Ursachen für nächtliches Rufen bei Demenz: Ein umfassender Leitfaden

Demenz ist mehr als nur Gedächtnisverlust. Sie beeinflusst Wahrnehmung, Verhalten und Erleben der Betroffenen. Symptome wie ständiges Wiederholen von Fragen, Unruhe und veränderter Tag-Nacht-Rhythmus können die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen erheblich beeinträchtigen. Besonders belastend ist nächtliches Rufen, das verschiedene Ursachen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für nächtliches Rufen bei Demenz und bietet Lösungsansätze.

Einführung in die Problematik der Demenz und nächtlicher Unruhe

Mit der Diagnose "Demenz" kommen nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf ihre Angehörigen große Belastungen zu. Eine der größten Herausforderungen ist die nächtliche Unruhe, die oft mit lautem Rufen einhergeht. Es ist wichtig, dass sowohl der dementiell veränderte Mensch als auch die im häuslichen Umfeld lebenden Angehörigen nachts wieder durchschlafen können. Die Ursachen für die nächtliche Unruhe können sehr unterschiedlich sein und sind auch abhängig vom Grad der Demenz und der Person selbst.

Nächtliche Unruhe ist bei Demenzkranken weit verbreitet. Studien zeigen, dass etwa 60 % der Menschen mit Demenz unter verschiedenen Arten von Schlafstörungen leiden, wobei nächtliche Unruhe besonders häufig auftritt. Diese Unruhe kann sich in unterschiedlichen Formen manifestieren, wie etwa nächtliches Umherwandern, lautes Rufen oder ständiges Aufstehen und Hinlegen.

Typische Verhaltensweisen und Handlungsmuster bei Demenz

Zu den Symptomen der Demenz gehören verschiedene typische Verhaltensweisen und Handlungsmuster der Betroffenen, mit denen sich die meisten Angehörigen zu einem bestimmten Zeitpunkt auseinandersetzen müssen. Viele Menschen mit Demenz stellen immer wieder dieselbe Frage oder wiederholen die gleichen Sätze oder Handlungen. Das kann für die Betreuenden ausgesprochen anstrengend und belastend sein und den Eindruck nähren, dass der Mensch einen mit Absicht ärgern will. Das ist jedoch normalerweise nicht der Fall. Vielmehr hat er wahrscheinlich einfach vergessen, dass er die Frage schon einmal gestellt hat.

Wiederholtes Fragen und Handlungen

Sie stellt immer wieder die gleiche Frage. Hin und wieder hat sie auch eine fixe Idee, die den ganzen Tag über anhält. Meistens dreht es sich aber nur darum, wann endlich Essenszeit ist oder wann Besuch kommt. Oftmals ist wiederholtes Fragen auch ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit. Fragt eine betroffene Person beispielsweise immer wieder nach Andrea, die gerade im Urlaub ist, kann es sein, dass sie sich darüber Sorgen macht, dass Andrea sie längere Zeit nicht besucht hat. Manchmal neigt ein Mensch mit Demenz auch dazu, die gleiche Handlung immer wieder auszuführen, wie etwa Regale abzustauben oder Schuhe zu putzen.

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Bewegungsdrang und Unruhe

Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele betroffene Menschen einen ausgeprägten Bewegungsdrang, gepaart mit starker Unruhe. Mögliche Ursachen sind innere Anspannung oder Nervosität, die oftmals durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden. Hinzu kommt, dass das Gehen für sie von besonderer Bedeutung ist. Es gehört zu den wenigen Tätigkeiten, die noch selbstständig ausgeführt werden können. Gehen stärkt ihr Selbstwert- und Körpergefühl, gibt ihnen eine gewisse Entscheidungsfreiheit und wirkt sich positiv auf ihre Stimmung aus. Schlafstörungen und die zunehmende Unfähigkeit, Tag und Nacht zu unterscheiden, führen häufig dazu, dass sich „Gehen“ und „Wandern“ auch auf die Nacht ausdehnen. Das ständige Hin-und-her-Laufen kann die Nerven der betreuenden Personen stark strapazieren. Wandern Menschen mit Demenz auch nachts umher, besteht die Gefahr, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der gesamten Familie leiden. Bewegungsmelder zeigen an, wenn die Person das Zimmer verlässt. Seit mein Vater zu uns gezogen ist, irrt er oft in der Nacht orientierungslos durch unser Haus, weil er nicht schlafen kann.

Falsche Deutung von Situationen und Wahrnehmungen

Die eingeschränkte Fähigkeit der Betroffenen, Situationen und Wahrnehmungen richtig zu deuten, führt häufig zu Erklärungsversuchen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. So beschuldigen sie beispielsweise ihre Angehörigen, Geld gestohlen zu haben, oder halten Verwandte für verkleidete Fremde. Die Abweichungen zwischen der mit Demenz erlebten Welt und der Realität der Angehörigen führen leicht zu Konflikten im Betreuungsalltag. So kann es ein äußerst schockierendes Erlebnis sein, vom Vater oder von der Ehefrau als Dieb bezeichnet zu werden. Der Umgang miteinander wird daher erleichtert, wenn sich die Pflegenden vor Augen führen, dass die „Beschuldigungen“ keine bösartigen Verleumdungen darstellen, sondern lediglich ein Versuch sind, Lücken in der Erinnerung zu füllen. Oft verstecken Menschen mit Demenz wichtige Gegenstände wie Schlüssel, Geld, aber auch Lebensmittel aus einem vermeintlichen Sicherheitsbedürfnis heraus. Finden sie diese Gegenstände dann nicht wieder, erscheint ihnen „Diebstahl“ die einzige Erklärung zu sein. Meine Frau war von heute auf morgen von der Idee besessen, dass die Nachbarn unsere Post stehlen. Erst als ich kürzlich feststellte, dass unsere Nachbarin die gleiche Gartenzeitschrift wie wir abonniert hat, verstand ich, woher diese Verdächtigung kam.

Leben in der Vergangenheit

Mit dem Fortschreiten der Demenz wird die Lebenswelt der Betroffenen weitgehend von den noch vorhandenen Erinnerungen geprägt. Sie leben mit den Vorstellungsbildern einer bestimmten Lebensphase und verhalten sich dementsprechend: Sie machen sich auf den Weg zur Arbeit oder suchen ihre Eltern. Oftmals gibt das Leben in der Vergangenheit Halt und Sicherheit. Erwarten die Angehörigen von ihnen, dass sie sich ihre Verirrung eingestehen, wird dies als Bedrohung erlebt. Deshalb ist es meist sinnvoller, den Betroffenen auf der Gefühlsebene zu begegnen, statt den Wahrheitsgehalt ihrer Äußerungen anzuzweifeln.

Aggressives Verhalten

Menschen mit Demenz verhalten sich manchmal verbal oder körperlich aggressiv. Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind weniger krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn als vielmehr die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen. Sie leben in einer Welt, die sich für sie dauernd verändert, und sind deshalb ständig beunruhigt, weil sie nicht wissen, was sie als Nächstes erwartet. Ein plötzlicher lauter Satz oder eine Situation, die sie überfordert, können dazu führen, dass sie aggressiv reagieren. Gerade wenn sich Menschen mit sanftmütigem Charakter plötzlich aggressiv verhalten, ist dies für die Angehörigen ein Schock. In solchen Momenten ist es mitunter hilfreich, daran zu denken, dass ihr Verhalten durch die Demenz verursacht wird und nicht durch sie selbst. Um solchen Aggressionen vorzubeugen, ist es wichtig, die Anlässe für dieses Verhalten herauszufinden und, wenn möglich, zu beseitigen. Gelingt dies nicht, kann Ablenkung eine sinnvolle Strategie sein. Wenn Menschen mit Demenz beispielsweise bei der Körperpflege aggressiv reagieren, reicht es unter Umständen schon aus, in solchen Situationen gemeinsam deren Lieblingslieder zu singen. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben und die betroffene Person zu beruhigen. Achten Sie auch auf Ihre Sicherheit, falls der Mensch mit Demenz zu aggressivem Verhalten neigt und dabei gefährliche Gegenstände benutzt.

Ursachen für nächtliches Rufen bei Demenz

Die Ursachen für nächtliche Unruhe bei Demenz sind vielfältig und komplex. Veränderungen im Gehirn, Verlust der zeitlichen Orientierung, Medikamente und physische Beschwerden können eine Rolle spielen.

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Veränderungen im Gehirn

Eine der Hauptursachen ist die Veränderung des Gehirns durch den Abbau von Nervenzellen, der mit der Krankheit einhergeht. Diese Veränderungen stören die sogenannte innere Uhr und beeinträchtigen das Schlaf-Wach-Zentrum im Gehirn. Der natürliche Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht. Durch Veränderungen im Gehirn (v. a. im Hypothalamus) wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört. Die innere Uhr „verstellt sich“ - Betroffene sind nachts unruhig und tagsüber müde.

Verlust der zeitlichen Orientierung

Der Verlust der zeitlichen Orientierung verstärkt dieses Problem zusätzlich. Menschen mit Demenz verlieren oft das Gefühl für die Tageszeit und können Tag und Nacht nicht mehr richtig unterscheiden. „So wie bei einer Demenzerkrankung manchmal die räumliche Orientierung verloren geht, kann sich auch das Zeitgefühl verändern. Betroffene verlieren den Rhythmus von Tag und Nacht, aber auch das Gefühl für Zeitabstände wie Minuten oder Stunden“, berichtet Prof. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Verbandssitz in Krefeld. „In der Folge finden sie sich zeitlich nicht mehr zurecht und fühlen sich oft zunehmend ruhelos und verloren - auch weil Bezugspersonen oder Beschäftigungsmöglichkeiten in der Nacht nicht vorhanden sind. Entsprechend hoch ist oft auch die Unfallgefahr.“

Medikamente

Auch Medikamente, die zur Behandlung anderer Symptome der Demenz verabreicht werden, können den Schlaf negativ beeinflussen und zu Unruhe führen. Verschiedene Arzneimittel wie beispielsweise Betablocker können den circardianen Rhythmus stören.

Physische Beschwerden

Zudem spielen physische Beschwerden wie Schmerzen oder Unwohlsein eine Rolle, die oft nicht erkannt oder behandelt werden. Demente Menschen können oft keinen Schmerz mehr äußern. Schmerzen jeglicher Art können ebenfalls für Unruhe sorgen. Körperliche Ursachen wie ein Restless-Legs-Syndrom, Schlafapnoe sowie auch Schmerzen oder Juckreiz sollten abgeklärt werden.

Andere Faktoren

Weitere mögliche Ursachen sind:

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  • Einsamkeit und Langeweile: Manche Menschen mit Demenz beginnen herumzulaufen, wenn ihnen langweilig ist: Sie suchen dann nach Kontakt und nach einer Beschäftigung.
  • Verunsicherung: Bei einigen Betroffenen führt die nachlassende Kommunikationsfähigkeit zu Verunsicherungen.
  • Hinlaufen: Manchmal haben Menschen mit Demenz ein Ziel vor Augen - sie laufen gewissermaßen zu etwas hin. Der Bewegungsdrang ist in diesem Fall als Suche nach etwas zu verstehen, was Geborgenheit und Sicherheit, quasi eine „heile Welt“ verspricht.
  • Weglaufen: Manch ein Mensch mit Demenz will weglaufen, weil er sich unwohl oder überfordert fühlt und ihm alles um ihn herum fremd und bedrohlich erscheint.
  • Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus: Weil die Demenz oftmals zu einer zeitlichen Umkehrung der Schlaf- und Wachphasen führt, weisen einige Menschen mit Demenz vor allem nachts Ruhelosigkeit und Bewegungsdrang auf und sind dementsprechend tagsüber so müde, dass sie immer wieder einschlafen.

Schlafstörungen bei Demenz: Arten und Auswirkungen

Demenzkranke leiden häufig unter einer Vielzahl von Schlafstörungen. Die häufigsten sind Einschlaf- und Durchschlafstörungen, bei denen es den Betroffenen schwerfällt, einzuschlafen oder die ganze Nacht durchzuschlafen. Ein weiteres häufiges Problem ist der fragmentierte Schlaf, bei dem der Schlaf durch häufiges Aufwachen und kurze Schlafepisoden unterbrochen wird. Zudem kann es zu einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus kommen, bei dem die Betroffenen nachts wach und tagsüber schläfrig sind.

Zirkadiane Störung

Bei der zirkadianen Störung ist der Biorhythmus gestört. Die Schlafphasen verteilen sich unregelmäßig über 24 Stunden. Die Ursache liegt vermutlich in der verminderten Aktivität bestimmter Hirnareale oder Erkrankungen wie Makuladegeneration (Verlust der Sehfähigkeit).

REM-Schlaf-Verhaltensstörung

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung hingegen betrifft die Traumphase: Betroffene zeigen unkontrollierte Bewegungen wie Treten, Schlagen oder Rufen - oft ohne Erinnerung daran. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung begünstigt Albträume. Wie bei der Lewy-Körperchen-Demenz werden auch hier die Schlafzentren im Gehirn gestört. Es kommt zu REM-Schlaf- und Durchschlafstörungen. Die Folge ist oftmals eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit.

Auswirkungen auf Betroffene und Angehörige

Schlafstörungen mindern die Lebensqualität und führen zu körperlicher wie seelischer Erschöpfung. Mit der nächtlichen Unruhe ist nicht nur bei der dementen Person der Schlaf gestört, sondern auch bei den Angehörigen, die mit im Haushalt leben. Die ständige Angst, dass der Angehörige nachts stürzt und sich verletzt, vielleicht den Herd anschaltet oder gar das Haus verlässt, sorgt für einen unruhigen Schlaf bei den Pflegenden. Der Schlafmangel kann bei den Angehörigen zu Nervosität, Gereiztheit, Aggressionen und Müdigkeit führen. Schnell kann in solch einer Situation das harmonische Miteinander empfindlich gestört werden. Auf Dauer ist das für niemanden eine befriedigende Lösung und es muss Abhilfe geschaffen werden.

Lösungsansätze und Maßnahmen zur Beruhigung

Es gibt verschiedene Ansätze und Maßnahmen, um die nächtliche Unruhe bei Demenz zu mildern. Eine der effektivsten Methoden ist die Schaffung von Routinen.

Routinen und Tagesstruktur

Für demente Menschen ist eine geordnete Tagesstruktur ganz wichtig. Sie können sich daran orientieren. Deshalb sollten zum Beispiel die Mahlzeiten immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Rituale wie zum Beispiel ein Tischgebet signalisieren, dass jetzt gegessen wird. Zur Tagesstruktur kann auch das tägliche gemeinsame Kochen gehören. Ein klarer Tagesrhythmus mit festen Essenszeiten und anregenden Sozialkontakten ist hilfreich. Wichtig ist zudem, den Tageschlaf zu begrenzen und insbesondere am Nachmittag möglichst nur Ruhezeiten ohne Schlaf anzubieten.

Eine feste Abendroutine kann helfen, den Körper auf die Nacht vorzubereiten und die innere Uhr zu stabilisieren. Hierzu gehören regelmäßige Schlafenszeiten und beruhigende Aktivitäten wie das Vorlesen oder das Hören von entspannender Musik.

Optimierung der Schlafumgebung

Eine optimierte Schlafumgebung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine ruhige und dunkle Umgebung ohne Lärmquellen fördert den Schlaf. Am Tag darf es ruhig hell sein. Abends sollte das Licht dagegen gedimmt werden, damit der Körper Melatonin produzieren und zur Ruhe kommen kann. Nachtlichter mit Bewegungsmeldern helfen, sich bei Dunkelheit zu orientieren, ohne durch grelles Licht aufgeweckt zu werden. Auch die Raumtemperatur hat Einfluss auf den Schlaf: Ideal sind eher kühle 16 bis 20 Grad. Wer leicht friert, kann eine zusätzliche Decke bereitlegen.

Das Schlafzimmer muss gut abgedunkelt sein. Ein kleines Schlaflicht wie eine Steckdosenbeleuchtung ist wegen der Sturzgefahr in der Nacht aber häufig hilfreich. Sorgen Sie für eine angenehme Schlafumgebung: Wer eiskalte Füße hat, schläft nicht gut ein oder durch. Ein Wärmekissen hilft hier rasch weiter. Sind die Decke und das Kissen zu warm oder zu dünn? Liegt der Pflegebedürftige bequem?

Körperliche und kognitive Aktivität

Regelmäßige körperliche Aktivität während des Tages kann ebenfalls dazu beitragen, die nächtliche Müdigkeit zu steigern und den Schlaf zu verbessern. Dabei sollten die Aktivitäten jedoch an die körperlichen Möglichkeiten des Betroffenen angepasst sein, um Überanstrengung zu vermeiden. Je ausgelasteter ein Mensch mit Demenz ist, umso eher wird er zur Ruhe kommen. Dazu zählen auch Spiele und Gedächtnistraining. Mittlerweile gibt es viele spezielle Aktivierungs-Spiele, speziell um Menschen mit Demenz zu aktivieren und zu fördern. Eine schöne Idee sind auch die Gelingt-immer-Puzzle, die ein frustrationsfreies Spielen gewähren, da die Puzzleteile immer passen, egal wie sie gelegt werden. So können Erfolgserlebnisse erzeugt werden.

Neben der physischen Aktivität ist auch kognitive Stimulation wichtig. Werden die Betroffenen am Tage ausreichend gefordert und aktiviert, kann dafür gesorgt werden, dass sie tagsüber nicht mehr und dafür nachts besser und länger schlafen.

Ernährung und Getränke

Auch über die Getränke kann viel gesteuert werden. Koffeinhaltiger Kaffee und Tee sollten nicht zu spät am Nachmittag gegeben werden. Sie würden den Kreislauf des dementen Menschen eher anregen. Auch abends sollte nicht zu viel Flüssigkeit verabreicht werden, damit der Betroffene nachts nicht unnötig oft zur Toilette gehen muss. Manchen dementiell Veränderten hilft auch ein kleiner Schlaftrunk, wie zum Beispiel heiße Milch mit Honig. Alkohol kann auch zur Störung des Nachtschlafs beitragen.

Der größte Teil der Flüssigkeit sollte bis zu vier Stunden vor dem Schlafengehen konsumiert werden. Außerdem wirkt manchmal eine Spätmahlzeit Wunder: Bieten Sie dem Pflegebedürftigen vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit aus Fett und Eiweiß (fetter Quark, Joghurt ohne Zucker, Vollkornbrot mit fettem Käse oder Lachs) an. Damit bleibt der Blutzuckerspiegel über Nacht konstant. Vermeiden Sie am Abend stark zuckerhaltige Lebensmittel.

Kommunikation und Beruhigung

Die richtige Kommunikation mit Demenzpatienten erleichtert vieles. Wenn Demenzkranke nachts unruhig sind, hilft oft ein kurzes beruhigendes Gespräch. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben und die betroffene Person zu beruhigen.

Weitere Tipps

  • Beschäftigung: Demente Menschen brauchen eine Tagesstruktur und eine Beschäftigung, um nachts nicht zum Nachtwanderer zu werden sondern ruhig schlafen zu können.
  • Rituale: Führen Sie Rituale ein, die dem Betroffenen Sicherheit geben.
  • Vermeiden Sie aufregende Aktivitäten am Abend: Der Abend sollte ruhig und entspannt eingeleitet werden, so dass auch der Mensch mit Alzheimer herunterfahren kann.
  • Achten Sie auf die Schlafenszeit: Zu frühes Ins-Bett-gehen kann auch wiederum dazu führen, dass der Betroffene nachts wieder viel zu früh aufwacht. Hier muss ausgelotet werden, was die ideale Schlafenszeit ist, um ein Durchschlafen zu erlangen.
  • Sorgen Sie für Sicherheit: Bei sturzgefährdeten Menschen ist für optimale Sicherheit zu sorgen, wenn sie nachts desorientiert das Bett oder den geschützten Raum verlassen. Hier leisten Trittmatten oder ein Bettkantenalarm gute Dienste.
  • Aromatherapie: Experimentieren Sie mit der Aromapflege. Öle wie Lavendel, Benzoe, Zirbelkiefer, Mandarine, Melisse erzielen als Einreibung, Kissenspray, auf einem Duftstein oder einer Lampe tolle Wirkungen und haben kaum Nebenwirkungen.
  • Vermeiden Sie Fernsehen vor dem Schlafengehen: Der Demenzerkrankte sollte bis zu einer Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr fernsehen. Es gibt Hinweise, dass das blaue Licht auf dem Bildschirm die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Arzt kann bei Bedarf beruhigende Medikamente verschreiben, um die nächtliche Unruhe zu mindern. Medikamente sollten aber nur gezielt und nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt eingesetzt werden, da sie Risiken wie Stürze oder zusätzliche Verwirrtheit mit sich bringen können.

  • Beruhigungsmittel (Sedativa): Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Lorazepam) können helfen, die nächtliche Unruhe zu reduzieren und den Schlaf zu fördern. Diese Medikamente wirken, indem sie das zentrale Nervensystem beruhigen.
  • Antipsychotika: Bei schweren Fällen von Unruhe oder aggressivem Verhalten können Antipsychotika wie Risperidon oder Olanzapin verschrieben werden. Diese Medikamente helfen, die psychotischen Symptome wie Verwirrtheit und Halluzinationen zu reduzieren.
  • Antidepressiva: Manche Antidepressiva, wie z.B. Mirtazapin oder Trazodon, haben eine beruhigende Wirkung und können den Schlaf fördern. Sie sind besonders hilfreich, wenn die nächtliche Unruhe mit Angst oder Depression einhergeht.
  • Schlafmittel (Hypnotika): Schlafmittel wie Zolpidem oder Zopiclon können kurzfristig eingesetzt werden, um den Schlaf zu verbessern.
  • Melatonin: Melatonin, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, kann bei Schlafstörungen hilfreich sein. Es wird oft bei älteren Menschen verwendet, da sie häufig einen Mangel an diesem Hormon haben.

Natürliche Hausmittel

Sanfte Hausmittel können helfen, die nächtliche Unruhe bei Demenz zu lindern und eine ruhige, erholsame Nacht zu fördern.

  • Kräutertees: Kräutertees wie Kamillentee oder Baldriantee haben beruhigende Eigenschaften und können helfen, den Schlaf zu fördern.
  • Aromatherapie: Man kann ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Kamille in einem Diffusor verwenden oder auf ein Kissen tropfen, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.
  • Warme Milch mit Honig: Ein altes Hausmittel gegen Schlafstörungen ist warme Milch mit Honig.
  • Beruhigende Musik: Das Hören von sanfter, beruhigender Musik oder Naturklängen kann eine entspannende Atmosphäre schaffen und dabei helfen, die nächtliche Unruhe zu lindern.
  • Entspannungsübungen: Einfache Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder sanftes Dehnen können helfen, den Körper zu beruhigen und die Schlafbereitschaft zu erhöhen.
  • Gewichtdecken: Schwere Bettdecken, die einen sanften, gleichmäßigen Druck auf den Körper ausüben, können ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
  • Wärmekissen: Ein warmes Kissen oder eine Wärmflasche im Bett kann helfen, den Körper zu entspannen und die Schlafbereitschaft zu fördern.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Pflege eines demenzkranken Angehörigen, besonders bei nächtlicher Unruhe, kann eine erhebliche Belastung sein. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten der Pflegeunterstützung, die Angehörige entlasten können.

24-Stunden-Betreuung

Eine besonders effektive Lösung zur Entlastung der Familie ist die 24-Stunden-Betreuung zu Hause. Diese Betreuung bietet zahlreiche Vorteile: Sie ermöglicht eine kontinuierliche Anwesenheit einer geschulten Betreuungsperson, die sofort auf nächtliche Unruhe reagieren kann. Ein großer Vorteil der 24-Stunden-Betreuung ist die individuelle Anpassung der Pflege an die Bedürfnisse des Demenzpatienten, was eine stabile und beruhigende Umgebung fördert. Für pflegende Angehörige bedeutet diese Art der Betreuung eine erhebliche Entlastung, da sie sich nicht mehr rund um die Uhr um die Pflege kümmern müssen und sich so ausreichend ausruhen können.

Ambulante Pflegedienste und Tagespflege

Eine wichtige Unterstützung sind ambulante Pflegedienste, die regelmäßige Besuche durchführen und bei der Pflege helfen können. Eine weitere Möglichkeit ist die Inanspruchnahme von Tagespflegeeinrichtungen, in denen Demenzkranke tagsüber betreut werden. Dies gibt den pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich zu erholen oder andere wichtige Aufgaben zu erledigen.

Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen

Zusätzlich gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die pflegenden Angehörigen Unterstützung und Austausch bieten.

Auszeiten nehmen

Wenn die Gefahr besteht, dass pflegende Angehörige darunter leiden, dass der demente Mensch Tag und Nacht durcheinander bringt und deshalb selbst nicht mehr richtig schlafen, sollte daran gedacht werden, selbst eine Auszeit zu nehmen. Niemand kann auf Dauer sinnvoll pflegen, wenn ein permanenter Schlafentzug vorherrscht. Denken Sie daran, andere Familienangehörige immer wieder zu bitten, die häusliche Pflege aushilfsweise für Sie zu übernehmen.

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