Die Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz in Filmen und Serien ist ein wichtiger Beitrag, um das Bewusstsein für diese Krankheit zu schärfen und Angehörigen das Gefühl zu geben, mit ihren Ängsten und Problemen nicht allein zu sein. Im Folgenden werden verschiedene filmische Ansätze beleuchtet, die sich mit Demenz auseinandersetzen, sowie Präventionsmaßnahmen und gesellschaftliche Aspekte der Krankheit.
Filmische Auseinandersetzung mit Demenz
Humorvoller Zugang: "A Man On the Inside"
Die Netflix-Serie "A Man On the Inside" (deutscher Titel: Undercover im Seniorenheim) von Michael Schur, dem Schöpfer von "The Good Place", wählt einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema Demenz. Inspiriert von der chilenischen Dokumentation "Der Maulwurf - Ein Detektiv im Altersheim", in der ein älterer Herr als Undercover-Ermittler in einem Seniorenheim Missstände aufdecken soll, schlüpft Ted Danson in die Rolle des Charles, einem pensionierten Professor. Nach dem Tod seiner Frau erstarrt sein Leben in trister Routine. Die Comedy-Serie zeigt ihn als Undercover-Ermittler.
Zunächst mag die bonbonfarbene Darstellung des Seniorenheims "Pacific View" mit seinem stets gut gelaunten und hilfsbereiten Personal befremden, insbesondere für Menschen, die selbst Erfahrungen mit Demenzstationen gemacht haben. Doch die Serie scheut sich nicht vor schwierigen Themen: Wie fühlt es sich an, wenn in einem solchen Heim ein Bewohner nach dem anderen stirbt? Welche Probleme entstehen, wenn das Ich-Gefühl durch die Demenz langsam zerfällt?
Im Laufe der Serie gewinnt man die liebevoll-skurril gezeichneten Bewohner des Seniorenstifts lieb, wodurch sich der Tonfall der Inszenierung merklich wandelt. Aus einer klischeehaften Sitcom der 1980er Jahre entwickelt sich eine Geschichte über die Wiederentdeckung der Lebensfreude. Je mehr Ted Danson als Charles seine Depression überwindet, desto mehr atmet auch der Zuschauer auf.
Die Realität der Demenz: "Die unendliche Erinnerung"
Einen ernsteren, dokumentarischen Ansatz wählt Maite Alberdi in ihrem oscarnominierten Film "Die unendliche Erinnerung" (OT: The Eternal Memory). Der Film begleitet Augusto und Paulina, ein Paar, das seit 25 Jahren zusammen ist. Vor acht Jahren erhielt Augusto die Diagnose Alzheimer. Die Dokumentation zeigt den Kampf des Paares gegen die Krankheit. Augusto war ein engagierter Nachrichtensprecher und hat seinen Kopf jahrelang trainiert. Kann er dem Vergessen mit seinem schwindenden Gedächtnis etwas entgegensetzen? Im Vordergrund steht der Zusammenhalt des Ehepaars, auch wenn sie den Tag fürchten, an dem Augusto seine Frau nicht mehr erkennen wird.
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"DEMENZDOKU": Eine persönliche Auseinandersetzung
Günter Roggenhofer und Anna Daller haben mit "DEMENZDOKU" einen sehr persönlichen Film über die Demenzerkrankung ihrer Mutter geschaffen. Sie beschreiben die sieben Jahre der Demenz als "die intensivsten und schönsten Jahre unseres Lebens". Der Film begleitet die Zuschauer auf einer emotionalen Berg- und Talfahrt in eine unbekannte Welt.
Die Filmemacher begleiten ihre Vorführungen persönlich und stehen für Gespräche zur Verfügung. Sie möchten den Zuschauern helfen und Antworten auf ihre Fragen geben. Hans Steinbichler, ein Freund der Familie und Regisseur, beschreibt den Film als eine Erzählung, die alles gelten lässt: die Krankheit, die Hilflosigkeit, die Zweifel, die Freude, die Trauer, die Wut, das Gelingen und das Scheitern.
Prävention von Demenz
Eckart von Hirschhausen widmete seine zweite Herbst-Doku 2025 dem Thema Demenz. "Hirschhausen und das große Vergessen" behandelt die wichtigsten Fragen zur Volkskrankheit: Wie lässt sich eine Demenzerkrankung vermeiden? Wie lebt man besser mit Demenz, sowohl als Betroffener wie als Angehöriger? Und wann wird sie endlich heilbar sein?
Hirschhausen betont, dass es viele Möglichkeiten gibt, Demenz vorzubeugen. Er kritisiert das Klischee, dass man gegen Hirnabbau nichts tun könne. Stattdessen verweist er auf Studien, die zeigen, dass bestimmte Lebensweisen das Risiko einer Demenzerkrankung deutlich senken können.
Risikofaktoren reduzieren
Die Demenzforschung hat 14 Risikofaktoren identifiziert, die die Entstehung der Krankheit begünstigen. Diese belasten die Gefäße oder den Stoffwechsel, fördern Entzündungen oder Ablagerungen im Hirn und schwächen die Widerstandskraft des Gehirns gegenüber Schäden. Viele dieser Faktoren lassen sich durch eine gesunde Lebensweise beeinflussen:
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- Ernährung: Ein hoher Cholesterinspiegel, Diabetes Typ 2, starkes Übergewicht sowie Bluthochdruck erhöhen erwiesenermaßen das Demenzrisiko. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker, Fett und Fleisch, dafür aber vielen Ballaststoffen, kann diesen Faktoren entgegenwirken. Die Mittelmeerküche mit viel Olivenöl, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen hat sich hier bewährt.
- Rauchen: Rauchen schädigt nicht nur Herz, Kreislauf und Lunge, sondern auch die Gefäße und das Gehirn. Ein Rauchstopp kann das Demenzrisiko deutlich senken.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum begünstigt Demenz.
- Bewegung: Bewegungsmangel führt zu einer schlechteren Durchblutung des Gehirns und kann den geistigen Abbau beschleunigen. Regelmäßige Bewegung, idealerweise in Gesellschaft, hält das Gehirn fit. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Soziale Kontakte: Soziale Isolation und Einsamkeit erhöhen das Demenzrisiko. Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn aktiv.
- Depressionen: Depressionen erhöhen vor allem im mittleren und höheren Alter das Demenzrisiko. Eine Behandlung mit Medikamenten, Psychotherapie oder einer Kombination aus beidem kann helfen.
- Hörverlust: Wer schlecht hört, gibt seinem Gehirn weniger Reize zur Verarbeitung. Ein Hörgerät kann nicht nur das Gehör unterstützen, sondern auch das Gehirn schützen.
- Sehverlust: Nachlassendes Sehvermögen führt oft zu sozialem Rückzug und Reizverlust für das Gehirn. Eine Brille oder Operation kann helfen, das Sehvermögen zu verbessern und das Demenzrisiko zu senken.
- Kopfverletzungen: Schwere und wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen.
- Geringe Bildung: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn. Auch im Erwachsenenalter ist es hilfreich, Neues zu lernen und den Geist herauszufordern.
- Luftverschmutzung: Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub und Mikroplastikpartikel, kann Entzündungen und Zellschäden im Gehirn auslösen.
Hirschhausens persönliche Maßnahmen
Hirschhausen hat nach dem Dreh seiner Doku sein Leben umgestellt: Er praktiziert Intervallfasten, spielt häufiger Tischtennis mit der "falschen" Hand und achtet auf Stressreduktion und ausreichend Schlaf.
Leben mit Demenz
Hirschhausen betont, dass es wichtig ist, den Fokus nicht nur auf das Endstadium der Demenz in Heimen zu richten. Die meisten Menschen mit Demenz leben zu Hause und nehmen auf vielfältige Art am Leben teil. Es ist wichtig, ihnen eine würdevolle und unterstützende Umgebung zu bieten.
Die Bedeutung von Angehörigen
Die Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung für Angehörige. Hirschhausen begegnet in seiner Doku Betroffenen und ihren Familien und zeigt, wie es möglich ist, trotz der Diagnose ein erfülltes Leben zu führen.
Hoffnung auf Heilung
Die Demenzforschung arbeitet intensiv an neuen Heilmethoden. Klara W. (67) aus Köln soll als eine der ersten Betroffenen das in Europa neu zugelassene Alzheimer-Medikament Lecanemab bekommen, das Plaque-Ablagerungen bekämpft.
Gesellschaftliche Aspekte
Demenz ist nicht nur ein persönliches Schicksal, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Die steigende Zahl von Menschen mit Demenz stellt hohe Anforderungen an die Pflege und deren Finanzierung. Es ist wichtig, das Bewusstsein für Demenz in der Bevölkerung zu schärfen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen mit Demenz ein würdevolles Leben führen können.
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