Plötzlicher Verlust der Gehfähigkeit bei Demenz: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Hirnfunktionsstörungen, die sich im Laufe der Zeit verschlechtern. Während in den frühen Stadien einer Demenz Gedächtnisverlust, Sprachschwierigkeiten und Orientierungsprobleme im Vordergrund stehen, können in späteren Stadien auch körperliche Beeinträchtigungen auftreten. Eine besonders besorgniserregende Entwicklung ist der plötzliche Verlust der Gehfähigkeit.

Vaskuläre Demenz als Ursache

Nach der Alzheimer-Krankheit ist die vaskuläre Demenz die zweithäufigste Demenzerkrankung. Sie wird durch Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn verursacht, die zu einer unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff führen. Die Symptome einer vaskulären Demenz können je nach Art und Ort der Schädigung im Gehirn sehr unterschiedlich sein und plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten.

Ursachen vaskulärer Demenz

Zu den typischen Ursachen einer vaskulären Demenz gehören:

  • Schlaganfälle: Ein Schlaganfall, der eine Hirnarterie verschließt, kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter auch eine vaskuläre Demenz.
  • Stille Schlaganfälle: Auch Schlaganfälle, die ohne spürbare Symptome verlaufen, können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Arteriosklerose und Bluthochdruck: Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder Bluthochdruck können ebenfalls zu einer vaskulären Demenz führen, wobei sich die Beschwerden meist eher schleichend bemerkbar machen.

Symptome vaskulärer Demenz

Die Symptome einer vaskulären Demenz können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind. Neben den typischen kognitiven Einschränkungen wie Gedächtnisverlust und Sprachstörungen können auch motorische Störungen auftreten, die sich in Gangunsicherheit und schließlich im Verlust der Gehfähigkeit äußern können.

Weitere Ursachen für plötzlichen Verlust der Gehfähigkeit bei Demenz

Neben der vaskulären Demenz gibt es auch andere Ursachen, die zu einem plötzlichen Verlust der Gehfähigkeit bei Demenz führen können:

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  • Neurologische Erkrankungen: Atypische Parkinson-Syndrome oder zerebelläre Störungen können sich durch Schwindel und Gangunsicherheit äußern.
  • Sensorische Defizite: Störungen des Seh-, Gleichgewichts- oder Tastsinns können die Koordination beeinträchtigen und zu Stürzen führen.
  • Muskuloskelettale Insuffizienz: Sarkopenie (Muskelabbau) und Arthrose können die Muskelkraft und Beweglichkeit einschränken.
  • Kognitive und psychische Störungen: Demenz, Angst und Depressionen können die Gangsicherheit beeinträchtigen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Gangstörungen oder Schwindel verursachen.

Diagnostisches Vorgehen

Um die Ursache für den plötzlichen Verlust der Gehfähigkeit bei Demenz zu ermitteln, ist ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen erforderlich. Dazu gehören:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und den Angehörigen über die Krankengeschichte, Beschwerden und Lebensumstände.
  • Körperliche Untersuchung: Eine umfassende Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems, des neurologischen Status und der sensorischen Funktionen.
  • Medizinische Demenztests: Tests zur Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit, insbesondere des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit.
  • Bildgebende Verfahren: CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) zur Feststellung von Veränderungen im Gehirn.
  • Gleichgewichtsprüfung: Durchführung von Lagerungsmanövern und Gleichgewichtstests.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung des plötzlichen Verlusts der Gehfähigkeit bei Demenz richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung der vaskulären Demenz

Bei vaskulärer Demenz zielt die Therapie darauf ab, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten oder zu verlangsamen. Dazu gehören:

  • Medikamentöse Behandlung von Durchblutungsstörungen: Blutverdünnende Medikamente können eingesetzt werden, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker sollten medikamentös behandelt werden.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum können ebenfalls helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Zusätzlich zu den spezifischen Behandlungen für die vaskuläre Demenz gibt es eine Reihe von allgemeinen Maßnahmen, die bei einem plötzlichen Verlust der Gehfähigkeit bei Demenz helfen können:

  • Physiotherapie: Gezieltes Training zur Verbesserung der Muskelkraft, Koordination und des Gleichgewichts.
  • Ergotherapie: Anpassung der Wohnumgebung, um Stolperfallen zu beseitigen und die Selbstständigkeit zu fördern.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
  • Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung von Angst, Depressionen und anderen psychischen Problemen.
  • Gleichgewichtstraining: Verbesserung vestibulo-okulärer und vestibulo-spinaler Reflexe zur Haltungsregulation.
  • Kognitive Stimulation: Gespräche und Erinnerungsarbeit zur Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit.
  • Körperliche Betätigung und Kunsttherapie: Förderung des Wohlbefindens und der Lebensqualität.

Umgang mit Bewegungsdrang

Viele Menschen mit Demenz haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Es ist wichtig, die Ursachen für diesen Bewegungsdrang zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Gefahrenquellen zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Mögliche Maßnahmen sind:

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  • Schmerzbehandlung: Ausschluss und Behandlung von Schmerzen als Ursache für das Umherlaufen.
  • Sturzprävention: Entfernung von Stolperfallen, Anbringung von Handläufen und Tragen von festen Schuhen.
  • Ausreichende Ernährung und Flüssigkeitszufuhr: Bereitstellung von Säften, Obst und anderen hochkalorischen Leckereien entlang der üblichen Laufwege.
  • Soziale Interaktion: Freundliche Begrüßung, Zuwinken und Einladung zu einem Plausch auf dem Sofa.
  • Sichere Umgebung: Sicherung der Haustür durch einen Alarm und Schaffung von Freiräumen im Garten.
  • Regelmäßige Spaziergänge: Angebot von gemeinsamen Spaziergängen von mindestens 30 Minuten Dauer.
  • Strukturierte Angebote: Teilnahme an Sitztanz, Seniorengymnastik, gemeinsamem Singen oder biografisch verankerten Tätigkeiten.
  • Ablenkung: Anhören von Lieblingsmusik, Anschauen eines Gottesdienstes oder Kontakte mit kleinen Kindern und Haustieren.
  • Angenehme Umgebung: Angenehme Beleuchtung, stille Umgebung und bequeme Sitzmöbel.

Begleitung in der letzten Lebensphase

Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Hilfe und Pflege angewiesen. Viele Betroffene werden zu Hause gepflegt, andere in ambulant betreuten Demenz-Wohngruppen oder in stationären Einrichtungen. Die Begleitung eines Demenzkranken bis zu seinem Tod ist anspruchsvoll und herausfordernd, aber auch erfüllend. Wichtig ist, auf eine beruhigende Atmosphäre zu achten, nonverbale Kommunikation zu nutzen und Schmerzen ausreichend zu behandeln. Professionelle Palliativ-Teams oder Hospizdienste können in dieser Phase unterstützend zur Seite stehen.

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