Ein eingeklemmter Nerv im Brustkorb kann sehr schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Übungen und Maßnahmen, die helfen können, die Beschwerden zu lindern und zukünftigen Problemen vorzubeugen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs im Brustkorb, mit einem besonderen Fokus auf effektive Übungen zur Selbsthilfe.
Ursachen und Symptome eines eingeklemmten Nervs im Brustkorb
Ein eingeklemmter Nerv im Brustkorb entsteht meist durch Druck auf den Nerv durch umliegendes Gewebe wie Muskeln, Bänder oder Knochen. In seltenen Fällen wird der Nerv tatsächlich zwischen zwei Strukturen eingeklemmt. Der erhöhte Druck kann zu Reizungen, Entzündungen und Funktionsbeeinträchtigungen des betroffenen Nervs führen.
Mögliche Ursachen für einen eingeklemmten Nerv im Brustkorb sind:
- Muskuläre Verspannungen: Langes Sitzen, Fehlhaltungen und mangelnde Bewegung können zu Verspannungen der Muskeln im Brust-, Schulter- und Nackenbereich führen. Diese Verspannungen können Druck auf die Nerven ausüben.
- Blockaden der Brustwirbelsäule: Blockaden der Brustwirbel können die Beweglichkeit einschränken und zu muskulären Verspannungen führen, die wiederum Nerven einklemmen können.
- Rippenblockaden: Eine Rippenblockade ist eine funktionelle Störung des Gelenks zwischen Brustbein und Rippe. Sie äußert sich in einer eingeschränkten Beweglichkeit und muskulären Schutzspannung, die Nerven einklemmen kann.
- Fehl- und Überbelastung: Falsche Bewegungen, schweres Heben oder langanhaltender Husten können zu Krafteinwirkungen auf die Rippengelenke führen und Blockaden verursachen.
- Entzündungen: Entzündungen der Nerven (Neuritis) oder des umliegenden Gewebes können zu Schwellungen führen, die den Nerv einengen.
- Verschleißerscheinungen: Im Alter können Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule oder den Rippen zu Nervenreizungen führen.
Typische Symptome eines eingeklemmten Nervs im Brustkorb sind:
- Plötzliche, einseitige, dumpfe oder stechende Schmerzen im Bereich der Brustwirbel oder Rippen.
- Ausstrahlung der Schmerzen entlang der Rippenbögen oder in andere Teile des Brustkorbs.
- Schmerzen, die sich beim Einatmen oder bei bestimmten Bewegungen verstärken.
- Muskelverspannungen und Verhärtungen im Brust-, Schulter- und Nackenbereich.
- Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schwäche in Arm oder Hand (in seltenen Fällen).
- Atembeschwerden oder das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können.
Übungen zur Selbsthilfe bei einem eingeklemmten Nerv im Brustkorb
Die folgenden Übungen können helfen, die Muskeln zu entspannen, die Beweglichkeit zu verbessern und den Druck auf die Nerven zu reduzieren. Es ist wichtig, die Übungen langsam und vorsichtig auszuführen und bei Schmerzen sofort abzubrechen.
1. Dehnübungen für Brust und Körpervorderseite:
Diese Übungen helfen, die Muskeln und Faszien rund um die Brustwirbelsäule zu entspannen und die Körpervorderseite zu flexibilisieren.
- Dehnung am Türrahmen: Stellen Sie sich mit einem aufrechten Körper an einen Türrahmen. Spreizen Sie den rechten Arm seitlich bis 90 Grad ab und winkeln Sie den Ellenbogen um 90 Grad an, sodass der Unterarm nach oben zeigt. Pressen Sie den Unterarm gegen den Türrahmen, bis Sie eine Dehnung in der Brust spüren. Halten Sie die Dehnung für 30 Sekunden und wechseln Sie dann die Seite.
- Dehnung mit dem Rückenretter: Platzieren Sie den Rückenretter unter der Brustwirbelsäule und legen Sie sich entspannt darauf. Wählen Sie eine Höhe, die eine Dehnung im Brustkorb vorne erzeugt und sich gut anfühlt. Bleiben Sie ein paar Minuten in der Position und lassen Sie die Brustkorböffnung wirken. Platzieren Sie den Rückenretter anschließend ein Stück weiter oben unter der Brustwirbelsäule und legen Sie sich erneut darauf.
- Liebscher & Bracht Übungen®: Stellen Sie sich in Schrittstellung parallel zu einer Wand. Legen Sie einen Unterarm senkrecht gegen die Wand, wobei sich das gebeugte Ellenbogengelenk etwas über Schulterhöhe befindet. Drehen Sie Kopf und Oberkörper dosiert zur Gegenseite, bis Sie eine Dehnung im Bereich der Brustvorderseite der angelehnten Schulter spüren. Atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Dehnen Sie anschließend die andere Seite. Achten Sie darauf, den Schultergürtel nicht hochzuziehen oder nach vorne zu ziehen und vermeiden Sie Schmerzen auf der Rückseite des Schultergelenks.
- Arme kreuzen: Strecken Sie die Arme vor dem Körper aus und kreuzen Sie sie. Haken Sie die Finger ineinander. Schieben Sie die Arme gestreckt nach vorne, während der obere Rücken gleichzeitig nach hinten zieht.
- Dehnung der seitlichen Nackenmuskulatur: Setzen Sie sich auf einen Hocker oder Stuhl, die Beine sind leicht gespreizt und die Füße stehen etwas mehr als schulterbreit fest auf dem Boden. Strecken Sie die Wirbelsäule, indem Sie den Scheitel des Kopfes nach oben schieben. Senken Sie beide Schultern zum Boden, ziehen Sie Ihr Kinn ein und neigen Sie jetzt den Kopf zur linken Seite in Richtung Schulter, ohne ihn zu drehen. Strecken Sie Ihren rechten Arm zum Boden, bis Sie eine Dehnung im Bereich der seitlichen Nackenmuskulatur spüren. Atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Wechseln Sie anschließend zur anderen Seite. Achten Sie darauf, das Kinn zurückzuziehen, den Nacken lang zu strecken und die Schultern tief zu halten. Dehnen Sie sehr behutsam und vermeiden Sie ruckartige Bewegungen. Es sollten keine Symptome wie Schwindel oder Kribbelempfindungen auftreten.
- Dehnung des oberen Nackens: Setzen Sie sich auf einen Hocker oder Stuhl. Die Beine sind leicht gespreizt und die Füße stehen etwas mehr als schulterbreit fest auf dem Boden. Strecken Sie die Wirbelsäule, indem Sie den Scheitel des Kopfes nach oben schieben. Umfassen Sie Ihren Hinterkopf mit den Händen und schauen Sie nach unten. Senken Sie beide Schultern zum Boden, ziehen Sie Ihr Kinn ein und drücken Sie den Hinterkopf leicht nach hinten gegen die Hände. Beugen Sie nun den Kopf unter leichtem Zug der Hände in Längsrichtung der Halswirbelsäule nach vorne. Atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Spüren Sie die Dehnung im oberen Bereich des Nackens. Achten Sie darauf, das Kinn zum Brustbein zu ziehen, den Nacken lang zu strecken, die Schultern tief und die Brustwirbelsäule aufrecht zu halten.
2. Übungen zur Mobilisierung der Brustwirbelsäule:
Diese Übungen helfen, die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule zu verbessern und Blockaden zu lösen.
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- Rotation im Sitzen: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und drehen Sie den Oberkörper langsam nach rechts und links. Achten Sie darauf, den Rücken gerade zu halten und die Bewegung aus der Brustwirbelsäule herauszuführen.
- Katze-Kuh-Übung: Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Machen Sie abwechselnd einen Katzenbuckel (Rücken nach oben drücken) und ein Hohlkreuz (Rücken nach unten durchhängen lassen).
- Dehnung in Rückenlage: Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine sind angestellt. Strecken Sie den Arm auf der betroffenen Seite zur Decke. Atmen Sie tief ein und neigen Sie den Oberkörper zur gegenüberliegenden Seite.
- Rotation in Rückenlage: Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine sind angestellt. Überschlagen Sie das Bein der nicht betroffenen Seite. Atmen Sie tief ein und drehen Sie den Brustkorb von der betroffenen Seite weg. Nehmen Sie den Arm mit und drücken Sie mit der Handkante gegen die Außenseite des überschlagenen Oberschenkels.
3. Atemübungen:
Tiefe Atemübungen können helfen, das Zwerchfell zu entspannen und die Beweglichkeit des Brustkorbs zu verbessern.
- Zwerchfellatmung: Legen Sie eine Hand auf den Bauch und eine Hand auf die Brust. Atmen Sie tief in den Bauch ein, so dass sich die Hand auf dem Bauch hebt. Die Hand auf der Brust sollte sich kaum bewegen. Atmen Sie langsam wieder aus.
- Brustkorbatmung: Legen Sie die Hände seitlich auf den Brustkorb. Atmen Sie tief ein und spüren Sie, wie sich der Brustkorb weitet. Atmen Sie langsam wieder aus.
Weitere Maßnahmen zur Linderung und Vorbeugung
Neben den oben genannten Übungen gibt es noch weitere Maßnahmen, die helfen können, einen eingeklemmten Nerv im Brustkorb zu lindern und zukünftigen Problemen vorzubeugen:
- Schonung und Entlastung: Vermeiden Sie Tätigkeiten, die die Schmerzen verstärken.
- Wärme oder Kälte: Bei Muskelverspannungen kann Wärme helfen, die Muskeln zu entspannen. Bei Entzündungen kann Kälte lindernd wirken.
- Medikamentöse Behandlung: Abschwellende, entzündungshemmende und schmerzreduzierende Medikamente (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) können eingenommen werden, um die akuten Schmerzen und die Entzündung zu reduzieren. Bei starken Schmerzen kann der Arzt eine Spritze geben.
- Manuelle Therapie: Ein Orthopäde oder Manualtherapeut kann Blockaden der Wirbelsäule oder Rippen lösen und muskuläre Verspannungen behandeln.
- Kinesiotaping: Ein Kinesiotape kann helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen und Stehen. Stellen Sie den Bildschirm so ein, dass Sie nicht den Kopf nach vorne neigen müssen. Machen Sie regelmäßig Pausen, um sich zu bewegen und zu dehnen.
- Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie Sport oder machen Sie andere körperliche Aktivitäten, um die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten. Geeignete Sportarten sind z.B. Schwimmen, Yoga oder Pilates.
- Stressmanagement: Stress kann zu Muskelverspannungen führen. Finden Sie Wege, um Stress abzubauen, z.B. durch Entspannungsübungen, Meditation oder Sport.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und ein normales Gewicht.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen kann ein eingeklemmter Nerv im Brustkorb mit den oben genannten Übungen und Maßnahmen selbst behandelt werden. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:
- Wenn die Schmerzen sehr stark sind oder sich trotz Selbstbehandlung nicht bessern.
- Wenn Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Schwäche in Arm oder Hand auftreten.
- Wenn Atemnot oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten.
- Wenn die Schmerzen nach einem Unfall oder einer Verletzung aufgetreten sind.
- Wenn Vorerkrankungen wie Herzerkrankungen oder Lungenerkrankungen vorliegen.
Ein Arzt kann die Ursache der Beschwerden abklären und eine geeignete Behandlung empfehlen. In einigen Fällen kann eine weitere Diagnostik erforderlich sein, z.B. eine Röntgenaufnahme, ein MRT oder eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung.
Ärztliche Behandlungsmöglichkeiten
Die ärztliche Behandlung eines eingeklemmten Nervs im Brustkorb kann je nach Ursache und Schweregrad der Beschwerden variieren. Mögliche Behandlungen sind:
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- Medikamente: Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Muskelrelaxantien oder Antidepressiva können zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
- Injektionen: Injektionen mit Kortikosteroiden oder Lokalanästhetika können helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann spezielle Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Stärkung der Muskeln und Linderung der Schmerzen anleiten.
- Manuelle Therapie: Ein Orthopäde oder Manualtherapeut kann Blockaden der Wirbelsäule oder Rippen lösen und muskuläre Verspannungen behandeln.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu entlasten.
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