"Starship Troopers", Paul Verhoevens kontroverser Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1997, hat seit seiner Veröffentlichung eine hitzige Debatte ausgelöst. Einerseits wurde der Film für seine exzessive Gewaltdarstellung und vermeintlich faschistoiden Tendenzen kritisiert. Andererseits wird er als satirische Auseinandersetzung mit Militarismus, Propaganda und der Verherrlichung von Gewalt verteidigt. Dieser Artikel untersucht die verschiedenen Aspekte des Films, insbesondere die Zensurmaßnahmen in der deutschen Synchronisation, die satirischen Elemente und die zugrunde liegenden philosophischen Fragen.
Zensur in der deutschen Synchronisation: Ein Eingriff in die satirische Botschaft?
Obwohl "Starship Troopers" in Deutschland ungekürzt in den Kinos lief, wurde die deutsche Synchronisation einer Reihe von Zensurmaßnahmen unterzogen. Diese Eingriffe zielten darauf ab, ideologisch kritische Stellen zu entschärfen und den Film für ein deutsches Publikum annehmbarer zu machen. Besonders betroffen war die Darstellung der Gesellschaftsordnung, in der nur Soldaten als vollwertige Bürger gelten.
Einige Beispiele für die Zensurmaßnahmen:
- In der Originalfassung wird für "Soldat" das Wort "Citizen" als Synonym verwendet, was in der deutschen Fassung entfernt wurde.
- Die Szene im Schulunterricht, in der die Demokratie als gescheitert dargestellt wird und Kriegsveteranen die Regierung übernehmen, wurde stark verändert. Anstelle der Kritik an der Demokratie wurde ein "erster Bug-Krieg" erfunden.
- Die Aussage, dass nur Bürger (Soldaten) stimmberechtigt sind, wurde in der deutschen Fassung verschwiegen. Stattdessen wird die Frage durch eine andere ersetzt.
- Der Verweis auf Hiroshima wurde durch Washington ersetzt, um den Zynismus der Aussage zu mildern.
- Die öffentliche Bestrafung (Auspeitschen) wurde aus der deutschen Fassung getilgt.
Diese Zensurmaßnahmen verändern die Botschaft des Films erheblich. Indem die Kritik an Militarismus und der Verherrlichung von Gewalt abgeschwächt wird, verliert der Film einen Teil seiner satirischen Schärfe. Einige Kritiker argumentieren, dass die Zensur die Intention des Regisseurs untergräbt und den Film in eine unkritische Action-Unterhaltung verwandelt.
Satire oder Verherrlichung von Gewalt? Eine Frage der Interpretation
Die Frage, ob "Starship Troopers" eine Satire oder eine Verherrlichung von Gewalt ist, ist umstritten. Befürworter der Satire-Interpretation argumentieren, dass der Film militaristische Propaganda, faschistoide Tendenzen und die Oberflächlichkeit der Medien auf satirische Weise darstellt. Die übertriebene Gewaltdarstellung, die stereotypen Charaktere und die propagandistischen Nachrichtensendungen werden als Mittel eingesetzt, um die Absurdität des Krieges und die Gefahren des blinden Patriotismus zu entlarven.
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Gegner dieser Interpretation argumentieren, dass die Gewaltdarstellung zu explizit und unkritisch ist, um als Satire durchzugehen. Sie sehen in dem Film eine Verherrlichung von Militarismus und eine unreflektierte Darstellung von Gewalt als Mittel zur Problemlösung. Die attraktiven Schauspieler, die heroischen Inszenierungen und die fehlende Auseinandersetzung mit den ethischen Konsequenzen des Krieges würden den Film zu einer affirmativen Darstellung des Krieges machen.
Die philosophischen Fragen von "Starship Troopers"
Unabhängig von der Interpretation als Satire oder Verherrlichung von Gewalt wirft "Starship Troopers" eine Reihe von philosophischen Fragen auf. Der Film thematisiert die Rolle des Individuums in der Gesellschaft, die Bedeutung von Bürgerrechten und die Legitimität von Gewalt.
Eine zentrale Frage ist die nach der Definition von Bürgerschaft. In der Welt von "Starship Troopers" sind Bürgerrechte eng an die Ableistung eines Militärdienstes geknüpft. Diese Idee wirft die Frage auf, ob Bürgerschaft an Bedingungen geknüpft werden sollte und ob der Staat das Recht hat, seine Bürger zum Militärdienst zu verpflichten.
Eine weitere Frage ist die nach der Legitimität von Gewalt. Der Film stellt Gewalt als ein legitimes Mittel zur Problemlösung dar, insbesondere im Kampf gegen eine existenzielle Bedrohung. Diese Darstellung wirft die Frage auf, ob Gewalt jemals gerechtfertigt ist und ob es alternative Wege zur Konfliktlösung gibt.
"Das ganze Gehirn weggelutscht": Ein Kultspruch als Ausdruck der Absurdität
Der Ausspruch "Das ganze Gehirn weggelutscht" ist zu einem Kultspruch geworden, der oft im Zusammenhang mit "Starship Troopers" zitiert wird. Dieser Ausspruch, der im Film von einem Soldaten verwendet wird, dessen Kamerad von einem Käfer getötet wurde, ist ein Ausdruck der Absurdität und Brutalität des Krieges. Er verdeutlicht die Entmenschlichung der Soldaten und die traumatisierenden Erfahrungen, die sie im Krieg machen.
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Der Ausspruch kann auch als Metapher für die Gehirnwäsche durch Propaganda und die Manipulation der öffentlichen Meinung interpretiert werden. Indem die Bürger mit propagandistischen Botschaften indoktriniert werden, werden sie ihrer Fähigkeit zum kritischen Denken beraubt und zu willenlosen Werkzeugen des Staates gemacht.
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