Radfahren und Demenz: Studien zeigen einen starken Zusammenhang

Demenz ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Weltweit wird die Zahl der Demenzerkrankungen von 55 Millionen im Jahr 2019 auf geschätzte 139 Millionen im Jahr 2050 ansteigen. Dies führt zu einer erheblichen Belastung für die Gesundheitsversorgung und die Gesellschaft insgesamt. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, kostengünstige und leicht in den Alltag integrierbare Methoden zu finden, die das Fortschreiten dieser Erkrankung verlangsamen oder verhindern können.

Eine vielversprechende Strategie zur Demenzprävention ist regelmäßige körperliche Aktivität. Studien haben gezeigt, dass Bewegungsmangel ein wesentlicher Risikofaktor für Demenzerkrankungen ist. Radfahren, eine leicht zugängliche und vielseitige Form der Bewegung, hat in diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit erlangt.

Radfahren als Schutzfaktor gegen Demenz

Eine Studie mit fast einer halben Million Teilnehmern liefert deutliche Hinweise darauf, dass regelmäßiges Radfahren das Risiko für Demenz erheblich senken kann. Die chinesisch-australische Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“, analysierte die Gesundheitsdaten von 479.723 Personen der UK Biobank, einer groß angelegten Langzeitstudie zur Gesundheit von Menschen in England, Schottland und Wales. Die Teilnehmer waren zu Beginn der Studie gesund und zeigten keine Anzeichen von Demenz oder Alzheimer. Die Forscher erfassten, wie häufig die Teilnehmer das Fahrrad, den Bus oder das Auto nutzten oder zu Fuß unterwegs waren.

Im Laufe der Studie wurde bei 8.845 Teilnehmern eine Demenz festgestellt, davon 3.956 mit Alzheimer. Die wichtigste Erkenntnis war, dass Menschen, die regelmäßig Fahrrad fuhren, am seltensten an Demenz erkrankten. Dieser Effekt schien besonders stark bei Personen ohne das APOE ε4-Gen zu sein, das mit einem höheren Demenzrisiko verbunden ist. Besonders deutlich war dieser Effekt bei der sogenannten spät beginnenden Demenz.

Interessanterweise zeigten MRT-Scans der Gehirne von regelmäßigen Radfahrern ein größeres Hippocampusvolumen. Der Hippocampus ist eine für das Gedächtnis und das Lernen wichtige Gehirnregion. Dies deutet darauf hin, dass Radfahren das Gehirn stärkt und vor altersbedingtem Abbau schützen kann.

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Weitere Vorteile des Radfahrens für die Gesundheit

Die positiven Auswirkungen des Radfahrens auf unseren Körper sind vielfältig. Radfahren verbessert die Fitness, trainiert die Beinmuskulatur und das Herz-Kreislauf-System. Studien haben gezeigt, dass bereits wenige Kilometer Radfahren täglich helfen können, abzunehmen, da man mehr Kalorien verbrennt als bei Auto- oder Öffi-Fahrten oder beim Gehen. Zudem kann Radfahren zur Diabetes-Prävention beitragen. Eine dänische Studie ergab, dass Menschen, die im mittleren bis hohen Alter beginnen, regelmäßig Fahrrad zu fahren, ihr Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um bis zu 20 Prozent reduzieren können.

Viele Menschen, die vom Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Rad umsteigen, berichten, dass sie entspannter in der Arbeit und wieder zu Hause ankommen. Eine Studie der Universität Zürich bestätigte dies, indem sie zeigte, dass Radfahren das Stressempfinden reduziert und das Wohlbefinden steigert. Die gleichförmige Tretbewegung und die Bewegung an der frischen Luft können helfen, das Stresshormon Kortisol abzubauen und somit Depressionen entgegenzuwirken.

Radfahren und die mentale Gesundheit

Radfahren hat nicht nur positive Auswirkungen auf die körperliche, sondern auch auf die mentale Gesundheit. Bewegung, wie das Radfahren, macht uns körperlich und psychisch stark. Glückshormone werden freigesetzt, das Gehirn wird besser durchblutet und leistungsfähiger. Studien zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität Depressionen, Angststörungen und sogar Demenzerkrankungen entgegenwirkt sowie das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit verbessert.

Eine neue Studie der Universität Edinburgh hat herausgefunden, dass das tägliche Pendeln mit dem Fahrrad nicht nur den Stresspegel senkt, sondern damit auch die allgemeine Lebensqualität verbessert. Menschen, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhren, hatten deutlich weniger psychische Probleme als ihre autofahrenden oder zu Fuß gehenden Kollegen.

Radfahren im Alltag integrieren

Es gibt viele gute Gründe, mehr oder sogar jeden Tag Fahrrad zu fahren. Radfahren boomt, vor allem in größeren Städten. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch einmal verstärkt. Gründe dafür gibt es viele - nicht zuletzt der Wunsch, etwas für die Gesundheit und die Umwelt zu tun.

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Um das Radfahren in den Alltag zu integrieren, empfiehlt es sich, mit kleinen, erreichbaren Zielen zu beginnen. Anstatt lange Strecken zurückzulegen, kann man zunächst kürzere Wege zur Bäckerei oder zum Supermarkt mit dem Rad erledigen. Wichtig ist, das Fahrrad regelmäßig zu nutzen und Freude an der Bewegung zu haben.

Weitere Maßnahmen zur Demenzprävention

Neben regelmäßiger körperlicher Aktivität gibt es weitere Maßnahmen, die zur Demenzprävention beitragen können. Eine prospektive Kohortenstudie hat gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil, der folgende Faktoren umfasst, das Risiko einer Alzheimer-Demenz deutlich reduzieren kann:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Gesunde Ernährung
  • Nichtrauchen
  • Moderater Alkoholkonsum
  • Geistige Aktivität und soziale Interaktion

Auch die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Abweichungen des Fettstoffwechsels, Übergewicht und hohes LDL-Cholesterin ist wichtig. Zudem sollte man Rauchen sowie übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden. Zu den vermeidbaren Ursachen einer Demenz gehören auch Vitamin- und Hormonmangelzustände. Hier sind regelmäßige Kontrollen sinnvoll. Das Risiko für eine Demenz wird auch durch Schwerhörigkeit und den Verlust der Sehkraft erhöht. Dem kann man durch das frühzeitige Tragen von Hörgeräten und Sehhilfen entgegenwirken. Auch Schädel-Hirn-Verletzungen erhöhen das Demenzrisiko. Deshalb ist es sinnvoll, beim Radfahren, Skaten usw. einen Helm zu tragen.

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