Demenz naturheilkundlich behandeln: Ein umfassender Leitfaden

Vergesslichkeit ist ein Phänomen, das viele Menschen in stressigen Lebensphasen erleben und nicht zwingend ein Anzeichen für eine schwerwiegende Erkrankung sein muss. Es ist jedoch ratsam, Anzeichen zunehmender Vergesslichkeit nicht zu ignorieren und frühzeitig abzuklären, um gegebenenfalls entgegenwirken zu können. Die moderne Gehirnforschung hat vielfältige Ursachen für nachlassende Gedächtnisleistung identifiziert und bietet gleichzeitig eine Reihe von wirksamen Mitteln und einfachen Strategien, um die geistige Fitness zu erhalten.

Demenz: Eine wachsende Herausforderung

Laut Schätzungen lebten im Jahr 2018 in Deutschland bereits fast 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Diese Zahl könnte sich bis 2050 auf 2,7 Millionen erhöhen. Es ist wichtig zu verstehen, dass gelegentliche Aussetzer der Denk- und Merkfähigkeit, insbesondere in stressigen oder belastenden Phasen, noch kein Grund zur Besorgnis sind. Wenn jedoch gewohnte Routinen zunehmend schwerfallen, sollte man hellhörig werden.

Stress und Angst können das Erinnerungsvermögen erheblich beeinträchtigen, wie viele aus Prüfungssituationen oder bei Müdigkeit und Erschöpfung kennen. Normalerweise ist die Denkfähigkeit nur kurzzeitig beeinträchtigt und kehrt nach Abklingen der Belastung wieder zur Normalität zurück.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein krankhaft fortschreitender Verlust von Nervenzellen im Gehirn entwickelt sich meist schleichend, und erste Anzeichen werden oft nicht bemerkt oder verdrängt. Es gibt verschiedene Formen von Demenz, wobei Alzheimer die häufigste ist. Obwohl sich die Symptome vieler Demenzarten ähneln, gibt es auch bedeutende Unterschiede. Die meisten Demenzformen sind nicht heilbar, aber die Beschwerden lassen sich mit Medikamenten und anderen Therapien hinauszögern und lindern.

Zu den Risikofaktoren für Demenz gehören:

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  • Ernährung: Eine „schlechte“ Ernährung mit einem hohen Anteil an Fetten und Zucker kann das Gehirn schädigen.
  • Bewegungsmangel: Da Lernen und Erinnern eng mit körperlicher Betätigung verknüpft sind, wirkt sich Bewegungsmangel negativ auf das Gedächtnis aus.
  • Flüssigkeitsmangel: Der menschliche Körper besteht zu 75 % aus Wasser. Mangelnde Flüssigkeitszufuhr kann zu Gedächtnisverlust führen, da das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird.
  • Krankheiten und Medikamente: Krankheiten können das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Auch Medikamente können das Gedächtnis beeinflussen.
  • Alkohol und Vergiftungen: Reichlicher Alkoholkonsum und Vergiftungen, z. B. durch Pestizide, können das Demenz-Risiko erhöhen.
  • Weitere Faktoren: Unzureichend behandelter Bluthochdruck, Rauchen, körperliche Inaktivität, Verzicht auf Bildung und geistige Aktivität sowie Schlafapnoe können das Demenz-Risiko ebenfalls erhöhen.
  • Diabetes mellitus Typ 2: Etwa 13 % aller Demenzfälle werden durch Diabetes mellitus Typ 2 verursacht, da erhöhte Blutzuckerwerte und Insulinkonzentrationen toxisch für das Gehirn sein können.
  • Gluten: Ein großer Prozentsatz der Menschen kann Gluten aus genetischen Gründen nicht richtig verdauen, was zu Entzündungen im Gehirn führen kann.

Naturheilkundliche Behandlungsansätze

Obwohl die meisten Demenzformen nicht heilbar sind, gibt es verschiedene naturheilkundliche Ansätze, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Gehirns. Im Zuge der Erkenntnis, dass „schlechte“ Fette und Zucker das Gehirn schädigen, wird nach Ernährungsformen gesucht, welche die Hirnfunktion und Gedächtnisleistung fördern.

  • Mittelmeerkost: Diese Ernährungsform, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, spielt eine wichtige Rolle für die Hirnfunktion. Da die „grauen Zellen“ zu 90 % aus Fett bestehen, welches der Körper nicht selbst herstellen kann, müssen diese „essentiellen“ Fettsäuren über die Nahrung zugeführt werden.
  • Gute Fette: Leinöl, Olivenöl extra virgine, Kokosöl, Avocados, wild gefangener Seefisch und Fleisch von Weidevieh sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Auch das Eigelb ist wertvoll für das Nervensystem, da es Cholesterin enthält, welches der Körper zur Bildung von Hormonen und Vitamin D benötigt.
  • Gemüse: Reichlich Gemüse wie Brokkoli, Rote Bete, Zucchini, Kohlrabi und Blumenkohl sollte auf dem Speiseplan stehen.
  • Nüsse und Samen: Nüsse und Samen sind ebenfalls wertvolle Bestandteile einer gehirngesunden Ernährung.
  • Strikte Vermeidung von Haushaltszucker, Kohlenhydraten und Gluten: Der Mediziner Manfred van Treek empfiehlt die strikte Vermeidung von Haushaltszucker, da 13 % aller Demenzfälle durch Diabetes mellitus Typ 2 verursacht werden. Auch Gluten sollte vermieden werden, da es bei vielen Menschen Entzündungen im Gehirn auslösen kann.

Spezifische Nahrungsmittel und Nährstoffe:

  • Anthocyane: Der Verzehr von Blaubeeren und anderen dunklen Beeren und Obst, die Anthocyane enthalten, ist mit einer niedrigeren Alzheimer-Rate verbunden.
  • Omega-3-Fettsäuren: Epidemiologische Studien dokumentieren Vorteile für den Erhalt der kognitiven Leistung und das Risiko einer Demenz.
  • Olivenöl: Eine Studie zeigte, dass der Verzehr von mindestens 7 g Olivenöl pro Tag mit einem bis zu 28 % geringeren Risiko für demenzbedingte Todesfälle verbunden war.
  • Gewürze: Rosmarin, Salbei, Zitronenmelisse und Kurkuma können die kognitive Funktion günstig beeinflussen. Safran hat in Studien positive Effekte auf die kognitive Funktion gezeigt.
  • Grünblättriges Gemüse: Salat, Spinat, Mangold und Grünkohl sind reich an Folsäure, die das Demenzrisiko senken kann.
  • Kreuzblütler: Brokkoli, Kohl, Rosenkohl, Blumenkohl, Rucola und Grünkohl sind möglicherweise mit einem geringeren Demenzrisiko verbunden.
  • Kaffee und Tee: Regelmäßiges Trinken von Kaffee und grünem Tee kann eine Schutzwirkung auf die Demenz haben.

Komplexe Ernährungsformen:

  • Mediterrane Ernährung: Epidemiologische Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr einer mediterranen Ernährung und der Absenkung des Risikos für Demenz.
  • MIND-Diät: Diese Diät, die auf der mediterranen Ernährung und der DASH-Ernährung basiert, betont den Verzehr von Bohnen, Nüssen, grünblättrigem Gemüse und Beeren.
  • Pflanzliche Ernährung und das Ornish-Programm: Eine Studie zeigte, dass ein Lebensstilprogramm mit vollwertiger, pflanzlicher, fettarmer Ernährung, täglichem Walking und Meditation die Gehirnfunktion bei Patienten mit beginnender Demenz verbessern kann.

Bewegung

Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein wichtiger Faktor für die Prävention und Behandlung von Demenz. Da Lernen und Erinnern eng mit körperlicher Betätigung verknüpft sind, wirkt sich Bewegungsmangel negativ auf das Gedächtnis aus.

  • Bewegung im Alltag integrieren: Spaziergänge, Gartenarbeit oder Tanzen sind gute Möglichkeiten, um Bewegung in den Alltag zu integrieren.
  • Sport: Sport hat nachgewiesene positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit, Fitness und Stimmung von Erkrankten. Bewegung baut Ängste ab, mildert Aggressionen und fördert das Ein- und Durchschlafen.
  • Kognitives Training: Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation, wie Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen und Zahlenreihen vervollständigen, können die kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und Lebensqualität erhalten.
  • Bewegungstherapie: Bewegungsangebote zuhause oder in der Physiotherapie, wie Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining, können die Lebensqualität und Selbstständigkeit erhalten sowie Apathie und Depression vermeiden.
  • Ergotherapie: Funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Aktivitäten können die Alltagskompetenzen stärken und möglichst lange erhalten.
  • Tanzen: Tanzen regt gleich mehrere Hirnleistungen an, da beim gleichzeitigen Denken, Sehen, Hören und Bewegen beide Gehirnhälften zusammenarbeiten.

Geistige Aktivität

Unser Gehirn ist für lebenslanges Lernen ausgelegt. Werden Sie also nicht träge, sondern stellen Sie Ihre grauen Zellen immer wieder vor neue und ungewohnte Herausforderungen.

  • Hobbys und soziale Kontakte pflegen: Dies verbessert Ihr Gedächtnis und Ihre Konzentrationsfähigkeit auch im fortschreitenden Alter.
  • Kognitives Training: Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Nervenzellen im Gehirn dazu anzuregen, neue Verbindungen zu knüpfen. Vielerorts werden inzwischen auch spezielle Kurse für kognitives Training, nicht nur für Senioren, angeboten.
  • Musikinstrument lernen oder spielen: Dies erfordert höchste Konzentration und körperliche Koordination und ist ein besonders effektiver Schutz vor Demenz.
  • Sprachen lernen: Das Erlernen einer neuen Sprache ist eine hervorragende Möglichkeit, das Gehirn zu fordern und neue Verbindungen zu schaffen.
  • Lesen: Das Lesen von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften regt das Gehirn an und fördert das Gedächtnis.
  • Spiele spielen: Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln sind gut für die geistige Fitness.

Heilpflanzen

Die Heilpflanzen-Forschung liefert zuversichtliche Erkenntnisse für die begleitende Behandlung von Demenzerkrankungen.

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  • Ginkgo biloba: Der standardisierte Extrakt EGb 761 kann in einer Hochdosis von 240 mg einen Nutzen hinsichtlich der Aktivitäten des täglichen Lebens haben sowie eine Tendenz einer Wirkung auf die kognitive Leistung und begleitende Psychopathologien der Demenz.
  • Salbei: Die Arten Salvia officinalis (Echter Salbei) und Salvia lavandulaefolia (Spanischer Salbei) könnten sich als unterstützend bei leichter bis moderater Alzheimer-Erkrankung erweisen.
  • Ginseng: Der Rote Ginseng, der einen besonders hohen Anteil an wertvollen Ginsenosiden aufweist, steht wegen seiner potenziellen neuroprotektiven Eigenschaften im Fokus der Alzheimer-Forschung.
  • Curcuma: In Laborversuchen hemmte Curcuma die Anhäufung von Beta-Amyloid- und Tau-Proteinen in Neuronen.
  • Safran: Safran (Crocus sativus) zeigte sich in einer Doppelblindstudie nicht überlegen, aber zumindest ebenso wirksam wie ein bei Alzheimer-Erkrankungen häufig eingesetzter Standardwirkstoff (Memantin).
  • Huperzin A: Das Alkaloid der Pflanze Huperzia serrata (Qian Ceng Ta) kann die kognitive Leistung von Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz verbessern.
  • Grüner Tee: Katechine wie Epigallocatechin-3-Gallat im grünen Tee könnten das Risiko für kognitiven Verfall reduzieren.
  • Weitere Pflanzen: Engelwurz (Angelica sinensis), Rote Baumpfingstrose (Paeonia suffruticose), Brahmi (Bacopa monniera) sowie das Wassernabelkraut „Gotu Kola“ (Centella asiatica) und Rosenwurz (Rhodiola rosea) zeigen interessante Forschungsansätze.

Weitere Therapien

  • Musiktherapie: Musik zu machen oder zu hören weckt positive Erinnerungen und Gefühle und kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben.
  • Tanztherapie: Tanzen ist Bewegung und wirkt befreiend, wodurch positive Gefühle geweckt werden.
  • Mal- und Kunsttherapie: Auch diese Therapien können Verbesserungen des Wohlbefindens liefern.
  • Snoezelen: Bekannte Klänge, Düfte und Geschmäcke wirken anregend, wodurch auch das Wohlbefinden verbessert werden kann.
  • Lichttherapie: Es gibt erste Hinweise darauf, dass die Lichttherapie die Schlafqualität der Betroffenen verbessern kann.
  • Berührungen und Massagen: Berührungen oder leichte Massagen wirken beruhigend.
  • Tiergestützte Therapie: Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Bei dieser Therapieform werden den Erkrankten aktiv Informationen zu Zeit und Ort angeboten.
  • Verhaltenstherapie: Diese Therapie wird eingesetzt zur Bewältigung von Depressionen.

Schlaf

Erholsamer Schlaf ist ungemein wichtig für unsere physische und mentale Regeneration. Nur wer regelmässig ausreichend und gut schläft, kann dauerhaft leistungsfähig sein.

  • Schlafapnoe behandeln: Schlafapnoe (unnormale Atemunterbrechungen im Schlaf) kann mit leichten kognitiven Störungen (v. a. Erinnerungslücken) bzw. Demenz in Verbindung stehen.
  • Melatonin: Das Schlafhormon Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus, ist für erholsamen Schlaf zuständig und für ein ausgeruhtes Aufwachen am Morgen.
  • Regelmässiger Tagesrhythmus: Achten Sie auf einen regelmässigen Tagesrhythmus.
  • Sorgen-Tagebuch: Schreiben Sie in ein Sorgen-Tagebuch, in das Sie belastende Lebensthemen eintragen und den Tag abschließen.
  • Duty-List: Erstellen Sie eine Duty-List für den nächsten Tag, damit Ihnen Ihre Vorhaben nicht nachts durch den Kopf spuken.
  • Körperliche Aktivität: Sorgen Sie für ausreichend körperliche Aktivität und nehmen Sie abends keine kalorienreichen Speisen zu sich.

Soziale Interaktion und Lebenssinn

Ein gutes Miteinander und soziale Kontakte machen nicht nur zufriedener, sondern halten auch den Kopf fit. Suchen Sie daher den Kontakt zu anderen Menschen, z.B. zu einem Verein oder einer Gemeinde.

  • Sinn im Leben finden: Ein sehr wichtiges Element für ein fittes Leben im Alter besteht darin, Ihrem Leben einen Sinn zu geben.
  • Ziele setzen: Nur wer Ziele hat, kann sich auf den Weg machen.
  • Aktiv bleiben: Wenn sie sich nicht fordern, werden Körper und Geist abbauen.
  • Visionen entwickeln: Schreiben Sie 20 egoistische Wünsche für Ihr Leben auf.
  • Andere unterstützen: Unterstützen Sie Ihre Angehörigen.

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