Ein subdurales Hygrom ist eine Ansammlung von Flüssigkeit zwischen der Dura mater (harte Hirnhaut) und der Arachnoidea (Spinnwebenhaut) des Gehirns. Obwohl weniger bekannt als subdurale Hämatome (Blutansammlungen), können subdurale Hygrome ähnliche Symptome verursachen und erfordern eine sorgfältige Diagnose und Behandlung.
Was ist ein Subdurales Hygrom?
Ein Hygrom ist eine medizinische Bezeichnung für eine Flüssigkeitsansammlung im Körper. Im Kontext der Neurochirurgie bezieht sich ein subdurales Hygrom auf eine Flüssigkeitsansammlung zwischen der Dura mater und der Arachnoidea des Gehirns. Diese Flüssigkeit übt Druck auf das Gehirn aus, was zu verschiedenen Symptomen führen kann. In bildgebenden Verfahren ähnelt das Erscheinungsbild oft dem eines chronischen Subduralhämatoms.
Die Hirnhäute und ihre Räume
Um ein subdurales Hygrom besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Struktur der Hirnhäute zu betrachten:
- Dura mater: Die äußere, harte Hirnhaut, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt.
- Arachnoidea: Die mittlere, spinnwebenartige Hirnhaut.
- Pia mater: Die innerste, zarte Hirnhaut, die direkt auf dem Gehirn aufliegt.
Zwischen diesen Schichten befinden sich Räume:
- Subarachnoidalraum: Ein mit Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) gefüllter Raum zwischen der Arachnoidea und der Pia mater. Dieser Raum ist unter normalen Bedingungen ein echter Raum.
- Subduralraum: Ein potenzieller Raum zwischen der Dura mater und der Arachnoidea. Dieser Raum bildet sich normalerweise nur aufgrund pathologischer Prozesse, typischerweise durch Traumata oder andere Erkrankungen.
- Epiduralraum: Ein Raum zwischen dem Schädelknochen und der Dura mater.
Ursachen eines Subduralen Hygroms
Subdurale Hygrome können durch verschiedene Faktoren entstehen:
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- Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Dies ist eine der häufigsten Ursachen. Stürze, Verkehrsunfälle oder Sportverletzungen können zu einer Schädigung der Arachnoidea führen, wodurch Liquor in den Subduralraum austritt.
- Liquordynamikstörungen: Bei Patienten mit einem ventrikuloperitonealen Shunt (VP-Shunt) zur Ableitung von Liquor kann es zu Komplikationen kommen. Eine Überdrainage durch den Shunt kann zur Entstehung eines Hygroms führen.
- Postoperative Komplikationen: Nach chirurgischen Eingriffen am Schädel können Veränderungen in der Liquordynamik ein Hygrom begünstigen.
- Iatrogene Ursachen: Erhöhter intrakranieller Druck (ICP) kann einen Vakuumeffekt erzeugen, der eine Vasodilatation und eine weitere Blutungsneigung verursacht.
Symptome eines Subduralen Hygroms
Die Symptome eines subduralen Hygroms können je nach Größe der Flüssigkeitsansammlung und dem daraus resultierenden Druck auf das Gehirn variieren. Einige Patienten sind asymptomatisch, während andere eine Reihe von neurologischen Symptomen entwickeln können:
- Kopfschmerzen: Anhaltende oder zunehmende Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom.
- Verwirrtheit: Veränderungen im mentalen Zustand, wie Verwirrtheit, Desorientierung oder Gedächtnisprobleme.
- Übelkeit und Erbrechen: Erhöhter intrakranieller Druck kann Übelkeit und Erbrechen verursachen.
- Schläfrigkeit: Lethargie oder übermäßige Schläfrigkeit.
- Neurologische Ausfälle: Schwäche, Taubheit, Sprachschwierigkeiten oder Sehstörungen.
- Wesensveränderungen: Veränderungen der Persönlichkeit oder des Verhaltens.
- Rasche voranschreitende Demenz: In einigen Fällen kann ein subdurales Hygrom zu einer raschen Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten führen.
- Unterschiedlich geweitete Pupillen: Ein Zeichen für erhöhten intrakraniellen Druck oder Hirnschädigung.
- Koma: In schweren Fällen kann ein subdurales Hygrom zu Koma führen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome eines subduralen Hygroms denen eines Subduralhämatoms ähneln können. Daher ist eine genaue Diagnose entscheidend. Oft haben Betroffene den Sturz oder Stoß, der zur Hirnblutung führte, längst vergessen, wenn sie Wochen später Symptome entwickeln.
Diagnose eines Subduralen Hygroms
Die Diagnose eines subduralen Hygroms erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren:
- Computertomographie (CT): Eine CT-Aufnahme des Kopfes ist oft die erste Untersuchung, um eine Flüssigkeitsansammlung im Subduralraum sichtbar zu machen. Sie kann auch helfen, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, wie z.B. ein subdurales Hämatom. Einseitige SDH verursacht eine offensichtliche Verzerrung der Gehirnkonturen. Bilaterale SDH kann eine symmetrische Verzerrung der Gehirnkonturen verursachen und weniger offensichtlich sein.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT bietet detailliertere Bilder des Gehirns und kann helfen, ein subdurales Hygrom von anderen Flüssigkeitsansammlungen oder Blutungen zu unterscheiden. In der MRT bieten sie ein etwas anderes Bild, abhängig von der spezifischen Zusammensetzung der Flüssigkeit und den verwendeten Sequenzen. Die genaue Unterscheidung zwischen einem subduralen Hygrom und einem chronischen Subduralhämatom kann jedoch schwierig sein, da beide Krankheitsbilder in der Bildgebung sehr ähnlich aussehen können.
Behandlung eines Subduralen Hygroms
Die Behandlung eines subduralen Hygroms hängt von der Größe der Flüssigkeitsansammlung, den Symptomen und der zugrunde liegenden Ursache ab.
Konservative Behandlung: Kleine, asymptomatische Hygrome können oft konservativ behandelt werden. Dies beinhaltet die Überwachung des Patienten und regelmäßige bildgebende Kontrollen, um sicherzustellen, dass das Hygrom nicht größer wird oder Symptome verursacht. In vielen Fällen kann der Körper die Flüssigkeit im Laufe der Zeit selbstständig resorbieren.
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Chirurgische Behandlung: Größere Hygrome, die Symptome verursachen oder sich vergrößern, erfordern in der Regel einen chirurgischen Eingriff. Es gibt verschiedene chirurgische Optionen:
- Bohrlochtrepanation: Neurochirurgen bohren ein kleines Loch durch Schädelknochen und harte Hirnhaut, um die Flüssigkeit abzusaugen und das Gehirn zu entlasten.
- Kraniektomie: In einigen Fällen kann eine größere Öffnung im Schädel erforderlich sein, um das Hygrom zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu verringern.
Behandlung der Ursache: Wenn das Hygrom durch einen VP-Shunt verursacht wird, kann eine Anpassung des Shunts erforderlich sein, um die Überdrainage zu korrigieren.
Prognose
Die Prognose für Patienten mit einem subduralen Hygrom ist in der Regel gut, insbesondere wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Viele Patienten erholen sich vollständig von ihren Symptomen nach der Behandlung. In einigen Fällen können jedoch neurologische Defizite bestehen bleiben, insbesondere wenn das Hygrom über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleibt oder erhebliche Schäden am Gehirn verursacht hat.
Prävention
Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Prävention von subduralen Hygromen. Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Kopfverletzungen, wie das Tragen von Helmen bei sportlichen Aktivitäten und das Vermeiden von Alkoholmissbrauch, können jedoch das Risiko verringern. Mediziner raten älteren Menschen deshalb, sich solche Unfälle zu notieren, falls es in der Folge zu Komplikationen kommt.
Subdurales Hämatom im Vergleich zum Subduralen Hygrom
Es ist wichtig, ein subdurales Hygrom von einem subduralen Hämatom zu unterscheiden, da die Behandlungen unterschiedlich sein können. Ein subdurales Hämatom ist eine Ansammlung von Blut im Subduralraum, während ein subdurales Hygrom eine Ansammlung von Liquor ist. Obwohl beide Zustände ähnliche Symptome verursachen können, werden sie in der Regel unterschiedlich behandelt.
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Ein subdurales Hämatom (SDH, subdurale Blutung) ist eine Blutung, die normalerweise durch ein Kopftrauma verursacht wird, in den Raum zwischen den duralen und arachnoidalen Meningealschichten, die das Gehirn umgeben, wodurch ein Raum entsteht, der als subduraler Raum bezeichnet wird. Am häufigsten in der temporoparietalen Region beobachtet.
Ein Schädel-Hirn-Trauma ist die häufigste Ätiologie von SDH, am häufigsten ein geringfügiges Trauma (z. B. ein Sturz vom Boden) bei einer älteren Person. Die Diagnose einer SDH sollte bei jeder älteren Person mit Kopftrauma, verändertem mentalem Status, vermindertem Bewusstsein oder neurologischen Symptomen/Anzeichen vermutet werden.
Subdurale Blutung: Man beachte die Konvexität des Hämatoms und die damit verbundene Mittellinienverschiebung (mit Verzerrung der Hirnanatomie und Obliteration des Seitenventrikels).
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