Ciprofloxacin: Nebenwirkungen auf das Nervensystem und was Sie wissen sollten

Fluorchinolon-Antibiotika wie Ciprofloxacin sind wirksame Medikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen. Allerdings können sie in seltenen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, insbesondere im Bereich des Nervensystems. Dieser Artikel beleuchtet die potenziellen Risiken von Ciprofloxacin für das Nervensystem, basierend auf aktuellen Informationen und Empfehlungen von Gesundheitsbehörden.

Was ist Ciprofloxacin und wofür wird es eingesetzt?

Ciprofloxacin ist ein synthetisches Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone. Es wirkt, indem es die bakterielle DNA-Gyrase und Topoisomerase IV hemmt, Enzyme, die für die Replikation und Reparatur der DNA von Bakterien unerlässlich sind. Dieser Mechanismus verhindert die Vermehrung und Ausbreitung der Bakterien.

Ciprofloxacin ist ein Breitband-Antibiotikum, das gegen eine Vielzahl von bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, darunter:

  • Atemwegsinfektionen
  • Harnwegsinfektionen
  • Infektionen der Haut und des Weichgewebes
  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts
  • Knochen- und Gelenkinfektionen

Es wird auch zur Chemoprophylaxe bei familiärem Auftreten von Meningokokken-Meningitis und bei Gonorrhö (Tripper) eingesetzt.

Wie wirkt Ciprofloxacin?

Ciprofloxacin wirkt bakterizid, das heißt, es tötet Bakterien ab. Es hemmt die Enzyme Topoisomerase II (Gyrase) und Topoisomerase IV, die für die DNA-Replikation und das Ablesen der Erbinformationen wichtig sind. Dadurch wird die Vermehrung und Ausbreitung der Bakterien verhindert.

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Der Wirkstoff wird rasch und fast vollständig resorbiert, wobei die maximale Plasmakonzentration nach etwa ein bis zwei Stunden erreicht wird. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 70 bis 80 %. Ciprofloxacin ist gut gewebegängig und reichert sich intrazellulär an, wodurch die Konzentration im Gewebe die im Plasma übersteigen kann. Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. drei bis fünf Stunden.

Die Dosierung von Ciprofloxacin ist abhängig von der Art und Schwere der Infektion. Oral werden in der Regel zweimal täglich zwischen 250 und 750 mg verabreicht, als Infusionslösung zwei- bis dreimal pro Tag 400 mg.

Mögliche Nebenwirkungen von Ciprofloxacin auf das Nervensystem

Fluorchinolon-Antibiotika wie Ciprofloxacin können in sehr seltenen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen im Bereich des Nervensystems hervorrufen, die anhaltend, die Lebensqualität beeinträchtigend und möglicherweise dauerhaft sein können. Zu diesen Nebenwirkungen gehören:

  • Neuropathische Symptome: Gefühle von Nadelstichen oder Kribbeln, brennende Schmerzen in Händen oder Füßen.
  • Psychiatrische Reaktionen: Depressionen, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Psychosen.
  • Sensorische Störungen: Probleme beim Sehen oder Hören, veränderter Geschmacks- oder Geruchssinn.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisstörungen, Verwirrung.
  • Zentrale Nervensystem Störungen: Schwindel und Müdigkeit.

Diese Nebenwirkungen können bereits nach der ersten Dosis auftreten oder erst Monate nach Behandlungsende. Sie können vorübergehend sein, aber auch über Monate oder Jahre anhalten und möglicherweise bleibend sein.

Risikofaktoren für Nebenwirkungen

Bestimmte Faktoren können das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen von Ciprofloxacin erhöhen:

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  • Alter: Ältere Patienten haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen.
  • Nierenfunktionsstörungen: Patienten mit Nierenproblemen benötigen möglicherweise eine niedrigere Dosis von Ciprofloxacin.
  • Organtransplantation: Patienten nach einer Organtransplantation haben ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen.
  • Gleichzeitige Einnahme von Kortikosteroiden: Die gleichzeitige Einnahme von Kortikosteroiden (wie Hydrocortison und Prednisolon) kann das Risiko für Sehnenprobleme erhöhen.
  • Vorherige Nebenwirkungen: Patienten, die bereits einmal schwere Nebenwirkungen durch ein Fluorchinolon oder Chinolon hatten, sollten diese Medikamente nicht erneut einnehmen.

Warnhinweise und Empfehlungen von Gesundheitsbehörden

Aufgrund der potenziellen Risiken haben Gesundheitsbehörden wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Warnhinweise und Empfehlungen herausgegeben:

  • Einschränkung der Anwendungsgebiete: Fluorchinolone sollten nur noch bei schweren Infektionen verschrieben werden, für die keine anderen Medikamente zur Verfügung stehen.
  • Ausführliche Risiko-Nutzen-Abwägung: Ärzte sollen diese Antibiotika nur noch in Ausnahmefällen und nach ausführlicher Risiko-Nutzen-Abwägung verschreiben.
  • Rote-Hand-Briefe: Das BfArM hat Rote-Hand-Briefe an Angehörige der Gesundheitsberufe versendet, um über die Risiken, Einschränkungen der Indikationen und Handlungsempfehlungen zu informieren.
  • Patienteninformation: Patienten, die Ciprofloxacin einnehmen, sollten über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt werden und bei ersten Anzeichen sofort ihren Arzt kontaktieren.

Was tun bei Verdacht auf Nebenwirkungen?

Wenn Sie während der Einnahme von Ciprofloxacin oder nach Behandlungsende Symptome wie:

  • Schmerzen, Schwellungen oder Entzündungen der Sehnen
  • Muskelschmerzen oder Muskelschwäche
  • Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen
  • Neuropathische Schmerzen (z. B. Brennen, Kribbeln)
  • Psychische Veränderungen (z. B. Depressionen, Angstzustände)
  • Sensorische Störungen (z. B. Seh-, Hör-, Geschmacks- oder Geruchsstörungen)

entwickeln, sollten Sie sofort Ihren Arzt informieren. Setzen Sie das Medikament nicht eigenmächtig ab, sondern besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt.

Alternativen zu Ciprofloxacin

In vielen Fällen gibt es alternative Antibiotika, die bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden können. Ihr Arzt wird die geeignete Behandlung basierend auf der Art der Infektion, Ihrer Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren auswählen. Einige Alternativen zu Ciprofloxacin können sein:

  • Penicilline
  • Cephalosporine
  • Makrolide
  • Andere Antibiotikaklassen

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