Christian Steiffen: Zwischen Schlagergott und persönlichem Schicksal

Christian Steiffen, bürgerlich Hardy Schwetter, ist eine Kultfigur der deutschen Musikszene. Bekannt für seine parodistischen Schlager und seine Bühnenpräsenz, hat er sich eine treue Fangemeinde aufgebaut. Doch hinter der Kunstfigur verbirgt sich auch ein Mensch mit persönlichen Herausforderungen, insbesondere seiner Multiplen Sklerose (MS) Erkrankung.

Die Anfänge einer Kunstfigur

Hardy Schwetter, ein Schauspieler und Sänger aus Osnabrück, begann seine musikalische Karriere fernab des Schlagers. In den 1970er Jahren, aufgewachsen mit der Musik von Peter Alexander und Schlager im elterlichen Partykeller, entwickelte er zunächst eine Leidenschaft für Bands wie die Beatles, Elvis und AC/DC. Schlager war für ihn eher ein Trauma.

Die Kunstfigur Christian Steiffen entstand aus einer persönlichen Krise. 1996 schrieb Schwetter im Liebeskummer seinen ersten Song „Sexualverkehr“. Was als „eigene Party“ begann, entwickelte sich zu einem Bühnenprogramm, das zunächst auf kleinen Partys und später in größeren Clubs präsentiert wurde.

Der Aufstieg zum „Gott of Schlager“

Christian Steiffen parodiert in seinen Liedern das klassische Heile-Welt-Ideal des Schlagers. Seine Texte sind ehrlich, komisch und setzen einen Kontrapunkt zu „all dem Nichtssagenden“ in der Musik. Dabei war der Erfolg von Christian Steiffen nie geplant. Es ging Schwetter nie darum, das große Geld zu verdienen, sondern darum, seine eigene Kreativität auszuleben.

Ein wichtiger Partner an seiner Seite ist Martin Schmeing, Keyboarder der Band „Angefahrene Schulkinder“. Schmeing erkannte das Potenzial von Steiffens Musik und unterstützte ihn bei den Aufnahmen seiner ersten Songs. Gemeinsam produzierten sie die Alben „Arbeiter der Liebe“ (2013) und „Ferien vom „Rock’n’Roll“ (2015).

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Inzwischen kann Hardy Schwetter von seiner Musik leben. Seit 2005 hat er keinen anderen Job mehr gehabt. Die ersten Steiffen-Gigs brachten zwar nur 50 Euro ein, aber mit der Zeit wurden die Auftritte größer und die Gage höher.

Zwischen Kunstfigur und Realität

Christian Steiffen ist mehr als nur eine Kunstfigur. Er ist ein Spiegelbild von Hardy Schwetter, der seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen in seine Lieder einfließen lässt. Seine Bühnenpräsenz ist geprägt von Selbstironie und dem Spiel mit der eigenen Vergänglichkeit.

Vor dem ernsten Hintergrund, dass Schwetter im letzten Jahr eine MS-Diagnose erhielt, wegen der er große Teile seiner Tour verlegen musste, zeigt sich, dass seine Kunstfigur Christian Steiffen auch biographische Züge hat. Als der Profi, der er ist, schafft der Künstler auch an diesem Abend das Kunststück, sich in all seiner Menschlichkeit zu präsentieren und privates Schicksal von der Bühnenshow zu trennen. Nicht zuletzt spiegelt sich Menschlichkeit bei aller darstellerischen Distanz auch in den sarkastisch-ironischen Liedtexten wider, die zwar bisweilen jedes erdenkliche Niveau unterschreiten, letztendlich aber im Kern eine scharfsinnige Beobachtung der gnadenlosen Blödheit des menschlichen Zusammenlebens sind.

Ein Konzertbesuch: Mehr als nur Schlager

Ein Steiffen-Konzert ist ein Erlebnis für alle Sinne. Das Publikum ist bunt gemischt und feiert ausgelassen zu den Liedern des „Gott of Schlager“. Steiffen bezieht das Publikum aktiv in seine Show ein und sorgt für eine ausgelassene Stimmung. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst und präsentiert die Kunstfigur wie immer als viel umjubelte Bühnenperson, die im letzten Drittel seiner Karriere angekommen, nicht konditionell nicht mehr mit der Anstrengung des Bühnenlebens Schritthalten kann und ständig außer Puste ist.

Auch seine Bandkollegen, allen voran Martin Haseland, tragen zur Unterhaltung bei. Haseland, der Herbert Feuerstein der Schlagerindustrie, belustigt die Menge mit seinen Tanzeinlagen und seiner humorvollen Art.

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Christian Steiffen und die Multiple Sklerose

Die Diagnose Multiple Sklerose war ein Schock für Hardy Schwetter. Die Krankheit zwang ihn, einen Teil seiner Tour zu verschieben und sich mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Dennoch lässt er sich nicht unterkriegen und steht weiterhin auf der Bühne.

Er trennt dabei jedoch strikt zwischen seinem privaten Schicksal und seiner Bühnenshow. Er möchte sein Publikum nicht mit seinen Problemen belasten, sondern ihnen einen unbeschwerten Abend bereiten. Dennoch schwingt in seinen Liedern und seiner Bühnenpräsenz auch immer eine gewisse Melancholie mit.

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