Ganglion: Gutartiger oder bösartiger Tumor? Ein umfassender Überblick

Der Begriff "Tumor" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Schwellung. In der Medizin bezieht er sich allgemein auf jede Form von Gewebevergrößerung. Treten diese Schwellungen im Bereich der Hand auf, spricht man von Handtumoren. Handtumoren sind eine sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren. Bösartige Tumore sind Krebserkrankungen, die im Bereich der Hand deutlich seltener vorkommen als gutartige Tumore. Dieser Artikel konzentriert sich hauptsächlich auf gutartige Tumore der Hand.

Was ist ein Handtumor?

Handtumoren sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die sich als Schwellungen im Bereich der Hand manifestieren. Tumore werden nach ihrem Ursprungsgewebe unterschieden. Neben Knochentumoren, die von außen selten sichtbar sind, gibt es vor allem Weichteiltumore.

Häufige gutartige Tumore der Hand

Ganglion (Überbein)

Das Ganglion, auch Überbein genannt, ist die mit Abstand häufigste Tumorform im Hand- und Handgelenksbereich. Es handelt sich um eine Aussackung der Gelenkschleimhaut, die durch eine übermäßige Produktion von Gelenkflüssigkeit entsteht und mit dieser Flüssigkeit gefüllt ist. Die genaue Ursache für die übermäßige Produktion der Gelenkflüssigkeit ist oft unklar, kann aber auf eine Überbeanspruchung des Gelenks oder Gelenkverschleiß zurückzuführen sein. Ganglien treten häufig im Gymnastik- und Turnsport auf. Patienten bemerken in der Regel eine prall-elastische Vorwölbung, meist im Bereich des Handgelenkes. Ein Ganglion ist meist nicht schmerzhaft, kann aber aufgrund seiner Ausdehnung als störend empfunden werden.

Ursachen und Entstehung:Ein Ganglion entsteht, wenn sich in einer Gelenkkapsel oder Sehnenscheide zu viel Gelenkflüssigkeit bildet. Wird im Gelenk mehr Flüssigkeit produziert, als in den Gelenkspalt passt, wölbt sich die Gelenkkapsel vor und erscheint als sackförmige Ausstülpung. Die Ursache der Überproduktion von Gelenkflüssigkeit ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich sind mehrere Einflüsse an der Entstehung eines Ganglions beteiligt.

Symptome:Oft verursacht ein Ganglion keine Beschwerden. Je nachdem, wo es auftritt, kann es die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks einschränken.

Diagnose:Ein Ganglion erkennen Fachleute häufig schon anhand der Beschwerden und durch eine körperliche Untersuchung. Das Knötchen ist häufig in der Umgebung des Gelenks oder der Sehnenscheiden zu sehen und zu ertasten.

Behandlung:Die Therapie von Ganglien besteht meistens in der Entfernung der Tumore. Dies kann im Rahmen einer kleinen Operation stattfinden, wobei die gesamte Aussackung entfernt wird, oder die Gelenkflüssigkeit unter sterilen Bedingungen abgezogen wird (Aspiration). Dabei ist jedoch unbedingt zu beachten, dass die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens eines Ganglions nach einer Entfernung sehr hoch ist. In einigen Fällen bildet sich der Tumor auch von selbst wieder zurück.

Selbstbehandlung:Wer ein Überbein bei sich entdeckt, sollte nicht versuchen, es selbst zu beseitigen. Zum einen kann das zu Verletzungen und Entzündungen führen oder gar das Ganglion platzen lassen. Zum anderen bildet sich das Ganglion anschließend sehr wahrscheinlich neu. Menschen mit Ganglion können jedoch auf verschiedene Maßnahmen und Hausmittel zur Selbstbehandlung zurückgreifen.

Mukoidzyste

Mukoidzysten sind streng genommen auch Ganglien, da es sich um Aussackungen von Gelenkflüssigkeit handelt. Während sich Ganglien klassischerweise im Bereich des Handgelenkes manifestieren, finden sich Mukoidzysten im Bereich der Finger- oder Zehenendgelenke. Die Ursache liegt meist in einem Gelenkverschleiß (Arthrose). Mukoidzysten können durch ihre besondere Lage zu Störungen des Nagelwachstums führen. Weiterhin besteht hier die Gefahr, dass bei einer Eröffnung der Zysten das Gelenkinnere mit Keimen aus der Umwelt in Kontakt kommt und sich eine Gelenkinfektion entwickelt. Die Eröffnung der Zysten kann etwa durch eine dünne Haut bei älteren Patienten oder eine eigenständige Behandlung durch die Betroffenen bedingt sein.

Lipom

Bei einem Lipom handelt es sich um eine gutartige Vermehrung von Fettgewebe, die als schmerzlose Schwellung im Bereich des gesamten Körpers auftreten kann. Lipome bilden insgesamt die häufigsten gutartigen Tumoren des Körpers, wobei in etwa 2 % der Fälle die Hand betroffen ist. Auf welche Ursache die übermäßige Produktion von Fettgewebe zurückzuführen ist, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. In den meisten Fällen wird sie aber durch Fettzellen oder bestimmte Stammzellen verursacht. Lipome entwickeln sich sehr langsam und verursachen keine Schmerzen. Oft werden Patienten erst dann bei einem Arzt vorstellig, wenn die Tumore enorme Größen angenommen haben und Druck auf umliegende Strukturen ausüben, wodurch sie symptomatisch werden. Grundsätzlich ist es möglich, Lipome im Rahmen eines kleinen operativen Eingriffes zu entfernen oder das in einer Kapsel eingeschlossene Fettgewebe abzusaugen. Im Bereich der Hand wird das Absaugen allerdings nicht empfohlen, sodass die Tumore hier im Ganzen entfernt werden.

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Rheumaknoten

Bei Rheuma handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Strukturen wie Weichgewebe, Gelenke oder auch innere Organe wie die Niere angreift. Die Erkrankung kann sich aber auch außerhalb der Gelenke in Form von Rheumaknoten präsentieren. Diese finden sich meist im Bereich von stark beanspruchten Körperstellen, beispielsweise über den handrückenseitigen Beugesehnen. Rheumaknoten sind in der Regel von eher derber Struktur und nicht schmerzhaft. Durch ihre Position können sie aber Beschwerden beim Greifen verursachen. Die Therapie der Rheumaknoten besteht in der Therapie der rheumatischen Erkrankung, die stets durch erfahrene Rheumatologen erfolgen sollte.

Symptome von Handtumoren

Obwohl es sich bei Handtumoren um einen Überbegriff für verschiedene Erkrankungen handelt, verursachen die unterschiedlichen Formen der Tumore meist sehr ähnliche Symptome. In den meisten Fällen berichten die Patienten über schmerzlose Schwellungen, die aber bei entsprechender Größe als störend empfunden werden. Des Weiteren beeinträchtigen sie oft auch das ästhetische Erscheinungsbild und führen dadurch zu Leidendruck bei den Betroffenen. In einigen Fällen können Handtumore auch weitere Symptome verursachen, die dadurch hervorgerufen werden, dass umliegende Strukturen bedrängt werden. Dazu gehören beispielsweise Nervenirritationen, wodurch beispielsweise Kribbeln oder Gefühlsstörungen auftreten können. Nimmt der prallelastische Weichteiltumor an Größe zu, kann es zur Kompression von Nerven oder Gefäßen kommen. Dies kann zu heftigen Schmerzen und/oder typischen Parästhesien (Missempfindungen) wie zum Beispiel einem tauben oder pelzigen Gefühl, Kribbeln oder sogenanntem Ameisenlaufen führen. Des Weiteren bestehen Bewegungseinschränkung des darunter liegenden Gelenks sowie Muskelschwäche.

Diagnose von Handtumoren

Die Diagnostik von Hauttumoren erfolgt in der Regel durch Handchirurgen oder Orthopäden. In vielen Fällen handelt es sich um eine Blickdiagnose, die jedoch durch eine ausführliche Anamnese und anschließende Funktionsprüfung der Hand untermauert wird. Im Rahmen der Anamnese sind vor allem Angaben zum Wachstum des Tumors hinweisend. Um die genaue Art des Handtumors zu identifizieren, folgen auf die körperliche Untersuchung verschiedene bildgebende Verfahren. Das schnellste und einfachste Verfahren ist dabei die Ultraschalluntersuchung. Vor allem Lipome lassen sich durch ihr charakteristisches Erscheinungsbild auf diese Weise gut identifizieren. Um weitere Informationen zu gewinnen und auch die umgebenden Strukturen beurteilen zu können, sind MRT-Untersuchungen sinnvoll. Um knöcherne Strukturen besser darzustellen, ist eine Röntgen- oder CT-Untersuchung besonders gut geeignet. In vielen Fällen ist eine definitive Klärung, um welchen Charakter es sich bei der Veränderung handelt, nur durch eine feingewebliche Untersuchung möglich. Diese erfolgt nach Entnahme des Tumors durch den Pathologen.

Behandlung von Handtumoren

Die Wahl der geeigneten Therapie eines Handtumors hängt zum einen von der Art und dem Ausmaß des Tumors ab, zum anderen aber auch von den individuellen Patientenfaktoren. In einem ausführlichen Gespräch zwischen Patient und Arzt sollten die verschiedenen Therapieoptionen besprochen werden, sodass eine fundierte Entscheidung getroffen werden kann. In den meisten Fällen ist die operative Entfernung des Tumors die Methode der ersten Wahl. Diese hat oft nicht nur die Heilung, sondern auch die endgültige Sicherung der Diagnose zum Ziel, da das entnommene Gewebe anschließend in einem Labor genau untersucht wird.

Operative Methoden:Je nach Lokalisation kommen verschiedene operative Methoden zum Einsatz. Oft kann der Tumor über einen Hautschnitt direkt dargestellt und entfernt werden, befindet sich der Tumor im Bereich des Handgelenkes kann auch eine minimalinvasive Gelenkspiegelung in Frage kommen. Über kleine Hautschnitte werden dann eine Kamera, eine Lichtquelle und verschiedene Instrumente eingeführt, über die der Tumor dann entnommen wird.

Rezidivrisiko:Es sollte dabei immer bedacht werden, dass bei vielen Tumoren auch nach der Entfernung die Möglichkeit eines Rezidives besteht, sodass die Erkrankung erneut auftritt. Daher kann in einigen Fällen auch der Verzicht auf eine operative Entfernung erwogen werden. Es empfehlen sich dann regelmäßige ärztliche Kontrollen, in denen die Situation erneut beurteilt werden kann.

Konservative Behandlung:Wenn ein Ganglion keine Beschwerden verursacht, erfordert es keine Behandlung, da es sich oftmals von selbst zurückbildet. In einigen Fällen ordnen Mediziner*innen zunächst Schonung und Ruhigstellung des betroffenen Gelenks oder der Sehne an. Zusätzlich kann Physiotherapie dabei helfen, Fehlbelastungen zu vermeiden. Erzielen diese konservativen Behandlungsmethoden keine Besserung und bereitet das Ganglion Schmerzen, kommen weitere Maßnahmen zum Einsatz. Zum einen kann eine Injektion von Glukokortikoiden in das Ganglion die Schwellung reduzieren.

Bösartige Tumore der Hand

Bösartige Tumore an der Hand sind selten. Die meisten gehen von der Haut aus, insbesondere in sonnenexponierten Bereichen an den Fingerstreckseiten. Seltenere Ursachen sind starke Narbenbildung in der Hand oder die Folgen nach einer Röntgenbestrahlung. Man unterscheidet das Basaliom und das Spinaliom (weißer Hautkrebs) von den sehr gefährlichen pigmentierten bösartigen Tumoren (Melanom, schwarzer Hautkrebs).

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Diagnose und Behandlung:Hat man vor der Entfernung auch nur einen geringen Verdacht, dass es sich um einen bösartigen Tumor handeln könnte, erfolgt zunächst die Probeentnahme von Gewebe zur feingeweblichen Untersuchung („Biopsie“). Erst nach der Diagnosestellung durch feingewebliche Untersuchung der Gewebeprobe wird eine Diagnose- und Therapieplanung durchgeführt. Hat ein bösartiger Tumor eine gewisse Größe erreicht, sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine eventuelle Ausbreitung nachweisen oder ausschließen zu können. Welche Behandlungsmaßnahmen sinnvoll sind, hängt von der Art des Tumors ab und kann ganz unterschiedlich sein. In den meisten Fällen ist eine operative Entfernung mit einem Saum umgebenden gesunden Gewebes notwendig.

Spezielle bösartige Tumore:Wesentlich aggressiver sind die Veränderungen beim sogenannten schwarzen Hautkrebs (Melanom). Die Wachstumsgeschwindigkeit ist hier wesentlich höher, eine Streuung im Körper wird wesentlich früher beobachtet. Heimtückisch sind Veränderungen am Fingernagel, die sich nur gelegentlich durch Pigmentveränderung des Nagels früh ankündigen. Im Prinzip kann jedes Gewebe zur Bildung eines bösartigen Tumors führen. Bösartige Tumoren des Bindegewebes und Knochens (sogenanntes Sarkom) sind an der Hand jedoch eine Seltenheit. Hierzu gehören die Tumoren der Gelenkinnenhaut (synoviales Sarkom) und des Knochens (Osteosarkom) oder auch des Nervengewebes (malignes Schwannom).

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Jede Gewebeneubildung an der Hand sollte einmal vom Arzt angesehen werden. Bei diagnostischer Unsicherheit sollte eine Abklärung erfolgen. Neben der körperlichen Untersuchung kann hierzu eine Röntgenaufnahme oder auch einmal eine Kernspintomografie (MRT) gehören. Eine definitive Klärung ist durch operative Entfernung und feingewebliche Untersuchung möglich. Hat man den Verdacht auf eine Hautveränderung, die nicht zur Ruhe kommt und ursächlich nicht geklärt ist, sollte ein hiermit erfahrener Hautarzt diese beurteilen. Plötzlich eintretende Veränderungen im Bereich einer langen bestehenden Narbe können ein Hinweis für eine Tumorentstehung sein. Ähnlich verhält es sich mit kleinen, nicht heilenden Wunden, die immer wieder aufbrechen.

Spezialisten für Handtumoren

Die Behandlung von Handtumoren sollte stets durch fachkundige Handchirurgen erfolgen. In einigen Fällen ist auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Hautärzten, Internisten und Pathologen erforderlich.

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