Basteln ist nicht nur eine beliebte Freizeitbeschäftigung für Kinder, sondern auch eine wertvolle Aktivität für Senioren, insbesondere für Menschen mit Demenz. Kreativität kennt kein Alter, und das Basteln bietet Senioren die Möglichkeit, ihre Emotionen auszudrücken, verborgene Erinnerungen zu wecken und ihre motorischen Fähigkeiten zu trainieren. In diesem Artikel werden wir verschiedene Bastelideen vorstellen, die speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Senioren zugeschnitten sind. Wir werden auch die Vorteile des Bastelns für Senioren beleuchten und Tipps geben, wie man eine erfolgreiche Bastelgruppe leitet.
Warum Basteln für Senioren so wertvoll ist
Das Basteln mit Senioren ist ein fester Bestandteil der Ergo- und Psychotherapie und sorgt für einen kreativen Ausgleich im Alltag. Es bietet zahlreiche Vorteile, sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:
- Förderung der kognitiven Fähigkeiten: Basteln erfordert Planung, Konzentration und Problemlösungsfähigkeiten. Das Auswählen von Materialien, das Entwerfen von Mustern und das Umsetzen von Ideen können die kognitiven Fähigkeiten anregen und die geistige Fitness erhalten. Dies ist besonders wichtig, um Demenz vorzubeugen.
- Aktivierung von Erinnerungen: Farben, Formen und Materialien können Erinnerungen wecken und Senioren dazu anregen, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Die Farbe Blau kann beispielsweise die Erinnerung an einen Urlaub am Meer hervorrufen, während ein Kreis die Erinnerung an das Ballspiel in der Kindheit wecken kann.
- Stärkung des Selbstbewusstseins: Das Gefühl, etwas Kreatives geschaffen zu haben, erfüllt Senioren mit Stolz und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Viele Demenzkranke fühlen sich nicht mehr als „gebrauchtes“ Mitglied der Gesellschaft. Das Basteln gibt ihnen das Gefühl, nützlich zu sein und etwas Sinnvolles zu tun.
- Förderung der motorischen Fähigkeiten: Basteln aktiviert die motorischen Fähigkeiten. Teils werden sie neu erlernt, teils kommen längst vergessene Fähigkeiten wieder zurück. Die Arbeit mit verschiedenen Materialien wie Papier, Wolle, Stoffen oder Naturmaterialien trainiert die Feinmotorik und Koordination.
- Abbau von Stress und Förderung des Wohlbefindens: Kreative Tätigkeiten haben eine entspannende und beruhigende Wirkung. Das Basteln kann helfen, Stress abzubauen, Ängste zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Studien belegen, dass selbst zurückgezogene Senioren durch Kunstkurse ihre Antriebslosigkeit und Schwermut ablegen und sich wieder öffnen.
- Förderung sozialer Kontakte: Das Basteln in einer Gruppe fördert ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Senioren haben die Möglichkeit, sich auszutauschen, Geschichten zu erzählen und gemeinsam Spaß zu haben. Solche sozialen Interaktionen sind besonders wichtig für ältere Menschen, da sie häufig Gefahr laufen, sich einsam zu fühlen.
Bastelideen für Senioren: Schritt-für-Schritt-Anleitungen
Hier sind einige einfache Bastelideen, die sich gut für Senioren eignen, auch für solche mit Demenz:
Schneemann-Girlande
Auch ohne Schnee zieht mit unserer Schneemann-Girlande ein bisschen Winterstimmung ein. Von der Watte bis zur Leinenschnur - für Senioren bietet das Basteln der Schneemänner auch taktile Reize.
Materialien:
- 5 Wattepads
- Schwarzen und orangenen Filz oder Fotokarton
- Paketschnur
- Flüssigkleber
- Durchsichtiges Klebeband
- Schwarzen Filzstift und Schere
Anleitung:
- Für den Rumpf kleben Sie vier Wattepads so aneinander, dass eine quadratähnliche Form entsteht. Um den Kopf anzubringen, kleben Sie das übrige Wattepad oben an die Schnittstelle
- Schneiden Sie aus dem schwarzen Filz/Karton einen Hut sowie zwei kleine Kreise für die Augen und drei größere Kreise für die Knöpfe aus. Für die Nase schneiden Sie eine Karottenform aus dem orangenen Filz/Karton. (Kostenlose Schnittvorlagen finden Sie hier.)
- Befestigen Sie die ausgeschnittenen Teile mit Flüssigkleber auf den Wattepads
- Zaubern Sie dem Schneemann mit einem schwarzen Filzstift ein Lächeln ins Gesicht.
- Drehen Sie den Schneemann um und positionieren Sie die Paketschnur. Befestigen Sie diese nun mit durchsichtigem Klebeband.
- Wiederholen Sie diese Schritte und fertig ist Ihre Schneemann-Girlande!
- Tipp: Knoten Sie einen kleinen Stein an das untere Ende des Paketbands. So wird die Girlande immer schön straff nach unten gezogen
Windlicht
So ein Windlicht lässt sich ganz einfach gemeinsam mit demenziell erkrankten Senioren basteln, denn auch bei eingeschränkten motorischen und kognitiven Fähigkeiten kann man hier gar nichts falsch machen 😉Einfach Servietten mit dem Lieblingsmuster zerreißen und loskleben.
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Materialien:
- Ein altes Schraubglas
- Pinsel
- Seidenpapier oder Servietten
- Serviettenkleber
- Ein (elektrisches) Teelicht
Anleitung:
- Nehmen Sie das Seidenpapier oder die Servietten und zerreißen Sie diese in kleine Teile.
- Nehmen Sie das Schraubglas und drücken Sie einen Papier-/Serviettenschnipsel mit dem Daumen in gewünschter Position gegen das Glas. Bestreichen Sie dieses nun mit reichlich Serviettenkleber.
- Fahren Sie so fort, bis das gesamte Glas beklebt ist.
- Lassen Sie das Glas etwa eineinhalb Stunden trocknen.
- Entzünden Sie das Teelicht und stellen Sie es in das Schraubglas. Fertig ist Ihr Windlicht!
- Tipp: Für eine besonders sichere Verwenung, einfach elektrische Teelichter verwenden.
Blumenstecker Biene
Wie nützlich Bienen für unsere Umwelt sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr aber auch als gebastelte Blumentopf-Bienen erfüllen sie eine wichtige Funktion: Sie kündigen den Frühling an und zaubern bestimmt nicht nur Senioren ein Lächeln ins Gesicht.
Materialien:
- Gelbes, schwarzes und weißes Tonpapier
- Schwarzer Chenille-Draht
- Grünes Krepppaier
- Schaschlik-Spieß
- Flüssigkleber
- Schere
- Schwarzer Filzstift
- Bleistift
- Durchsichtiges Klebeband
Anleitung:
- Malen Sie einen Kreis und eine tropfenähnliche Form auf den gelben Tonkarton. (Kostenlose Schnittmuster finden Sie hier)
- Schneiden Sie die Teile aus. Dann schneiden Sie drei etwa 2 cm breite Streifen aus dem schwarzen Tonkarton.
- Kleben Sie den Kreis auf Kopfhöhe an den Körper und die schwarzen Streifen in gleichmäßigem Abstand wie auf dem Bild dargestellt.
- Schneiden Sie die abstehenden Kanten entlang des Körpers ab.
- Kürzen Sie den Chenille-Draht auf etwa 25 cm und falten ihn in der Mitte. Kräuseln Sie die Enden.
- Drehen Sie die Biene um und befestigen Sie den Chenille-Draht mittig des Kopfes mit Klebeband.
- Zaubern Sie der Biene mit einem schwarzen Filzstift ein Lächeln ins Gesicht.
- Nehmen Sie den Schaschlik-Spieß und wickeln Sie das Krepppapier um den Spieß. Befestigen Sie die Enden mit Flüssigkleber.
- Befestigen Sie den fertigen Stab an der Rückseite der Biene mit Klebeband.
- Kleben Sie nun die beiden Flügel auf die Rückseite.
- Und fertig ist Ihre Biene für den Blumentopf!
Blumenstrauß
So schnell stehen die Lieblingsblumen auf dem Tisch. Muffinförmchen in der Lieblingsfarbe besorgen und den schönsten aller Blumensträuße basteln. Das sorgt nicht nur bei Senioren für Freude.
Materialien:
- Zwei Muffinförmchen aus Papier
- Schaschlik-Spieß
- Grünes Krepppapier
- Bunte Filzstifte/Textmarker
- Schere
- Flüssigkleber
- Durchsichtiges Klebeband
Anleitung:
- Schneiden Sie den Rand der Muffinförmchen etwa einen halben Zentimeter wellenförmig ab.
- Stülpen Sie die beide Muffinförmchen etwas von außen nach innen. Malen Sie anschließend mit einem bunten Filzstift einen Blumenstempel in eines der Förmchen
- Kleben Sie das bemalte Förmchen nun mit Flüssigkleber in das unbemalte.
- Nehmen Sie den Schaschlik-Spieß und wickeln Sie das Krepppapier um den Spieß. Befestigen Sie die Enden mit Flüssigkleber.
- Befestigen Sie den Stab auf der Rückseite der Blume mit Klebeband.
- Und fertig ist Ihre Papierblume. Je mehr Papierblumen Sie basteln, umso schöner wird Ihr ganz persönlicher Strauß.
Weitere Bastelideen
- Weihnachtsbasteln: Sterne, Schneeflocken, Geschenkanhänger, Weihnachtskarten, Türkranz, Weihnachtsmann aus Geldschein
- Osterbasteleien: Ostereier mit Häschen
- Basteln mit Naturmaterialien: Tannenzapfen, Kastanien, Blätter, Blumen
- Basteln mit Wolle: Bommelküken, Eulenbaby, Woll-Apfelbaum, Bild aus Nägeln und Wolle
- Salzteigfiguren: Zu jeder Jahreszeit passend
- Erinnerungsalben: Sammeln von Fotos und Erinnerungsstücken aus dem Leben der demenzerkrankten Person
- Malen und Zeichnen: Verwenden von Farben und Formen als „Erinnerungswecker“
Tipps für die Leitung einer Bastelgruppe für Senioren
Wenn Sie eine Bastelgruppe für Senioren leiten, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten, um ein positives und erfolgreiches Erlebnis für alle Teilnehmer zu gewährleisten:
- Teilnehmeranalyse: Berücksichtigen Sie die individuellen Fähigkeiten, Vorlieben und Einschränkungen der Teilnehmer. Gibt es gesundheitliche Einschränkungen? Wie motorisch können die Teilnehmer noch handeln? Welche Farben/Maltechniken werden bevorzugt? Sind Vorkenntnisse vorhanden?
- Realistische Ziele: Setzen Sie sich realistische Ziele für jede Stunde und nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Vermeiden Sie es, den Teilnehmern ein Gefühl von Stress zu vermitteln.
- Abwechslungsreiche Projekte: Beziehen Sie die Teilnehmer in die Ideensammlung mit ein. Werfen Sie ein Thema in den Raum - wie z.B. "Frühling" - und notieren Sie, was daraufhin genannt wird.
- Geeignete Materialien: Verwenden Sie gut greifbare Materialien, Hilfsmittel und Werkzeuge. Verzichten Sie auf filigrane Bastelarbeiten und greifen Sie stattdessen zum großen Pinsel. Stimmen Sie das Material individuell auf jeden einzelnen Teilnehmer ab und berücksichtigen Sie dabei besonders die motorischen Einschränkungen.
- Klare Anweisungen: Gliedern Sie die Projekte in einzelne Schritte und Sinneinheiten. Geben Sie nur eine Anweisung auf einmal und sagen Sie die einzelnen Schritte immer wieder laut an. Richten Sie die Anforderungen nach den Teilnehmern und vermeiden Sie Überforderung. Greifen Sie ggf. auf Vorzeichnungen oder Ausmalbilder zurück.
- Positive Atmosphäre: Schaffen Sie eine positive und unterstützende Atmosphäre. Loben Sie die Teilnehmer immer wieder und betonen Sie, dass etwas gut gemacht wird oder besonders schön ist. Weisen Sie nicht auf „Fehler“ hin.
- Rituale: Geben Sie Ihrem Kurs einen festen Rahmen: Beginnen Sie jede Stunde mit einem Ritual. Lesen Sie ein Gedicht, Vers oder Spruch vor. Oder singen sie mit Ihrer Gruppe gemeinsam ein kleines Lied. Das Ritual dient als Signal, gleich kreativ werden zu dürfen und steigert die Vorfreude auf die nächste Stunde.
- Sicherheit: Nutzen Sie ausschließlich gesundheitlich unbedenkliche Materialien, wie sie auch bei der Arbeit mit Kindern verwendet werden. Bitte berücksichtigen Sie, dass Ihre Teilnehmer Farben und Malutensilien eventuell in den Mund nehmen.
- Musik: Musik lockert, beruhigt und entspannt. Eigenschaften, die der Kunst und Kreativität zu Gute kommen. Natürlich ist es abhängig von den Teilnehmern, der Stimmung und den Launen.
- Reflexion: Nehmen Sie sich Zeit und reflektieren Sie über die einzelnen Gruppenmitglieder. Wie war die Körperhaltung in der Stunde? War der Gesichtsausdruck entspannt oder angespannt? Haben Sie Freude wahrgenommen? Waren die Bewegungen flüssiger als beim letzten Mal? Diese Informationen zeigen Fortschritte auf und tragen dazu bei, in der nächste Stunde noch individueller auf die Teilnehmer eingehen zu können.
Basteln mit Demenzkranken: Besondere Aspekte
Bei der Arbeit mit Demenzkranken ist es wichtig, einige zusätzliche Aspekte zu berücksichtigen:
- Sinnvolle Beschäftigung: Die Bastelarbeit sollte Sinn ergeben und etwas herstellen, das man hinterher auch gebrauchen kann.
- Ästhetik: Gerade Demenzkranke, die in ihrem Leben häufig kreativ gearbeitet haben, legen viel Wert auf Ästhetik. Suchen Sie für Ihre Bastelgruppe Dinge aus, die schön aussehen.
- Biografiebezug: Setzen Sie biografisch relevantes Material ein. Vielen Frauen ist zum Beipiel das Arbeiten mit Wolle noch sehr präsent.
- Zeitliche Orientierung: Helfen Sie den Demenzkranken sich zeitlich zurecht zu finden.
- Anpassung an die Fähigkeiten: Schätzen Sie die Fähigkeiten der Demenzkranken realistisch ab und verteilen Sie die Aufgaben so, dass sie sich an den Möglichkeiten des Einzelnen orientieren.
- Geduld und Verständnis: Seien Sie geduldig und verständnisvoll. Demenzkranke können sich möglicherweise nicht mehr an alle Schritte erinnern oder Schwierigkeiten haben, die Aufgaben auszuführen.
- Flexibilität: Seien Sie flexibel und passen Sie die Bastelprojekte an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmer an.
- Freude am Tun: Das Wichtigste ist, dass die Teilnehmer Freude am Basteln haben. Konzentrieren Sie sich auf den Prozess und nicht auf das Ergebnis.
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