Dehydration und Exsikkose sind Begriffe, die synonym verwendet werden, um einen Zustand zu beschreiben, der durch einen unphysiologisch niedrigen Wassergehalt des Körpers gekennzeichnet ist. Da der Wassergehalt im Körper mit zunehmendem Alter sinkt, sind ältere Menschen, insbesondere solche mit Demenz, anfälliger für Dehydration. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsstrategien von Dehydration bei Demenz, um das Bewusstsein für dieses häufige und potenziell schwerwiegende Problem zu schärfen.
Physiologie des Wasserhaushaltes
Der menschliche Körper besteht zu etwa 60 % aus Wasser, wobei sich zwei Drittel dieser Flüssigkeit im intrazellulären Raum und ein Drittel im extrazellulären Raum befinden. Die fettfreie Körpermasse (FFM) hat einen höheren Wassergehalt (ca. 73 %) als die Fettmasse (FM) (ca. 15 %). Mit zunehmendem Alter nimmt die FFM ab und die FM zu, was zu einem geringeren Wassergehalt im Körper führt. Dieser physiologische Wandel macht ältere Menschen anfälliger für Dehydration.
Der Körper reguliert den Wasserhaushalt durch ein komplexes Zusammenspiel von Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe. Die tägliche Flüssigkeitszufuhr gleicht Verluste durch Urin, Stuhl, Schweiß und Atmung aus. Der Körper verfügt über Kompensationsmechanismen, um leichte Abweichungen auszugleichen. Eine Dehydration tritt auf, wenn diese Mechanismen erschöpft sind oder selbst zu Symptomen führen.
Ursachen von Dehydration bei Demenz
Ältere Menschen, insbesondere Demenzkranke, sind aus verschiedenen Gründen einem erhöhten Dehydrationsrisiko ausgesetzt. Dazu gehören:
- Vermindertes Durstgefühl: Mit zunehmendem Alter nimmt das Durstgefühl physiologisch ab, was auf eine herabgesetzte Osmosensitivität zurückzuführen ist.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz kann dazu führen, dass Betroffene vergessen zu trinken oder nicht mehr in der Lage sind, ihr Durstgefühl zu äußern.
- Schluckbeschwerden (Dysphagie): Oropharyngeale Dysphagie, insbesondere bei flüssiger Nahrung, kann zu Hustenanfällen und einer reduzierten Flüssigkeitsaufnahme führen.
- Harninkontinenz: Die Angst vor Dranginkontinenz kann zu einer bewussten Reduktion der Flüssigkeitszufuhr führen.
- Medikamente: Diuretika, die häufig zur Behandlung von Bluthochdruck oder Ödemen eingesetzt werden, können zu einer erhöhten Flüssigkeitsausscheidung und Dehydration führen. Sedierende Medikamente können ebenfalls die Flüssigkeitsaufnahme beeinträchtigen.
- Begleiterkrankungen: Erkrankungen wie Durchfall, Erbrechen, Fieber oder Diabetes können den Flüssigkeitsbedarf erhöhen oder zu Flüssigkeitsverlusten führen.
- Eingeschränkte Mobilität: Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind oft auf Hilfe bei der Flüssigkeitsaufnahme angewiesen.
- Umgebungsfaktoren: Hohe Temperaturen können den Flüssigkeitsbedarf erhöhen.
Symptome von Dehydration
Die Symptome einer Dehydration können vielfältig und unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
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- Allgemeine Schwäche und Müdigkeit: Dies ist oft das erste Anzeichen einer Dehydration.
- Antriebslosigkeit und Lethargie: Betroffene wirken apathisch und zeigen wenig Interesse an ihrer Umgebung.
- Schwindel und orthostatische Beschwerden: Schwindel, insbesondere beim Aufstehen, kann auf einen Volumenmangel hindeuten.
- Verwirrtheit und Desorientierung: Akute Verwirrtheit kann ein Warnsignal für Dehydration sein, insbesondere bei älteren Menschen.
- Obstipation: Eine reduzierte Flüssigkeitszufuhr kann zu Verstopfung führen.
- Verminderte Urinausscheidung und dunkler Urin: Konzentrierter Urin ist ein Zeichen für eine eingeschränkte Nierenfunktion aufgrund von Flüssigkeitsmangel.
- Trockene Haut und Schleimhäute: Eine trockene Mundschleimhaut, Zunge und Achselhöhlen können auf Dehydration hinweisen.
- Eingefallene Venen: Dies deutet auf einen Volumenmangel im Kreislauf hin.
- Tachykardie: Ein erhöhter Puls kann ein Kompensationsmechanismus des Körpers bei Flüssigkeitsmangel sein.
- Fieber: In manchen Fällen kann Dehydration zu Fieber führen (Durstfieber).
- Muskelkrämpfe: Elektrolytstörungen aufgrund von Dehydration können Muskelkrämpfe verursachen.
Es ist wichtig zu beachten, dass viele dieser Symptome unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können. Daher ist eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung erforderlich, um eine Dehydration zu diagnostizieren.
Diagnostik
Die Diagnose einer Dehydration basiert auf einer Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und Laborwerten.
- Anamnese: Erhebung der Trinkgewohnheiten, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und aktueller Beschwerden.
- Klinische Untersuchung: Beurteilung des Hautturgors (Spannungszustand der Haut), der Schleimhäute, des Pulses, des Blutdrucks und des Bewusstseinszustandes.
- Laboruntersuchungen:
- Serumosmolalität: Gilt als Goldstandard für den Nachweis einer hypertonen Dehydration (> 300 mOsm/kg).
- Hämatokrit: Kann bei Dehydration erhöht sein.
- Elektrolyte (Natrium, Kalium): Elektrolytstörungen können auf eine Dehydration hinweisen.
- Kreatinin und Harnstoff: Erhöhte Werte können auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hindeuten.
- Urinanalyse: Beurteilung der Urinfarbe und des spezifischen Gewichts. Dunkler Urin deutet auf eine Konzentration hin.
- Sonographie: Die sonografische Bestimmung des Durchmessers der V. cava inferior und deren inspiratorischer Kollaps können bei korrekter Durchführung das intravasale Volumen und den zentralen Venendruck grob abgeschätzt werden.
Behandlung
Die Behandlung der Dehydration richtet sich nach dem Schweregrad und der Ursache.
- Leichte Dehydration:
- Orale Rehydratation: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch Trinken von Wasser, Tee oder Saft. Kleine, regelmäßige Schlucke sind besser verträglich als große Mengen auf einmal.
- Anpassung der Trinkmenge: Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr bei Fieber, Durchfall oder Erbrechen.
- Mäßige bis schwere Dehydration:
- Intravenöse Flüssigkeitszufuhr: Infusion von Elektrolytlösungen, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt schnell auszugleichen. Dies ist oft im Krankenhaus erforderlich.
- Behandlung der Grunderkrankung: Behandlung von Ursachen wie Durchfall, Erbrechen oder Infektionen.
- Anpassung der Medikation: Überprüfung und Anpassung der Medikation, insbesondere von Diuretika.
- Subkutane Rehydratation: In bestimmten Fällen kann eine subkutane Rehydratation eine Alternative zur intravenösen Flüssigkeitszufuhr sein.
Prävention von Dehydration bei Demenz
Die Prävention von Dehydration ist bei Demenz besonders wichtig, da Betroffene oft nicht in der Lage sind, ihren Flüssigkeitsbedarf selbstständig zu decken. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Regelmäßige Trinkangebote: Bieten Sie Betroffenen regelmäßig Getränke an, auch wenn sie keinen Durst verspüren.
- Individuelle Trinkpläne: Erstellen Sie einen individuellen Trinkplan, der auf die Bedürfnisse und Vorlieben des Betroffenen zugeschnitten ist.
- Abwechslungsreiche Getränke: Bieten Sie eine Vielfalt an Getränken an, um die Trinkmotivation zu erhöhen.
- Leicht zugängliche Getränke: Stellen Sie sicher, dass Getränke für den Betroffenen leicht erreichbar sind.
- Geeignete Trinkgefäße: Verwenden Sie Trinkgefäße, die für den Betroffenen geeignet sind, z. B. Becher mit Griff oder Strohhalme.
- Unterstützung beim Trinken: Bieten Sie Unterstützung beim Trinken an, wenn der Betroffene Schwierigkeiten hat, selbstständig zu trinken.
- Flüssigkeitsreiche Nahrung: Integrieren Sie flüssigkeitsreiche Nahrungsmittel wie Suppen, Joghurt oder Obst in den Speiseplan.
- Trinkprotokoll: Führen Sie ein Trinkprotokoll, um die Flüssigkeitsaufnahme zu überwachen und Defizite frühzeitig zu erkennen.
- Schulung von Pflegekräften und Angehörigen: Schulen Sie Pflegekräfte und Angehörige über die Bedeutung der Dehydrationsprophylaxe und die Erkennung von Symptomen.
- Berücksichtigung von Vorlieben: Fragen Sie nach den Lieblingsgetränken und bieten Sie diese an.
- Atmosphäre schaffen: Eine angenehme Atmosphäre beim Trinken kann die Trinkbereitschaft erhöhen.
- Logopädie: Bei Schluckbeschwerden kann eine logopädische Therapie helfen, die Schluckfunktion zu verbessern und das Risiko des Verschluckens zu reduzieren.
- Basale Stimulation: Basale Stimulation kann Menschen mit Demenz helfen, ihre Umwelt besser wahrzunehmen und ihre Selbstständigkeit bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu fördern.
- Fingerfood: Bieten Sie Speisen in Form von Fingerfood an, um die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu fördern.
- Anpassung der Umgebung: Schaffen Sie eine ruhige und reizarme Umgebung, um die Konzentration auf die Mahlzeit zu fördern.
- Vermeidung von Zwang: Vermeiden Sie Zwang beim Essen und Trinken. Achten Sie auf die Signale des Betroffenen und respektieren Sie seinen Willen.
- Regelmäßige Gewichtskontrolle: Eine regelmäßige Gewichtskontrolle kann helfen, Flüssigkeitsverluste frühzeitig zu erkennen.
- Anpassung der Kleidung: Achten Sie darauf, dass der Betroffene leicht und luftdurchlässig gekleidet ist, um übermäßiges Schwitzen zu vermeiden.
- Raumtemperatur: Achten Sie auf eine angenehme Raumtemperatur, um übermäßiges Schwitzen zu vermeiden.
- Ärztliche Beratung: Holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn Sie Bedenken hinsichtlich der Flüssigkeitsversorgung haben oder Symptome einer Dehydration auftreten.
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