Die alkoholische Polyneuropathie, in der Fachsprache auch als alkoholbedingte Neuropathie bezeichnet, ist eine Erkrankung des Nervensystems. Sie gehört zu den peripheren Neuropathien und entwickelt sich nach chronischem Alkoholmissbrauch. Bei der Erkrankung treten sensorische Defizite zutage, die sich in Form von allgemeinen Schwächezuständen und diffusen Schmerzen äußern. Bei alkoholabhängigen Personen tritt die alkoholische Neuropathie in der Regel gemeinsam mit anderen Folgeerkrankungen auf.
Was ist Polyneuropathie?
Eine Polyneuropathie bezeichnet eine Schädigung des peripheren Nervensystems. Diese kann sich durch zahlreiche Beschwerden wie Schmerzen, Empfindungsstörungen, Fehlempfindungen und sogar Lähmungen bemerkbar machen. Eine alkoholische Polyneuropathie kann zu einer enormen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen führen.
Polyneuropathien sind Erkrankungen des „peripheren Nervensystems“, zu dem alle außerhalb des Zentralnervensystems liegenden Anteile der motorischen, sensiblen und autonomen Nerven mit den sie versorgenden Blut- und Lymphgefäßen gehören.
Das periphere Nervensystem (PNS) ist ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Nervensystems und umfasst alle Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegen. Es ist verantwortlich für die Übermittlung von Informationen zwischen dem Zentralnervensystem (ZNS) und dem Körper.
Das PNS lässt sich in zwei Hauptkomponenten unterteilen:
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- Das somatische Nervensystem steuert die willkürliche Kontrolle der Muskeln.
- Das autonome Nervensystem reguliert die unwillkürlichen Funktionen wie Herzschlag und Verdauung.
Bei Polyneuropathie kommt es zu einer generalisierten Schädigung des PNS. Diese kann sensorische, motorische und autonome Nervenfasern betreffen und führt zu Symptomen wie Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche und autonomen Dysfunktionen. Die Ursachen für eine Polyneuropathie sind vielfältig.
Ursachen der alkoholischen Polyneuropathie
Die moderne Medizin kennt mehr als 200 verschiedene Risikofaktoren, die das Entstehen von Polyneuropathien begünstigen können. Als Hauptursachen gelten Diabetes mellitus Typ 2 sowie chronischer Alkoholismus. Zu den selteneren Ursachen zählen beispielsweise Autoimmunerkrankungen, Entzündungen oder genetische Ursachen.
Neben Diabetes gilt Alkoholabhängigkeit als Hauptauslöser von Neuropathien. Schätzungen zufolge betrifft die Alkoholische Polyneuropathie in Deutschland mindestens ein Fünftel aller Alkoholiker. Männer leiden deutlich häufiger an der Erkrankung als Frauen. Die meisten Betroffenen konsumieren über mehrere Jahre hinweg mehr als 60 g Ethanol täglich, bevor sie an einer Polyneuropathie durch Alkohol erkranken.
Ursache für eine Alkoholische Polyneuropathie ist in erster Linie die toxische Wirkung des Alkohols und seiner Abbauprodukte. Bei Alkohol handelt es sich um eine neurotoxische Substanz, die eine exotoxische Schädigung im Nervensystem hervorrufen kann. Dies bedeutet, dass die Schäden im Organismus durch Zufuhr einer äußeren Substanz entstehen.
Daneben kann eine Unter- oder Mangelernährung, die in vielen Fällen mit einer chronischen Alkoholsucht einhergeht, das Entstehen der Erkrankung begünstigen oder sogar hervorrufen. Vor allem die B-Vitamine spielen im Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle. So wurde ein Vitamin B1-Mangel oder eine dauerhaft unzureichende Versorgung mit dem Vitamin B12 in vielen Fällen als Ursache für die Entstehung der Erkrankung ermittelt. Weitere Vitamine, die im Verdacht stehen bei einer unzureichenden Versorgung zu einer Schädigung der peripheren Nerven zu führen, sind die Vitamine B6 und B9.
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Neben Alkohol gibt es zahlreiche weitere exogene Substanzen, die Schäden des peripheren Nervensystems nach sich ziehen können. Dazu zählen Medikamente sowie zahlreiche Umweltgifte wie beispielsweise Quecksilber, Blei, Arsen, Lösungsmittel und Schwefelkohlenstoff. Aus diesem Grund sind bestimmte Berufsgruppen besonders gefährdet, an einer toxischen Polyneuropathie zu erkranken.
Symptome der alkoholischen Polyneuropathie
Das Voranschreiten der alkoholischen Neuropathie geht meist langsam vor sich. Zumeist beginnt die Erkrankung mit in den Beinen auftretenden Störungen der Nerven. Sind beide Beine betroffen, sprechen Mediziner von einer sogenannten symmetrischen Polyneuropathie. Die Störungen zeigen sich in Form von Missempfindungen, brennenden Schmerzen, Veränderungen der Sensibilität, als Paresen bezeichneten Erschlaffungen der Muskulatur und Muskelschwund. Oft ist ein richtiges Stehen für die unter alkoholischer Neuropathie leidenden Personen nicht mehr möglich. Bei schweren Fällen sind auch die Augen und die umliegenden Bereiche von der Erkrankung betroffen. Die alkoholische Neuropathie zeigt sich dann in Form von Störungen der Pupillenfunktion oder durch eine Lähmung der Augenmuskeln.
Typische Symptome einer Polyneuropathie sind sensible Reizerscheinungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Elektrisieren und sensible Ausfallerscheinungen wie Pelzigkeitsgefühl, Taubheitsgefühl, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle sowie das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Oft bestehen eine Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln, und ein fehlendes Temperaturempfinden mit schmerzlosen Wunden.
Wann die Polyneuropathie durch Alkohol Symptome auftreten, welche Nerven von der Erkrankung betroffen sind, welche Beschwerden auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, variiert von Patient zu Patient. Der Krankheitsverlauf lässt sich in den meisten Fällen nicht voraussagen. In den meisten Fällen entstehen die Polyneuropathie durch Alkohol Symptome schleichend und steigern sich langsam über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren. In seltenen Fällen zeigen sich die Beschwerden dagegen schlagartig oder entstehen innerhalb einiger weniger Wochen. Als typisches Frühsymptom der Erkrankung gilt Druckschmerzhaftigkeit der großen Nervenstämme, beispielsweise in der Kniekehle oder in der Wade. Daneben kann sich eine Alkoholbedingte Polyneuropathie durch zahlreiche weitere Symptome äußern.
In den meisten Fällen treten durch die Nervenschäden durch Alkohol zunächst Störungen in den Füßen, Händen und Beinen auf. Die Beschwerden können Bewegungsabläufe, die körperliche Kraft und die Sensibilität des Körpers beeinträchtigen. Zahlreiche Betroffene klagen über ziehende oder drückende Spontanschmerzen in verschiedenen Körperteilen. Ein weiteres häufiges Symptom der Erkrankung sind Parästhesien, also krankhafte Empfindungen, die keine erkennbare Ursache haben. Daneben treten in vielen Fällen Sensibilitätsstörungen, also eine verminderte oder ausbleibende Wahrnehmung von Sinnesreizen auf. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Reflexverlust, Schwächung oder Abbau der Muskelzellen und dem Teilausfall einzelner Muskeln, Muskelgruppen oder sogar ganzer Extremitäten kommen. Wenn das vegetative Nervensystem von der Polyneuropathie durch Alkohol betroffen ist, können Impotenz, Verdauungsbeschwerden und Herzrhythmusstörungen die Folge sein. In einigen Fällen kommt es zudem zu Schädigungen der Hirnnerven.
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Welche Symptome eine Alkoholbedingte Polyneuropathie hervorruft, hängt von den individuell geschädigten Nerven ab:
- Motorische Nerven: Sie sind für die Übertragung von Signalen vom Gehirn zu den Skelettmuskeln verantwortlich. Dort werden im Normalfall Muskelkontraktionen ausgelöst, die wiederum zu Bewegungen der betreffenden Körperteile führen. Im Falle einer Schädigung der motorischen Nerven verlieren die Muskeln mit der Zeit an Kraft und es kommt zu einer Degeneration des Gewebes. Auf diese Weise kann es zu Muskelkrämpfen, Muskellähmungen und Muskelschwund kommen.
- Sensorische Nerven: Sie sind für die Weiterleitung von Berührungsreizen, Vibrationen sowie Schmerz- Druck- und Temperaturempfinden verantwortlich. Im Falle einer Störung der sensiblen Nerven kann es zu Missempfindungen wie Brennen, Kribbeln oder dem sogenannten „Ameisenlaufen“ kommen. Daneben können Taubheitsgefühle oder stechende Schmerzempfindungen auftreten. Bei einer Polyneuropathie durch Alkohol sind meist zunächst die Zehen, kurze Zeit später auch die Beine betroffen. In Folge können Koordinationsprobleme beim Gehen entstehen.
- Autonome Nerven: Sie werden auch als vegetative Nerven bezeichnet. Sie sind für die Steuerung der inneren Organe verantwortlich. Dazu gehören beispielsweise das Herz, der Magen-Darm-Trakt, die Geschlechtsorgane sowie die Lungen. Im Falle einer Schädigung der autonomen Nerven im Rahmen einer Polyneuropathie durch Alkohol kann es zu Funktionsstörungen dieser Organe kommen.
Diagnose der alkoholischen Polyneuropathie
Um schwerwiegende, dauerhafte Nervenschäden zu vermeiden, sollte eine Alkoholische Polyneuropathie schnellstmöglich erkannt und behandelt werden. Die Diagnose von Polyneuropathien erfolgt meist in mehreren Schritten.
Häufig verursachen bei der alkoholischen Neuropathie unschädliche Reize den Betroffenen Schmerzen. Zudem werden Schmerzreize in verstärkter Form wahrgenommen. Die Beschwerden beginnen bei den äußeren Gliedmaßen und zeigen sich mit dem Fortschreiten der Krankheit auch in den rumpfnahen Bereichen. Die in späteren Stadien auftretenden Schwächezustände äußern sich häufig in Form von Gehstörungen und Stürzen. Der Arzt stellt eine alkoholische Neuropathie auf der Basis der Diagnose des Alkoholismus fest. Wenn es in den Armen und Beinen kribbelt, die Muskeln schwach sind oder Hände und Füße schmerzen, kann eine Nervenschädigung dahinterstecken.
Meist erfolgt zunächst ein Arzt-Patient-Gespräch, in dem die Krankengeschichte des Betroffenen erhoben wird (Anamnese). Neben einer Schilderung der bestehenden Beschwerden erfolgt eine Nennung eventueller Grund- und Vorerkrankungen. Hierbei sind Angaben zum Alkohol- und Drogenkonsum besonders wichtig. Um eine Alkoholische Polyneuropathie zuverlässig zu diagnostizieren, ist eine ehrliche Antwort notwendig. Bestimmte Fehlbildungen des Skeletts sowie Fehlstellungen des Fußes können auf eine vorliegende Erkrankung mit erblichem Hintergrund hindeuten.
In einer neurologischen Untersuchung werden Muskelkraft, Sensibilität und Muskeleigenreflexe geprüft. Am häufigsten beginnen die Symptome und Ausfälle an den unteren Extremitäten, meist an den Füßen oder Fußspitzen. In einer klinischen Untersuchung stellt man häufig abgeschwächte oder ausgefallene Muskelreflexe (insbesondere Achillessehnenreflex) und schlaffe Lähmungen fest. An den Extremitäten können sich Sensibilitätsstörungen socken-, strumpf- oder handschuhförmig ausbreiten. Zu den weiteren Symptomen gehört einerseits eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, z. B. auf Berührung, Wärme oder Kälte. Je nach Schädigung der Nerven kann aber auch das Berührungs- und Schmerzempfinden abgeschwächt sein.
Bei Vorliegen einer Polyneuropathie durch Alkohol wird dagegen meist eine herabgesetzte Nervenleitgeschwindigkeit, eine gestörte Nervenfunktion oder eine Beeinträchtigung der Empfindlichkeit der Nerven festgestellt. Daneben können erhöhte Entzündungswerte wie weiße Blutkörperchen oder CRP im Blut, ein Vitamin-B12-Mangel oder auffällige Leber- und Nierenwerte auf eine Alkoholische Polyneuropathie hinweisen.
- Elektrophysiologische Untersuchung: Bei der neurophysiologischen Untersuchung mit Elektroneurographie (ENG) werden mit Stromimpulsen periphere Nerven stimuliert und Antworten von Muskeln oder sensiblen Fasern abgeleitet. Damit lässt sich die Art der Nervenschädigung feststellen. Die Elektromyographie (EMG) untersucht Muskeln mit Nadeln und stellt so das Ausmaß der Schädigung fest.
- Weitere Untersuchungen: Zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt. Mit einer Stimmgabel prüft der Neurologe das Vibrationsempfinden. Bei der standardisierten Quantitativen Sensorischen Testung werden durch sieben verschiedene Gefühlstests an der Haut 13 Werte ermittelt. Sie helfen zu erkennen, welche Nervenfasern genau geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist. Um das Temperaturempfinden exakt zu messen, kommen bei der sogenannten Thermode computergesteuerte Temperaturreize zum Einsatz. Die Untersuchung einer Gewebeprobe kann helfen, die Ursache einer Polyneuropathie zu finden. Dazu wird eine sogenannte Nerv-Muskel-Biopsie aus dem Schienbein entnommen und feingeweblich untersucht. Hierbei wird festgestellt, ob der Schaden an der Hüllsubstanz des Nerven (Myelin) oder am Nerven selbst entstanden ist. Bei bestimmten Ursachen finden sich zum Beispiel Entzündungszellen oder Amyloid-Ablagerungen. Bei einer Untergruppe der Neuropathien sind insbesondere die dünnen, kleinen Nervenfasern der Haut betroffen. Sie werden unter dem Namen Small-Fiber-Neuropathien zusammengefasst. Die Nervenleitgeschwindigkeit, die die Funktion von dickeren Nerven misst, ist dann oft unauffällig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.
Behandlung der alkoholischen Polyneuropathie
Entscheidend ist stets die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. bei Diabetes mellitus eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung, das strikte Vermeiden von Alkohol oder die Behandlung einer Tumorerkrankung. Bei autoimmunvermittelten, entzündlichen Polyneuropathien gibt es verschiedene gegen die Entzündung wirkende Medikamente (Immunglobuline, Kortikoide, Immunsuppressiva). Bei schweren Verläufen kann auch eine Blutwäsche durchgeführt werden. Bei erblichen Neuropathien gibt es bisher keine Therapie. Bei ca. einem Viertel der Polyneuropathien kann die Ursache nicht geklärt werden, meist haben diese Formen jedoch eine gute Prognose. Reizerscheinungen und Muskelkrämpfe lassen sich mit verschiedenen Medikamenten dämpfen.
Eine Alkoholische Polyneuropathie wird in den meisten Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. In einigen Fällen bestehen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits irreversible Nervenschäden durch Alkohol, die nicht mehr vollständig geheilt werden können. Eine geeignete Therapie kann in vielen Fällen dennoch zu einer Linderung der bereits bestehenden Symptome beitragen. Zudem kann durch eine richtige Behandlung die Entstehung weiterer Schäden verhindert werden. Die Therapie von Polyneuropathien richtet sich dabei in erster Linie nach der Ursache der Erkrankung. Wenn eine Begleiterkrankung wie Diabetes vorliegt, ist es beispielsweise entscheidend, die Blutzuckereinstellung zu optimieren.
Zur Behandlung der Beschwerden können zudem verschiedene physikalische Therapien wie Wärme- und Kältebehandlungen, Physiotherapie, Krankengymnastik oder Reizstromtherapie angewandt werden. Da eine Alkoholische Polyneuropathie in vielen Fällen mit einem Nährstoffmangel einhergeht, sollten zu niedrige Nährstoffspiegel durch die Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere von B-Vitaminen, schnellstmöglich ausgeglichen werden. Daneben ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung notwendig.
Um eine Alkoholische Polyneuropathie erfolgreich zu behandeln, sollten die Nervenschäden durch Alkohol möglichst früh erkannt und behandelt werden. Um die Erkrankung positiv in ihrem Verlauf zu beeinflussen, muss in erster Linie der Auslöser beseitigt werden. Betroffene sollten den Konsum von Alkohol demnach nach Möglichkeit vollständig meiden. Wenn die Erkrankung noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, bilden sich die Symptome der Erkrankung bei Alkoholabstinenz in vielen Fällen zurück. Da es Suchtkranken sehr schwer fällt, aus eigenem Willen auf alkoholische Getränke zu verzichten, ist in vielen Fällen professionelle Unterstützung erforderlich. Im Rahmen eines stationären Entzugs erhalten Betroffene die Gelegenheit, ihren Körper vollständig vom Alkohol zu befreien und zu entwöhnen. Sobald die Alkoholzufuhr beendet wurde, kann sich das geschädigte Nervensystem nach und nach regenerieren. Da bei einem Alkoholentzug starke, teils sogar lebensbedrohliche Entzugserscheinungen auftreten können, sollte dieser ausschließlich unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden.
Weitere Therapieansätze
- Schmerzbehandlung: Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt. Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen.
- Elektrotherapie: Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen. Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg.
- Physiotherapie: Gegen die fortschreitende Gangunsicherheit wirkt Gleichgewichtstraining in der Physiotherapie. Wie die gezielten Reize der Akupunktur die Nerven beleben, ist noch ungeklärt.
Was Patienten selbst tun können
Für alle Polyneuropathien gilt:
- regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen,
- Tragen von bequemem Schuhwerk,
- Meidung von Druck,
- Nutzung professioneller Fußpflege,
- Verbesserung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Betätigung (150 min Ausdauersport/Woche z. B.
Verlauf und Prognose der alkoholischen Polyneuropathie
Obwohl Polyneuropathien die Lebenserwartung in der Regel nicht negativ beeinflussen, können die ihr zugrundeliegenden Ursachen wie Alkoholmissbrauch zu einer verkürzten Lebensdauer beitragen.
In Abhängigkeit von der Ursache besteht nur begrenzt die Aussicht auf Heilung. Zum Beispiel sind die weniger häufig vorkommenden entzündlichen Neuropathien mit Medikamenten meist sehr gut zu behandeln, akute Formen heilen oft komplett aus.
Je nach Schwere der Ausfälle bestehen Einschränkungen beim Ausüben verschiedener beruflicher Tätigkeiten. Es sollten Tätigkeiten auf Leitern und Gerüsten gemieden werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Laufen auf unebenem Untergrund (Baustellen) oder im Dunkeln müssen beachtet werden. Feinmotorische Tätigkeiten (z. B. Uhrmacher) sind oft nicht mehr möglich. Dennoch sollten Patienten mit einer Polyneuropathie so lange wie möglich am Berufsleben teilhaben. Zur Verbesserung der Alltagsaktivitäten wird in Abhängigkeit vom Schweregrad die Versorgung mit Hilfsmitteln empfohlen (z. B.
Insofern die Erkrankung in einer leichten Form vorliegt, ist eine Alkoholische Polyneuropathie bis zu einem gewissen Grad heilbar. Sobald die Erkrankung in einer fortgeschrittenen Form vorliegt, können bereits bestehende Nervenschäden jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Da es sich bei Polyneuropathie durch Alkohol um eine fortschreitende Krankheit handelt, können sich die Symptome bei Nichtbehandlung verschlimmern.
Präventive Maßnahmen gegen Polyneuropathie
Die Prävention gegen Polyneuropathie und das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) umfasst verschiedene Maßnahmen. Sie sollen die Risikofaktoren minimieren und die allgemeine Nervengesundheit fördern.
- Bei Diabetes mellitus ist eine konsequente Kontrolle des Blutzuckerspiegels ausschlaggebend, um das Risiko einer diabetischen Neuropathie zu verringern. Sie sollten den HbA1c-Wert, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt, unter 7 % halten.
- Eine ausgewogene Ernährung ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Sie unterstützt die Nervengesundheit. Besonders wichtig sind B-Vitamine, wie B1, B6 und B12, die Sie durch den täglichen Verzehr von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Milchprodukten oder Fleisch aufnehmen können.
- Alkohol ist auch in geringen Mengen schädlich. Der Konsum kann eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen, begünstigen oder verschlimmern.
- Da bestimmte Infektionen wie Campylobacter jejuni mit dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) in Verbindung gebracht werden, sollten Sie auf gute Hygiene achten.
- Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung und kann das Risiko einer Polyneuropathie verringern.
- Bestimmte Chemikalien und Schwermetalle können Polyneuropathien verursachen.
- Chronischer Stress kann das Immunsystem beeinträchtigen und das Risiko für Autoimmunerkrankungen erhöhen. Praktizieren Sie regelmäßig Entspannungstechniken wie tiefe Atemübungen, Meditation oder Yoga.
- Regelmäßige medizinische Untersuchungen helfen, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, so dass sie behandelt werden können.
- Halten Sie Ihren Impfstatus auf dem neuesten Stand, um Infektionen vorzubeugen, die Polyneuropathie oder GBS auslösen können.
- Bei bestehender Polyneuropathie ist eine sorgfältige Fußpflege wichtig, um Verletzungen und Wunden vorzubeugen.
Wenn Sie diese Maßnahmen in Ihren Alltag integrieren, tun Sie viel für Ihre Nervengesundheit. Das kann das Risiko für Polyneuropathie und GBS verringern.
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