Die Frage, ob Menschen mit Epilepsie Blut spenden dürfen, ist komplex und erfordert eine differenzierte Betrachtung. Generell gilt, dass die Sicherheit des Spenders und des Empfängers oberste Priorität hat. Daher gibt es bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen, um zur Blutspende zugelassen zu werden.
Allgemeine Voraussetzungen für die Blutspende
Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren Blut spenden. Mit einer Änderung des Transfusionsgesetzes im Jahr 2023 gibt es keine Höchstaltersgrenze mehr. Das ärztliche Personal beurteilt unabhängig vom Alter immer individuell, ob eine Spende möglich ist. Weitere allgemeine Voraussetzungen sind:
- Körpergewicht: Mindestens 50 kg und weniger als 180 kg.
- Gesundheitszustand: Man muss sich völlig gesund fühlen und darf bis auf wenige Ausnahmen keine Medikamente eingenommen haben.
- Infektionen: In den vergangenen 4 Wochen darf keine Magen-Darm-Infektion, kein fieberhafter Infekt und keine andere Infektionskrankheit vorgelegen haben.
- Grunderkrankungen: Sie dürfen keine bestehenden Grunderkrankungen wie z. B. Herzkrankheiten oder Autoimmunerkrankungen haben.
- Ausweis: Ein gültiger Personalausweis oder ein gültiger Reisepass (inkl. Meldebescheinigung) ist Pflicht.
Epilepsie als Ausschlusskriterium
Epilepsie wird in der Regel als Ausschlusskriterium für die Blutspende angesehen. Dies liegt daran, dass das Risiko eines Krampfanfalls während der Spende als zu hoch eingeschätzt wird. Ein Krampfanfall könnte sowohl für den Spender als auch für das medizinische Personal gefährlich sein.
Gründe für den Ausschluss:
- Krampfanfallrisiko: Während der Blutspende kann es zu Stresssituationen kommen, die einen Krampfanfall auslösen könnten.
- Medikation: Viele Menschen mit Epilepsie nehmen Antiepileptika ein. Die Einnahme von Medikamenten kann ein Ausschlusskriterium sein, da die Auswirkungen auf den Blutempfänger nicht immer bekannt sind.
- Sicherheit des Spenders: Die Gesundheit des Spenders hat oberste Priorität. Ein Krampfanfall während der Spende könnte zu Verletzungen führen.
Medikamente und Blutspende
Die Einnahme von Medikamenten ist ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung der Spendefähigkeit. Generell gilt, dass bei Medikamenteneinnahme immer der:die Spendearzt:Spendeärztin im Einzelfall entscheiden muss. Dabei sind stets auch die Indikation und der Spenderschutz zu berücksichtigen.
Beispiele für Medikamente und deren Auswirkungen:
- Antibiotika: Nach Beendigung der Antibiotika-Einnahme müssen vier Wochen bis zur nächsten Blutspende gewartet werden.
- Insulin: Typ-I-Diabetiker dürfen aufgrund der Insulingabe nicht Blut spenden. Typ-II-Diabetiker können unter bestimmten Voraussetzungen zur Blutspende zugelassen werden.
- Lamotrigin: Mit Lamotrigin darf man nicht zur Spende zugelassen werden. Ob vorübergehend oder dauerhaft hängt von der Grunderkrankung ab. Da es ein Antiepileptika ist, gehe man davon aus, dass Epilepsie diagnostiziert wurde.
Individuelle Beurteilung durch den Arzt
Die endgültige Entscheidung über die Spendefähigkeit obliegt immer dem Arzt im Spendezentrum am Tag des Besuchs. Er berücksichtigt alle individuellen Faktoren und entscheidet, ob eine Spende möglich ist, ohne die Gesundheit des Spenders oder des Empfängers zu gefährden.
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Faktoren, die bei der Beurteilung berücksichtigt werden:
- Art und Schwere der Epilepsie: Sind die Anfälle gut kontrolliert?
- Medikation: Welche Medikamente werden eingenommen und in welcher Dosierung?
- Allgemeiner Gesundheitszustand: Gibt es weitere Erkrankungen oder Risikofaktoren?
- Aktuelle Symptome: Fühlt sich der Spender gesund und fit?
Alternativen zur Blutspende
Auch wenn eine Blutspende aufgrund von Epilepsie nicht möglich ist, gibt es viele andere Möglichkeiten, das Rote Kreuz zu unterstützen.
Möglichkeiten der Unterstützung:
- Mitarbeit als Helfer:in: Bei der Blutspende als Helfer:in unterstützen.
- Mitgliedschaft in einer Rot Kreuz Gemeinschaft: Eine Ausbildung machen, um als Sanitäter:in zu unterstützen.
- Finanzielle Spenden: Geld spenden, um die Arbeit des Roten Kreuzes zu unterstützen.
- Sachspenden: Sachspenden wie Kleidung oder Spielzeug spenden.
Wichtige Hinweise für Spender
Vor einer Blutspende sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:
- Fragebogen: Vor jeder Spende muss ein Fragebogen zur gesundheitlichen Vorgeschichte ausgefüllt werden.
- Arztgespräch: Im persönlichen Gespräch mit dem:der Arzt:Ärztin werden die Angaben im Fragebogen besprochen und die Spendefähigkeit beurteilt.
- Ausweis: Ein Ausweis mit Lichtbild muss bereitgehalten werden.
- Essen und Trinken: Vor einer Blutspende sollte ausreichend gegessen und getrunken werden.
- Ruhepause: Nach der Blutspende sollte man sich mind. 10 Minuten ausruhen.
Ausschlusskriterien im Detail
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Ausschluss von der Blutspende führen können. Hier einige Beispiele:
- Infektionskrankheiten: HIV, Syphilis, Hepatitis B oder C.
- Reisen: Aufenthalte in Gebieten mit erhöhtem Risiko für bestimmte Infektionskrankheiten wie Malaria.
- Tätowierungen und Piercings: Innerhalb der letzten vier Monate.
- Operationen: Je nach Größe des Eingriffs beträgt die Wartezeit zur nächsten Blutspende zwischen einer Woche und bis zu vier Monaten.
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft und bis sechs Monate danach darf kein Blut gespendet werden.
- Sexuelles Risikoverhalten: Sexuelles Verhalten, das ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten birgt.
- Drogenkonsum: Drogenkonsum über die Nasenschleimhaut oder über eine Vene.
- Alkoholmissbrauch: 12 Monate nach Ende des Drogen- bzw. Alkoholmissbrauchs.
- Erkrankungen: Autoimmunerkrankungen, bösartige Tumore, Hämophilie, Schizophrenie oder chronische Nierenerkrankungen.
Plasmaspende als Alternative?
Die Plasmaspende ist eine Alternative zur Blutspende, bei der nur das Blutplasma entnommen wird. Die anderen Blutbestandteile werden dem Spender:in zurückgeführt. Die Voraussetzungen für die Plasmaspende sind ähnlich wie bei der Blutspende, aber es gibt einige Unterschiede.
Voraussetzungen für die Plasmaspende:
- Alter: Vom 18. bis zum 69. Geburtstag, für Neuspender bis zum 60. Geburtstag.
- Gesundheitszustand: Am Tag der Spende sollten Sie gesund sein und sich fit fühlen.
- Wohnsitz: Für die erste Plasmaspende muss ein Wohnsitz innerhalb des sogenannten „Spendereinzugsgebiets“ nachgewiesen werden (Umkreis von ca. 60 Kilometern zum Spendezentrum).
- Deutschkenntnisse: Um die Sicherheit für Spender:innen und Empfänger:innen zu gewährleisten und rechtlichen Vorgaben zu entsprechen, sind gute Deutschkenntnisse für die Zulassung zur Spende erforderlich.
Ob Menschen mit Epilepsie Plasma spenden dürfen, muss im Einzelfall vom Arzt entschieden werden. Es ist wichtig, alle relevanten Informationen über die Erkrankung und die Medikation anzugeben.
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