Auswirkungen einer neuen Umgebung auf Menschen mit Demenz

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Ein Umgebungswechsel kann zusätzliche Belastungen mit sich bringen. Dieser Artikel beleuchtet die Auswirkungen einer neuen Umgebung auf Menschen mit Demenz und gibt Hinweise zur Gestaltung eines möglichst schonenden Übergangs.

Demenz: Eine Herausforderung für Betroffene und Angehörige

Demenz ist ein Syndrom, das durch den Verlust von kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Die häufigste Ursache ist die Alzheimer-Krankheit. In Deutschland leben schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, und die Zahl steigt aufgrund des demografischen Wandels kontinuierlich an. Die Erkrankung führt zu Gedächtnisverlust, Orientierungsproblemen, Sprachstörungen und Veränderungen im Verhalten. Dies beeinträchtigt die Alltagsbewältigung und stellt hohe Anforderungen an die Betroffenen und ihre Familien.

Der Einfluss der Umgebung auf Menschen mit Demenz

Menschen mit Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Vertraute Erinnerungsgegenstände und die gewohnte Ordnung helfen ihnen, sich zu orientieren und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit. Veränderungen in der Wohnung können hingegen als verwirrend und beängstigend erlebt werden. Deshalb gilt es zunächst abzuwägen, ob eine Änderung wirklich notwendig ist. Ist sie nicht zu vermeiden, sollte sie möglichst behutsam und schrittweise eingeführt werden.

Ein Umgebungswechsel kann eine zusätzliche Belastung darstellen, da er die gewohnte Umgebung und die damit verbundenen Routinen aufbricht. Dies kann zu Desorientierung, Angst und Unruhe führen.

Wann ist ein Umzug in eine neue Umgebung sinnvoll?

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Umzug in eine neue Umgebung für Menschen mit Demenz notwendig werden kann:

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  • Zunehmende Pflegebedürftigkeit: Wenn die häusliche Pflege nicht mehr gewährleistet werden kann, kann ein Umzug in eine betreute Wohnform oder ein Pflegeheim erforderlich sein.
  • Überforderung der Angehörigen: Die Pflege eines Menschen mit Demenz ist kräftezehrend. Wenn die Angehörigen an ihre Grenzen stoßen, kann ein Umzug in eine Einrichtung die Situation entlasten.
  • Sicherheitsaspekte: Wenn die Sicherheit des Betroffenen in der eigenen Wohnung nicht mehr gewährleistet werden kann, beispielsweise aufgrund von Sturzgefahr oder Orientierungslosigkeit, kann ein Umzug in eine sichere Umgebung notwendig sein.

Alternativen zum Verbleib in der gewohnten Umgebung

Wohnen mit Service

Beim Wohnen mit Service oder auch betreutes Wohnen leben Seniorinnen und Senioren in ihren eigenen Wohnungen und können je nach Bedarf Pflege, Mahlzeiten oder hauswirtschaftliche Dienste in Anspruch nehmen. Das Konzept des Wohnens mit Service sieht vor, dass die Wohnungen eines Hauses oder eines Häuserkomplexes seniorengerecht gestaltet werden und direkt vor Ort geschultes Personal zur Verfügung steht. Es gibt einen Fahrstuhl und Rollstuhlrampen an Treppen und Schwellen. Die Flure sind hell und übersichtlich und im Badezimmer befinden sich Stützen zum Hochziehen. Außerdem können die Bewohner per Notrufknopf rund um die Uhr professionelle Hilfe in ihre Wohnung holen.

Darauf sollten Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ebenfalls achten:

  • Welche Grundleistungen bietet der Betreiber der Wohnanlage an?
  • Welche Zusatzleistungen sind buchbar? Dazu gehören etwa die Reinigung von Wohnung und Wäsche oder Fahrdienste zum Arzt.
  • Gibt es im Haus eine feste Ansprechperson? Die Antwort "Wir haben einen Hausmeister" genügt nicht. Es sollte pflegerisch geschultes Personal zur Verfügung stehen.
  • Gibt es Angebote, die bewusst den Kontakt zu anderen Bewohnern fördern? Finden Gruppenveranstaltungen zu festgesetzten Zeiten statt? Lädt der Betreiber zu Kulturveranstaltungen ein?
  • Werden die Bewohner rundum versorgt, wenn sie vorübergehend erkranken?
  • Bis zu welchem Grad der Pflegebedürftigkeit darf ein alter Mensch in der Einrichtung bleiben? Steht das im Betreuungsvertrag?
  • Listet der Mietvertrag die Nebenkosten genau auf? Wie sind künftige Mieterhöhungen geregelt?
  • Legt der Anbieter je einen Miet- und einen Betreuungsvertrag vor oder sind beide kombiniert? Rechtsexperten empfehlen getrennte Verträge.
  • Wie gut ist die Betreuungseinrichtung an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen?
  • Gibt es in der Nähe eine Apotheke, Ärzte, die Hausbesuche machen, Einkaufsmöglichkeiten?
  • Bietet die Einrichtung selbst eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz oder kann sie eine in der Nähe empfehlen?

Demenz-Wohngemeinschaften (Demenz-WG)

In Demenz-Wohngemeinschaften (Demenz-WG) teilen sich meist sechs bis zwölf Menschen mit Demenz eine Wohnung. Jedes WG-Mitglied bewohnt darin ein eigenes Zimmer mit eigenen Möbeln. Küche, Wohnzimmer und Bäder nutzen die Mieter gemeinsam. Professionelles Pflegepersonal kümmert sich um die Mieter. In beinahe allen Bundesländern gibt es Wohngemeinschaften für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz und es werden ständig mehr.

Das Konzept der Demenz-WG bietet die Chance, dass Menschen mit Demenz länger selbstbestimmt leben. Für die Bewohnerinnen und Bewohner kann die Wohngemeinschaft im Laufe der Zeit zu einer vertrauten Umgebung werden. Die Gruppe ist überschaubar und es kommen stets die gleichen Pflegekräfte und Helfer ins Haus. Außerdem können sich die Angehörigen der Menschen mit Demenz rege am WG-Leben beteiligen. In vielen Wohngemeinschaften ist es sogar ausdrücklich erwünscht, dass sie den Alltag organisieren helfen.

Wer in einer ambulanten Demenz WG leben möchte, muss mindestens zwei Verträge abschließen:

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  • Einen Mietvertrag, in dem die Anmietung eines Privatzimmers und eines Anteils an der Gemeinschaftsfläche (Küche, Wohnzimmer, Bäder und so weiter) geregelt ist.
  • Einen Pflegevertrag mit einem ambulanten Pflegedienst, in dem der Inhalt und Umfang von Pflege und Betreuung beschrieben ist.

In manchen Wohngemeinschaften wird die Betreuung auch durch einen dritten Vertrag mit einem betreuenden Dienstleister geregelt. In diesen Fällen übernimmt der ambulante Pflegedienst ausschließlich Leistungen der Grund- und Behandlungspflege.

Die beiden letztgenannten Verträge sind entscheidend für die Versorgungsqualität und die Kosten von Betreuung und Pflege.

Beteiligte Dienstleister (Pflegedienst und/oder Betreuungsdienst) müssen zwingend in der Lage sein zu beschreiben, welche Leistungen sie mit welchem Personal zu welchen Kosten erbringen werden. Können oder wollen sie das nicht, dann sollten Sie sich nach einer anderen WG umsehen.

Bevor Sie sich für eine Demenz-WG entscheiden, sollten Sie mit den Angehörigen der anderen WG-Mitglieder sprechen. Vereinbaren Sie gemeinsames Kaffeetrinken oder, falls möglich, ein Probewohnen. Lassen Sie sich außerdem von einer unabhängigen Stelle beraten.

Was sollte eine WG mindestens gewährleisten können?

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Neben der unerlässlichen Bereitstellung von Grund- und Behandlungspflege muss das eingesetzte Personal in der Lage sein, die hauswirtschaftliche Versorgung zu sichern. Dazu gehören das Zubereiten der Mahlzeiten, die Wäscheversorgung und die Pflege der Räumlichkeiten. Es ist erwünscht, dass sich die WG-Mitglieder an diesen Tätigkeiten beteiligen.

Für Menschen mit Demenz genauso wichtig ist die Strukturierung des Alltags. Lassen Sie sich erläutern, welche Aktivitäten unternommen werden, um den Tag für die WG-Mitglieder auszufüllen. Gibt es die Möglichkeit von Spaziergängen, sich am Einkauf zu beteiligen oder von gemeinsamen Aktivitäten am Nachmittag?

Pflegeheim

Wann immer Sie die Entscheidung für ein Pflegeheim treffen, werten Sie diesen Schritt nicht als persönliches Versagen. Übersteigt die Belastung die eigenen Grenzen, leiden nicht nur Sie, sondern auch Ihr Familienmitglied mit Demenz. Ein gutes Pflegeheim kann beispielsweise Ihrer Mutter mit Demenz oder Ihrem Großvater besser bekommen als ein Haushalt, in dem Stress herrscht.

In Pflegeheimen leben geistig klare Menschen mit Menschen mit Demenz zusammen. Viele Pflegeheime gehen dazu über, spezielle Betreuungsangebote oder auch besondere Wohn- und Pflegebereiche für Menschen mit Demenz zu schaffen, damit diese bestmöglich versorgt werden können. Jedes Pflegeheim ist verpflichtet zusätzliche Betreuungs- und Aktivierungsangebote, welche über die normale Versorgung hinausgehen, anzubieten und durchzuführen. Dieses ist im § 43b SGB XI geregelt.

Die Arbeit der meisten professionellen Pflegeeinrichtungen stellt einen Kompromiss dar: Auf der einen Seite steht das, was wünschenswert erscheint. Auf der anderen Seite stehen die Kosten. Große Pflegeheime mit langen Fluren, vielen Zimmern und entsprechend vielen Bewohnern lassen sich unter Umständen günstig betreiben. Familiär wirkende, übersichtliche Anlagen kommen den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz entgegen, sind aber tendenziell teurer. Trotzdem gibt es auch große Pflegeheime, in denen Menschen mit Demenz gut betreut werden. Welche speziellen Angebote die Einrichtung Menschen mit Demenz machen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Angehörige sollten sich deshalb immer vor Ort ein Bild machen und nach ihren Möglichkeiten entscheiden.

Eine demenzfreundliche Versorgung ist am besten umsetzbar, wenn die Bewohner und Bewohnerinnen in kleinen Gruppen mit festen Pflegekräften leben. Sie sind also in ein soziales Gefüge eingebunden. Innerhalb der Gemeinschaft packen die Heimbewohner entsprechend ihren Möglichkeiten beispielsweise beim Kochen oder Waschen mit an, sofern sie das wünschen. Auch die Raumgestaltung ist besonders: Um einen zentralen Wohn-, Ess- und Kochbereich für alle gruppieren sich meist die Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner. Wohnlichkeit wird großgeschrieben.

Auf Folgendes sollten Sie achten:

  • Ist die Atmosphäre stressfrei, wohnlich und familiär? Oder fühlen Sie sich an ein Krankenhaus, ein Hotel oder an eine Kindertagesstätte erinnert?
  • Erleichtern Piktogramme, Wegweiser und eine entsprechende Farbgestaltung die Orientierung?
  • Gibt es gemütliche Nischen, in denen sich Menschen aufhalten?
  • Werden die Bewohner würdevoll und fürsorglich behandelt? Verräterisch sind Begriffe wie "unsere Patienten", "Insassen" oder "Pflegefälle"
  • Kümmert sich das Personal oder reagiert es nur auf Klingeln? Können Sie kleine Gesten der Freundlichkeit beobachten?
  • Wie wirken die Bewohnerinnen und Bewohner?
  • Wie vielen Bewohnerinnen und Bewohnern begegnen Sie? Sind sie an ihrer Umgebung interessiert oder wirken sie apathisch?
  • Ist die Kleidung der Bewohnerinnen und Bewohner sauber? Sie muss allerdings nicht unbedingt zusammenpassen - gute Heime überlassen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern individuelle Entscheidungen
  • Wie viel Freiheit haben geistig verwirrte Bewohnerinnen und Bewohner?
  • Welche Angebote speziell für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz gibt es? Wie wird auf ihre Vorlieben und ihre Biografie eingegangen?
  • Wie ist die medizinische und pflegerische Unterstützung geregelt?
  • Können Angehörige rund um die Uhr zu Besuch kommen?
  • Sind die Pflegekräfte festen Gruppen zugeordnet? Wie lange arbeiten die Pflegekräfte schon in dieser Einrichtung?
  • Sieht sich die Einrichtung gezwungen, Leiharbeiter zu engagieren?
  • Gibt es für die Bewohnerinnen und Bewohner Einzel- und Gruppenangebote, um sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu beschäftigen?
  • Wie gut und individuell werden Sie beraten? Erschrecken Sie nicht über die Frage, ob Sie sich für Ihr Familienmitglied mit Demenz ein Doppelzimmer vorstellen können. Manche Menschen haben Angst vor dem Alleinsein und fühlen sich im Doppelzimmer wohler.
  • Wie reagiert die Heimleitung auf die Frage, wie viele Druckgeschwüre im Heim entstanden sind? Offene Stellen am Rücken oder Po weisen auf unzureichende Bewegung oder zu langes Liegen in einer Position hin
  • Wie lange leben die Bewohnerinnen und Bewohner durchschnittlich im Heim?
  • Gibt es eine Sterbebegleitung oder sterben die meisten Bewohnerinnen und Bewohner im Krankenhaus?

Wohnen auf dem Bauernhof

Ein Bauernhof ist ein idealer Ort für Begegnung. Die ruhige Umgebung und die Begegnung mit Natur und Tier sind optimal, damit Menschen mit Demenz schöne Augenblicke erleben können. In Schleswig-Holstein gibt es bisher 14 Höfe, die unterschiedliche Angebote vorhalten. Ziel ist langfristig, ein flächendeckendes Angebot für Menschen mit Demenz auf Bauernhöfen zu installieren, innovative Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige zu schaffen und Beschäftigung und Betreuung für Menschen mit Demenz zu ermöglichen.

Tipps für einen gelungenen Umzug

  • Frühzeitige Planung: Je früher die Entscheidung für einen Umzug fällt, desto besser. Denn die Betroffenen gewöhnen sich leichter an eine neue Umgebung, wenn die Demenzform noch nicht so weit fortgeschritten ist.
  • Einbeziehung des Betroffenen: Beziehen Sie den Menschen mit Demenz so gut wie möglich in die Planung und Vorbereitung des Umzugs ein. Besprechen Sie die Gründe für den Umzug und beantworten Sie Fragen geduldig.
  • Vertraute Gegenstände: Nehmen Sie möglichst viele vertraute Gegenstände mit in die neue Umgebung. Dazu gehören Möbel, Bilder, persönliche Erinnerungsstücke und andere Dinge, die dem Betroffenen wichtig sind.
  • Schrittweise Eingewöhnung: Gestalten Sie die Eingewöhnung in die neue Umgebung schrittweise. Besuchen Sie die neue Umgebung mehrmals vor dem Umzug, um dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen.
  • Klare Strukturen: Schaffen Sie klare Strukturen und Routinen in der neuen Umgebung. Dies gibt dem Betroffenen Sicherheit und Orientierung.
  • Unterstützung: Bieten Sie dem Betroffenen viel Unterstützung und Zuwendung. Seien Sie geduldig und verständnisvoll, wenn es zu Schwierigkeiten kommt.
  • Professionelle Hilfe: Nehmen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch. Beratungsstellen, Pflegedienste und andere Fachkräfte können Sie bei der Planung und Durchführung des Umzugs unterstützen.

Finanzierung

Die Finanzierung der verschiedenen Wohnformen ist unterschiedlich geregelt. Die Pflegeversicherung zahlt je nach Pflegegrad einen bestimmten Betrag für die vollstationäre Pflege im Pflegeheim. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen jedoch selbst getragen werden. Bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften fallen Kosten für Wohnen, Haushaltsführung sowie Pflege und Betreuung an. Diese Kosten werden zum Teil von der Pflegeversicherung und gegebenenfalls vom Sozialamt übernommen.

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