Neurochirurgie am Carl-Thiem-Klinikum Cottbus: Fortschrittliche Behandlung und Innovation

Das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus hat sich als wichtiger Standort für neurochirurgische Behandlungen etabliert. Als Teil der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT) bietet die Klinik modernste Technik und eine umfassende Patientenversorgung. Die Neurochirurgische Klinik des CTK zeichnet sich durch ein breites Spektrum an Behandlungen von Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungsfolgen des Nervensystems aus.

Leistungsspektrum der Neurochirurgie

Die Neurochirurgie am CTK deckt ein weites Feld an Eingriffen ab, darunter:

  • Ambulante spezialfachärztliche Eingriffe: Diese werden bei chronischen oder therapieresistenten Schmerzen durchgeführt. Beispiele hierfür sind die mikrovasculäre Dekompression der Radix N. trigemini (JANETTA-Operation), die Thermokoagulation des Ganglion trigeminale bei Trigeminus-Neuralgie und die Thermokoagulation im Bereich der Hinterwurzel-Eintritts-Zone („DREZ“-Operation) bei Deafferenzierungsschmerzen.
  • Tiefe Hirnstimulation: Hierbei werden stereotaktisch geführte intrazerebrale Sonden zur tiefen Hirnstimulation bei extrapyramidal-motorischen Bewegungsstörungen (M. Parkinson) implantiert.
  • Implantation von Stimulationssonden: Die Klinik führt sowohl die Implantation von intrazerebralen als auch von intraspinalen Stimulationssonden durch.
  • Chirurgie der Hirntumoren: Die Klinik behandelt sowohl gutartige als auch bösartige Hirntumore.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Ein besonderes Merkmal der Neurochirurgie am CTK ist die enge Kooperation mit anderen Kliniken und Instituten im Rahmen von interdisziplinären Zentren. Dies ermöglicht es, für jeden Patienten die wirksamste und schonendste Therapieform zu wählen. Die Klinik beteiligt sich vorwiegend am Tumorzentrum und am Wirbelsäulenzentrum, deren Leiter der Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik ist.

Das Team der Neurochirurgie

Das Team der Neurochirurgie besteht aus erfahrenen Ärzten und Pflegekräften, die sich der bestmöglichen Versorgung der Patienten verschrieben haben. Zum ärztlichen Bereich gehören:

  • Prof. Dr. Ehab Shiban (Chefarzt der Neurochirurgie)
  • Thomas Marx (Geschäftsführender leitender Oberarzt Neurochirurgie)
  • Dr. med. Falk Scheurich (Oberarzt Neurochirurgie)
  • Jennifer Patzer (Fachärztin für Neurochirurgie)
  • Maik Kähler (Facharzt für Neurochirurgie, ZB Notfallmedizin)
  • Dr. med. (Stationsarzt NCH/ NC1)

Das Pflegeteam der Station NCH/ NC1 betreut Patienten mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern und arbeitet eng mit anderen Berufsgruppen zusammen, darunter Sozialarbeit, Psychologie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie sowie Experten für Wundmanagement, Ernährungsberatung und Diabetesberatung.

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Forschung und Innovation

Die Neurochirurgie am CTK ist nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in der Forschung aktiv. Dies zeigt sich beispielsweise in der Beteiligung an der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT) und in der Durchführung von weltweit beachteten Operationen im Ausland.

Weltpremiere in Tansania

Ein Ärzteteam der MUL - CT unter der Leitung von Prof. Dr. Ehab Shiban führte im Bugando Medical Centre (BMC) in Mwanza, Tansania, mehrere hochkomplexe Hirntumor-Operationen durch. Dabei kamen fortschrittliche Technologien wie neuronavigierte Tumorresektion, intraoperatives Neuromonitoring und intraoperative Strahlentherapie (IORT) zum Einsatz. Erstmals wurde auf dem afrikanischen Kontinent eine intraoperative Strahlentherapie am Gehirn durchgeführt.

Die Auswahl der zu behandelnden Patientinnen und Patienten konzentrierte sich auf bösartige und ungewöhnlich große Gehirntumoren, deren extreme Größe in Europa eher selten vorkommt. Die Ursache dafür ist eine schlechtere, spätere und lückenhafte Diagnostik im Land und ein prekärer Zugang zu adäquaten Therapien. Direkt im Anschluss an die einzelne Tumorentfernung erfolgte eine sofortige histopathologische Untersuchung in Echtzeit, um mögliche bösartige Tumorreste abzuklären. Bestätigte sich der Verdacht, wurde das Tumorbett noch während desselben Eingriffs mit der intraoperativen Strahlentherapie behandelt - ein Verfahren, das üblicherweise erst zwei bis drei Wochen nach der Operation zum Einsatz kommt.

Prof. Dr. Shiban zählt zu den wenigen Ärzten weltweit, die diese hochkomplexen Eingriffe überhaupt beherrschen. Die intraoperative Strahlentherapie ist bislang kaum etabliert und stellt gerade unter den schwierigen Bedingungen in Tansania eine echte medizinische Innovation dar. Gleichzeitig stellt sie sicher, dass Patientinnen und Patienten nicht an einer nachgelagerten, organisatorisch schwer realisierbaren Strahlentherapie scheitern. Die Strahlentherapie ermöglicht eine einmalige, zielgerichtete Bestrahlung des Tumorbetts unmittelbar nach der Resektion ohne Zeitverzug und mit hoher Präzision. Somit stellt sie nicht nur eine technologische Innovation dar, sondern eine potenziell lebensverlängernde Maßnahme. Insbesondere bei Hochrisikotumoren wie Glioblastomen oder solitären Hirnmetastasen könne sie einen entscheidenden therapeutischen Vorteil schaffen und die onkologische Versorgungslücke signifikant schließen, so der Leitende Oberarzt Dr. Henning Kahl.

Operation und Live-Diagnostik wurden in Echtzeit nach Deutschland übertragen und dort unmittelbar ausgewertet - ein medizinisches Novum, das den Menschen in Mwanza völlig neue Behandlungschancen eröffnet. Zum Einsatz kamen hochmoderne Geräte deutscher Hersteller, darunter Systeme für Neuro-Navigation, Neuro-Monitoring, intraoperative Strahlentherapie und digitale Histopathologie. Nach der Einsatzwoche wurden die operierten Patienten mittels einer digitalen Visite weiterhin von Deutschland aus betreut.

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Die Einsatzwoche ist Teil einer strategischen Partnerschaft zwischen der MUL - CT und dem Bugando Medical Centre (BMC) Mwanza in Tansania. Ziel neben der Durchführung der anspruchsvollen Operationen ist der Aufbau eines langfristigen Kooperationsnetzwerks mit Perspektiven wie jährlichen operativen Einsatzwochen, der Einrichtung eines IORT-Schwerpunkts in Ostafrika, begleitenden Fortbildungsformaten wie Hands-on-Kursen, Telemedizin und Fallbesprechungen sowie gemeinsamer Forschung und Publikationen. Langfristig ist der Aufbau einer Neurochirurgischen Klinik unter Leitung von Dr. geplant. Der Einsatz wird unterstützt durch die Neurochirurgische Klinik der MUL - CT, die Bereitstellung mobiler Medizintechnik durch Industriepartner sowie lokale Unterstützung durch das tansanische Gesundheitsministerium.

Schlaganfallversorgung

Die Neurochirurgie am CTK spielt auch eine wichtige Rolle in der Schlaganfallversorgung. Die überregional zertifizierte Stroke Unit der Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT) bietet eine professionelle Versorgung von Schlaganfallpatienten.

Ein Beispiel hierfür ist die erfolgreiche Behandlung von Mathias Zierke, der mit einem akuten Schlaganfall in die Klinik eingeliefert wurde. Aufgrund der Symptomatik wurde von einem Schlaganfall ausgegangen und eine Computertomografie des Kopfes und der hirnversorgenden Arterien initiiert. Nach Auswertung der Untersuchung bestätigte sich der Verdacht: Verschluss der mittleren Hirnarterie durch einen Thrombus, der sich an der hochgradigen Verengung der Halsschlagader gebildet hat. In einem minimalinvasiven Eingriff wurde ein Katheter von der Leistenarterie eingeführt und über einen dünnen Draht bis unmittelbar vor den Thrombus in der verschlossenen Hirnarterie navigiert. Der gesamte Eingriff dauerte nicht einmal eine Stunde und Herr Zierke wurde noch auf dem Untersuchungstisch aus der Narkose erweckt. Nach dem Eingriff wurde er zur Risikoabklärung auf die Stroke Unit des Klinikums verbracht.

Die Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT)

Die Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL - CT) ist ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens in der Region. Sie setzt zukunftsorientierte Zeichen durch ihre Forschungsschwerpunkte Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens. Ziel ist es, die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger der Lausitz auch in Zukunft mit allen Stakeholdern gemeinsam ermöglichen zu können. Dies soll durch ein zukunfts- und nachhaltigkeitsorientiertes modernes, vernetztes Gesundheitswesen über alle Versorgungsgrenzen hinweg geschehen.

Die MUL - CT engagiert sich auch in der Ausbildung von internationalem medizinischem Fachpersonal. Mit dem Qualifizierungsprogramm „Next Step“ bereitet die Akademie der Medizinischen Universität Lausitz internationale Ärztinnen und Ärzte mit Wohnsitz in Cottbus gezielt auf den Einstieg in das Verfahren zur Approbationsanerkennung vor.

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