Darmnervensystem beruhigen: Was Sie tun können, um Ihr Bauchhirn zu entspannen

Neurologie und Gastroenterologie scheinen auf den ersten Blick wenig gemeinsam zu haben. Doch die Neurogastroenterologie, ein medizinischer Fachbereich, beschäftigt sich genau mit der Verbindung zwischen diesen beiden Disziplinen. Sie erforscht und behandelt Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, die auf Störungen des sogenannten enterischen Nervensystems zurückzuführen sind. Dieses Nervensystem, auch als "Bauchhirn" bezeichnet, steuert den kompletten Funktionsablauf der Verdauung.

Das enterische Nervensystem: Unser "Bauchhirn" im Detail

Das enterische Nervensystem (ENS) erstreckt sich über den gesamten Magen-Darm-Trakt, von der Speiseröhre bis zum Enddarm. Es koordiniert die Verdauungsprozesse, indem es die Schleimhautzellen, die Verdauungsdrüsen und die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts steuert. Aufgrund seiner Komplexität und der großen Anzahl an Nervenzellen wird es auch als "Bauchhirn" bezeichnet.

Die Hirn-Bauch-Achse: Die Verbindung zwischen Kopf und Bauch

Unser Gehirn und unser Bauchhirn stehen in ständiger Kommunikation miteinander. Diese Verbindung, die sogenannte Hirn-Bauch-Achse, spielt eine wichtige Rolle bei unseren Entscheidungen und unserem Wohlbefinden. Stressfaktoren können über diese Achse auf das enterische Nervensystem einwirken und Störungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Umgekehrt kann das "Bauchgehirn" auch das Gehirn im Kopf beeinflussen und unsere emotionale Bewertung von Beschwerden beeinflussen.

Psychosomatische Erkrankungen und das enterische Nervensystem

Chronischer Stress kann die Hirn-Bauch-Achse negativ beeinflussen und psychosomatische Erkrankungen auslösen. Es ist daher wichtig, bei neurogastroenterologischen Erkrankungen sowohl organische als auch psychosomatische Ursachen abzuklären und im Therapiekonzept zu berücksichtigen.

Reizdarmsyndrom: Eine häufige Störung des enterischen Nervensystems

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine der häufigsten Erkrankungen, die mit Störungen im enterischen Nervensystem einhergehen. Es äußert sich durch Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen und Blähungen. Die Forschung hat gezeigt, dass beim Reizdarmsyndrom eine Mikroentzündung im Bereich des enterischen Nervensystems besteht, die zu einer Störung der Nervenfunktion im Magen-Darm-Trakt führt.

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Therapieoptionen beim Reizdarmsyndrom

Obwohl es derzeit kein Medikament gibt, das die Mikroentzündung beim Reizdarmsyndrom heilen kann, gibt es verschiedene Therapieoptionen, um die Beschwerden zu lindern. Dazu gehören medikamentöse Behandlungen zur Regulierung der Darmbewegung, entkrampfende Mittel, durchfallhemmende Präparate und sanfte Abführmittel. In einigen Fällen werden auch niedrig dosierte Antidepressiva oder spezielle Antibiotika eingesetzt. Darüber hinaus können interdisziplinäre Therapieoptionen wie der Einbau eines Magen- oder Kreuzbeinschrittmachers in Betracht gezogen werden.

Was Sie selbst tun können, um Ihr Darmnervensystem zu beruhigen

Obwohl das enterische Nervensystem die Funktionen des Magen-Darm-Trakts unabhängig von unserem Gehirn steuern kann, ist es dennoch anfällig für Störungen durch Stress, Ängste und Depressionen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, positiv auf Bauchbeschwerden einzuwirken:

  • Stressmanagement: Entspannungs- und Atemübungen wie autogenes Training oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und die Hirn-Bauch-Achse zu stärken.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit leicht verdaulichen Speisen und ausreichend Ballaststoffen kann den Magen-Darm-Trakt entlasten. Vermeiden Sie stark gewürzte, fettige und zuckerhaltige Speisen sowie Koffein und Alkohol.
  • Achtsamkeit: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten und essen Sie bewusst. Achten Sie auf Ihr Sättigungsgefühl und vermeiden Sie hastiges Essen.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann die Verdauung anregen und dem Darm ein Stück Arbeit abnehmen.
  • Pflanzliche Helfer: Bestimmte Pflanzen wie Pfefferminze, Kümmel, Fenchel und Kamille können beruhigend und krampflösend wirken.
  • Probiotika und Präbiotika: Präbiotika ernähren die "guten" Darmbakterien und fördern deren Wachstum, während Probiotika günstige Mikroorganismen enthalten, die sich im Darm ansiedeln und die "schädlichen" Bakterien verdrängen können.

Entspannungstechniken für ein entspanntes Bauchhirn

Es gibt verschiedene Entspannungstechniken, die Ihnen helfen können, Ihr Darmhirn zu beruhigen und Stress abzubauen:

  • Atemübungen: Die 4-6-Atmung (vier Sekunden einatmen, sechs Sekunden ausatmen) oder die 4-7-8-Atmung (vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden Luft anhalten, acht Sekunden ausatmen) können helfen, den Körper zu entspannen.
  • Autogenes Training: Wiederholen SieFormeln wie "Ich bin ganz ruhig", um die Körperwahrnehmung zu steigern.
  • Progressive Muskelentspannung: Spannen Sie gezielt Muskelgruppen an und entspannen Sie sie wieder.
  • Yoga: Bestimmte Yoga-Übungen wie die Vorwärtsbeuge können den Darm entspannen.
  • Meditation: Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress abzubauen und das Darmhirn zu beruhigen.
  • Selbsthypnose: Nutzen Sie innere Bilder und Vorstellungen, um einen tiefen Entspannungszustand zu erreichen.

Die Rolle des Mikrobioms für ein gesundes Darmnervensystem

Das Mikrobiom, die Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Darm, spielt eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Es beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern auch unser Immunsystem, unser Nervensystem und unsere Psyche. Ein gestörtes Mikrobiom kann zu Fehlern in der Signalweiterleitung zwischen Darm und Gehirn führen und somit Reizmagen und Reizdarmsyndrom begünstigen.

Wie Sie Ihr Mikrobiom positiv beeinflussen können

  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und fermentierten Lebensmitteln kann die Vielfalt und Zusammensetzung Ihres Mikrobioms positiv beeinflussen.
  • Probiotika: Die Einnahme von Probiotika kann helfen, das Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  • Vermeidung von Stress: Chronischer Stress kann das Mikrobiom negativ beeinflussen. Versuchen Sie daher, Stress abzubauen und Entspannungstechniken in Ihren Alltag zu integrieren.
  • Vermeidung von Antibiotika: Antibiotika können die "guten" Darmbakterien abtöten und das Mikrobiom schädigen. Nehmen Sie Antibiotika daher nur ein, wenn es unbedingt notwendig ist.

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