Das automatische Gehirn: Eine Zusammenfassung von Teil 1

Die Dokumentation "Das automatische Gehirn" in zwei Teilen, die auf ARTE ausgestrahlt wurde, bietet einen faszinierenden Einblick in die Funktionsweise unseres Gehirns. Anhand alltäglicher Situationen und aufwendiger 3D-Animationen wird die Macht unseres Unterbewusstseins demonstriert. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus Teil 1 zusammen.

System 1 und System 2: Zwei Denkweisen

Daniel Kahneman, Wirtschaftsnobelpreisträger und Autor von "Schnelles Denken, langsames Denken", beschreibt zwei Systeme, die in unserem Gehirn bei Entscheidungsprozessen aktiv sind: System 1 und System 2.

  • System 1: Dieses System arbeitet automatisch, schnell und ohne bewusste Steuerung. Es ist für spontane Eindrücke, Gefühle und Intuitionen zuständig und steuert unser Verhalten, indem es auf komplexe Muster von Vorstellungen zurückgreift. System 1 ist ständig aktiv und macht kontinuierlich Vorschläge für System 2.

  • System 2: Dieses System ist bewusst, logisch und lenkt die Aufmerksamkeit auf anstrengende mentale Aktivitäten und komplexere Berechnungen. Es wird aktiv, wenn System 1 keine Antwort auf eine Frage findet und modifiziert gegebenenfalls die Vorschläge von System 1.

Die Arbeitsteilung zwischen System 1 und System 2 ist äußerst effizient, da sie den Aufwand minimiert und die Gehirnleistung optimiert.

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Die Macht des Unterbewusstseins

Über 90 Prozent unserer täglichen Handlungen werden vom "automatischen Gehirn" bzw. Unterbewusstsein gesteuert. Das Unterbewusstsein ist um ein Vielfaches schneller und spontaner als unser Verstand. Es reagiert in etwa 200 Millisekunden, während der Verstand deutlich langsamer ist und oft nur das begründet, was bereits "gefühlt" wird.

Das Unterbewusstsein arbeitet parallel und kann in rasender Geschwindigkeit komplexe Sachverhalte bewerten. Es wird auch als "emotionales Erfahrungsgedächtnis" bezeichnet, in dem vorgeburtliche Erfahrungen gespeichert sind. Bewusste Erlebnisse und Erfahrungen setzen dagegen erst mit dem zweiten Lebensjahr ein.

Das Unterbewusstsein kommuniziert in Bildern, während Sprache ein abstraktes Konzept unseres Verstandes ist. Um erfolgreich mit dem Unterbewusstsein zu kommunizieren, sind Bilder notwendig, was vor allem für die Ziel- und Visionsarbeit relevant ist.

Kognitive Verzerrungen und Vorurteile

System 2 schließt Lücken in Informationen mit Assoziationen, die bereits vorhanden sind. Dies kann zu Vorurteilen führen, die für Betroffene sehr offensichtlich sind. Ein Beispiel aus Kahnemans Buch: Die Beschreibung einer Person als scheu, verschlossen und hilfsbereit lässt viele Menschen schlussfolgern, dass es sich eher um einen Bibliothekar als um einen Landwirt handelt, obwohl die gegebenen Informationen wenig aussagekräftig sind.

Diese Vorurteile können sich in vielen Bereichen des Lebens widerspiegeln, beispielsweise in Bewerbungssituationen. Es ist wichtig, diese Schubladen und unbewussten Vorurteile zu hinterfragen und zu reflektieren, da sie in allen Menschen vorhanden sind.

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Intuition und ihre Grenzen

Intuition ist eine unbewusste Form der Informationsverarbeitung, die auf Erfahrungen und Wissen beruht. Sie kann in stabilen Umgebungen mit zuverlässigen Hinweisen zu erfolgreichen Entscheidungen führen, wie das Beispiel einer Krankenschwester zeigt, die frühzeitig eine Infektion bei einem Patienten erkennt.

Allerdings kann Intuition auch zu Denkverzerrungen führen, wenn irrelevante Informationen die eigentlich relevanten Informationen ersetzen. Kahneman demonstriert dies mit der Aufgabe, bei der ein Schläger und ein Ball zusammen 1,10 Euro kosten und der Schläger einen Euro mehr als der Ball. Die intuitive Antwort von 10 Cent ist falsch, da die richtige Antwort 5 Cent lautet.

Die Kontrolle des Bewusstseins über das Unbewusste

Entgegen der Annahme, dass unser Unbewusstes autonom und nicht vom Bewusstsein kontrollierbar ist, zeigen Forschungen, dass bewusste Vorsätze die Arbeit unserer automatischen Systeme im Gehirn steuern. Unbewusste Prozesse, die im Widerspruch zu unseren Absichten stehen, werden weitgehend von unserem Bewusstsein blockiert.

Dies bedeutet, dass unser Wille freier ist als gedacht und dass unser bewusstes "Ich" Herr im Haus bleibt. Die bewussten Absichten und Einstellungen entscheiden darüber, ob ein unbewusster Prozess in unserem Gehirn überhaupt ablaufen kann.

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