Demenz durch Alkoholmissbrauch: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Auswirkungen von Alkoholmissbrauch auf die Gesundheit sind vielfältig und können schwerwiegende Folgen haben. Eine davon ist die alkoholbedingte Demenz, insbesondere das Korsakow-Syndrom. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser spezifischen Form der Demenz.

Alkohol und Demenz: Ein Überblick

Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen Alkohol und Demenz. Langfristiger Alkoholkonsum kann das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen. Es gibt verschiedene Arten von Demenz, aber die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Alkoholische Demenz, einschließlich des Korsakow-Syndroms, ist eine relativ seltene, aber dennoch bedeutende Form. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei Alzheimer und vaskuläre Demenzen den größten Anteil ausmachen. Ein kleinerer Teil der Betroffenen erkrankt an den Folgen anderer Vorerkrankungen, wozu auch chronischer Alkoholkonsum zählt.

Grundsätzlich unterscheidet man bei Demenzerkrankungen zwischen primären und sekundären Formen. Zu den primären Formen zählen die Alzheimer-Demenz und gefäßbedingte Demenzen, die zum Beispiel durch Durchblutungsstörungen im Gehirn entstehen, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit.

Ursachen von alkoholbedingter Demenz

Vitamin-B1-Mangel als Hauptursache

Die Hauptursache für das Korsakow-Syndrom ist ein schwerer Vitamin-B1-Mangel (Thiamin) im Gehirn. Dieser Mangel entsteht in der Regel durch langfristigen Alkoholmissbrauch, der die Aufnahme und den Stoffwechsel von Thiamin im Körper beeinträchtigt. Thiamin ist für die normale Funktion des Gehirns unerlässlich und spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und bei der Synthese von Neurotransmittern.

Wernicke-Enzephalopathie als Vorstufe

Bevor es zum Korsakow-Syndrom kommt, entwickeln die Betroffenen zunächst eine Art Vorstufe, die Wernicke-Enzephalopathie. Diese wird durch einen starken Thiaminmangel ausgelöst, dessen Ursache häufig Mangel- oder Fehlernährung ist, erklärt das Deutsche Ärzteblatt. Alkoholiker, die Mahlzeiten durch alkoholische Getränke ersetzen, entwickeln häufig einen Thiaminmangel. Dieser Mangel an Vitamin B1 führt auf Dauer zu Verwirrtheit, Augenproblemen und Gleichgewichtsstörungen. Wird die Wernicke-Enzephalopathie nicht rechtzeitig behandelt, entwickelt sie sich in einem zweiten Stadium zum Korsakow-Syndrom. Man spricht dann vom Wernicke-Korsakow-Syndrom. Das Korsakow-Syndrom kann aber auch durch andere Faktoren wie Hirnblutungen oder bestimmte Formen des Schädel-Hirn-Traumas ausgelöst werden.

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Weitere Risikofaktoren

Neben dem Alkoholmissbrauch gibt es auch andere Ursachen, welche für den Mangel verantwortlich sein können. Diese sind beispielsweise eine Mangel- oder Fehlernährung durch Erkrankungen wie z.B. Schwere Essstörungen, chronisches Erbrechen oder Durchfall, Krebserkrankungen und Chemotherapie, bösartige Veränderungen des Magen-Darm-Trakts oder Erkrankungen der Nieren.

Symptome des Korsakow-Syndroms

Gedächtnisstörungen

Die Symptome des Korsakow-Syndroms umfassen Gedächtnisstörungen, insbesondere anterograde Amnesie, eine spezielle Form der Gedächtnisstörung, bei der die Merkfähigkeit für neue Bewusstseinsinhalte massiv reduziert ist. Die Betroffenen haben oft Schwierigkeiten, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern, und können deshalb Geschichten erfinden, um Lücken in ihrem Gedächtnis zu füllen (Konfabulation).

Konfabulationen

Die Betroffenen neigen dann dazu, ihre Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten zu füllen. Die Korsakow-Demenz wirkt sich auch auf die Persönlichkeit der Betroffenen aus, allerdings sehr unterschiedlich. Manche wirken ungewöhnlich heiter, andere sehr aggressiv oder distanzlos.

Zeitgitterstörung

Ein beeinträchtigtes Zeitgefühl oder der vollständige Verlust der zeitlichen Orientierung im Sinn einer Zeitgitterstörung ist ein häufig beschriebenes Symptom des Korsakow-Syndroms. Eine Zeitgitterstörung äußert sich meist dadurch, dass Patienten viel zu früh oder zu spät zu Terminen erscheinen oder eine falsche Vorstellung vom aktuellen Datum haben. Ferner könne Betroffene Zeiten und andere Dimensionen (zum Beispiel Mengen, Größen und Gewicht) nur schwer einschätzen.

Weitere Symptome

Neben Gedächtnisproblemen können auch Desorientierung, Probleme mit der Aufmerksamkeit und der räumlichen Orientierung sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten.

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Diagnose des Korsakow-Syndroms

Die Diagnose der Ärzte: irreparable Hirnschäden. Die Vorgeschichte des Patienten/der Patientin kann Hinweise auf die Diagnose geben. Eine schwere, chronische Alkoholkrankheit und Symptome wie unter anderem die Konfabulation weisen auf das Korsakow-Syndrom hin. Der Arzt prüft außerdem, inwieweit das Gedächtnis beeinträchtigt ist und versucht, andere Ursachen wie Infarkte des Hirnstamms oder Demenz durch Computertomographie oder Magnetresonanztomographie auszuschließen.

Klinische Untersuchung

Der Arzt vermutet die Erkrankung, wenn die Patient*innen eine Alkoholkrankheit haben, charakteristische Symptome aufweisen und unterernährt sind oder wenn ein Thiaminmangel festgestellt wird. Bei der neurologischen Untersuchung werden vor allem die Gedächtnisleistung, Koordination sowie Gang- und Standsicherheit überprüft.

Caine-Kriterien

Die sogenannten Caine-Kriterien weisen bei Alkoholikern eine Spezifität von 100 Prozent für die Wernicke-Enzephalopathie auf. Aufgrund der starken Überschneidungen beider Erkrankungen können sie auch zum Screening auf das Korsakow-Syndrom verwendet werden. Für die Diagnose der Wernicke-Enzephalopathie bei chronischen Alkoholikern sind zwei der folgenden vier Anzeichen erforderlich: Mangelernährung, okulomotorische Anomalien, zerebelläre Dysfunktion oder entweder Wesensveränderung oder leichte Gedächtnisstörung.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanz- und Computertomografie (MRT, CT) des Gehirns haben für die Notfalldiagnose des Korsakow-Syndroms keine Bedeutung. Die neurologische Bildgebung kann aber zum Ausschluss anderer Ursachen gerechtfertigt sein.

Behandlung des Korsakow-Syndroms

Die Behandlung des Korsakow-Syndroms konzentriert sich in erster Linie auf die Behandlung des zugrunde liegenden Thiamin-Mangels. Dies beinhaltet die Gabe von hochdosiertem Thiamin, entweder oral oder intravenös, um den Mangel zu beheben und die Symptome zu lindern.

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Thiamin-Substitution

Trotz Behandlung durch das Verabreichen von Vitamin B1 und einer strikten Alkoholabstinenz ist es schwer, die Symptome umzukehren und eine Heilung zu erzielen. Es geht in erster Linie darum, die Symptome zu lindern. Typischerweise wird aber hochdosiertes Thiamin in einer Dosierung von 500 mg bis 1500 mg dreimal täglich über mindestens drei Tage empfohlen. Ferner müssen ein Flüssigkeitsmangel und Elektrolytanomalien korrigiert werden. Besonderes Augenmerk sollte auf einer ausreichenden Magnesiumzufuhr liegen, da thiaminabhängige Enzyme für ihre Funktion auf Magnesium angewiesen sind. Bei vielen Patienten besteht zudem eine Hypoglykämie, die korrigiert werden sollte.

Gedächtnisrehabilitation

Für eine bestmögliche Gedächtnisleistung sollten die neuropsychologischen Funktionen nach der akuten Phase der Vitamin- und Elektrolytsubstitution trainiert werden. Das deklarative Gedächtnis (Wissen, „was“ war/ist) kann beim Korsakow-Syndrom oft nicht rehabilitiert werden. Das prozedurale Lernen (Wissen, „wie“ etwas geschieht) scheint beim Korsakow-Syndrom einigermaßen erhalten zu bleiben. Deshalb empfiehlt es sich, die Gedächtnisrehabilitation speziell auf diesen Bereich zu konzentrieren.

Langzeitbetreuung

Zusätzlich kann eine Langzeitbetreuung erforderlich sein, um die Betroffenen bei der Bewältigung ihrer kognitiven Beeinträchtigungen und der Bewältigung der täglichen Aktivitäten zu unterstützen. Viele Patient*innen können den Alltag nicht selbstständig bewältigen und brauchen eine Betreuung.

Prävention

Um dem Syndrom vorzubeugen, sollte auf regelmäßigen, übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden, denn eine Alkoholabhängigkeit ist der Hauptrisikofaktor.

Vermeidung von Alkoholmissbrauch

Da der Hauptrisikofaktor jedoch langjähriger Alkoholmissbrauch ist, gilt es diesen zu verhindern bzw. frühzeitig zu behandeln. Menschen mit Alkoholproblemen oder senken die Wahrscheinlichkeit, an einem Korsakow-Syndrom zu erkranken, jedoch deutlich, indem sie sich in ärztliche Behandlung begeben.

Gesunde Ernährung

Bei Patienten, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, ihren starken Alkohlkonsum einzuschränken, ist eine normale und gesunde Ernährung besonders wichtig. In manchen Fällen hilft es, Vitamin B1 vorbeugend einzunehmen, um eine Erkrankung zu verhindern. Für andere Risikogruppen eines Vitamin-B1-Mangels, wie beispielweise Menschen, die unter chronischem Erbrechen oder chronischen Durchfällen leiden, ist es ratsam, eine Ernährungsberatung in Betracht zu ziehen.

Alkoholmissbrauch und -sucht im Alter

Insgesamt nimmt der Konsum von Alkohol im höheren Lebensalter ab, und auch die Zahl der Menschen, die ein Alkoholproblem haben, ist bei älteren Menschen geringer als bei jüngeren. Schätzungen zufolge leiden sechs Prozent der Menschen über 60 Jahre an einem therapiebedürftigen Alkoholproblem. Eine Besonderheit bei erhöhtem Alkoholkonsum im höheren Lebensalter ist, dass Alkohol bei alten Menschen langsamer abgebaut wird, so dass die Wirkung stärker ausfallen kann und es schneller zu körperlichen Schädigungen kommt. Außerdem nehmen viele ältere Menschen eine Reihe von Medikamenten, so dass Alkohol hier zu unerwünschten und zum Teil gefährlichen Wechselwirkungen führen kann.

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