Interpretation von CT-Befunden bei Demenz

Die Diagnose von Demenz ist ein komplexer Prozess, der verschiedene medizinische Fachbereiche und Untersuchungsmethoden einbezieht. Dabei spielt der Hausarzt eine zentrale Rolle als erster Ansprechpartner. Bei ersten Anzeichen von Gedächtnis-, Orientierungs- oder Sprachstörungen sollte dieser konsultiert werden. Bei Bedarf überweist der Hausarzt an Spezialisten wie Neurologen oder Psychiater oder an Gedächtnisambulanzen.

Diagnostischer Prozess

Der diagnostische Prozess umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt erfasst die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich aktueller Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und möglicher Risikofaktoren. Dabei werden auch Angehörige befragt, um ein umfassendes Bild der Veränderungen im Verhalten und der kognitiven Fähigkeiten des Patienten zu erhalten.
  2. Körperliche Untersuchung: Eine allgemeine körperliche Untersuchung dient dazu, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  3. Kognitive Tests: Neuropsychologische Tests helfen, das Ausmaß und die Art der kognitiven Beeinträchtigungen zu bewerten. Einfache Kurztests wie das Wiederholen von drei Wörtern ("Auto, Blume, Kerze") und eine Rechenaufgabe (z.B. von 100 sieben subtrahieren) prüfen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration. Ausführlichere Tests, wie das Lernen und Erinnern einer Wortliste, geben detailliertere Informationen über die Gedächtnisleistung. Häufig verwendete Demenztests sind Uhrentest, MMST (Mini-Mental-Status-Test) und DemTect.
  4. Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Demenz.

Rolle der CT in der Demenzdiagnostik

Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, das Querschnittsbilder des Gehirns erzeugt. Sie kann wichtige Informationen liefern, um verschiedene Ursachen von Demenz zu erkennen oder auszuschließen.

Anwendung der CT

  • Ausschluss anderer Ursachen: Die CT kann dazu beitragen, andere Ursachen für kognitive Beeinträchtigungen auszuschließen, wie z.B. Tumore, Blutungen oder Entzündungen im Gehirn.
  • Vaskuläre Demenz: Die CT kann Anzeichen von Durchblutungsstörungen im Gehirn erkennen, die für eine vaskuläre Demenz typisch sind. Dazu gehören beispielsweise Infarkte (Schlaganfälle) oder Veränderungen der weißen Substanz (Marklagerveränderungen).
  • Normaldruckhydrozephalus (NPH): Die CT kann eine Erweiterung der inneren Liquorräume (Ventrikel) zeigen, die auf einen NPH hindeutet. Typische radiologische Zeichen sind eine Erweiterung der inneren Liquorräume mit einem deutlichen Missverhältnis zu den äußeren Liquorräumen, die insbesondere kranial sehr eng sind. Zudem zeigen sich in CT und MRT periventrikuläre Veränderungen, die den Zeichen einer transependymalen Liquorabpressung entsprechen.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Die CT kann Atrophie (Schrumpfung) des Frontal- und Temporallappens aufzeigen, die für die FTD charakteristisch ist.

Interpretation von CT-Befunden

Die Interpretation von CT-Befunden bei Demenz erfordert ein fundiertes Wissen über die verschiedenen Demenzformen und ihre typischen Merkmale. Folgende Aspekte sind bei der Interpretation zu berücksichtigen:

  • Lokalisation der Veränderungen: Die Lokalisation der Veränderungen im Gehirn kann Hinweise auf die zugrunde liegende Demenzform geben. Beispielsweise sind bei der Alzheimer-Krankheit häufig der Hippocampus und der Temporallappen betroffen, während bei der FTD der Frontal- und Temporallappen im Vordergrund stehen.
  • Art der Veränderungen: Die Art der Veränderungen (z.B. Atrophie, Infarkte, Marklagerveränderungen) kann ebenfalls wichtige Informationen liefern.
  • Ausmaß der Veränderungen: Das Ausmaß der Veränderungen kann ein Indikator für den Schweregrad der Demenz sein.

Mikroangiopathie

Die Hauptursache der vaskulären Demenz ist die Mikroangiopathie, die meist als Folge einer arteriellen Hypertonie entsteht. Hypertoniebedingte Marklagerveränderungen sind sowohl in der Computertomografie (CT) als auch in der Magnetresonanztomografie (MRT) nachzuweisen, wobei aufgrund des höheren Weichteilkontrasts diese in der MRT bereits sehr früh und sensitiv nachzuweisen sind. In der nativen CT zeigen sich typische hypodense Veränderungen im periventrikulären Marklager.

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Differenzialdiagnose

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Veränderung im Gehirn, die auf einer CT sichtbar ist, auf eine Demenz hindeutet. Andere Erkrankungen, wie z.B. Multiple Sklerose oder Entzündungen, können ähnliche Veränderungen verursachen. Daher ist eine sorgfältige Differenzialdiagnose erforderlich.

Amyloid-PET/CT

Als eine der besten Methoden zur frühzeitigen Diagnostik von Alzheimer-Demenz hat sich die sogenannte Amyloid-PET/CT etabliert. Dieses nuklearmedizinische Verfahren ist allen anderen bildgebenden Verfahren (z.B. MRT) deutlich überlegen. Es lässt besonders beim Ausschluss von Alzheimer - der mit Abstand häufigsten Demenzform - fast keine Interpretationsmöglichkeiten.

Ziel der Amyloid-PET/CT ist es, die für Alzheimer-Patienten typischen Eiweißablagerungen (Beta-Amyloid-Ablagerungen) im Gehirn nachzuweisen bzw. auszuschließen. Dies ist bereits lange Zeit möglich, bevor der Betroffene geistige, kognitive oder körperliche Veränderungen feststellt. Dazu wird dem Patienten ein schwach radioaktives Nuklid injiziert. Dieser Tracer lagert sich an möglichen Amyloid-Eiweißablagerungen an und macht diese durch moderne PET-Bildgebung im Gehirn sichtbar.

Demenzformen

Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die sich in ihren Ursachen, Symptomen und im Verlauf unterscheiden. Die häufigsten Demenzformen sind:

  • Alzheimer-Krankheit: Sie ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60-70% aller Fälle aus. Kennzeichnend für die Erkrankung ist der langsam fortschreitende Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten im Gehirn. Im Gehirn von Alzheimer-Kranken sind typische Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen) festzustellen.
  • Vaskuläre Demenz: Sie ist die zweithäufigste Form der Demenz und entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen sein.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Bei dieser Form der Demenz lagern sich Eiweißstrukturen, sogenannte Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen des Gehirns ab.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Sie ist eine vergleichsweise seltene Form der Demenz, die vor allem jüngere Menschen betrifft. Bei der FTD kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns.

Behandlung von Demenz

Die Behandlung von Demenz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

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Medikamentöse Therapie

Es gibt verschiedene Medikamente, die bei Demenz eingesetzt werden können. Diese Medikamente können die Symptome verbessern, den Krankheitsverlauf verlangsamen oder Verhaltensstörungen reduzieren. Aktuell sind Medikamente in der Entwicklung, die in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern sollen. Zwei dieser Medikamente - Lecanemab (Handelsname "Leqembi") und Donanemab (Handelsname "Kisunla") - sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und stehen ab September bzw. November 2025 auch für die Behandlung zur Verfügung.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz. Dazu gehören beispielsweise:

  • Kognitive Therapie: Kognitive Therapie kann helfen, die geistigen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten und zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, die Alltagskompetenzen der Betroffenen zu erhalten und zu fördern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die körperliche Beweglichkeit und Koordination der Betroffenen zu verbessern.
  • Musiktherapie: Musiktherapie kann helfen, die Stimmung und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern.
  • Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, die psychischen Belastungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu reduzieren.

Alltag

Es gibt viele kleine Dinge, die dazu beitragen können, dass Menschen mit Frontotemporaler Demenz länger körperlich und geistig aktiv bleiben. Vieles lässt sich unkompliziert in den Alltag integrieren:

  • Sport hat nachgewiesene positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, Fitness und Stimmung von Erkrankten. Bewegung kann Ängste abbauen, Unruhe mildern und beim Ein- und Durchschlafen helfen.
  • Am besten eignet sich tägliche moderate Bewegung (Walking, Tanzen, Gymnastik etc.), bei der Atmung und Herzfrequenz erhöht sind, aber noch ein Gespräch möglich ist.
  • Auch weniger fitte Menschen können in Bewegung bleiben: bei Gartenarbeiten, Wäscheaufhängen oder beim Spaziergang mit dem Hund.
  • Aktivitäten, die das Gehirn anregen wirken sich ebenfalls positiv auf den Verlauf von Demenzerkrankungen aus. Gut für die geistige Fitness sind zum Beispiel Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln. Wichtig ist: Es soll Freude machen und nicht überfordern. Finden Sie gemeinsam heraus, was gut gelingt und Spaß macht.
  • Soziale Kontakte erhalten: Gute Gespräche, gemeinsame Erlebnisse oder einfach Nähe - soziale Kontakte geben Halt und tun dem Gehirn gut. Ein Treffen mit Freunden, Familie oder Nachbarn kann ebenso bereichernd sein wie der Besuch einer Tagespflege oder eines Demenzcafés.

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