Charité Neurologie Notaufnahme: Umfassende Informationen für Patienten und Fachpersonal

Die Charité Universitätsmedizin Berlin, einer der größten Notfallversorger Deutschlands und international, bietet an ihren verschiedenen Standorten eine umfassende neurologische Notfallversorgung. Ein erheblicher Teil der Akutpatienten stellt sich hier mit neurologischen Leitsymptomen vor. Dieser Artikel fasst wichtige Informationen über die neurologische Notaufnahme der Charité zusammen, einschließlich der Standorte, des Behandlungsspektrums, der Spezialsprechstunden und relevanter Forschungsschwerpunkte.

Zentrale Notaufnahme am Campus Mitte: Das Rudolf-Nissen-Haus

Die Charité hat an ihrem Campus Mitte eine neue zentrale Notaufnahme im Rudolf-Nissen-Haus eröffnet. Diese Einrichtung ist der erste Bereich, der in das neue Charité Notfallzentrum Mitte umzieht, während die bisherige Rettungsstelle in der Luisenstraße geschlossen wurde. Die neue Notaufnahme ist auf die Versorgung von etwa 60.000 Patienten jährlich ausgelegt und mit allen klinischen Bereichen der Charité vernetzt. Schwere Fälle können direkt im Reanimationsraum versorgt und mittels CT untersucht werden. Eine Aufnahmestation mit sieben Betten sowie zwei Untersuchungs- und Behandlungsräumen ermöglicht die Überwachung und Diagnostik von Patienten bis zu 24 Stunden.

Das Charité Notfallzentrum Mitte - Rudolf-Nissen-Haus umfasst rund 7.800 Quadratmeter und beherbergt neben der zentralen Notaufnahme einen OP-Bereich mit 15 OP-Sälen und einen intensivmedizinischen Bereich mit 71 Patientenbetten.

Notfallversorgung an den verschiedenen Standorten

Das Notfallzentrum der Charité befindet sich an den Standorten Campus Benjamin Franklin (CBF), Campus Charité Mitte (CCM) und Campus Virchow-Klinikum (CVK). Die Notaufnahmen der Charité sind täglich 24 Stunden erreichbar und bieten eine kompetente medizinische Akutversorgung für alle Notfälle. Die Behandlung erfolgt entsprechend der Dringlichkeit und Schwere des Krankheits- oder Verletzungsbildes.

Die Kindernotaufnahme CVK ist die primäre Anlaufstelle der Berliner Charité für alle akuten Notfälle bei Patientinnen und Patienten unter 18 Jahren - 24 Stunden täglich und 365 Tage im Jahr. Zusätzlich wurde die KV-Notdienstpraxis für Kinder und Jugendliche eingerichtet, um die Kinderrettungsstelle zu unterstützen und die Wartezeiten für die Patientinnen und Patienten insgesamt zu verkürzen.

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Behandlungsspektrum der Neurologischen Notaufnahme

Die Neurologischen Abteilungen der Charité versorgen jährlich über 2000 Patienten mit akuten vaskulären Erkrankungen des Gehirns. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Behandlung des ischämischen Schlaganfalls, der durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns auftritt. In verschiedenen Projekten zur Hämodynamik des ischämischen Schlaganfalls werden die Auswirkungen verschiedener therapeutischer Maßnahmen (z.B. medikamentös induzierte Hypertonie, kontrollierte Hypothermie-Behandlung) auf die zerebrale Perfusion untersucht. Auch werden mögliche bisher wenig beachtete Risikofaktoren für die Entwicklung eines malignen Hirnödems bei raumforderen Infarkten analysiert. Im Hinblick auf intrazerebrale Blutungen und Subarachnoidalblutungen werden sowohl klinische Aspekte beleuchtet als auch innovative diagnostische Ultraschallverfahren zur Beurteilung von Vasospasmen und Perfusionsdefiziten getestet.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung von Infektionen des zentralen Nervensystems (ZNS), insbesondere post-operativer und katheterassoziierter ZNS-Infektionen bei neurologisch-neurochirurgischen Intensivpatienten.

Spezialsprechstunden und Ambulanzen

An den drei Standorten CCM, CVK und CBF gibt es neurologische Hochschulambulanzen mit Spezialsprechstunden zu verschiedenen neurologischen Erkrankungen. Einige Beispiele sind:

  • Gedächtnissprechstunde: Diagnostik und Versorgung von Patienten mit Demenz und kognitiven Störungen. Es werden alle Untersuchungen der Neurologie angeboten, um eine ambulante Abklärung einer Gedächtnisstörung oder einer Demenz (z.B. Alzheimer-Demenz, Lewy-Body-Demenz, Frontotemporale Demenz (FTD)) zu ermöglichen.
  • Epilepsieambulanz: Zeitnahe, umfassende diagnostische Abklärung von ersten epileptischen Anfällen, Differentialdiagnostik zur Unterscheidung epileptischer Anfälle und nicht-epileptischer Ereignisse, Optimierung der antiepileptischen Medikation und Beratung zu verschiedenen Lebensbereichen.
  • Kopfschmerzzentrum: Behandlung und Betreuung von Patient:innen mit Kopf- und Gesichtsschmerzen.
  • Spezialambulanz für Multiple Sklerose und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
  • Spezialambulanz für Muskelerkrankungen: Betreuung von Patientinnen und Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Muskulatur (Myositis).
  • Spezialsprechstunde Neuroonkologie: Diagnostik und Behandlung von neurologischen Komplikationen bei Tumorerkrankungen und deren Therapie.
  • Schlafmedizinisches Zentrum: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen.
  • Bewegungsstörungssprechstunde: Diagnostik und Therapie von Bewegungsstörungen wie Parkinson-Syndrom, Dystonien und Tremor.

Eine detaillierte Übersicht über alle Spezialsprechstunden und Ambulanzen findet sich auf der Webseite der Charité.

Forschungsschwerpunkte

Die Neurologie der Charité ist auch in der Forschung aktiv. Zu den Schwerpunkten gehören:

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  • Hypoxischer Hirnschaden nach Herzstillstand und Reanimation: Erforschung der prognostischen Aussagekraft von Biomarkern, Computertomografie des Gehirns, elektrophysiologischen Untersuchungen und klinisch-neurologischer Untersuchung.
  • Hämodynamik des ischämischen Schlaganfalls: Untersuchung der Auswirkungen verschiedener therapeutischer Maßnahmen auf die zerebrale Perfusion und Analyse von Risikofaktoren für die Entwicklung eines malignen Hirnödems.
  • Infektionen des zentralen Nervensystems (ZNS): Diagnostik post-operativer und katheterassoziierter ZNS-Infektionen.
  • Ethische Aspekte in der Intensivmedizin: Interdisziplinäre wissenschaftliche Begleitung des Konzepts der Patientenautonomie in der modernen Intensivmedizin.

Wichtige Hinweise für Patienten

  • Erste Anlaufstelle: In akuten Erkrankungsfällen ist der/die niedergelassene Kinderarzt/-ärztin vor Ort der erste Ansprechpartner. Außerhalb der Sprechstunden steht der Ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 zur Verfügung. In akuten Notfällen kann auch die nächstgelegene Kinderklinik direkt aufgesucht werden.
  • Manchester Triage System: In den Notaufnahmen der Charité wird die Dringlichkeit der Behandlung anhand eines international etablierten Ersteinschätzungssystems (Manchester Triage System) festgelegt.
  • Kosten der Behandlung: Die Kosten der Behandlung werden von den gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen übernommen.
  • Terminvereinbarung: Für die meisten Spezialsprechstunden ist eine Überweisung durch einen neurologischen Facharzt erforderlich.

Ethische Aspekte

In der Intensivmedizin spielen ethische Aspekte eine immer bedeutendere Rolle. Dabei stehen der Weiterentwicklung medizinischer Behandlungsoptionen die zunehmende Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechts auch Schwerstkranker (z.B. Patientenverfügungen) gegenüber. Vor allem Neuro-Intensivmediziner sind mit Fragen der end-of-life decisions konfrontiert, da für viele Patienten neurologische Funktionseinbußen Grundlage für eine Limitierung lebensverlängernder Maßnahmen darstellen. Die Charité begleitet das Konzept der Patientenautonomie in der modernen Intensivmedizin interdisziplinär wissenschaftlich.

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