Eine umfassende Körperpflege ist nicht nur ein Zeichen von Selbstachtung, sondern dient auch der Vorbeugung von Krankheiten, dem Erhalt der Gesundheit und der Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens. Besonders für Menschen mit Demenz kann die Körperpflege jedoch zu einer Herausforderung werden. Dieser Artikel bietet eine detaillierte Anleitung zum Thema Haarwäsche bei Demenz, um sowohl den Bedürfnissen der Betroffenen als auch den Anforderungen der Pflegenden gerecht zu werden.
Bedeutung der Körperpflege bei Demenz
In unserer heutigen Gesellschaft prägt die Körperpflege in hohem Maße das Selbstwertgefühl und das äußere Erscheinungsbild eines Menschen. Wenn die Fähigkeit zur selbstständigen Körperpflege nachlässt, kann dies das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Das Waschen, einschließlich der Haare, ist ein wichtiger Bestandteil der Körperpflege und sollte daher nicht vernachlässigt werden, auch wenn es aufgrund der Demenz erschwert ist.
Allgemeine Hinweise zur Körperpflege
Eine gute Vorbereitung ist entscheidend, um die Körperpflege so angenehm wie möglich zu gestalten. Folgende allgemeine Hinweise sollten beachtet werden:
- Sicherheit: Achten Sie auf eine sichere Umgebung, um Stürze zu vermeiden. Rutschfeste Unterlagen in der Dusche oder am Waschbecken können hierbei helfen.
- Selbstständigkeit fördern: Ermutigen Sie den Pflegebedürftigen, so viel wie möglich selbst zu tun. Dies fördert die Beweglichkeit und entlastet auch den Pflegenden.
- Hygienestandards: Verwenden Sie pH-neutrale Waschlotionen und Einmalwaschhandschuhe, um Keimverschleppung zu vermeiden.
- Hautpflege: Achten Sie besonders auf Hautfalten und trocknen Sie diese sorgfältig ab, um Hautreizungen zu vermeiden. Bei Bedarf können Hautfalten mit weichen Kompressen unterlegt werden.
Spezifische Herausforderungen bei der Haarpflege von Menschen mit Demenz
Mit fortschreitender Demenz kann sich die Körperpflege verändern. Während zu Beginn der Erkrankung ein Friseurbesuch noch möglich ist, werden die Dauer der Haargestaltung und die damit verbundenen Wasch- und Einlegevorgänge als immer belastender empfunden. Viele Angehörige entscheiden sich daher, den Friseurtermin nicht mehr wahrzunehmen. Nicht alle Menschen mit Demenz zeigen eine komplette Ablehnung bezüglich der Haar- oder Körperpflege, dennoch ist ein individueller Ausdruck durch die Gestaltung der Haare oftmals nicht mehr möglich.
Wichtige Aspekte für die Haarpflege bei Demenz
- Persönlichkeit respektieren: Menschen mit Demenz haben das Recht, ihrer eigenen Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Sammeln Sie Informationen über die Vorlieben des Betroffenen bezüglich der Haarpflege und halten Sie ein Bild bereit, das die Haartracht in den Jahren vor Eintritt des demenziellen Prozesses zeigt.
- Umgebung gestalten: Schaffen Sie eine angenehme Umgebung mit einem Spiegel, in dem sich der Betroffene sehen kann.
- Kommunikation: Kündigen Sie alle Pflegemaßnahmen vorher an und begleiten Sie diese kommunikativ. Sprechen Sie ruhig und behutsam mit dem Angehörigen.
- Autonomie wahren: Erkennen Sie die Ablehnung der Körperpflege als Ausdruck nach Autonomie und den Wunsch nach Sicherheit. Unterbrechen Sie den Pflegevorgang, wenn sich der Betroffene wehrt, und nehmen Sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf.
Methoden der Haarwäsche bei Demenz
Je nach den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Pflegebedürftigen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Haare zu waschen:
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1. Haarwäsche am Waschbecken
Das Waschen am Waschbecken fördert die Selbstständigkeit und Beweglichkeit. Stellen Sie eine standsichere Sitzgelegenheit am Waschbecken auf und legen Sie alle notwendigen Utensilien griffbereit bereit. Unterstützen Sie den Pflegebedürftigen je nach Bedarf.
2. Haarwäsche unter der Dusche
Duschen ist eine optimale Reinigungsform, da der Körper komplett gewaschen wird und die Dusche kreislaufanregend wirkt. Achten Sie auf eine rutschsichere Unterlage in der Duschwanne und bringen Sie Haltegriffe an. Stellen Sie bei Bedarf einen Duschstuhl oder -hocker bereit.
3. Haarwäsche im Bett
Für bettlägerige Menschen gibt es spezielle Kopfwaschwannen, die die Haarpflege etwas problemloser machen. Es geht aber auch mit einer normalen Waschschüssel, wenn man den Kranken entsprechend lagert. Eine zweite Hilfsperson wäre jedoch sehr nützlich.
Anleitung für die Haarwäsche im Bett:
- Vorbereitung: Legen Sie alle benötigten Utensilien bereit: mildes Shampoo, Handtücher, Waschschüssel mit warmem Wasser, ggf. eine Kopfwaschwanne, wasserundurchlässige Unterlage.
- Raum vorbereiten: Schließen Sie Fenster und Türen, um Zugluft zu vermeiden. Erhöhen Sie ggf. die Raumtemperatur.
- Bett vorbereiten: Schaffen Sie Platz für die Haarwäsche, indem Sie das Bett umstellen oder die Stirnseite entfernen. Lagern Sie den Pflegebedürftigen so, dass sein Kopf über die Bettkante hinausragt. Verwenden Sie Kissen oder eine aufgerollte Handtuchrolle, um den Nacken bequem abzustützen.
- Unterlage platzieren: Legen Sie die wasserundurchlässige Unterlage unter den Oberkörper und Kopf, um das Bett vor Feuchtigkeit zu schützen.
- Wassertemperatur prüfen: Lassen Sie den Pflegebedürftigen die Wassertemperatur mit einem angefeuchteten Lappen oder Becher prüfen.
- Haare waschen: Platzieren Sie einen trockenen oder ausgewrungenen Waschlappen über dem Augenbereich, um zu verhindern, dass Wasser in die Augen gelangt. Gießen Sie mit einem Becher etwas Wasser vom Haaransatz im Stirnbereich nach hinten in die Haarspitzen. Shampoonieren Sie die Haare gründlich ein und spülen Sie sie anschließend mit klarem Wasser aus.
- Haare trocknen: Drücken Sie die Feuchtigkeit vorsichtig mit den Händen aus und wickeln Sie ein Handtuch um den Kopf, um die Haare vorzutrocknen.
- Haare föhnen: Trocknen Sie die Haare vollständig mit einem Föhn, um Erkältungskrankheiten vorzubeugen.
- Haare kämmen: Kämmen Sie die Haare mit einer Bürste oder einem grobzinkigen Kamm, um Knoten zu entwirren.
4. Waschen ohne Wasser: Shampoo-Haube
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung einer Einmal-Shampoohaube. Diese Haube enthält ein mildes Shampoo mit Pflegespülung und ermöglicht die Haarwäsche ohne Ausspülen. Setzen Sie die Haube auf, massieren Sie sie einige Minuten ein und nehmen Sie sie dann wieder ab.
Produkte und Hilfsmittel für die Haarpflege bei Demenz
- Mildes Shampoo: Verwenden Sie ein Shampoo, das nicht in den Augen brennt und die Kopfhaut nicht reizt.
- pH-neutrale Waschlotionen: Diese sind besonders schonend für die Haut.
- (Einmal)Waschhandschuhe: Aus hygienischen Gründen sind Einmalwaschhandschuhe empfehlenswert.
- Kopfwaschwannen: Diese erleichtern die Haarwäsche im Bett.
- Shampoo-Hauben: Eine praktische Alternative für die Haarwäsche ohne Wasser.
- Entwirr-Bürsten oder grobzinkige Kämme: Diese helfen, Knoten schmerzfrei zu entwirren.
- Feuchtigkeitsspendende Conditioner oder Kopfhautlotionen: Diese spenden Feuchtigkeit und beruhigen die Kopfhaut.
Zusätzliche Tipps für die Haarpflege
- Regelmäßigkeit: Die Haare sollten entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, mindestens aber einmal alle 14 Tage gewaschen werden.
- Kopfmassage: Geben Sie dem Pflegebedürftigen beim Einarbeiten des Shampoos eine Kopfmassage.
- Frisur: Frisieren Sie den Pflegebedürftigen so, wie er es gerne mag. Kurzhaarfrisuren sind praktisch, aber nicht jeder mag das und das sollte auch berücksichtigt werden.
- Friseurbesuch: Vereinbaren Sie für ältere Frauen Termine für Friseurbesuche oder lassen Sie einen mobilen Friseur ins Haus kommen.
- Beteiligung: Wenn der Pflegebedürftige noch selber etwas zur Haarwäsche beitragen kann, gewähren Sie ihm diese eigene Aktivität.
Beruhigende Waschung als Entspannungsmethode
Eine beruhigende Waschung kann entscheidend zur Entspannung beitragen und eignet sich besonders für ängstliche oder verwirrte Patient:innen. Sie kann als Ganzkörperwaschung oder Teilwaschung durchgeführt werden. Wichtig ist, stets mit der natürlichen Haarwuchsrichtung zu waschen. Eine angenehme Atmosphäre (warmes Zimmer, möglichst stille Umgebung) fördert die Entspannung zusätzlich. Waschzusätze wie Lavendelöl können die beruhigende Waschung unterstützen.
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Rasur in der Altenpflege
Auch die Rasur ist ein wichtiger Bestandteil der Körperpflege. Berücksichtigen Sie bei der Rasur die alten Angewohnheiten des zu Pflegenden. Wenn pflegebedürftige Männer noch einige Schritte der Rasur oder Bartpflege selber ausführen können, lassen Sie sie das selber machen. Andernfalls können Sie das übernehmen. Hat sich der Pflegebedürftige immer elektrisch rasiert, können Sie das beibehalten. Pflegen Sie die Gesichtshaut nach der Rasur mit Rasierwasser. Wenn der Pflegepatient Bart trägt, können Sie die Barthaare nach dem Stutzen mit Bartöl pflegen.
Umgang mit Ablehnung und Widerstand
Wenn Menschen mit Demenz die Körperpflege ablehnen, ist es wichtig, die Ursachen dafür zu verstehen. Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit können dazu führen, dass die Körperpflege als Angriff auf die Autonomie erlebt wird. In solchen Fällen ist es wichtig, die Bedürfnisse des Betroffenen zu respektieren und alternative Strategien zu entwickeln.
Tipps für den Umgang mit Ablehnung:
- Bedürfnislage ergründen: Versuchen Sie, den zu Pflegenden zu verstehen, indem Sie vor der eigentlichen Pflegemaßnahme seine Bedürfnislage ergründen.
- Beziehungsebene erreichen: Sorgen Sie für "schönes Beziehungswetter", indem Sie den Betroffenen auf der Beziehungsebene erreichen.
- Stressfaktoren minimieren: Ergründen Sie mögliche Stressfaktoren und minimieren Sie diese weitestgehend.
- Ablehnung akzeptieren: Reagiert Ihr zu Pflegender mit Demenz auf Ihre Pflegemaßnahme ablehnend, müssen Sie diese umgehend abbrechen.
- Auslöser ergründen: Zeigt Ihr Pflegekunde mit Demenz mitten in der Pflegemaßnahme Ablehnung, sollten Sie versuchen, den Auslöser zu ergründen.
- Pflegeziele überdenken: Überdenken Sie bei ängstlichen und unsicheren Pflegekunden mit Demenz Ihre eigentlichen Pflegeziele, nämlich Wohlbefinden erhalten und Vertrauen aufbauen.
- Alternativen testen: Testen Sie Alternativen, z. B. Mundpflege mit wohlschmeckenden Getränken.
- Türöffnende Handlungsempfehlungen: Nutzen Sie die türöffnenden Handlungsempfehlungen nach Tom Kitwood für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz.
Schulungen und Unterstützung für Pflegende
Wer unsicher mit der Haarwäsche, Bartpflege, Hautpflege oder Rasur in der Altenpflege ist, kann einen Pflegekurs belegen. Dort gibt es wertvolle Tipps und Hilfestellungen zum Thema Körperpflege bei Männern und Frauen, die dann im Pflegealltag angewendet werden können. Entscheidend sind immer Verständnis, Geduld und Einfühlsamkeit.
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