Das Gehirn ist ein erstaunliches Organ, das eine zentrale Rolle in unserem Leben spielt. Es ist wie eine Schaltzentrale, die viele Abläufe im Körper steuert. Aber was genau macht das Gehirn, wie ist es aufgebaut und warum ist es so wichtig? Dieser Artikel erklärt es auf einfache und verständliche Weise.
Die Aufgaben des Gehirns
Das Gehirn ist für unsere Gedanken, Gefühle, Sprache und Bewegungen zuständig. Es steuert auch lebensnotwendige Prozesse wie die Atmung und den Herzschlag. Egal, was wir tun - ob wir denken, essen, reden, lachen, Fahrrad fahren, atmen, sehen, riechen, hören, fühlen, laufen, springen, werfen, reiten, lernen, schreiben, Klavier spielen, schwimmen, rechnen, spazieren gehen oder sogar schlafen - unser Gehirn ist immer beteiligt und aktiv. Es ist die Steuerzentrale unseres Körpers.
Der Aufbau des Gehirns
Das Gehirn befindet sich im Kopf, gut geschützt durch den Hirnschädel und drei Hirnhäute. In den Zwischenräumen der Hirnhäute befindet sich eine Flüssigkeit, der Liquor, der als Stoßdämpfer dient. Das Gehirn wiegt etwa 1.300 Gramm, wobei das Gewicht nichts mit der Intelligenz zu tun hat. Es sieht aus wie eine große, weiche, tief gefurchte graue Walnuss.
Das Gehirn besteht aus verschiedenen Bereichen, die unterschiedliche Aufgaben haben:
- Großhirn: Hier spielen sich vor allem die Gedanken und Gefühle ab. Das Großhirn ist in zwei Hälften geteilt, die rechte und die linke Hemisphäre. Die Großhirnrinde, die Oberfläche des Großhirns, enthält 52 Rindenfelder, die für verschiedene Funktionen zuständig sind. Das Sprechen und Denken wird vom Großhirn übernommen.
- Kleinhirn: Es ist für die Planung und Abstimmung der Bewegungen zuständig.
- Stammhirn: Es ist das Steuerzentrum der lebenserhaltenden Funktionen wie Herzschlag und Atmung. Ohne den Hirnstamm könnten wir überhaupt nicht leben.
- Zwischenhirn: Hier werden alle eingehenden Signale aus dem Körper an die entsprechende Gehirnregion weitergeleitet. Der Thalamus im Zwischenhirn ist wie ein „Tor zum Bewusstsein“, das Sinneswahrnehmungen sammelt und weiterleitet. Der Hypothalamus kontrolliert den Hormonhaushalt und steuert wichtige Funktionen wie Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur und Sexualverhalten.
- Rückenmark: Es stellt die Verlängerung des Gehirns dar und ist gut durch die Wirbelsäule geschützt. Es besteht aus vielen Nervenbahnen, die fast alle Bereiche des Körpers mit dem Gehirn verbinden.
Nervenzellen und Nervenbahnen
Als Steuerzentrale ist das Gehirn mit jedem einzelnen Teil unseres Körpers verbunden. Da gibt es richtige Leitungen, die Nerven. Die bestehen, wie das Gehirn selbst auch, aus vielen einzelnen Nervenzellen und sehen aus wie sehr dünne weiße Kabel. Und eigentlich funktionieren sie auch so: Sie leiten eine Nachricht elektrisch weiter. Im Kopf gehen diese Leitungen direkt vom Gehirn zu Augen, Mund, Nase, Ohren, Zunge usw. Das sind die Hirnnerven, zwölf sind es insgesamt. Vom Gehirn durch die Wirbelsäule, also vom Kopf in den Körper, führt das Rückenmark - eine dickere Leitung, ungefähr so dick wie ein Bleistift. Über all diese Leitungen steuert unser Gehirn den ganzen Körper. Das geht unvorstellbar schnell. Noch dazu kann das Gehirn auch vieles gleichzeitig. Und das schaffen nicht einmal die besten, größten und leistungsfähigsten Computer auf der ganzen Welt!
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Das Gehirn besteht aus zwei Arten von Zellen: Nervenzellen und Glia-Zellen. Die Nervenzellen sind die eigentlichen „Arbeitstiere“ im Gehirn, während die Glia-Zellen die Arbeit der Nervenzellen unterstützen. Das menschliche Gehirn hat ungefähr 100 Milliarden Nervenzellen, die über feine Ausläufer miteinander verbunden sind und so ein riesiges Netz bilden. Die Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen nennt man Synapsen.
Wie das Gehirn lernt
Unser Gehirn verändert sich ein Leben lang. Ständig nimmt es neue Informationen auf und verknüpft sie mit bereits vorhandenem Wissen. Immer wenn wir etwas Neues lernen, "sprechen" im Gehirn Nervenzellen miteinander und bilden neue Verbindungen. Das Gehirn steuert Organe und Bewegungen des Körpers. Außerdem kann es Gefühle und Erinnerungen erzeugen. Jedes einzelne Gehirn kann dabei mehr Wissen speichern als sämtliche Bibliotheken der Welt. Alles, was jemals auf dieser Welt von Menschen gemacht wurde - gebaut, hergestellt, geschrieben, gedichtet oder komponiert - haben Menschen mit ihren Gehirnen erdacht.
Das Gehirn lernt, indem es neue Informationen aufnimmt und mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft. Wenn wir etwas Neues lernen, bilden Nervenzellen im Gehirn neue Verbindungen. Dieser Prozess wird als neuronale oder synaptische Plastizität bezeichnet. Lernfähigkeit entsteht dadurch, dass durch ständiges Wiederholen entsprechende Synapsen verstärkt werden.
Wissenschaftler stellen sich Wissen im Gehirn als ein riesiges Wissensnetz vor, das aus vielen unterschiedlichen Fäden und Knoten besteht. Neues Wissen wird angeknüpft, altes und ungenutztes Wissen wird losgelöst. Bestehendes Wissen kann außerdem fester geknüpft werden, denn je häufiger eine Information in unserem Gehirn verarbeitet wird, desto fester wird sie ins Wissensnetz eingebunden. Dabei werden die Wissensfäden dicker und dicker.
Tipps für gehirngerechtes Lernen
Unser Gehirn hat seine Vorlieben. Es merkt sich Lerninhalte besser, wenn wir sie auf eine bestimmte Weise lernen - und zwar verknüpft mit positiven Emotionen. Diese funktionieren nämlich wie Wegweiser: Unser Gehirn neigt dazu, sich besser auf Inhalte zu konzentrieren, die mit positiven Emotionen verbunden sind. Gute Gefühle setzen im Gehirn außerdem Dopamin frei, den „Botenstoff des Glücks“. Das schafft eine positive Verknüpfung mit dem Lernstoff, was wiederum Motivation und Interesse fördert.
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Hier sind einige Tipps, wie man gehirngerecht lernen kann:
- Verknüpfe Lerninhalte mit positiven Emotionen: Denke dir lustige Geschichten aus, in denen die Vokabeln die Hauptrolle spielen, oder bastle ein Spiel, bei dem Vokabeln und Übersetzungen auf Karten stehen und richtig zugeordnet werden müssen.
- Wiederhole Lerninhalte regelmäßig: Je häufiger eine Information in unserem Gehirn verarbeitet wird, desto fester wird sie ins Wissensnetz eingebunden.
- Sorge für ausreichend Bewegung: Sport fördert die Durchblutung des Gehirns und macht das Gedächtnis fitter.
- Vermeide zu viel Fernsehen und Computerspiele: Dabei wird das Gedächtnis mit Tausenden von Bildern bombardiert, die es gern aufnimmt, weil sie Spaß machen, aber das Gehirn muss dabei kaum denken.
Was passiert, wenn das Gehirn geschädigt wird?
Das Gehirn kann durch verschiedene Ursachen in seiner Funktion gestört oder beschädigt werden. Am besten können Schädigungen durch ein Gehirn-MRT festgestellt werden. Je nachdem, welcher Bereich des Gehirns beschädigt wird, können ganz unterschiedliche Symptome auftreten.
Einige Beispiele für Erkrankungen des Gehirns sind:
- Schlaganfall: Eine Durchblutungsstörung im Gehirn durch den Verschluss eines Blutgefäßes, die zu Sauerstoffunterversorgung im entsprechenden Gebiet führt.
- Gehirntumor: Es gibt gutartige und bösartige Hirntumore.
- Demenz: Unter Demenz versteht man die Abnahme von Gedächtnis- und Denkleistungen. Eine Art der Demenz ist Alzheimer.
- Parkinson: Bei Parkinson kommt es zum Absterben einer bestimmten Art von Nervenzellen im Gehirn. Dadurch herrscht eine geringere Konzentration des Botenstoffs Dopamin vor.
- Querschnittslähmung: Wenn das Rückenmark durchtrennt ist, kann das Gehirn keine Befehle mehr an den Körper schicken, was zu Lähmungen führt.
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