Demenz bei Katzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Katzen sind treue Begleiter, die uns viele Jahre unseres Lebens begleiten. Dank moderner Tiermedizin, ausgewogener Ernährung und artgerechter Haltung können sie ein hohes Alter von 15 bis 18 Jahren erreichen. Doch auch an agilen Stubentigern hinterlässt das Alter seine Spuren. Neben körperlichen Beschwerden wie Gelenkschmerzen oder Herz-Kreislauf-Problemen sind auch Katzen nicht vor altersbedingter Demenz gefeit.

Was ist Demenz bei Katzen?

Demenz bei Katzen, auch bekannt als kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS), ist eine neurodegenerative Erkrankung, die das Gehirn älterer Katzen betrifft. Sie ähnelt der Alzheimer-Krankheit beim Menschen und führt zu einem allmählichen Abbau der kognitiven Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung und Denkvermögen.

Genau genommen handelt es sich bei der Demenz um keine eindeutig definierbare Erkrankung, sondern um einen Oberbegriff für Symptome wie den Verlust von Erinnerungen, Orientierung und Denkvermögen. In der Wissenschaft kennt man mittlerweile über 50 Formen der neurologischen Erkrankung, von denen die meisten auch bei unseren Stubentigern auftreten können.

Grundsätzlich lassen sich die primäre Demenz und die sekundäre Demenz unterscheiden. Bei der primären Demenz sterben zum Beispiel aufgrund des altersbedingten Abbaus Nervenzellen ab. Bei der sekundären Demenz gehen die Symptome auf andere Grunderkrankungen wie Schilddrüsenproblematiken oder extreme Vitamin-Mangelzustände zurück.

Forschung zur Demenz bei Katzen

Die Forschung rund um altersbedingte Demenz bei Katzen steckt noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend dünn sind die Forschungsergebnisse. Das verwundert wenig, denn anders als in der Humanforschung samt dahinterstehenden Pharmafirmen ist mit dementen Stubentigern wohl eher wenig Geld zu verdienen.

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Forscher:innen der University of Edinburgh konnten bei Katzen mit „höchstwahrscheinlich“ altersbedingten neurologischen Störungen Beta-Amyloide nachweisen. Dabei handelt es sich um Eiweißstoffe, die auch bei Menschen mit Alzheimer die Signalübertragung im Gehirn stören.

Es gibt Studien, die vermuten, dass jede zweite Hauskatze, die älter als 15 Jahre ist, altersbedingte Verhaltensstörungen in irgendeiner Form zeigt.

Bislang gibt es noch keinen standardisierten Test, mit dem sich eine Demenz bei einer Katze zweifelsfrei diagnostizieren lässt. Eine sichere Vorbeugung gibt es ebenfalls nicht.

Symptome der Demenz bei Katzen

Wenn aus den vorangegangenen Zeilen eines klar wird, dann dass es nicht das eine Leitsymptom zum Erkennen von Demenz bei Katzen gibt. Als Haustierhalter:in sind Sie selbst gefragt, Veränderungen des Verhaltens Ihrer Katze zu bemerken und richtig einzuordnen. Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen normalen Alterserscheinungen und einer Altersdemenz.

Die Demenz bei Katzen zeigt sich durch eine Reihe von Symptomen, die das Verhalten und die allgemeine Befindlichkeit der betroffenen Tiere beeinträchtigen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Symptome schleichend auftreten und sich mit der Zeit verschlimmern können.

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Hier ein detaillierter Blick auf die häufigsten Anzeichen:

Verhaltensänderungen

  • Nachlassendes Gedächtnis: Katzen werden zunehmend vergesslich. Häufig wirken „vergessliche“ Katzen überrascht, wenn sie sich in den eigenen vier Wänden bewegen. Oftmals wirkt es so, als würden sie ihr Körbchen oder das Katzenklo zum ersten Mal sehen.
  • Personen werden nicht mehr erkannt: Ähnlich wie bei uns Menschen werden Katzen ihre Bezugspersonen scheinbar plötzlich fremd. Das kann damit anfangen, dass Ihre Katze regelmäßige Besucher scheinbar nicht mehr erkennt. Im weiteren Verlauf erkennen schwer demente Katzen nicht einmal mehr ihre Halter:innen.
  • Gestörte Raumwahrnehmung: Kommt es nun häufiger dazu, dass der Katze die Kante knapp verfehlt und insgesamt etwas ziellos wirkt, kann auch das auf eine beginnende Demenz hindeuten.
  • Auffälliges Miauen: Durch häufiges und oftmals herzzerreißendes Miauen versuchen hilflose Katzen auf ihre Situation aufmerksam zu machen und so Hilfe von Ihnen zu bekommen. Gerade wenn sich kein offensichtlicher Grund für das Miauen erkennen lässt, sollten Sie ein genaueres Auge auf Ihren Stubentiger werfen.
  • Ruhelosigkeit: Die kognitiven Beeinträchtigungen führen zu ruhelosem Verhalten. Typisch ist, dass erkrankte Katzen sich nicht lange hinlegen können, sondern stattdessen auffällig oft die Position wechseln und ziellos umherirren. Gleichzeitig vergessen viele Katzen scheinbar während der Bewegung durch den Raum, was sie eigentlich wollten und drehen zum Beispiel vor dem gefüllten Napf wieder um.
  • Veränderungen des Tag-Nacht-Rhythmus: Katzen sind nachtaktiv. Das bedeutet, dass sie am Tag dösen und nachts die Umgebung unsicher machen.
  • Desorientierung: Katzen mit Demenz zeigen oft Anzeichen von Verwirrung. Sie scheinen Schwierigkeiten zu haben, sich in ihrer gewohnten Umgebung zurechtzufinden. Dies kann sich dadurch äußern, dass sie ziellos umherwandern oder Schwierigkeiten haben, ihren Fressnapf oder das Katzenklo zu finden.
  • Veränderte Interaktion: Demente Katzen können weniger Interesse an sozialen Interaktionen zeigen, sowohl mit Menschen als auch mit anderen Haustieren. Sie können zurückgezogener sein oder umgekehrt ungewöhnlich anhänglich.

Weitere Symptome

  • Inkontinenz: Die zunehmende Verwirrung und mangelnde räumliche Orientierung kann dazu führen, dass Ihre Katze selbst ihr Katzenklo nicht mehr findet. Typisch ist langes Umherlaufen auf dem Weg zum Katzenklo, wobei der Urin nach erfolgloser Suche oftmals auf dem Teppich landet. Nicht selten liegen und schlafen inkontinente Katzen mit Demenz auch in ihren eigenen Urinlachen.
  • Angst und andere Verhaltensstörungen: Beide Verhaltensweisen zeigen sich bei an Demenz erkrankten Katzen insbesondere in völlig alltäglichen Situationen, die bisher normal für Ihren Stubentiger waren. So manche Katze sitzt auf einmal hilflos vor der Katzenklappe oder versteckt sich in einer Ecke, wenn es an der Tür klingelt.
  • Depressionen: Auch bei Katzen sind Depressionen ein typisches Symptom, das viele alternde Stubentiger betrifft. Ursächlich kann neben Schmerzen und dem körperlichen Abbau auch eine Demenzerkrankung sein. Solche Katzen haben keine Motivation zum Spielen, verschlafen beinahe den ganzen Tag und haben häufig nicht einmal mehr die Energie, aus dem Fenster zu schauen.
  • Unsauberkeit: Normalerweise putzen sich Katzen regelmäßig mit Hilfe Ihrer rauen Zunge. Katzen mit Demenz putzen sich allerdings meist weniger. Außerdem können demente Katzen unter Umständen unsauber werden.
  • Veränderte Essgewohnheiten: Appetitlosigkeit oder veränderte Fressgewohnheiten sind ebenfalls häufig. Katzen können das Interesse am Essen verlieren oder vergessen zu fressen.

Erhöhtes Unfallrisiko

Der Abbau der kognitiven Fähigkeiten hat nicht nur einen drastischen Einfluss auf das tägliche Zusammenleben mit Ihrem Vierbeiner. Er erhöht auch das Unfallrisiko. Gerade Freigängerkatzen mit beginnender Demenz haben eine bedeutend höhere Wahrscheinlichkeit, aus der Höhe herunterzufallen, bei einer Auseinandersetzung den Kürzeren zu ziehen oder von einem Fahrzeug erfasst zu werden. Aber auch reine Wohnungskatzen neigen vermehrt zu Verletzungen durch Stürze.

Diagnose von Demenz bei Katzen

Die geschilderten Symptome können auf eine Demenz hindeuten - sie müssen es aber nicht. Verwenden Sie die Beobachtung Ihrer Katze auf typische Symptome daher bitte nicht als Diagnosemethode. Die Beobachtung sollte lediglich die Basis für einen Check bei Ihrer Tierärztin bzw. bei Ihrem Tierarzt sein.

Da die verschiedenen Symptome auch auf andere medizinische Ursachen hinweisen können, ist es wichtig, diese zunächst auszuschließen. Eine Katze, die erblindet oder taub wird, kann auch ein anderes Verhalten zeigen und desorientiert sein.

Tierärzte weisen Demenz bei Katzen nach, indem sie andere mögliche Erkrankungen (Differentialdiagnosen) ausschließen. Dazu zählen insbesondere Krankheiten, die dazu führen, dass Ihre Katze erblindet oder ihr Hörvermögen verliert. So etwa können Tierärzt:innen ausschließen, dass eine behandelbare organische Erkrankung von Leber, Nieren oder Schilddrüse hinter der Symptomatik steckt.

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Da es keinen spezifischen Test für Katzendemenz gibt, basiert die Diagnose oft auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Wenn andere medizinische Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden können und die Verhaltensänderungen mit Demenz vereinbar sind, wird die Diagnose Katzendemenz gestellt.

Behandlung von Demenz bei Katzen

Steht die Diagnose Demenz einmal, müssen Sie sich aber auch nicht tatenlos damit abfinden. Leider ist es Tierärzten nach dem derzeitigen Wissenstand nicht möglich, demente Katzen zu heilen. Abgestorbene Gehirnzellen regenerieren sich nicht von selbst, sodass totes Gewebe auf Dauer tot bleibt. Sie können die Lebensqualität Ihres Stubentigers jedoch mit Geduld und Verständnis deutlich verbessern und noch einige schöne Jahre miteinander genießen.

Obwohl Demenz bei Katzen nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der betroffenen Tiere zu verbessern.

Medikamentöse Behandlung

Einige Medikamente können helfen, die Symptome der Demenz zu lindern und den Abbau kognitiver Funktionen zu verlangsamen.

Anpassung der Ernährung

Spezialdiäten, die reich an Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und anderen wichtigen Nährstoffen sind, können die Gehirnfunktion unterstützen und zur allgemeinen Gesundheit beitragen. Ein fester Fütterungsplan kann helfen, Routine und Struktur im Alltag der Katze zu schaffen.

Umgebungsgestaltung

Vermeiden Sie große Veränderungen in der Umgebung der Katze. Eine konstante, vorhersagbare Umgebung kann helfen, Stress und Verwirrung zu reduzieren. Stellen Sie sicher, dass die Katze leichten Zugang zu ihrem Futter, Wasser und dem Katzenklo hat. Verwenden Sie ggf. zusätzliche Katzentoiletten und leicht erreichbare Ruheplätze.

Verhaltensanreize

Einfache Spiele, leichte Trainingseinheiten und Spielzeuge können helfen, das Gehirn der Katze zu stimulieren und ihre kognitiven Fähigkeiten zu erhalten. Regelmäßige, sanfte Interaktionen mit dem Besitzer können die emotionale Stabilität fördern und zur Lebensqualität beitragen.

Management von Begleitsymptomen

Verwenden Sie leicht zugängliche Katzentoiletten und halten Sie die Umgebung sauber und ordentlich, um Stress zu reduzieren. Beachten Sie altersbedingte Veränderungen wie Arthritis und passen Sie die Umgebung entsprechend an, z. B. durch niedrige Einstiege und weiche Liegeplätze.

Unterstützung für die Besitzer

Besitzer sollten sich über die Erkrankung informieren und bei Bedarf Unterstützung und Beratung von Tierärzten und Fachleuten suchen.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Schenken Sie Ihrer Katze mehr Nähe: Eine Katze, die unter Demenz leidet, findet sich schlechter in ihrem Alltag zurecht, ist hilflos und unsicher. Im Alltag können Sie Ihrem Stubentiger mit zusätzlicher Nähe die Sicherheit geben, die er benötigt. Bieten Sie Ihrer Katze dabei möglichst feste Tagesabläufe und regelmäßige Rituale, die den Tag der Katze strukturieren. Morgens eine Schmuserunde, mittags ein gemeinsames Spiel, am Nachmittag ein gemeinschaftliches Schläfchen auf der Couch und so weiter.
  • Seniorengerechte Anpassungen vornehmen: Wenn schon Körper und Geist Ihrer Katze nicht mehr so recht wollen, dann machen Sie Ihrer Katze den Alltag wenigstens so leicht wie möglich. Das entlastet auch das ohnehin auf Hochtouren arbeitende Katzengehirn. Dazu gehört neben einem seniorengerechten Kratzbaum mit weichen Liegeflächen und zusätzlicher Fellpflege auch das Anbieten einer gut erreichbaren Katzentoilette sowie weiches und leicht verdauliches Futter.
  • Fitness fürs Katzengehirn: Gedächtnisspiele, Rätsel und sogar Neuro-Fitness-Apps sind nicht umsonst bei uns Menschen beliebt. Sie halten das Gehirn nachweislich fit. Das gilt im Fall von uns Menschen auch für die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Demenz. Dieses Prinzip können Sie sich auch bei Ihrer Katze zunutze machen. Versuchen Sie Ihre Katze mit interessanten Aktivitäten aus der Reserve zu locken.
  • Intelligenzspielzeug für Katzen: Damit Ihre Katze geistig fit bleibt, sollten Sie Ihr auch Intelligenzspielzeug zur Verfügung stellen. Hier finden Sie spannende Intelligenzspielzeuge für Ihre Katze:
  • Absicherung für den Notfall: Ist Ihre Katze dement und ein Freigänger, empfiehlt es sich die Katze zu chippen und zu registrieren. Findet die Katze einmal nicht mehr nach Hause, können Sie das Tier als vermisst melden. Wird die Katze gefunden und der Chip vom Tierarzt überprüft, können Sie als Halter ausfindig gemacht werden.

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