Demenz im Alter: Ursachen, Symptome und Behandlung

Demenz ist ein Syndrom, das durch einen fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet ist und verschiedene Ursachen haben kann. Sie ist keine normale Alterserscheinung, obwohl sie im höheren Alter häufiger auftritt. In Deutschland leben schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Täglich kommen etwa 900 Neuerkrankungen hinzu, was die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung unterstreicht.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein Muster von Symptomen, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Sie führt dazu, dass sich verschiedene geistige Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Zustand verschlechtern. Zu den betroffenen Bereichen gehören Gedächtnis, Denkvermögen, Urteilskraft, Konzentration und Lernfähigkeit. Auch die Persönlichkeit kann sich verändern.

Es ist wichtig zu beachten, dass gelegentliche Vergesslichkeit normal ist. Wenn jedoch häufig und über längere Zeit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration oder der Orientierung auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch stärkere Stimmungsschwankungen und Veränderungen der geistigen Fähigkeiten können Warnzeichen sein.

Die genannten Symptome können verschiedene Ursachen haben und stehen nicht unbedingt im Zusammenhang mit einer Demenz. Sie können beispielsweise durch Stress, Burn-out, seelische Belastungen, Depressionen oder hormonelle Veränderungen hervorgerufen werden. Weitere körperliche Ursachen sind unter anderem eine Schilddrüsenunterfunktion, ein erhöhter Hirndruck oder ein Tumor.

Formen der Demenz

Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden. Man unterscheidet primäre Demenzsyndrome, die ohne zugrunde liegende Erkrankung auftreten, von sekundären Demenzen, die sich als Folgeerscheinung anderer Krankheiten entwickeln.

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Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten. Bei Alzheimer sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem Verlust von Gedächtnis, Denkvermögen und anderen kognitiven Fähigkeiten führt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenzerkrankung und wird durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn verursacht. Die Gefäße können das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, wodurch wichtige kognitive Funktionen eingeschränkt werden. Typische Ursachen sind Schlaganfälle, Arteriosklerose und Bluthochdruck. Die Symptome können plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten und hängen von der Art und dem Ort der Schädigung im Gehirn ab.

Frontotemporale Demenz (Morbus Pick)

Die Frontotemporale Demenz ist eine neurodegenerative Krankheit, bei der Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns zurückgehen. Dies führt vor allem zu Veränderungen der Persönlichkeit und des sozialen Verhaltens, während das Erinnerungsvermögen weniger beeinträchtigt ist. Die Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf.

Lewy-Körper-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verursacht wird. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, motorische Störungen und ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf.

Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei etwa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine Demenz. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.

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Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst. In diesen Fällen kann die Demenz wieder vollständig zurückgehen, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird.

Ursachen und Risikofaktoren

Obwohl die genauen Ursachen vieler Demenzformen noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung erhöhen können.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Demenz-Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Genetische Veranlagung: In seltenen Fällen können genetische Faktoren eine Rolle spielen.

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und Diabetes erhöhen das Demenzrisiko.
  • Depressionen: Depressionen werden heute als Risikofaktor für eine Demenz angesehen, da sie häufig im Vorfeld einer Demenz auftreten.
  • Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, die wiederum das Demenzrisiko erhöhen.
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Demenzrisiko senken.
  • Ungesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes senken.
  • Soziale Isolation: Soziale Kontakte und geistige Aktivität können das Demenzrisiko senken.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit auch für Demenz.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Gehirn schädigen und das Demenzrisiko erhöhen.
  • Schwere Kopfverletzungen: Schwere Kopfverletzungen können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Hör- oder Sehminderung: Neuere Untersuchungen weisen auf ein erhöhtes Risiko durch das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung hin.

Symptome der Demenz

Die Symptome einer Demenz können je nach Form und Stadium der Erkrankung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an kürzlich vergangene Ereignisse zu erinnern, während ältere Erinnerungen länger erhalten bleiben.
  • Sprachprobleme: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Gesprächen zu folgen.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden oder die aktuelle Zeit oder den Tag zu bestimmen.
  • Probleme mit dem Denkvermögen: Schwierigkeiten, logisch zu denken, Probleme zu lösen oder Entscheidungen zu treffen.
  • Verhaltensänderungen: Veränderungen der Persönlichkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Aggressivität oder Teilnahmslosigkeit.
  • Schwierigkeiten mit alltäglichen Aufgaben: Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben wie Kochen, Anziehen oder Körperpflege zu erledigen.

Diagnose der Demenz

Die Diagnose einer Demenz erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und seinen Angehörigen über die Krankheitsgeschichte, die aktuellen Beschwerden und die Lebensumstände.
  • Körperliche Untersuchung: Eine körperliche Untersuchung, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung, um die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn zu überprüfen.
  • Neuropsychologische Tests: Tests zur Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit, wie Gedächtnis, Konzentration, Sprache und Problemlösungsfähigkeit. Beispiele hierfür sind der Mini-Mental-Status-Test (MMST) und der DemTect.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie), um Veränderungen im Gehirn festzustellen oder andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie z.B. Schilddrüsenstörungen oder Vitaminmangel.

Behandlung der Demenz

Obwohl die meisten Demenzformen nicht heilbar sind, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

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Medikamentöse Behandlung

  • Antidementiva: Medikamente, die bei Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz eingesetzt werden, um das Fortschreiten der Symptomatik zu verzögern und die Symptome etwas abzuschwächen. Man unterscheidet zwischen Cholinesterase-Hemmern und NMDA-Rezeptor-Antagonisten (Memantin).
  • Blutverdünnende Medikamente: Bei vaskulärer Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen.
  • Medikamente zur Behandlung von Begleiterkrankungen: Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinspiegeln, Diabetes oder Depressionen, da diese Erkrankungen das Demenzrisiko erhöhen oder die Symptome verschlimmern können.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit gibt es in Deutschland seit September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen, die man zwischen den Nervenzellen im Gehirn Alzheimer-Erkrankter vermehrt feststellt.

Nicht-medikamentöse Behandlung

  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung der Konzentration, Aufmerksamkeit, des Kurzzeit- und Langzeitgedächtnisses.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Hinweisreize, um die Orientierung zu Ort, Zeit und zur eigenen Person zu verbessern.
  • Wahrnehmungsübungen: Übungen zum Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken und zur Körperwahrnehmung, um die Sinneswahrnehmung zu trainieren.
  • Ergotherapie: Körperliche Aktivierung, um Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Koordination und des Gleichgewichts.
  • Logopädie: Stärkung der kommunikativen Fähigkeiten und Wortfindung, Verbesserung der Aussprache sowie des Sprachverständnisses.
  • Musiktherapie: Wecken positiver Erinnerungen und Gefühle.
  • Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt.
  • Validation: Eine wertschätzende Haltung gegenüber dem Patienten, die sein oft stark verändertes Erleben und Verhalten in den Mittelpunkt stellt und als „für ihn gültig“ akzeptiert.
  • Körperliche Betätigung: Regelmäßige Bewegung, um die körperliche und geistige Gesundheit zu fördern.
  • Kunsttherapie: Kreative Ausdrucksformen, um Emotionen zu verarbeiten und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Gespräche (kognitive Stimulation): Anregung der geistigen Aktivität und Förderung der Kommunikation.
  • Autobiographische Arbeit: Erinnerungsarbeit, um die Identität und das Selbstwertgefühl zu stärken.
  • Demenzgerechte Raumgestaltung: Abbau von Barrieren und Schaffung hilfreicher Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung.

Unterstützung für Angehörige

Die Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung für Angehörige. Es ist wichtig, dass Angehörige sich selbst nicht überfordern und Entlastung suchen. Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote für Angehörige, wie z.B.:

  • Beratungsstellen: Informationen und Unterstützung zu allen Fragen rund um die Demenz.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Entlastungsangebote: Unterstützung bei der Betreuung und Pflege des Demenzkranken, z.B. durch ambulante Pflegedienste oder Tagespflegeeinrichtungen.
  • Online-Selbsthilfe-Programme: Programme, die helfen, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen und sich vor Überlastung zu schützen.

Leben mit Demenz

Auch wenn die Diagnose Demenz zunächst ein Schock ist, ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und sich auf die Veränderungen einzustellen. Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben.

Tipps für den Alltag mit Demenz

  • Struktur: Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren.
  • Aktivität: Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken.
  • Kommunikation: Achten Sie auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang.
  • Unterstützung: Nehmen Sie Hilfe an und lassen Sie sich nicht entmutigen.

Prävention

Obwohl eine Demenz nicht immer verhindert werden kann, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko einer Erkrankung senken können:

  • Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, soziale Kontakte und geistige Aktivität.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten, Diabetes und Depressionen.
  • Vermeidung von schädlichen Einflüssen: Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.

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