Cetirizin und Epilepsie: Wechselwirkungen, Anwendung und Sicherheit

Antihistaminika sind weit verbreitete Medikamente zur Behandlung von Allergien. Sie wirken, indem sie die Effekte von Histamin blockieren, einem körpereigenen Stoff, der bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Es gibt verschiedene Generationen von Antihistaminika, die sich in ihrer Wirkungsweise und ihren Nebenwirkungen unterscheiden.

Antihistaminika: Ein Überblick

Bei einer Allergie stuft das Immunsystem eine harmlose Substanz als Bedrohung ein und produziert vermehrt IgE-Antikörper. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen binden diese Antikörper an Mastzellen in Haut und Schleimhaut, was zur Freisetzung von Histamin führt. Dies löst allergische Reaktionen wie Juckreiz und tränende Augen aus.

Generationen von Antihistaminika

  • Antihistaminika der ersten Generation: Diese Wirkstoffe, wie Dimetinden und Doxylamin, passieren die Blut-Hirn-Schranke und können im zentralen Nervensystem wirken. Sie haben oft eine leicht sedierende Wirkung und können als Schlafmittel oder gegen Übelkeit eingesetzt werden. Bei Kindern ist jedoch Vorsicht geboten.
  • Antihistaminika der zweiten Generation: Diese Wirkstoffe, wie Cetirizin, sind spezifischer für den H1-Rezeptor und weniger dämpfend. Sie passieren die Blut-Hirn-Schranke nicht und verursachen daher seltener Müdigkeit. Sie haben eine längere Wirkdauer und müssen in der Regel nur einmal täglich eingenommen werden.

Das Risiko von Antihistaminika der ersten Generation bei Kindern

Eine Studie aus Südkorea untersuchte, ob die Behandlung mit Antihistaminika der ersten Generation bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren das Auftreten von Epilepsie begünstigen kann. Die Analyse von Krankenversicherungsdaten zeigte, dass bei Kindern, die mit diesen Wirkstoffen behandelt wurden, häufiger epileptische Anfälle auftraten. Das Risiko für Epilepsie war in Verbindung mit Antihistaminika der ersten Generation um bis zu 22 Prozent erhöht.

Cetirizin: Ein Antihistaminikum der zweiten Generation

Cetirizin ist ein Antihistaminikum der zweiten Generation, das zur Behandlung verschiedener allergischer Beschwerden eingesetzt wird, darunter:

  • Heuschnupfen (allergische Rhinitis)
  • Chronische allergische Rhinitis
  • Allergische Bindehautentzündung
  • Chronische idiopathische Urtikaria (Nesselsucht)

Wirkungsweise von Cetirizin

Cetirizin wirkt antiallergisch, antihistaminisch und entzündungshemmend. Es blockiert selektiv den H1-Rezeptor, wodurch die Wirkung von Histamin verhindert wird. Nach der Einnahme wird Cetirizin schnell und gut resorbiert, wobei maximale Plasmaspiegel bereits nach 40 bis 60 Minuten erreicht werden. Der Wirkstoff wird kaum metabolisiert und zu 70 % renal ausgeschieden. Aufgrund seiner langen Wirkdauer muss Cetirizin in der Regel nur einmal täglich eingenommen werden, vorzugsweise am Abend.

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Anwendung von Cetirizin

Die empfohlene Dosis beträgt in der Regel 10 mg Cetirizin als Filmtablette oder 20 Tropfen einmal täglich. Bei Bedarf kann die Dosis bei asthmatoiden Zuständen allergischen Ursprungs auf 2 Filmtabletten täglich erhöht werden. Für Kinder ab sechs Jahren ist die Dosierung in der Regel eine halbe Filmtablette (5 mg) täglich oder eine ganze Filmtablette, verteilt auf zwei Dosen. Die Behandlungsdauer richtet sich nach Art, Dauer und Verlauf der Beschwerden.

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Cetirizin

Bisher sind keine relevanten Wechselwirkungen von Cetirizin mit anderen Arzneimitteln bekannt. Als häufigste Nebenwirkungen können leichte Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit auftreten.

Cetirizin und Epilepsie: Was ist zu beachten?

Obwohl Cetirizin ein Antihistaminikum der zweiten Generation ist und die Blut-Hirn-Schranke kaum passiert, ist bei Patienten mit Epilepsie oder Krampfneigung Vorsicht geboten. In der Fachinformation von Cetirizin wird Epilepsie als ein Punkt genannt, der eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfordert.

Empfehlungen für Patienten mit Epilepsie

  • Ärztliche Rücksprache: Patienten mit Epilepsie sollten vor der Einnahme von Cetirizin unbedingt ihren Arzt konsultieren.
  • Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung: Der Arzt wird die individuellen Risiken und Vorteile der Behandlung mit Cetirizin abwägen.
  • Geringe Dosis: Falls Cetirizin als notwendig erachtet wird, sollte die niedrigstmögliche wirksame Dosis gewählt werden.
  • Beobachtung: Patienten sollten während der Behandlung mit Cetirizin auf mögliche Anzeichen einer Verschlechterung ihrer Epilepsie achten.

Loratadin und Cetirizin: Ein Vergleich

Oft werden die Wirkstoffe Loratadin und Cetirizin verglichen, da beide zur Behandlung von Allergien eingesetzt werden. Lorano® ist eine geschützte Handelsmarke für Medikamente gegen Allergie in Tablettenform, die entweder Loratadin (Lorano® akut) oder Desloratadin (Lorano® Pro) enthalten. Cetirizin ist der Name eines anderen Wirkstoffs, der sich ebenfalls bei Allergiebeschwerden bewährt hat.

Unterschiede in der Wirkweise

  • Wirkungseintritt: Cetirizin wirkt in der Regel schneller als Loratadin, da es nicht erst in der Leber in einen aktiven Metaboliten umgewandelt werden muss.
  • Verteilung im Gewebe: Cetirizin verteilt sich besser im Gewebe und scheint eine etwas ausgedehntere Wirksamkeit zu haben.
  • Zulassung: Cetirizin ist zusätzlich zur Linderung allergischer Symptome der Augen bei Heuschnupfen zugelassen, Loratadin nicht.

Verträglichkeit

Sowohl Cetirizin als auch Loratadin werden von den meisten Anwendern gut vertragen. Schläfrigkeit ist eine mögliche Nebenwirkung, tritt aber bei Loratadin tendenziell seltener auf.

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Weitere wichtige Informationen

  • Allergietests: Cetirizin und Loratadin können Allergen-Hauttests verfälschen. Daher sollte die Einnahme vor einem solchen Test pausiert werden.
  • Schwangerschaft: Cetirizin kann während der Schwangerschaft eingenommen werden, da Studien keine Schädigung des ungeborenen Kindes gezeigt haben.
  • Alkohol: Alkohol kann die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke erhöhen und die dämpfende Wirkung von Antihistaminika verstärken.
  • Kombinationspräparate: Cetirizin ist auch in Kombination mit Pseudoephedrin erhältlich, um bei Heuschnupfen gleichzeitig die Nase zu befreien. Bei bestimmten Vorerkrankungen und bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente ist hier jedoch Vorsicht geboten.

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