Erkrankung und individuell unterschiedlich sein. Ein typisches, aber nicht immer vorhandenes Symptom ist die Wanderröte (Erythema migrans), eine ringförmige Hautrötung um die Einstichstelle, die sich von innen her verblassend ausbreitet.

Frühe Symptome

  • Wanderröte (Erythema migrans): Tritt bei etwa 90 Prozent der Erkrankungsfälle innerhalb von drei bis 30 Tagen nach dem Zeckenstich auf. Es bildet sich eine Rötung um die Einstichstelle, die sich ringförmig ausbreitet und in der Mitte verblasst. Sie kann auch an anderen Körperstellen auftreten und einen Durchmesser von mindestens fünf Zentimetern erreichen.
  • Grippeähnliche Beschwerden: Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Lymphknotenschwellungen sind häufige Symptome einer Borrelioseinfektion.
  • Hautveränderungen: Insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und Frauen können sich kleine blaurote oder knötchenartige Schwellungen der Haut (Borrelien-Lymphozytome) bilden, die vorwiegend im Bereich der Brust, der Genitalien oder der Ohrläppchen auftreten.

Späte Symptome

  • Herzbeteiligung (Lyme-Karditis): Sehr selten führt die Borreliose zu einer Herzentzündung mit Herzrhythmusstörungen.
  • Befall des Nervensystems (Neuroborreliose): Tritt meist wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auf und betrifft das zentrale Nervensystem (ZNS). Typische Symptome sind brennende Nervenschmerzen oder auch Gesichtslähmungen. In seltenen Fällen können entzündliche Nervenreizungen zu Taubheitsgefühl, Seh- oder Hörstörungen sowie Lähmungen von Rumpf, Armen oder Beinen führen. Insbesondere bei Kindern tritt häufig eine Hirnhautentzündung mit starken Kopfschmerzen, Gesichtslähmungen und Fieber auf.
  • Chronische Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis): Eine mögliche Spätfolge der Borreliose sind schubweise und wiederkehrend auftretende Entzündungen der Gelenke, die sich oftmals erst Monate oder Jahre nach der Infektion ausbilden. Meist sind die Kniegelenke betroffen, seltener Sprung-, Ellenbogen-, Finger-, Zehen- und Handwurzelgelenke.
  • Acrodermatitis chronica atrophicans: Eine sehr seltene, dauerhafte Hautentzündung, die vor allem bei älteren Frauen auftritt und mit einer Entzündung der Nerven einhergehen kann (Polyneuropathie). Betroffen sind typischerweise die Gliedmaßen, wobei Hautveränderungen wie Rötungen, Schwellungen oder rissige Stellen sowie Anzeichen für Nervenschäden (Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen, verstärktes Schmerzempfinden) auftreten.

Neuroborreliose

Die Neuroborreliose ist eine Form der Borreliose, bei der das Nervensystem betroffen ist. Sie tritt bei etwa drei von 100 Erkrankten auf. Die Symptome beginnen meist wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich.

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Symptome der Neuroborreliose

  • Brennende Nervenschmerzen, die sich vor allem nachts verschlimmern
  • Gesichtslähmungen (Fazialisparese), ein- oder beidseitig
  • Entzündliche Nervenreizungen, die zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen führen können
  • Lähmungen des Rumpfes, der Arme oder der Beine (selten)
  • Hirnhautentzündung (Meningitis) mit starken Kopfschmerzen und Fieber, insbesondere bei Kindern

Späte Neuroborreliose

In seltenen Fällen kann sich eine späte Neuroborreliose über Monate bis Jahre entwickeln. Mögliche Anzeichen dafür sind:

  • Krampfanfälle
  • Lähmungen
  • Probleme bei der Blasen- und Darmentleerung
  • Geistige Einschränkungen
  • Verändertes Gemüt

Diagnose der Borreliose

Die Diagnose der Borreliose kann aufgrund der unspezifischen Symptome erschwert sein. Es ist wichtig, dem Arzt von einem Zeckenstich zu berichten oder darauf hinzuweisen, wenn die Möglichkeit bestand, von einer Zecke gestochen worden zu sein.

Ärztliche Untersuchung

Eine körperliche Untersuchung auf sichtbare Anzeichen für einen Zeckenstich, wie die Wanderröte, liefert ersten Aufschluss.

Labortests

Zur Abklärung des Verdachts auf Borreliose können verschiedene Labortests durchgeführt werden:

  • Nachweis von Borrelien-Antikörpern: Im Blut und in der Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) können spezifische Antikörper gegen Borrelien-Bakterien nachgewiesen werden. Allerdings lassen sich die Ergebnisse nicht immer eindeutig interpretieren, da auch nach einer längst ausgeheilten Infektion noch Antikörper nachweisbar sind.
  • Nachweis entzündlicher Liquor-Veränderungen: Finden sich im Nervenwasser Borrelien-Antikörper, sollten auch entzündliche Veränderungen im Nervenwasser nachweisbar sein, wie eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen und eine Erhöhung des Gesamteiweißes.
  • Direkter Erreger-Nachweis: In speziell dafür geschulten Laboratorien kann versucht werden, den Erreger direkt im Nervenwasser nachzuweisen (Kultur oder PCR). Dies gelingt jedoch nur in relativ wenigen Fällen und ist sehr zeitaufwendig.
  • CXCL13-Messung: In Einzelfällen kann die Messung des CXCL13-Spiegels im Nervenwasser die Neuroborreliose-Diagnose unterstützen. Ein erhöhter CXCL13-Spiegel deutet auf eine akute Neuroborreliose hin.

Weitere Untersuchungen

Routinemäßig werden auch gängige Blutparameter bestimmt, wie die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und das C-reaktive Protein (CRP). Diese Werte können auf eine systemische Infektion hindeuten. In bestimmten Fällen kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden, um Hinweise auf eine Entzündung von Hirngefäßen oder andere neurologische Veränderungen zu finden.

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Behandlung der Borreliose

Die Borreliose wird mit Antibiotika behandelt. Eine frühzeitige Behandlung kann schwere Krankheitsverläufe verhindern.

Antibiotika-Therapie

Zur Behandlung der Neuroborreliose werden häufig folgende Antibiotika eingesetzt:

  • Doxycyclin (als Tablette)
  • Ceftriaxon (als Infusion)
  • Cefotaxim (als Infusion)
  • Penicillin G (als Infusion)

Die Dauer der Antibiotikatherapie richtet sich danach, ob eine frühe oder späte Neuroborreliose vorliegt. Bei früher Neuroborreliose werden die Antibiotika im Regelfall über 14 Tage gegeben, bei später Neuroborreliose meist 14 bis 21 Tage lang.

Heilbarkeit

Die Neuroborreliose ist heilbar. Nur wenige Patienten berichten noch Jahre nach der Therapie von bestehenden Symptomen, die jedoch meist mild sind und den Alltag nicht beeinträchtigen.

Post-Lyme-Disease-Syndrom

Bestehen nach einer behandelten Neuroborreliose auch Monate und Jahre Beschwerden wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche, sprechen Ärzte von einem "Post-Lyme-Disease-Syndrom". In diesem Fall ist eine erneute Antibiotika-Therapie nicht sinnvoll.

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Vorbeugung gegen Borreliose

Es gibt keine Schutzimpfung gegen Borreliose. Der beste Schutz besteht darin, Zeckenstiche zu vermeiden.

Maßnahmen zur Vermeidung von Zeckenstichen

  • Bei Aufenthalten in risikoreichen Außenbereichen lange, glatte und helle Kleidung sowie geschlossene Schuhe tragen.
  • Zeckenabweisende Mittel auf die Haut auftragen.
  • Nach dem Aufenthalt in der Natur den Körper gründlich nach Zecken absuchen und diese umgehend entfernen.
  • Zecken mit einer speziellen Pinzette oder Zeckenkarte möglichst nah an der Haut greifen und langsam herausziehen.
  • Die Stichstelle nach Entfernung der Zecke mit einem Desinfektionsmittel reinigen.

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