Psychische Erkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten, sich jedoch im höheren Alter anders äußern als in jungen Jahren. Professor Dr. Oliver Tüscher forscht daran, wie man psychisch gesund altern kann und wie eine gute Prävention gelingt. Seit dem 1. Oktober 2024 ist er Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und leitet die Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Universitätsmedizin Halle.
Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Oliver Tüscher
Tüschers Forschungsschwerpunkt liegt in der Erforschung der psychischen Widerstandsfähigkeit, insbesondere der kognitiven Resilienz im Alter und gegenüber stressassoziierten Erkrankungen. Er betont, dass Resilienz keine angeborene Fähigkeit ist, sondern etwas Dynamisches, das man lernen und wieder verlernen kann.
Ein weiterer Fokus liegt auf der präventiven Psychiatrie, um herauszufinden, wie Menschen funktionell so gesund bleiben können, dass sie lange physisch, psychisch und gesellschaftlich am Leben teilhaben können. Tüscher, der von Haus aus Psychiater und Neurologe ist, fasziniert der Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns. Er sieht in der Psychiatrie gute Möglichkeiten, das Gehirn und seine Krankheiten wie Demenzen oder Depressionen gemeinsam mit der Neurologie besser zu verstehen.
Zentrale Aspekte seiner Arbeit sind auch die Mechanismen der Selbstregulation, insbesondere die Regulation von Emotionen und die Kontrolle von Impulsen. Dabei setzt er vor allem auf bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) und elektrophysiologische Methoden wie die Elektroenzephalographie (EEG) sowie auf die translationale Forschung.
Forschungspotenziale in Halle (Saale)
Tüscher sieht in Halle (Saale) gute Voraussetzungen für seine Forschung. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Neurologie, der Altersmedizin und dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), an dem auch die MLU beteiligt ist. Ein Vorteil der gemeinsamen Arbeit im DZPG ist die Harmonisierung von Informationen aus der klinischen Routine mit anderen Standorten, um einen größeren Datenschatz zu erschließen und Daten besser vergleichen zu können. So lassen sich Muster schneller erkennen und nützliche Schlüsse ziehen.
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Für die Prävention psychischer Erkrankungen sind digitale und elektronische Hilfsmittel sehr interessant. Mit den vorhandenen Strukturen der Translationsregion für digitale Gesundheitsversorgung (TDG) besteht die Chance, Erkenntnisse aus der Forschung effektiv in die Anwendung zu bringen. Zudem hat die Universitätsmedizin Halle mit dem Broad Consent die Möglichkeit für Patient:innen, pseudonymisierte Routinedaten für die Forschung freizugeben, eine weitere wichtige Grundlage, um bereits vorhandene Ressourcen zu nutzen.
Werdegang von Oliver Tüscher
Oliver Tüscher studierte Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum und der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg mit Auslandsaufenthalten in New Orleans und New York. Von 1996 bis 1999 war er Student im DFG-Graduiertenkolleg „Molekulare und zelluläre Neurobiologie“ in Heidelberg, wo er 2002 promoviert wurde. Er arbeitete am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, am Weill Medical College der Cornell University, New York, und am Universitätsklinikum Freiburg.
Seit 2010 war er an der Universitätsmedizin Mainz tätig, wo er die Anerkennung als Facharzt für Neurologie erhielt. 2011 habilitierte er sich an der Universität Freiburg für das Fach Neurologie. Im Jahr 2013 erhielt er zusätzlich die Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und war als Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie tätig, ab 2015 als Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor. Ab 2016 hatte er eine W2-Professur für Klinische Resilienzforschung in Mainz inne. Er ist außerdem Gründungsmitglied des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) und leitet dort eine Arbeitsgruppe sowie das Clinical Investigation Center.
Bedeutung für die Universitätsmedizin Halle
Professor Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU, betont, dass mit Professor Dr. Oliver Tüscher die Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Halle einen exzellenten Wissenschaftler und Arzt erhält, der die Brücke zwischen der molekularen neurobiologischen und der klinischen Ebene schlägt. Unter seiner Leitung wird die bereits in Lehre und Krankenversorgung herausragende Klinik die Forschung ausbauen und Schwerpunkte im Bereich des resilienten Alterns setzen.
Weitere Informationen zu Neurochirurgen und Neurologen
Neben Professor Dr. Oliver Tüscher gibt es weitere Neurochirurgen und Neurologen, die wichtige Beiträge zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems leisten.
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Prof. Dr. Christoph Schreiber
Professor Dr. Christoph Schreiber studierte Rechtswissenschaft in Kiel, promovierte in Münster, absolvierte das Zweite juristische Staatsexamen in Hamburg und wurde an der Universität Erlangen-Nürnberg habilitiert. Zum Wintersemester 2017/2018 übernahm er vertretungshalber den juristischen Lehrstuhl am Wittener Institut für Familienunternehmen. Seit dem 1. Mai 2025 ist Professor Dr. Christoph Schreiber neu im Herausgeberkreis der Juristischen Rundschau.
Neurochirurgische Klinik
Die Klinik für Neurochirurgie und pädiatrische Neurochirurgie befindet sich in der Betriebsstätte Hohe Warte (Station 6A sowie interdisziplinäre Intensivstation Station 1) sowie an der Betriebsstätte Klinikum (Station 25 und Intensivstation 18). Sie bietet modernste Diagnostik und innovative Therapie als kompetenter Ansprechpartner in der Region. Die Klinik verfügt über insgesamt 40 Normalstation bzw. IMC Betten sowie an beiden Standorten über insgesamt zehn Intensiv-Betten.
Die Neurochirurgie befasst sich mit der Diagnostik sowie der konservativen und operativen Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark), des peripheren Nervensystems, der umgebenden Strukturen (Schädel und Wirbelsäule) und der versorgenden Blutgefäße. Die Neurochirurgische Klinik steht über ein elektronisches Bildübertragungssystem in Verbindung mit benachbarten Krankenhäusern und Arzt-Praxen für Beratungen im Rahmen der Telekonsultation zur Verfügung.
Endoskopische Verfahren in der Neurochirurgie
Endoskopische Verfahren, auch bekannt als Schlüsselloch-Methode, haben sich in vielen Bereichen der Medizin etabliert. Durch eine stetige Weiterentwicklung finden heute die endoskopische sowie endoskopisch-assistierte Techniken auch in der Neurochirurgie Verwendung. Ein großer Vorteil der Endoskopie ist der Einsatz gewinkelter Optiken, mit denen der Operateur zusätzliche visuelle Information erhält. Schwer zugängliche Areale können besser inspiziert werden und durch den Einsatz hochauflösender Kameras wird das Operationsfeld optimal dargestellt. Durch diese zusätzlichen visuellen Informationen werden beispielsweise Tumor-Operationen sicherer.
Auch in der Aneurysma-Chirurgie ist die Zuhilfenahme der Endoskopie heute eine etablierte Methode. Die Endoskope ermöglichen durch ihren schmalen Durchmesser und zum Teil flexiblen Endstücken in vielen Operationen eine noch gewebeschonendere Operation. Dadurch können auch völlig neue Operationsgebiete heute sicher und erfolgreich erschlossen werden, welche mit den üblichen OP-Mikroskopen nicht erreichbar wären. Insbesondere Erkrankungen in Bereichen der inneren Hirnkammern können so sicher und schonend behandelt werden (z.B. Endoskopische Dritt-Ventrikulozisternostomie). Auch bei ambulanten Operationen kommt die Endoskopie aufgrund der aufgeführten Vorteile zum Einsatz.
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Hirntumore
Unter der Bezeichnung „Hirntumore“ werden alle innerhalb des Schädels liegenden Geschwülste des Zentralnervensystems zusammengefasst. Der Schwerpunkt liegt auf der schonenden und sicheren Resektion der Tumore mit modernster Technik und präoperativer Bildgebung ebenso wie einer interdisziplinären neuroonkologischen Nachbehandlung.
Wirbelsäulenchirurgie
In Zusammenarbeit mit der Klinik für Orthopädie wird ein breites Spektrum an Wirbelsäulenchirurgie angeboten. Von minimalinvasiven Techniken bis hin zu offenen Verfahren werden Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Wirbelsäulenproblemen sowohl konservativ als auch operativ behandelt. Dabei wird großen Wert auf eine interdisziplinäre Behandlung auf der Station des Wirbelsäulenzentrums (Station 6A) gelegt, die gemeinsam von Neurochirurgen und Orthopäden geführt wird.
Typische Krankheitsbilder, die behandelt werden, sind:
- Bandscheibenvorfall lumbal, cervikal, thorakal
- Spinalkanalstenosen
- Degenerative Erkrankungen
- Entzündlichen Prozessen und Tumoren der Wirbelsäule, einschließlich Knochentumoren, Metastasen, Tumoren des Rückenmarks und der Spinalnerven.
- Komplexe Wirbelsäulentraumata
- Deformitäten der Wirbelsäule (z.B. Spondylolysen, Skoliosen und Kyphosen).
Vaskuläre Neurochirurgie
Der Schwerpunkt liegt hier auf der Therapie und Diagnostik von cerebralen Aneurysmen, Kavernomen, AV-Malformationen und Durchblutungsstörungen. Ebenso werden spontane Blutungen und Durchblutungsstörungen (Infarkt) an Hirn und Rückenmark interdisziplinär behandelt. Die Patientinnen und Patienten werden auf der interdisziplinären Intensivstation (Station 1) in der Klinik Hohe Warte sowie auf der IMC Station (6A) intensiv betreut. Es erfolgt eine vollumfängliche Diagnostik und Beratung interdisziplinär durch die Neurochirurgie, Neurologie und Neuroradiolgie Erlangen in der Hohen Warte.
Pädiatrische Neurochirurgie
Die Betreuung und Therapie wird als ein integrativer Prozess verstanden, in dem kinderneurochirurgische Expertise mit kompetenter Mitbetreuung aller Disziplinen der Pädiatrie und der Eltern vereint werden. Zudem wird eng mit der Abteilung für Radiologie sowie auf chirurgischem Gebiet mit der Kinderchirurgie und der Orthopädie zusammengearbeitet. Ziel ist es, dem erkrankten Kind eine fein abgestimmte Therapie zukommen zu lassen, die danach von den zuweisenden Ärzten und Einrichtungen weitergeführt werden kann. Die Betreuung der kleinen Patienten erfolgt in der Klinik für Kinder und Jugendliche.
Funktionelle Neurochirurgie
Bei Patientinnen und Patienten mit Bewegungsstörungen (M. Parkinson, Tremor, Dystonie) wird nach Ausschöpfung der medikamentösen Therapie die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) als effektives und minimal-invasives Therapieverfahren angeboten. Mittels rahmenbasierter Stereotaxie-Systeme ist auch die gezielte Probeentnahme aus tiefgelegenen und schwer erreichbaren Hirnarealen mit sehr geringem operativem Risiko möglich, um bei unklaren Gehirnveränderungen eine histologische Diagnose stellen zu können oder Flüssigkeits- /Eiteransammlungen schonend zu punktieren. Darüber hinaus kommen bei schweren Schmerzzuständen moderne neuromodulierende Verfahren (Nervenstimulation und Medikamentenpumpen) zum Einsatz. Bei Trigeminusneuralgie und anderen Hirnnervenkompressionssyndromen erfolgt eine mikrochirurgische Nervendekompression am Hirnstamm und der Hirnnerven in einer möglichst minimal-invasiven endoskopisch geführten Operation als sehr effektive Schmerztherapie.
Hydrocephalus
Der Hydrocephalus („Wasserkopf“) ist eine Erkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Hierbei kommt es zu einer Störung des Hirnwasserkreislaufs. Die Folge ist eine Aufweitung der inneren Hirnwasserkammern. Je nach Ursache der Erkrankung geht diese Hirnkammererweiterung mit einer mehr oder minder ausgeprägten Erhöhung des Hirndrucks und einem Untergang von Hirngewebe einher. Häufig klagen die betroffenen Patienten über Kopfschmerzen, Schwindel, Gedächtnisstörungen, Inkontinenz, Antriebslosigkeit oder unsicheres Gehen. Da die Symptome sehr unspezifisch sind, muss in den meisten Fällen eine spezielle, intensive Diagnostik erfolgen. Neben gezielten klinischen Untersuchungen und Punktionen des Duralsacks im Lendenwirbelkanal zur Hirnwasserentlastung werden auch moderne kernspintomographische Techniken und minimal-invasive Messungen des Hirndrucks durchgeführt. Je nach Befund wird dann eine weiterführende Shunttherapie oder werden modernste neuroendoskopische Verfahren zur Behandlung angeboten.
Periphere Nervenchirurgie
Am peripheren Nervensystem werden sowohl Nervendekompressionen bei sogenannten Engpass-Syndromen (z.B. Karpaltunnel) durchgeführt wie auch Nervenverletzungen und Nerventumore versorgt. Typische Symptome von Nervenkompressionssyndromen sind Gefühlsstörungen mit Kribbeln oder Taubheit. Nervenkompressionssyndrome können durch klinisch, elektrophysiologische Untersuchungen und ggf. Bildaufnahmen des Nervs von anderen Nervenerkrankungen abgegrenzt werden. Wenn konservative Therapiemaßnahmen zu keiner dauerhaften Besserung der Symptome führen oder die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, kann die operative Behandlung bei der überwiegenden Anzahl der Nervenkompressionssyndrome mit sehr gutem Erfolg durchgeführt werden. Im Neurochirurgischen MVZ erfolgt neben der entsprechenden Beratung bei Vorliegen eines Kompressionssyndroms auch die erweiterte Diagnostik. Die operative Therapie kann meistens ambulant geplant und durchgeführt werden.
OP-Planung und Neuronavigation
Bei der Planung von Operationen am Gehirn spielt die Vorbereitung eine entscheidende Rolle. Die Bildgebung (CT, MRT) zeigt auf, in welchen Arealen des Gehirns die zu operierende Läsion liegt. Im Gehirn unterscheidet man „eloquente“ und „nicht eloquente“ Areale. Zu den eloquenten Hirnarealen zählen beispielsweise das Bewegungsareal (Motorkortex), die Sprachregion und die Sehrinde. Läsionen können hier zu Lähmungen der Gesichts- und Extremitätenmuskulatur, Sprachstörungen und Sehstörungen führen. Aber auch eine Operation in diesen Arealen birgt das Risiko eines neuen neurologischen Defizits oder einer Verschlechterung bereits bestehender Symptome. Deshalb hat die OP-Vorbereitung in der Neurochirurgie - insbesondere bei Tumoren in oder an eloquenten Hirnarealen - einen besonderen Stellenwert. Das Ausmaß der Resektion (beispielsweise eines Hirntumors) und der operative Zugangsweg stellen die Basis der präoperativen Entscheidungsfindung dar. Zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung können dem Operateur neben den bekannten anatomischen Landmarken im CT und MRT weitere Informationen bereitgestellt werden. Die Klinik für Neurochirurgie benutzt hierzu innovative und modernste technische Methoden, wie die intraoperative Neuronavigation samt augmented reality, intraoperatives Neuromonitoring und die nagivierte transkranielle Magnetstimulation zur präoperativen Darstellung dieser eloquenten Areale.
Interdisziplinäre neurologisch-neurochirurgische Intensivstation
Die interdisziplinäre neurologisch-neurochirurgische Intensivstation (Station 1 in der Hohen Warte) umfasst 14 voll ausgestattete Behandlungsplätze mit der Möglichkeit zur invasiven (d.h. über einen Beatmungstubus) und nicht invasiven (d.h. über eine Maske) Beatmung.
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