Im Zuge des demografischen Wandels rückt das Thema Demenz immer stärker in den Fokus unserer Gesellschaft. Um ein besseres Verständnis für Menschen mit Demenz zu entwickeln und ein würdevolles Miteinander zu fördern, werden vielfältige Initiativen ins Leben gerufen. Eine davon ist der Demenz-Parcours, der auf eindrückliche Weise die Gefühlswelt und die Herausforderungen von Menschen mit Demenz erlebbar macht. Dieser Artikel beleuchtet den Demenz-Parcours im Allgemeinen und geht speziell auf Initiativen und Informationen im Raum Oldenburg ein.
Was ist ein Demenz-Parcours?
Ein Demenz-Parcours ist eine Selbsterfahrungsmethode, die es Teilnehmern ermöglicht, sich in die Lage von Menschen mit Demenz zu versetzen. Durch die Simulation von Alltagssituationen und typischen Symptomen der Krankheit können die Teilnehmer die Einschränkungen und Schwierigkeiten, mit denen Demenzerkrankte konfrontiert sind, nachempfinden. Ziel ist es, Empathie zu fördern, das Verständnis für die Erkrankung zu vertiefen und einen respektvollen Umgang mit Betroffenen zu ermöglichen.
Der Parcours besteht in der Regel aus verschiedenen Stationen, die Alltagssituationen widerspiegeln. Dazu gehören beispielsweise:
- Anziehen: Schwierigkeiten beim Knöpfen von Kleidungsstücken oder Zuordnen von Kleidungsstücken.
- Frühstücken: Probleme beim Erkennen von Lebensmitteln oder beim Umgang mit Besteck.
- Einkaufen: Orientierungslosigkeit im Supermarkt oder Schwierigkeiten beim Bezahlen.
- Autofahren: Eingeschränkte Reaktionsfähigkeit oder Verwirrung im Straßenverkehr.
- Hausarbeit: Probleme beim Ausführen einfacher Aufgaben wie Staubsaugen oder Abwaschen.
An den einzelnen Stationen werden die Teilnehmer mit Sinnestäuschungen, veränderten Sinneswahrnehmungen und kognitiven Einschränkungen konfrontiert, die typisch für Demenzerkrankungen sind. Dies kann zu Frustration, Verwirrung und dem Gefühl des Kontrollverlusts führen - ähnlich wie es Demenzerkrankte im Alltag erleben.
Ziele und Auswirkungen eines Demenz-Parcours
Der Demenz-Parcours verfolgt mehrere Ziele:
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- Sensibilisierung: Aufmerksam machen auf das Krankheitsbild Demenz und seine vielfältigen Auswirkungen.
- Empathieförderung: Die Teilnehmer sollen sich in die Gefühlswelt von Menschen mit Demenz hineinversetzen und deren Perspektive einnehmen können.
- Wissensvermittlung: Informationen über Demenzerkrankungen, ihre Ursachen, Symptome und den Umgang mit Betroffenen.
- Verhaltensänderung: Anregen zu einem respektvollen, wertschätzenden und unterstützenden Umgang mit Menschen mit Demenz.
Die Teilnahme an einem Demenz-Parcours kann tiefgreifende Auswirkungen haben:
- Verständnis: Die Teilnehmer entwickeln ein besseres Verständnis für die Herausforderungen, mit denen Menschen mit Demenz im Alltag konfrontiert sind.
- Empathie: Sie entwickeln mehr Mitgefühl und Empathie für Betroffene und deren Angehörige.
- Kommunikation: Sie lernen, besser mit Menschen mit Demenz zu kommunizieren und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
- Verhaltensänderung: Sie verändern ihr Verhalten gegenüber Menschen mit Demenz und bieten ihnen mehr Unterstützung und Wertschätzung.
Demenz-Parcours in Oldenburg und Umgebung
Auch in Oldenburg und Umgebung gibt es verschiedene Initiativen und Angebote im Bereich Demenz, darunter auch Demenz-Parcours.
Stadt Oldenburg: Die Stadt Oldenburg nutzt einen Demenz-Parcours, um Pflegekräfte auszubilden und Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich in die Lage von Menschen mit Demenz zu versetzen. Dieser Parcours, der auf dem Konzept "Hands-on Dementia" basiert, besteht aus 13 Stationen, an denen Alltagsaufgaben unter simulierten Demenz-Bedingungen gelöst werden müssen.
Senioren- und Pflegestützpunkt Oldenburg: Der Senioren- und Pflegestützpunkt Oldenburg bietet Informationen und Beratung zum Thema Demenz an. Im Rahmen ihrer Arbeit sensibilisieren sie für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und vermitteln Strategien für einen unterstützenden Umgang.
Weitere Initiativen: Auch andere Organisationen und Einrichtungen in Oldenburg und Umgebung engagieren sich im Bereich Demenz. Dazu gehören beispielsweise:
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- Radfahren ohne Alter Oldenburg/Bad Zwischenahn e.V.: Der Verein bietet Rikscha-Fahrten für Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität an, um ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
- Oldenburger Demenzhilfe: Die Oldenburger Demenzhilfe bietet Beratung, Unterstützung und Entlastung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
- GSG Oldenburg: Die GSG Oldenburg unterstützt den Verein Radfahren ohne Alter Oldenburg/Bad Zwischenahn e.V. durch Spenden, um die Anschaffung von Rikschas und Zubehör zu ermöglichen.
Hands-on Dementia: Der interaktive Weg, Demenz zu begreifen
"Hands-on Dementia" ist ein interaktives Konzept, das es ermöglicht, Demenz auf eine einzigartige Weise zu begreifen. Durch die Simulation von Symptomen einer Demenzerkrankung können die Teilnehmer erfahren, was Menschen mit Demenz fühlen und erleben. Der Demenzparcours führt durch einen ganz gewöhnlichen Tag in insgesamt 13 alltäglichen Situationen. Vom Anziehen bis zum Abendessen können Personen, die nicht an Demenz erkrankt sind, erleben, wie sich die Symptome einer Demenz anfühlen.
Leon Maluck entwickelte dieses Projekt, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, zu verstehen und nachvollziehen zu können, wie es sich anfühlt, dement zu sein. Durch die Aufgabenstellung werden Symptome einer Demenz simuliert.
Erfahrungen im Demenz-Parcours
Die Erfahrungen im Demenz-Parcours sind oft sehr eindrücklich und emotional. Viele Teilnehmer berichten von einem Gefühl der Frustration, Verwirrung und Hilflosigkeit. Sie erkennen, wie schwierig es für Menschen mit Demenz sein muss, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, die für sie selbstverständlich sind.
Felicitas Boeselager, eine Reporterin von Deutschlandfunk Nova, hat den Demenz-Parcours in Oldenburg ausprobiert und ihre Erfahrungen geschildert:
- Kittel zuknöpfen mit Bauarbeiterhandschuhen: Sie hatte Schwierigkeiten, die Knöpfe zwischen die Finger zu bekommen und verzählte sich mehrfach beim Zählen.
- Einkaufszettel schreiben mit Spiegelbild: Sie konnte ihre Hände und den Zettel nur durch einen Spiegel sehen und war plötzlich nicht mehr in der Lage, ein "s" zu schreiben.
Diese Erfahrungen haben ihr verdeutlicht, wie frustrierend es sein kann, wenn scheinbar einfache Aufgaben plötzlich zu unüberwindbaren Hindernissen werden.
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Weitere Informationen und Angebote
Neben den genannten Initiativen und Angeboten gibt es weitere Möglichkeiten, sich über Demenz zu informieren und Unterstützung zu erhalten:
- Alzheimer Gesellschaften: Die Alzheimer Gesellschaften bieten Beratung, Unterstützung und Schulungen für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Fachkräfte an.
- Fachstellen für Demenz und Pflege: Die Fachstellen für Demenz und Pflege sind Anlaufstellen für alle Fragen rund um das Thema Demenz und Pflege.
- Selbsthilfegruppen: In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene und Angehörige austauschen und gegenseitig unterstützen.
- Fortbildungen und Seminare: Verschiedene Bildungseinrichtungen bieten Fortbildungen und Seminare zum Thema Demenz an, die sich an Fachkräfte, Angehörige und interessierte Laien richten.
Bedeutung von Bewegung und Sport bei Demenz
Bewegung und Sport spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und im Umgang mit Demenz. Regelmäßige körperliche Aktivität kann die geistige Fitness erhalten, das Risiko einer Demenz senken und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz verbessern.
Der TSV Neuried bietet beispielsweise das Programm „Sport trotz(t) Demenz“ an, das sich an Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen richtet. Durch gezielte Bewegungsübungen werden die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit gefördert und die sozialeInteraktion gestärkt.
Auch einfache Spaziergänge für Senioren ab 80 Jahren können einen positiven Effekt auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Regelmäßige Bewegung im Alltag trägt dazu bei, das Gleichgewicht zu trainieren, die Beweglichkeit von Muskeln und Gelenken zu fördern und die geistige Fitness zu erhalten.
Barrierefreies Bauen für Menschen mit Demenz
Barrierefreies Bauen ist ein wichtiger Aspekt, um Menschen mit Demenz ein selbstständiges und sicheres Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Durch die Anpassung von Wohnräumen und öffentlichen Gebäuden an die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz können Stolperfallen beseitigt, die Orientierung erleichtert und die Sicherheit erhöht werden.
Verschiedene Institutionen bieten Fortbildungen und Seminare zum Thema barrierefreies Bauen an, die sich an Architekten, Planer, Sachverständige und Beauftragte für Menschen mit Behinderung richten.
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