Demenzmuffs, auch Nestelmuffs genannt, sind ein wertvolles Hilfsmittel in der Beschäftigungstherapie für Menschen mit Demenz. Sie bieten nicht nur Wärme für oft unruhige und kalte Hände, sondern dienen auch der Beruhigung und Stimulation durch verschiedene Materialien und angebrachte Elemente. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zur Herstellung von Demenzmuffs, einschließlich verschiedener Strick- und Häkeltechniken, Materialoptionen und Tipps zur individuellen Gestaltung.
Was sind Demenzmuffs?
Nesteldecken sind in der Beschäftigungstherapie für Menschen mit Demenz nicht mehr wegzudenken. Viele Einrichtungen mit einer eigenen Abteilung für diese Krankheit sind dankbar für selbstgenähte Nesteldecken. Manchmal sind Nesteldecken zu groß und rutschen vom Tisch oder Schoß. Eine Variante sind Nestelmuffs. Nestelmuffs bieten eine handliche Alternative zu Nesteldecken. Sie sind kleiner und können bei Bedarf mit einem Band befestigt werden, was besonders für unruhige Personen von Vorteil ist.
In Irland werden ähnliche Decken direkt zum Training von verloren gegangenen Funktionen eingesetzt. Dort werden 3 x 3 Quadrate mit je einer „Trainingseinheit“ gearbeitet.
Warum Demenzmuffs?
An Demenz erkrankte Menschen leiden oft unter kalten und unruhigen Händen. Nervöse Bewegungen der Hände, die nach etwas fühlen oder suchen, sind dabei typisch. Demenzmuffs halten warm und dienen der Beschäftigung und der Beruhigung der unruhigen Hände. Sie erfreuen durch ihre Farbvielfalt und große Materialauswahl. Die sogenannten "Nesteldecken" (auch Fühldecken) sind aus der Beschäftigungstherapie für an Demenz erkrankte Personen nicht mehr weg zu denken.
Materialien für Demenzmuffs
Für die Herstellung eines Demenzmuffs benötigen Sie folgende Materialien:
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- Garnreste: Wolle, Fransenwolle, Baumwolle, Noppenwolle, Mohair, Bändchengarn in verschiedenen Farben und Ausführungen.
- Innenfutter: Kunstfell oder ein anderes kuscheliges Material.
- Sensorikteile (Twiddles): Stoffbänder, Tüllsäckchen mit Lavendel oder Rosmarinzweig, Muttern, Unterlegscheiben, ausgediente Schlüssel, Schlüsselanhänger, Gardinenröllchen.
- Nadeln: Addi Stricknadeln oder Addi Häkelnadeln in passender Stärke.
- Sonstiges: Nähgarn, Schere, Nähnadel, eventuell eine AddiExpress Strickmaschine.
Strickanleitung für einen Demenzmuff
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Demenzmuff zu stricken. Hier sind einige Optionen:
Variante 1: Grundlegender Strickmuff mit der AddiExpress
- Nutzen Sie alle 46 Nadeln der AddiExpress Kingsize.
- Stricken Sie 70 Runden.
- Nehmen Sie einen Farbwechsel vor, indem Sie die beiden Garne fest miteinander verknoten.
- Stricken Sie 25 Runden in der neuen Farbe.
- Wechseln Sie zurück zur ersten Farbe und stricken Sie weitere 25 Runden.
- Nehmen Sie die Maschen der letzten Runde auf eine Addi Rundstricknadel auf.
- Stricken Sie 4 Maschen links, 4 Maschen rechts über 4 Runden.
- Versetzen Sie den Musterblock, sodass die linken Maschen rechts und die rechten Maschen links gestrickt werden, ebenfalls über 4 Runden. Es entsteht ein Schachbrettmuster.
- Verstricken Sie die losen Enden, indem Sie jeweils eine Masche des eingeschobenen Schlauchendes mit einer Masche der Rundstricknadel zusammenstricken.
- Vernähen Sie die losen Fäden und fügen Sie gegebenenfalls mit einer Häkelnadel weitere Details hinzu.
Variante 2: Strickmuff mit verschiedenen Mustern
- Schlauch stricken: Mit der AddiExpress oder von Hand einen Schlauch stricken. Die Maße sollten so sein, dass der Muff bequem in der Hand liegt. Eine Größe von ca. 30-40 cm Länge und einem Umfang von 20-25 cm ist ein guter Ausgangspunkt.
- Muster einarbeiten: Verwenden Sie verschiedene Strickmuster, um haptische Erlebnisse zu schaffen. Beliebte Muster sind Zopfmuster, Perlmuster oder Rippenmuster.
- Farbwechsel: Integrieren Sie Farbwechsel, um den Muff optisch interessanter zu gestalten.
Variante 3: Gehäkelter Muff
- Schlauch häkeln: Mit einer Häkelnadel einen Schlauch oder ein Rechteck häkeln, das anschließend zum Schlauch geschlossen wird.
- Krokodilmuster: Für ein besonderes haptisches Erlebnis können 3-4 Reihen im Krokodilmuster (Schuppenmuster) eingearbeitet werden.
Detaillierte Häkelanleitung für einen Demenzmuff:
- Runde 0: 32 Luftmaschen (LM) anschlagen, 3 Steige-LM (= 1. Stäbchen (Stb) der Runde 1), wenden.
- Runde 1: Über die ganze Runde Stb häkeln, 1 Steige-LM (= 1. Kettmasche (Km) der Runde 2), wenden (32 Maschen).
- Runde 2: Über die ganze Runde lockere Km häkeln, 3 Steige-LM (= 1. Stb der Runde 3).
- Runde 3: 1 Stb in die hintere Masche der Arbeit häkeln, 1 tiefgestochenes Stb (tg Stb) in das 3. Stb der Vorrunde. Das Stb normal abmaschen. 2 Stb, 1 tg Stb, wiederholen von … bis zum Rundenende.
- Runde 4: Runde 2 und Runde 3 wiederholen, dabei das tg Stb in das tg Stb der Vorrunde einstechen, bis die gewünschte Länge des Muffs erreicht ist.
Innenfutter aus Kunstfell
- Das gedämpfte Häkelstück auf die linke Seite des Stoffs auflegen.
- Die Umrisse übertragen und den Stoff mit 5 mm Nahtzugabe zuschneiden.
- Die Häkelarbeit rechts auf rechts zur Hälfte falten, die schmalen Seiten zusammennähen oder -häkeln.
- Das zugeschnittene Fellstück rechts auf rechts legen. Die Haare nach innen einschlagen, ggf. mit Sicherheitsnadeln fixieren.
- Beide Teile des Muffs links auf links übereinanderstülpen: Das Kunstfell liegt innen.
- Den Pelz ca. 5 mm nach innen zum Häkelfutter hin einschlagen, die Haare nach innen streichen.
- Mit starkem oder doppeltem Nähgarn und dem sog. Versteck-, Zauber- oder Matratzenstich beide Teile zusammennähen.
- Die andere Seite ebenso arbeiten.
- Wenn beide Seiten vernäht sind, den Muff vorsichtig wenden. Das Fellteil liegt nun außen und das Häkelfutter innen.
Anbringen der Sensorikteile (Twiddles)
Die Twiddles werden sowohl innen als auch außen am Muff angebracht. Hier sind einige Ideen:
- Stoffbänder: Verschiedene Stoffbänder in unterschiedlichen Texturen und Farben annähen.
- Tüllsäckchen: Kleine Tüllsäckchen mit Lavendel, Rosmarinzweig oder anderen duftenden Materialien füllen und annähen.
- Knöpfe und Reißverschlüsse: Große Knöpfe, Reißverschlüsse oder andere Verschlüsse annähen, an denen die Person nesteln kann.
- Muttern und Unterlegscheiben: Muttern und Unterlegscheiben aufnähen, um taktile Stimulation zu bieten.
- Schlüssel und Schlüsselanhänger: Ausgediente Schlüssel, Schlüsselanhänger oder Gardinenröllchen befestigen.
- Schlaufen und Bändel: Schlaufen und Bändel aus verschiedenen Materialien annähen, die zum Ertasten und Spielen einladen.
- Baumeltiere: Kleine Strickbärchen, Amigurumi oder Häkelblumen annähen oder mit Schlüsselringen befestigen, sodass sie abnehmbar sind.
Wichtiger Hinweis: Achten Sie darauf, dass alle Teile fest und sicher am Muff befestigt sind, um ein Ablösen und Verschlucken zu verhindern. Die verwendeten Materialien sollten waschbar sein, da die Muffs regelmäßig gereinigt werden müssen.
Weitere Tipps und Tricks
- Farben und Muster: Wählen Sie leuchtende Farben und interessante Muster, um die Aufmerksamkeit der Person zu wecken.
- Materialvielfalt: Verwenden Sie eine Vielzahl von Materialien mit unterschiedlichen Texturen, um die sensorische Stimulation zu erhöhen.
- Waschbarkeit: Achten Sie darauf, dass alle verwendeten Materialien waschbar sind, da die Muffs regelmäßig gereinigt werden müssen.
- Sicherheit: Befestigen Sie alle Teile sicher am Muff, um ein Ablösen und Verschlucken zu verhindern.
- Individuelle Anpassung: Berücksichtigen Sie die Vorlieben und Bedürfnisse der Person, für die der Muff bestimmt ist, und passen Sie die Materialien und Elemente entsprechend an.
- Haptische Erlebnisse: Hier erreicht man wunderbare haptische Erlebnisse für die Patienten, wenn z. B. 3-4 Reihen Krokodilmuster (auch Schuppenmuster genannt) eingearbeitet werden.
Nesteldecken als Alternative
Neben Nestelmuffs sind auch Nesteldecken eine beliebte Option für Menschen mit Demenz. Diese Decken sind in der Regel größer als Muffs und bieten mehr Platz für verschiedene sensorische Elemente. Sie können aus verschiedenen Stoffresten zusammengenäht und mit Knöpfen, Bändern, Reißverschlüssen und anderen interessanten Gegenständen versehen werden.
Einsatzmöglichkeiten von Demenzmuffs
- Beschäftigungstherapie: Demenzmuffs können in der Einzel- oder Gruppentherapie eingesetzt werden, um die Feinmotorik, die sensorische Wahrnehmung und die kognitiven Fähigkeiten zu fördern.
- Beruhigung: Die taktilen Reize und die Möglichkeit, an den verschiedenen Elementen zu nesteln, können beruhigend wirken und Angstzustände reduzieren.
- Ablenkung: Demenzmuffs können als Ablenkung dienen, wenn die Person unruhig oder ängstlich ist.
- Wärmequelle: Die Muffs halten die Hände warm, was besonders für Menschen mit Demenz von Bedeutung ist, da sie oft unter kalten Händen leiden.
Bezugsquellen für Materialien und Anleitungen
- Wollgeschäfte: Hier finden Sie eine große Auswahl an Garnen in verschiedenen Farben und Texturen.
- Bastelläden: Bastelläden bieten eine Vielzahl von Knöpfen, Bändern, Reißverschlüssen und anderen Dekorationsmaterialien.
- Online-Shops: Im Internet gibt es zahlreiche Online-Shops, die spezielle Materialien für die Herstellung von Nesteldecken und -muffs anbieten.
- Bücher und Zeitschriften: In Büchern und Zeitschriften finden Sie Anleitungen und Inspirationen für die Gestaltung von Demenzmuffs.
- Internetforen und Blogs: In Internetforen und Blogs können Sie sich mit anderen Bastlern austauschen und Ideen sammeln.
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