Demenzpflege in Greifswald: Informationen und Angebote für Betroffene und Angehörige

Demenz ist ein Thema, das in unserer alternden Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auch in Greifswald gibt es zahlreiche Initiativen und Angebote, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Demenzpflege in Greifswald, von den Ursachen und Symptomen der Krankheit bis hin zu den vielfältigen Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort.

Was ist Demenz?

„Demenz“ ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Erkrankungen, die mit einem Abbau der Hirnleistungen einhergehen. Zu den häufigsten demenziellen Erkrankungen gehören die Alzheimer-Krankheit und die vaskulären Demenzen, bei denen es zu dauerhaften Hirnschädigungen aufgrund von Durchblutungsstörungen kommt. Allen Demenzen gemeinsam ist, dass sie die Denkfähigkeit, die Sprache, die Orientierung, das Verhalten und die Kontinenz beeinträchtigen können.

Warnsignale und Symptome

Die Symptome einer Demenz können vielfältig sein und sich im Laufe der Zeit verändern. Zu den häufigsten Warnsignalen gehören:

  • Oft und viel vergessen, ohne sich anschließend wieder zu erinnern
  • Nicht mehr wissen, wie man bestimmte alltägliche Aufgaben ausführt
  • Nicht mehr wissen, welcher Tag heute ist, wo man ist, die Situation nicht mehr einordnen können und schließlich auch nicht mehr wissen, wer man ist
  • Sprachschwierigkeiten, z. B. während des Sprechens wird längere Zeit nach Wörtern gesucht
  • Namen, Termine und Telefonnummern geraten immer häufiger in Vergessenheit
  • Nur durch Zufall werden wichtige verlegte Gegenstände wie Geldbörse oder Haustürschlüssel wiedergefunden
  • Ungewöhnliche Stimmungsschwankungen treten auf
  • Einfaches Kopfrechnen bereitet Probleme

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Vergessen ein Anzeichen für Demenz ist. Viele dieser Symptome können auch im Rahmen des normalen Alterungsprozesses auftreten. Wenn jedoch mehrere dieser Symptome gleichzeitig auftreten und sich im Laufe der Zeit verstärken, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, die das Risiko, an Demenz zu erkranken, erhöhen können. Dazu gehören:

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  • Alter: Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.
  • Genetische Veranlagung: In einigen Fällen kann Demenz familiär gehäuft auftreten.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen können das Risiko für vaskuläre Demenzen erhöhen.
  • Unzureichende geistige und körperliche Aktivität: Ein Mangel an geistiger und körperlicher Aktivität kann das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Ernährung: Eine ungesunde Ernährung kann das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Rauchen und Alkoholkonsum: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum können das Risiko für Demenz erhöhen.

Diagnose und Behandlung

Um den fortschreitenden Verlauf einer Demenz günstig zu beeinflussen, ist vor allem eine frühzeitige Diagnostik erforderlich. Dazu sind neurologische und internistische Untersuchungen sowie verschiedene psychologische Testverfahren nötig. Je nach Art der Erkrankung sind unterschiedliche therapeutische Maßnahmen erforderlich. Ziel der Behandlung ist es, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Neben einer individuell auf den Patienten zugeschnittenen medikamentösen Behandlung sind dazu auch verschiedene nicht-medikamentöse Therapien sinnvoll. Ein gezieltes Training der Orientierung, Gedächtnisfunktionen und Alltagskompetenzen (z.B. Kochen, Anziehen) können den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Gleichzeitig ist es wichtig, die Angehörigen bei der Behandlung eng mit einzubeziehen und sie über die Erkrankung und weiterführende Hilfsmaßnahmen zu informieren. Ihre Behandlung erfolgt durch ein Team bestehend aus Ärzten, Psychologen, Pflegekräften sowie Sozialarbeitern, Ergo- und Physiotherapeuten. Entspannungsverfahren (u.a.

Angebote und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Greifswald

Auch in Greifswald gibt es vielfältige Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Dazu gehören:

Netzwerk Demenz und Kultur Greifswald

Das Netzwerk Demenz und Kultur Greifswald wurde 2022 vom Mehrgenerationenhaus "Aktion Sonnenschein" gegründet. Ein Schwerpunkt ist die Förderung von kultureller Teilhabe von Menschen mit Demenz. In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Kultureinrichtungen der Stadt sind bereits viele Angebote entstanden - vom Besuch im Museum oder Theater bis hin zu besonderen Führungen im Tierpark, die Rücksicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz nehmen.

Veranstaltungen und Projekte

  • Veranstaltungen im Rahmen der Woche der Demenz: Auch in Greifswald werden von den Netzwerkakteuren viele Veranstaltungen in der "Woche der Demenz" - rund um den 21. September - angeboten, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen.
  • Projekt »Menschen .. mit Demenz - Porträts«: Das Projekt ist ein Foto-Interview-Projekt von Raymond Jarchow in Trägerschaft und Verantwortung des ZeitAnschauen e.V. Die Ausstellung der Portraits findet in der Galerie des Koeppenhauses, Literaturzentrum Vorpommern, Bahnhofstr. statt.
  • Ausstellung "broken crayons still color - Die Kunst des Erinnerns": Der Bürgerhafen Greifswald zeigt vom 13. September bis zum 24. Oktober 2021 Werke aus dem offenen Demenz-Atelier in der Turmhalle des Doms St. Nicolai in Greifswald.

Beratung und Unterstützung

  • Bürgerhafen: Der Bürgerhafen, ein Mehrgenerationenhaus des Pommerschen Diakonievereins, setzt sich schon seit vielen Jahren für Demenzkranke und ihre Angehörigen ein. Er ist eine wichtige Anlaufstelle, insbesondere für Angehörige, die Unterstützung benötigen.
  • Netzwerk Demenz Greifswald: Das Netzwerk Demenz Greifswald wird von der Familien- und Präventionsbeauftragten der Stadt koordiniert und aktualisiert derzeit die Infobroschüre „Wegweiser Demenz“, der alle Pflege-, Beratungs- und Hilfsangebote bündelt.
  • Stadtbibliothek: Die Stadtbibliothek bietet ein umfangreiches Medienangebot rund um das Thema Demenz an. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Woche der Demenz werden diese Medien für mehrere Wochen in einer Medienausstellung präsentiert.

Betreuung und Pflege

  • Seniorenresidenz Greifswald: Die im Jahr 2022 eröffnete Seniorenresidenz Greifswald bietet Senioren ein umfassendes Wohn-, Pflege- und Betreuungsangebot mit stationären Dienstleistungen und Tagespflege. Im betreuten Wohnen stehen 42 barrierefreie Wohnungen für Einzelpersonen oder Paare zur Verfügung, inklusive Servicepaket - zusätzliche Leistungen sind optional buchbar. Vor Ort gibt es in der Pflegeeinrichtung 20 Tagespflegeplätze, die stunden- oder tageweise genutzt werden können. Die Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz ist eine der Kernkompetenzen der Seniorenresidenz.
  • Tagespflege: Die Tagespflege bietet in modernen Räumlichkeiten ausreichend Platz für einen abwechslungsreichen, aber strukturierten Tag. Die Tagespflegegäste werden von Pflegefachkräften und speziell ausgebildeten Betreuungskräften betreut.
  • Kurzzeitpflege: Es werden Kurzzeitpflegeplätze für Sie und Ihre Angehörigen angeboten, wenn bspw. Im Notfall sind wir ganz kurzfristig für Sie da und können Ihnen einen Platz in unseren Pflegeheimen zur Verfügung stellen. Sie können Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege von der Pflegeversicherung finanziert für jeweils maximal 28 Tage pro Jahr in unseren Pflegeheimen in Anspruch nehmen.
  • Ambulante Pflegedienste: Eine bedarfsgerechte Unterstützung und Pflege bei Demenz in Greifswald kann beispielsweise in speziellen Wohnformen stattfinden. Betreuungs- und Pflegemaßnahmen erfolgen überwiegend im Rahmen einer häuslichen Pflege in der eigenen Wohnung. Vielfach wird dadurch eine Überforderung von Angehörigen vermieden. Außerdem kann professionelle Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst in Wohngruppen oder innerhalb eines betreuten Wohnens in Greifswald durchgeführt werden. Damit ist das Ziel verbunden, die Lebensbedingungen für betroffene Patienten zu verbessern. Durch die Beibehaltung sozialer Kontakte und verständnisvoller Ansprechpartner soll eine bestmögliche Eigenständigkeit und Sicherheit gewährleistet werden. Bei einer bestehenden Pflegebedürftigkeit sorgt ein erfahrener ambulanter Pflegedienst für die erforderliche Grundpflege und medizinische Behandlungspflege.

Aktivitäten und Therapien

  • Kognitives Training: Regelmäßiges Training ist super fürs Gedächtnis! Dafür gibt es in beiden Greifswalder Mehrgenerationenhäusern ein Angebot, das ein- bis zweimal im Monat stattfindet.
  • Künstlerische und gestalterische Aktivitäten: Der Bürgerhafen startet mit einem neuen Angebot für Demenzkranke und ihre Angehörigen: „Wir wollen in Pflegeeinrichtungen gehen und Demenzkranken und Angehörigen ermöglichen, über künstlerische und gestalterische Aktivitäten gemeinsam etwas Positives zu erleben“, erklärt Anja Eberts.
  • Gemeinschaftliche Aktivitäten: In den hellen Tagesräumen der Seniorenresidenz finden viele gemeinschaftliche Aktivitäten statt. Wer lieber allein sein möchte, kann sich einfach jederzeit in sein, mit persönlichen Lieblingsstücken eingerichtetes Zimmer zurückziehen. Unsere geschützte Gartenanlage mit großem Terrassenbereich lädt dazu ein, Frischluft zu tanken, im Hochbeet zu pflanzen und zu jäten oder einfach nur die Sonne zu genießen.
  • Therapien: Vielfältige Therapien, z.B. Musik- oder tiergestützte Therapie.
  • Bewegung: Häufiger Begleiter einer demenziellen Erkrankung ist eine körperliche und innerliche Unruhe. Deshalb ist Bewegung in jeder Hinsicht besonders wichtig. Wir unterstützen und motivieren unsere Bewohner mit einem speziell entwickelten Gedächtnistraining, mit Aktivierungsspielen und unterschiedlichsten kreativen Beschäftigungen.
  • Ergotherapie: z.B.
  • Physiotherapie und Logopädie
  • Biografiearbeit
  • Validation
  • Basale Stimulation

Demenzsensibles Krankenhaus

Aufgrund der demographischen Entwicklung werden zunehmend ältere Patientinnen im Krankenhaus behandelt. Darunter sind viele Patientinnen mit leichten Einschränkungen kognitiver Funktionen oder einer Demenz, welche den Heilungsprozess bei Älteren verlangsamen oder erschweren können, selbst wenn sie für eine andere Erkrankung behandelt werden. Daher bedürfen diese Patient*innen einer speziellen medizinischen und pflegerischen Betreuung sowie die Beachtung spezieller medizinischer und pflegerischer Besonderheiten. Vor allem das Delir (akuter Verwirrtheitszustand) tritt häufiger auf. Das Delir ist gefürchtet, weil es nicht nur die Behandlung negativ beeinflusst, sondern auch zu langanhaltenden Verschlechterungen kognitiver Funktionen führen kann.

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Die Uniklinik Greifswald hat ein Projekt für Delir-Patienten gestartet, um die Versorgung dieser Patient*innen zu verbessern. Das Projekt umfasst folgende Maßnahmen:

  • Gezielte Betreuung aller stationären Patient*innen ab 65 Jahren
  • Kurze Testung der Gedächtnisleistung zu Beginn des stationären Aufenthaltes
  • Spezielle Betreuung gefährdeter, älterer Patient*innen auf den Stationen
  • Überprüfung der aktuellen Medikation sowie Abstimmung notwendiger Medikamente von delirgefährdeten Patientinnen durch Apothekerin/ Neurologe*in
  • Frühe und weiterführende Behandlung eines Delirs
  • Regelmäßige Schulungen pflegerischer, ärztlicher sowie sonstiger Mitarbeiter*innen
  • Beratung, Aufklärung und Einbeziehung von Angehörigen sowie Bezugspersonen
  • Austausch mit nachbehandelnden Organisationen (z.B. Reha) sowie Hausärzteinnen der Patientinnen
  • Einleiten einer weiterführenden Diagnostik bei V.a.

Unser interdisziplinäres sowie multiprofessionelles Team, bestehend aus Neurologen, einer Assistenzärztin und einer Apothekerin sowie vier Pflegekräften, kümmert sich gezielt um alle Patienten ab 65 Jahren, welche sich an der Universitätsmedizin in Behandlung befinden.

Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz

Der Umgang mit Menschen mit Demenz kann eine Herausforderung sein. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können:

  • Mit Respekt begegnen: Demenzkranke haben ein Anrecht auf einen respektvollen Umgang - trotz ihrer oftmals kindlichen Verhaltensweisen. Daher sollten Pflegende die Kranken stets als vollwertige Erwachsene ansehen, die ihre eigenen Vorstellungen und Ideen haben.
  • Einfache und eindeutige Sprache nutzen: Kurze Sätze mit wenig Inhalt lassen sich von Demenzerkrankten gut verstehen. Zudem können von den Kranken auch Wiederholungen, eine langsame Aussprache und auch geschlossene Fragen einfacher verarbeitet und umgesetzt werden.
  • Nonverbal kommunizieren: Neben der verbalen Sprache spielt in der Demenzpflege auch die nonverbale Kommunikation eine ganz entscheidende Rolle. Eine ausgeprägte Mimik, Gestik und auch der persönliche Körperkontakt sollte bei der Demenzpflege niemals zu kurz kommen.
  • Den Körper fordern: Körperliche Aktivitäten durch Ergo- und Physiotherapie stärken nicht nur das Körpergefühl, sondern tragen auch maßgeblich zum Wohlbefinden der Kranken bei.
  • Die Selbstständigkeit erhalten: Die ständige Wiederholung eigener Fähigkeiten (zum Beispiel Kartoffeln schälen oder Stricken) erhält die Selbständigkeit und wirkt einem frühzeitigen Fortschritt der Erkrankung aktiv entgegen.
  • Soziale Kontakte schaffen: Der Kontakt mit Familienangehörigen und Bekannten stellt für Demenzkranke eine sehr sichere und vertraute Basis dar, die unbedingt ermöglicht werden sollte.
  • Struktur schaffen: Ein strukturierter Tagesablauf mit routinierten Abläufen bietet den Demenzkranken ein sicheres Fundament im eigenen Leben.
  • Geduld und Verständnis zeigen: Menschen mit Demenz können sich oft nicht mehr so gut ausdrücken und verstehen die Welt um sich herum nicht mehr so gut. Es ist wichtig, geduldig und verständnisvoll zu sein und ihnen Zeit zu geben, sich zu orientieren.
  • Sich selbst nicht vergessen: Die Pflege eines Menschen mit Demenz kann sehr anstrengend sein. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu vergessen und sich regelmäßig Auszeiten zu gönnen.

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