Carotis-Doppler-Sonographie in der Neurologie: Eine umfassende Untersuchung

Die Carotis-Doppler-Sonographie (CDS) ist eine wichtige diagnostische Methode in der Neurologie, die es ermöglicht, die Halsschlagadern (Arteriae carotides) und andere hirnversorgende Gefäße nicht-invasiv zu beurteilen. Diese Untersuchungsmethode spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung von Gefäßerkrankungen, insbesondere der Arteriosklerose, und trägt somit zur Prävention von Schlaganfällen bei.

Was ist eine Carotis-Duplex-Sonographie?

Die Carotis-Duplex-Sonographie ist eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern. Sie ist nicht invasiv und sicher. Bei diesem ungefährlichen Verfahren müssen Ärzte und Ärztinnen nicht operativ in den Körper eindringen, um die gewünschten Erkenntnisse zu erlangen. Die Halsschlagader (Arteria carotis) versorgt unter anderem das Gehirn mit Blut. Die Untersuchung dient der Diagnostik verschiedener Erkrankungen und kann auch Aufschluss über den Zustand des gesamten Gefäßsystems inklusive der Herzkranzgefäße liefern.

Die Technik hinter der CDS

Die CDS kombiniert zwei Ultraschalltechniken:

  • Doppler-Sonographie: Diese Technik misst die Geschwindigkeit des Blutes in den Gefäßen. Mit einem Ultraschallkopf werden Schallwellenbündel ausgesendet. Trifft das Schallwellenbündel auf eine sich bewegende Fläche, so reflektiert es einen Teil der Wellen. Dadurch entsteht der Doppler-Effekt. Wenn sich der einfallende und der reflektierte Schall überlagern, wird ein Ton erzeugt, der durch eine Verstärkung hörbar gemacht wird. Daraus ergeben sich Informationen über Richtung und Geschwindigkeit des Blutflusses.
  • Duplex-Sonographie: Diese Technik erzeugt ein Bild der Blutgefäße. Durch moderne Ultraschallverfahren können Gefäßwände und atherosklerotische Gefäßwandablagerungen hochauflösend dargestellt werden. Darüber hinaus erlaubt die Farbduplexsonografie eine Darstellung des Blutflusses und der Strömungsverhältnisse der hirnversorgenden Gefäße. Aus diesen Informationen lassen sich atherosklerotische Gefäßverkalkungen und eventuell hieraus resultierende Stenosen (Einengungen) und Einschränkung der Durchblutung des Gehirns sehr genau diagnostizieren. Mit Hilfe der farbcodierten Duplexsonographie wird die Richtung des Blutstroms verschiedenfarbig wiedergegeben. Der Blutstrom zum Schallkopf hin wird meist in roter Farbe dargestellt, der Blutstrom vom Schallkopf weg in blauer Farbe.

Durch die Kombination dieser beiden Techniken können Ärzte und Ärztinnen sowohl die Struktur der Gefäße als auch die Blutflussgeschwindigkeit beurteilen.

Ablauf der Untersuchung

Während der Untersuchung liegen die Patienten und Patientinnen in der Regel auf dem Rücken, selten erfolgt der Ultraschall auch in sitzender Position. Der Spezialist wird den Patienten bitten, den Kopf etwas nach hinten zu neigen. Durch die gestreckte Haltung des Halses wird die Untersuchung der Halsschlagader deutlich einfacher. Um zwischen Ultraschallkopf und Haut einen besseren Kontakt herstellen und damit ein klareres Bild auf dem Monitor erhalten zu können, wird ein spezielles Gel aufgetragen, welches recht kühl ist. Zur Untersuchung der Carotis wird der Ultraschallkopf dann langsam auf beiden äußeren Seiten des Halses entlang der Carotis geführt. Die Untersuchung dauert insgesamt ungefähr 15 Minuten.

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Wann ist ein Ultraschall der Halsschlagader sinnvoll?

Die Carotis-Duplex-Sonographie hilft Ärzten und Ärztinnen, verengte Gefäßstellen (Stenosen) zu finden, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können.

Indikationen für eine CDS

Eine Carotis-Doppler-Untersuchung ist in folgenden Fällen ratsam:

  • Risikofaktoren für Arteriosklerose: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen
  • Bestehende arteriosklerotische Erkrankungen: Koronare Herzkrankheit, Schaufensterkrankheit
  • Neurologische Symptome:
    • Vorübergehende Beeinträchtigungen des Sehvermögens
    • Verminderte Kraft in den Gliedmaßen
    • Sprach- und Wortfindungsstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
    • Koronare Herzerkrankung oder bereits erlittenem Herzinfarkt
    • Vorerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzstolpern und Vorhofflimmern
    • Bekannte Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
    • Anlagebedingte Schwäche der Gefäßwände
  • Sonstige Risikofaktoren:
    • Dauerhafter privater und/oder beruflicher Stress
    • Leistungssport

Ziele der Untersuchung

Die CDS dient verschiedenen Zielen:

  • Früherkennung von Gefäßerkrankungen: Insbesondere die Erkennung von Arteriosklerose und ihren Vorstadien.
  • Beurteilung des Schweregrads von Stenosen: Bestimmung des Stenosegrads im Rahmen der Intima-Media-Messung (Messung der Dicke der inneren und äußeren Schicht der Gefäßwand).
  • Abklärung von Schlaganfallursachen: Die CDS ist eine Standardmethode in der Ursachenklärung von Schlaganfällen.
  • Überwachung nach gefäßchirurgischen Eingriffen: Zur Kontrolle des Erfolgs von Operationen oder Stentimplantationen.

Ultraschall der Halsschlagader: Was bedeuten die Werte?

Bei einer Carotis-Untersuchung bestimmen Ärzte und Ärztinnen mithilfe der Duplex-Sonographie, inwieweit eine Stenose (Verengung) vorliegt. Dafür ermitteln sie die Strömungsgeschwindigkeit sowie den Durchmesser der Arterie. Beim Ultraschall der Halsschlagader spielen die Werte der Arteria carotis communis, die direkt aus dem Aortenbogen entspringt, sowie der aus ihr entstehenden Arteria carotis interna und der Arteria carotis externa eine Rolle.

Normwerte und ihre Interpretation

Als Normwerte für den Durchmesser gelten:

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  • Arteria carotis communis: 6,0 bis 6,2 Millimeter
  • Arteria carotis interna: 4,7 bis 4,9 Millimeter
  • Arteria carotis externa: 4,0 bis 4,3 Millimeter

Ein normales Strömungsvolumen zeigen in der Regel folgende Werte:

  • Arteria carotis communis: 373 bis 434 Milliliter pro Minute
  • Arteria carotis interna: 224 bis 277 Milliliter pro Minute
  • Arteria carotis externa: 145 bis 175 Millilitern pro Minute

Von bestimmten Normwerten sprechen Fachleute immer in Abhängigkeit vom Alter, sodass es für Patienten und Patientinnen selbst schwierig ist, die Zahlen der Carotis-Duplex-Sonographie zu beurteilen. Durch die altersbestimmten variablen Messungen ergeben sich relativ große Wertspannen. Grundsätzlich gilt: Bei einer Gefäßverengung von mehr als 70 Prozent, was einer hochgradigen Stenose entspricht, empfehlen Ärzte und Ärztinnen eine Operation.

Interpretation der Ergebnisse

Die Interpretation der Ergebnisse einer CDS erfordert Fachkenntnisse und Erfahrung. Ärzte und Ärztinnen berücksichtigen bei der Beurteilung verschiedene Faktoren, darunter:

  • Gefäßdurchmesser: Verengungen oder Erweiterungen der Gefäße.
  • Blutflussgeschwindigkeit: Erhöhte oder verminderte Flussgeschwindigkeiten können auf Stenosen oder andere Gefäßerkrankungen hinweisen.
  • Plaque-Morphologie: Beurteilung der Beschaffenheit von Plaques (hart oder weich).
  • Strömungsverhältnisse: Turbulenzen oder Strömungsumkehr können auf Gefäßveränderungen hindeuten.
  • Intima-Media-Dicke (IMT): Eine erhöhte IMT ist ein Zeichen für Arteriosklerose.

Carotis-Doppler-Untersuchung versus Carotis-Duplex-Sonographie

Bei der Carotis-Duplex-Sonographie erhalten Ärzte und Ärztinnen zwei Informationen gleichzeitig: das Bild der Halsschlagader und die Blutflussgeschwindigkeit. Auf dem Monitor zeigt sich eine bildliche Darstellung des untersuchten Gefäßabschnittes (entweder in Farbe oder Schwarz-Weiß) sowie eine Kurve, die die Blutströmung abbildet. Der Doppler-Ultraschall der Halsschlagader gibt hingegen lediglich Aufschluss über die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes. Eine speziell entwickelte Technik ermöglicht es, sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Verengungen der Carotis lassen sich mit der Doppler-Untersuchung feststellen. Auch die Messung des Blutdrucks ist möglich, selbst wenn Ärzte und Ärztinnen den Puls nicht mehr mit dem Finger ertasten können. Die gewonnenen Erkenntnisse nutzen Mediziner und Medizinerinnen für die Diagnostik.

Beiden Untersuchungsmethoden liegt die Ultraschalltechnik zugrunde, sie finden in der Klinik häufig Anwendung. Ärzte und Ärztinnen entscheiden immer individuell, welches Verfahren zum Einsatz kommt. Für Patienten und Patientinnen unterscheidet sich vor allem der Ultraschallkopf.

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Carotis-Untersuchung: Mögliche Komplikationen und Risiken

Durch den Ultraschall selbst ergeben sich keine Komplikationen oder Gefahren für Patienten und Patientinnen. Die Untersuchung der Halsschlagader ist vollkommen ungefährlich. Allerdings können Folgeuntersuchungen wie eine Computertomographie (CT) notwendig sein, wenn Ärzte und Ärztinnen bei der Carotis-Duplex-Sonographie Auffälligkeiten feststellen. Dadurch sind die Betroffenen Röntgenstrahlen und manchmal auch Kontrastmitteln ausgesetzt, die zu Nebenwirkungen führen können oder womöglich langfristig dem Körper schaden.

Der Ultraschall der Halsschlagader gilt als sichere diagnostische Methode, die Genauigkeit der Untersuchung hängt aber immer auch von den untersuchenden Ärzten und Ärztinnen ab. Falsche Befunde oder unklare Erkenntnisse der Sonographie sind immer möglich. Wenn also keine Beschwerden vorliegen, lässt sich das Risiko einer Fehldiagnose mit eventuell folgenden weiteren diagnostischen Maßnahmen vermeiden.

Welche Ärzte und Ärztinnen führen einen Ultraschall der Halsschlagader durch?

Wenn Sie ihre Halsschlagader mit einem Ultraschall untersuchen lassen möchten, fragen Sie sich sicherlich, welcher Arzt oder welche Ärztin dafür zuständig ist. Pauschal gibt es darauf keine Antwort, da Mediziner und Medizinerinnen aus verschiedenen Fachrichtungen eine Carotis-Duplex-Sonographie durchführen können.

Grundsätzlich müssen für die Untersuchung ein geeignetes Ultraschallgerät und eine ausgebildete Fachkraft vor Ort sein. Nicht jede Arztpraxis verfügt über ein solches Gerät. Hausärzte und Hausärztinnen mit Erfahrung auf dem Gebiet sowie Internisten und Internistinnen können in der Regel einen Ultraschall der Halsschlagader vornehmen. Je nach individueller Erfahrung sind zum Beispiel Hausärzte und Hausärztinnen und Gefäßmediziner und Gefäßmedizinerinnen dafür zuständig.

Welche Kosten verursacht ein Ultraschall der Halsschlagader?

Die Kosten für einen Ultraschall der Halsschlagader übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen nur bei Beschwerden der Patienten und Patientinnen sowie bei bestehendem Verdacht auf Gefäßverengungen. Zudem können Ärzte und Ärztinnen die Kosten für das Kontrollieren der Carotis durch Abhören ab einem Alter von 18 Jahren einmalig und ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre im Rahmen eines allgemeinen Gesundheitschecks mit der Krankenkasse abrechnen.

Ansonsten gehört die Carotis-Untersuchung zu den sogenannten IGeL, den Individuellen Gesundheitsleistungen. Patienten und Patientinnen müssen den Ultraschall der Halsschlagader als ergänzende Herz-Kreislauf-Vorsorge selbst bezahlen, wenn sie die Untersuchung wünschen. Die Kosten betragen in der Regel zwischen 50 und 90 Euro pro Halsseite.

Die Rolle der CDS bei der Vorbeugung von Schlaganfällen

Die Carotis-Doppler-Sonographie ist ein wertvolles Instrument zur Vorbeugung von Schlaganfällen. Durch die frühzeitige Erkennung von Gefäßverengungen und anderen Risikofaktoren können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um das Schlaganfallrisiko zu senken. Zu diesen Maßnahmen gehören:

  • Lebensstiländerungen: Rauchstopp, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung
  • Medikamentöse Therapie: Blutdrucksenker, Cholesterinsenker, Thrombozytenaggregationshemmer
  • Operative Eingriffe: Karotis-Endarteriektomie (TEA), Stentimplantation

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