Demenz: Liebe kennt kein Vergessen – Erfahrungen und Umgang

Die Diagnose Demenz stellt Paare und Familien vor immense Herausforderungen. Nach einem langen gemeinsamen Leben verändert sich der Alltag grundlegend, und Rollen verschieben sich innerhalb der Beziehung. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Lebens mit Demenz, gibt Einblicke in persönliche Erfahrungen und bietet praktische Ratschläge für Betroffene und Angehörige.

Die Diagnose Demenz: Was bedeutet das für die Partnerschaft?

Viele Paare verbringen Jahrzehnte miteinander, bauen ein gemeinsames Leben auf und schmieden Zukunftspläne. Umso einschneidender ist es, wenn einer der Partner die Diagnose Demenz erhält. Plötzlich steht alles in Frage: Wie wird sich der Alltag gestalten? Wie verändert sich der geliebte Mensch? Und wie viel Kraft habe ich, um all das zu bewältigen? Es ist unumgänglich, dass sich die Rollen innerhalb der Beziehung verändern.

Daniela Sulmann vom ZQP betont, dass Verständnis, Akzeptanz und Geduld gegenüber dem demenzkranken Partner von großer Bedeutung sind. Es gilt, die Situation und den Partner so anzunehmen, wie er jetzt ist, auch wenn das nicht einfach ist.

Muster erkennen, Gefühle verstehen

Hilfreich ist es, Verhalten, Körpersprache und Tonfall des demenzkranken Partners genau zu beobachten und Erfahrungswerte zu sammeln. Oftmals zeigen sich Muster in bestimmten Situationen. Erkennt man diese Muster, wird es einfacher, die Gefühle und Bedürfnisse des Partners besser zu verstehen.

Die Kommunikation verändert sich ebenfalls. Tiefe Gespräche, wie sie früher üblich waren, werden schwieriger. Rituale und gewohnte Aktivitäten sollten jedoch weiterhin gepflegt werden, da sie Demenzkranken Sicherheit und Orientierung geben. Der Kuss beim Aufstehen, der kleine Spaziergang am Nachmittag oder das gemeinsame Musikhören können weiterhin Halt geben.

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

Persönliche Erfahrungen: Einblick in den Alltag mit Demenz

Viele Angehörige berichten von ähnlichen Herausforderungen im Umgang mit Demenz. Einblick in ein Online-Forum zeigt die Unsicherheit, Hilflosigkeit und Überforderung der Angehörigen, aber auch die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Community.

Ein Forenmitglied namens "groundhog day" schildert die Situation mit der an Demenz erkrankten Mutter, für deren Pflege sie die komplette Verantwortung übernommen hat. Die Kinder sind erwachsen und der Bruder kümmert sich kaum. Die täglichen Herausforderungen nehmen zu, und die Überforderung wächst.

Andere Forenmitglieder bieten ihre Unterstützung an und raten, sich nicht selbst in der Pflege zu vergessen. Eine stundenweise Entlastung durch einen Pflegedienst oder eine Tagespflege kann helfen, wieder Kraft zu tanken. Ab Pflegestufe 2 übernimmt die Pflegekasse die Kosten für die Tagespflege.

Die Fassade wahren: Demenz im Verborgenen

Ein häufiges Phänomen ist, dass Demenzkranke vor anderen eine Fassade aufrechterhalten und versuchen, ihre Erkrankung zu verbergen. Sie wollen sich so wenig Blöße wie möglich geben und eine Normalität vorspielen, die es nicht mehr gibt. Dies kann so weit gehen, dass selbst erfahrene Gutachter Schwierigkeiten haben, den tatsächlichen Hilfebedarf im Alltag zu erkennen.

Besucher oder besondere Situationen können dazu führen, dass Betroffene anders oder weniger gefordert sind als im Alltag. Eine Schwägerin, die sich als Gastgeberin bemüht, umsorgt die demenzkranke Mutter möglicherweise besonders.

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

Umgang mit schwierigen Situationen: Alkoholmissbrauch und Heimunterbringung

Einige Angehörige berichten von einem erhöhten Alkoholkonsum der Demenzkranken. Dies kann eine Folge der Verzweiflung über die Situation sein, wobei Alkohol als Mittel zur Bewältigung eingesetzt wird. Es ist wichtig, dieses Problem anzusprechen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Entscheidung für eine Heimunterbringung ist oft ein schwieriger Schritt. Viele Demenzkranke wehren sich dagegen, da sie sich nicht krank fühlen und die Notwendigkeit nicht einsehen. Es ist wichtig, sich nicht auf Diskussionen einzulassen und dem Betroffenen immer wieder neu zu erklären, warum er dort ist oder warum es zu Hause nicht mehr geht. Dies führt nur zu einer Dauerschleife und ist für alle Beteiligten belastend.

Stattdessen kann es hilfreich sein, vage zu bleiben und beispielsweise zu sagen, dass der Arzt angeordnet hat, dass der Betroffene noch im Heim bleiben soll. Oder man wartet noch auf Rückmeldung, wie es weitergehen kann, und braucht noch Geduld, bis man mehr weiß. Es ist wichtig, dem Betroffenen das Gefühl zu geben, dass er nicht abgeschoben wird, sondern dass man sich um ihn kümmert.

Tipps für den Umgang mit Demenz im Pflegeheim

  • Persönliche Gegenstände: Geben Sie dem Betroffenen persönliche Gegenstände von zu Hause mit, wie Familienfotos, einen Kalender oder ein Radio.
  • Besuchszeiten: Achten Sie darauf, wie der Betroffene Ihre Besuche verkraftet. Wenn er danach sehr traurig ist oder verstärkt nach Hause will, sollten Sie die Besuche zunächst reduzieren.
  • Aktivitäten: Fragen Sie beim Pflegepersonal nach, wie der Betroffene bei der Teilnahme an Aktivitäten unterstützt wird. Gerade in der ersten Zeit ist es wichtig, Kontakte zu knüpfen.
  • Dokumentation: Notieren Sie sich wichtige Beobachtungen und Ereignisse, um den Pflegekräften und Ärzten ein umfassendes Bild der Situation zu vermitteln.
  • Umschreiben der Situation: Versuchen Sie, den Aufenthalt im Heim als eine Art Urlaub zu verkaufen, den sich der Betroffene redlich verdient hat.

Liebevolle Pflege: Glücksmomente trotz Demenz

Trotz aller Herausforderungen gibt es auch immer wieder schöne Momente im Umgang mit Demenzkranken. Hans-Jürgen Wertens pflegt seine demente Frau Maria, die nicht mehr weiß, wer er ist. Doch er weiß, was sie glücklich macht. Er zeigt ihr Fotos von früher, und sie lächelt und singt.

Auch andere Angehörige berichten von unbeschreiblich schönen Momenten, die sie mit ihren demenzkranken Eltern oder Partnern erleben. Diese Momente sind es, die in Erinnerung bleiben und Kraft geben.

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

Unterstützung für Angehörige: Ein Netzwerk aufbauen

Die Pflege eines Demenzkranken ist eine enorme Belastung, sowohl körperlich als auch psychisch. Es ist daher wichtig, sich von überall Hilfe zu holen und ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen.

  • Schulungen und Seminare: Besuchen Sie Schulungen und Seminare, um sich über Demenz zu informieren und den Umgang mit der Krankheit zu erlernen.
  • Selbsthilfegruppen: Tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen aus.
  • Beratungsstellen: Holen Sie sich Hilfe bei Beratungsstellen für Demenzkranke und Angehörige.
  • Pflegedienste und Tagespflege: Nutzen Sie die Angebote von Pflegediensten und Tagespflegen, um sich zu entlasten.

tags: #Demenz #Liebe #kennt #kein #Vergessen #Erfahrungen