Demenz-Test: Punktebewertung und Interpretation

Die Früherkennung von Demenz ist ein wichtiger Schritt, um Betroffenen und ihren Angehörigen frühzeitig Unterstützung und Behandlung zukommen zu lassen. Verschiedene Tests stehen zur Verfügung, um kognitive Beeinträchtigungen zu erkennen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über gängige Demenztests, ihre Durchführung und Bewertung.

Mini-Mental-Status-Test (MMST)

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST), auch bekannt als 30-Punkte-Demenztest, ist ein weltweit anerkanntes Screening-Verfahren zur Erfassung kognitiver Störungen, insbesondere bei älteren Menschen. Er wurde 1975 von Marshal F. Folstein entwickelt und ist ein etabliertes Instrument zur Beurteilung des mentalen Status. Der MMST, oder MMSE (Mini Mental State Examination), ist ein psychometrisches Testverfahren, mit dem kognitive Beeinträchtigungen festgestellt werden können.

Ablauf und Inhalt des MMST

Der MMST besteht aus einfachen Fragen und Aufgaben, die alltägliche Denkprozesse abbilden sollen. Das etwa 10- bis 15-minütige Interview wird ausschließlich von Ärztinnen und Ärzten bzw. geschultem medizinischen Fachpersonal durchgeführt, zum Beispiel in einer Hausarztpraxis, einer neurologischen Praxis oder einer Gedächtnisambulanz. In Gedächtnisambulanzen arbeiten Fachleute, die auf die Abklärung von Gedächtnisstörungen spezialisiert sind.

Der MMST erfasst mehrere Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit, darunter:

  1. Orientierung: Fragen zur zeitlichen und räumlichen Orientierung, z.B. "In welchem Jahr leben wir?", "Welche Jahreszeit ist jetzt?", "Wo genau sind wir gerade?" (z.B. in welcher Praxis/welchem Altenheim), "In welcher Ortschaft sind wir?", "Auf welchem Stockwerk?".
  2. Merkfähigkeit: Der Untersucher nennt drei Begriffe (z.B. "Auto", "Blume", "Kerze"), die der Patient unmittelbar wiederholen soll. Nach einigen anderen Aufgaben fragt der Untersucher den Patienten, ob er sich an die zuvor genannten drei Begriffe noch erinnern kann.
  3. Aufmerksamkeit und Rechnen: Zählen Sie bei 100 beginnend in Siebener-Schritten rückwärts. Alternativ kann die Person auch das Wort „S-T-U-H-L“ rückwärts buchstabieren.
  4. Sprache: Benennen von zwei Gegenständen (z.B. Stift und Uhr), Wiederholung eines Satzes (z.B. "Ohne Wenn und Aber"), Ausführen eines dreiteiligen Befehls (z.B. "Nehmen Sie ein Blatt in die Hand, falten Sie es in der Mitte und legen Sie es auf den Boden."). Die Person erhält ein Blatt Papier und dazu nacheinander drei Kommandos, die Sie nur einmal wiederholen. Auf einem Blatt Papier sind zwei sich überschneidende Fünfecke dargestellt. Die Testperson soll diese so exakt wie möglich nachzeichnen. Dabei muss sie explizit alle zehn Ecken und die Überschneidung darstellen. Schreiben Sie auf ein Blatt Papier die Anweisung „AUGEN ZU“ zeigen Sie es der Testperson und prüfen Sie, ob sie darauf reagiert und die Augen schließt. Es wird kein Satz diktiert, die Testperson muss spontan irgendeinen vollständigen Satz schreiben. Der Satz sollte mindestens aus Subjekt und Prädikat bestehen, also zum Beispiel „Ich gehe“.

Bewertung des MMST

Die Auswertung des MMST erfolgt durch einfaches Addieren der korrekt gelösten Aufgaben. Die mögliche Gesamtpunktzahl beträgt 30 Punkte (1 Punkt pro Frage/Aufgabe).

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  • 27 bis 30 Punkte: Höchstens leichte Beeinträchtigungen des Denkvermögens. Komplett gesunde und geistig fitte Menschen sollten 30 Punkte erreichen.
  • 20 - 26 Punkte: Leichte Alzheimer-Demenz
  • 10 - 19 Punkte: Mittelschwere Alzheimer-Demenz
  • < 10 Punkte: Schwere Alzheimer-Demenz

Es ist wichtig zu betonen, dass der MMST allein keine Diagnose stellen kann. Er liefert ein zuverlässiges Bild von der kognitiven Leistungsfähigkeit des Probanden und dient als erste Einschätzung kognitiver Fähigkeiten.

Grenzen des MMST

Der MMST ist eine erste Orientierung, keine sichere Diagnose. Bildungsniveau, Muttersprache, psychische Belastungen oder andere Erkrankungen können das Ergebnis beeinflussen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass Menschen mit einem sehr hohen Bildungsniveau trotz beginnender Demenz die volle Punktzahl erreichen, während andere, aufgrund geringerer Bildung oder Sprachbarrieren schlechter abschneiden, ohne an Demenz erkrankt zu sein. Auch wird von Menschen mit einer Depression häufig nicht die volle Punktzahl erreicht, obwohl sie keine Demenz haben. Ebenso kann der MMST bei bestimmten Demenzformen wie der Frontotemporalen Demenz oder der Lewy-Körperchen-Demenz unauffällig ausfallen, obwohl kognitive Veränderungen bestehen. Nicht zuletzt können auch Tagesform oder persönliche Anspannung eine Rolle spielen. Der MMST ist wenig sensitiv gegenüber geringen kognitiven Defiziten, das heißt: Leichte kognitive Beeinträchtigungen lassen sich damit nur schwer feststellen. Außerdem führt der MMST bei Menschen mit hohem Bildungsstand leicht zu falsch-negativen Ergebnissen (also dass eine Demenz nicht erkannt wird). Umgekehrt kann es bei Patienten mit niedrigem Bildungsstand schnell zu einem falsch-positiven Ergebnis kommen. Eine weitere Schwäche des MMST ist, dass sich die verschiedenen kognitiven Fähigkeiten nicht differenzierter beurteilen lassen. Er wird deshalb oft mit weiteren Testverfahren kombiniert.

DemTect-Test

Der DemTect-Test (Demenz-Detektions-Test) ist ein Screening-Verfahren zur Früherkennung von Demenz und Alzheimer, das in Deutschland entwickelt wurde. Der DemTect wurde im Jahr 2000 entwickelt und gilt als zuverlässiges Screening-Verfahren, um kognitive Defizite frühzeitig zu erkennen. Die Abkürzung steht für Dementia Detection, also Demenz-Erkennung. Er testet Probanden/-innen vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wortschatz und kann schnell (innerhalb von zehn Minuten) ablaufen. Mit einer Sensitivität von etwa 97 Prozent eignet sich der DemTect-Test besonders gut als Screening-Methode bei Verdacht auf Demenz oder ähnliche kognitive Einschränkungen, auch schon in sehr frühen Stadien. Da es sich beim DemTect-Test um ein standardisiertes Testverfahren handelt, kann es sich lohnen, eine Vorlage zu verwenden, um ihn auf die gleiche Art und Weise durchführen zu können. Darüber hinaus braucht es für den Demenz-Test kaum Vorbereitung, man benötigt lediglich etwas Zeit und einen ruhigen Ort. Am besten eignet sich der Test bei Probanden/-innen, die ihn nicht kennen. Der/die Prüfer/in sollte freundlich auftreten und klar sprechen, sowie eindeutige Anweisungen geben. Er ersetzt keine ausführliche medizinische und psychologische Untersuchung. Er soll der Erkennung einer möglichen Demenz dienen - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Um das Ergebnis nicht zu verfälschen, sollten Sie als Tester möglichst ruhig und sachlich, aber freundlich auftreten.

Ablauf und Inhalt des DemTect-Tests

Der Test besteht aus fünf Subtests:

  1. Wortliste: Der/die Prüfer/in liest eine Liste mit zehn Worten (z.B. Apfel, Tasse, Hund, …) vor. Der/die Proband/in wird anschließend aufgefordert, die Worte zu wiederholen, die Reihenfolge ist dabei egal. Die Worte werden nicht noch einmal wiederholt und der/die Proband/in wird beim ersten Erinnern nicht vorgewarnt.
  2. Zahlen umwandeln: Die Testperson soll zwei Zahlen in Zahlwörter umwandeln (zum Beispiel: 325 -> „dreihundertfünfundzwanzig“) und zwei Zahlwörter in Zahlen umwandeln.
  3. Semantische Wortflüssigkeit: Die Testperson hat eine Minute Zeit, um Dinge aus dem Supermarkt aufzählen.
  4. Zahlenspanne rückwärts: Zahlenkombinationen werden vorgelesen: Zunächst zwei Zahlen hintereinander, dann drei, vier, fünf und schließlich sechs. Pro Länge der Zahlenfolge hat der/die Proband/in zwei Versuche.
  5. Verzögerter Abruf: Wiederholung der Wortliste vom Anfang.

Fünf kognitive Bereiche werden beurteilt: verbales Gedächtnis, Wortflüssigkeit, intellektuelle Flexibilität und Aufmerksamkeit. Die Durchführung braucht ungefähr 5-10 Minuten.

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Bewertung des DemTect-Tests

Bei der ersten Aufgabe im DemTect-Test gibt es pro erinnertem Wort einen Punkt. Auch die zweite Aufgabe vergibt pro richtiger Lösung einen Punkt. Auch bei der dritten Aufgabe gibt es pro genanntem Gegenstand einen Punkt. Die Maximalpunktzahl gibt es bei 30 Begriffen, die in der vorgegeben Zeit (eine Minute) genannt werden. Bei der vierten Aufgabe wird nicht die Anzahl richtiger Antworten, sondern die Länge der richtig adaptierten Zahlenfolge als Punktewert gezählt. In der fünften Aufgabe zählt man - wie schon in der ersten - einen Punkt pro richtigem Begriff.

Am Schluss erhalten alle Teilergebnisse aus den fünf Subtests anhand einer Umrechnungstabelle einen entsprechenden Punktewert. Im letzten Schritt werden die in den fünf Aufgaben gesammelten Punkte addiert und anhand einer Tabelle kann eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die Auswertung des DemTect-Tests hängt vom Alter der Testperson ab, weswegen die Werte bei Personen unter 60 Jahren anders betrachtet werden, als bei denen über 60. Im Folgenden lassen sich die Testwerte in den einzelnen Altersgruppen aus den erreichten Punkten ablesen.

Die Anzahl der gewichteten Testwerte beim DemTect-Test zeigt, ob eine kognitive Beeinträchtigung oder eine Demenz wahrscheinlich sind. Wenn die Punkte einen Verdacht auf eine Demenz ergeben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und um eine professionelle Diagnose bitten.

Durchführung und Interpretation

Den DemTect-Test kann man auch als Laie problemlos durchführen. Damit man die richtigen Fragen stellt und der Demenz-Test dem standardisierten Verfahren entspricht, ist es sinnvoll, sich dabei an einer Vorlage zu orientieren. Sie hilft auch dabei, das Testverfahren immer dem gleichen Prinzip folgen zu lassen.

Beim Ergebnis des DemTect-Tests handelt es sich lediglich um einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung, nicht um eine Diagnose. Besonders bei der Ausführung durch nicht-Mediziner/innen ersetzt der Test in keinem Fall eine neuropsychologische Untersuchung durch eine/n Arzt/Ärztin. Je nach Ergebnis sollte man also umgehend Fachpersonal aufsuchen, um die Erkenntnis abzuklären. Sinnvoll ist es darüber hinaus, den Test in Kombination mit anderen Demenz-Tests durchzuführen, etwa dem MMST-Test oder den Uhren-Test.

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Einschränkungen

Wie nahezu jeder Demenz-Rest, reicht der DemTect als alleinstehendes Diagnosekriterium jedoch nicht aus. Darüber hinaus können die Testergebnisse nicht in allen Altersstufen problemlos miteinander verglichen werden. So sollte man eine Unterscheidung zwischen Probanden/-innen unter und über 60 Jahren machen. Generell handelt es sich eher um eine grobe Einschätzungsmöglichkeit, als um eine qualifizierte neuropsychologische Diagnose. Der DemTect-Test speziell ist eher ein qualitativer Test und gibt einen Hinweis darüber, ob jemand Demenz hat, oder eben nicht. Beim DemTect fehlt die Evaluation der visuell-konstruktiven Fähigkeiten.

Six-Item Screener (SIS)

Der Six-Item Screener (SIS) ist ein kurzer Kognitionstest ohne Materialeinsatz, der etwa eine Minute dauert. Die geringe Patientenbelastung macht den Test attraktiv für den Einsatz in der stationären Aufnahme geriatrischer Patienten. Er ist auch telefonisch durchführbar.

Ablauf und Inhalt

Der SIS hängt von verbalem Verständnis, Konzentration, zeitlicher Orientierung und der Fähigkeit zum verzögerten Abruf von 3 Objekten ab. Diese werden genannt (im Original: „apple - table - penny“, entsprechend Apfel - Tisch - Pfennig oder Cent) und sollen sofort wiederholt werden zur Kontrolle, ob Hören und sprachliche Fähigkeiten als Voraussetzung für das erfolgreiche Reproduzieren ausreichen. Dafür sind maximal 3 Lernversuche erlaubt. Es folgen 3 Fragen zur zeitlichen Orientierung, die gleichzeitig der Distraktion dienen. Für die korrekte Nennung von Wochentag, Monat, Jahr und jeden der danach noch erinnerten 3 Begriffe wird je ein Punkt vergeben. Dabei ist die Reihenfolge der Nennung beliebig.

Bewertung

Die Auswertung erfolgt mithilfe der Summierung der Anzahl korrekter Antworten. Alltagsrelevante kognitive Störungen sind bei Erreichen von weniger als 4 der 6 möglichen Punkte wahrscheinlich. Bei 5 Punkten sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen.

Validität

Die Ergebnisse des SIS1 waren nicht geschlechtsabhängig. In der univariaten Varianzanalyse mit 4 Altersgruppen entsprechend den Quartilen zeigte sich eine Altersabhängigkeit. Dies lässt sich mit der altersabhängig ansteigenden Prävalenz demenzieller Erkrankungen erklären.

Weitere Demenztests

Neben MMST und DemTect gibt es weitere Tests, die zur Demenzdiagnostik eingesetzt werden können:

  • Uhrentest: Dem Probanden wird ein Blatt Papier mit einem vorgedruckten Kreis gegeben. In diesem Kreis soll er eine Uhr mit allen Zahlen und Zeigern zeichnen und eine vorgegebene Uhrzeit (z.B. „10 nach 11“) eintragen.
  • MoCA-Test (Montreal Cognitive Assessment): Ein umfassenderer Test als der MMST, der verschiedene kognitive Bereiche abdeckt. Die Durchführung des MoCA dauert etwa 10-15 Minuten.
  • Neuropsychologische Untersuchung: Eine ausführliche Testung verschiedener kognitiver Funktionen, die bei unklaren Befunden oder zur Differenzialdiagnose eingesetzt wird.
  • Regensburger Wortflüssigkeitstest (RWT): Testet die semantische und die phonetische Wortflüssigkeit.

Zusätzliche Bewertungsskalen und Fragebögen

  • Beck-Depressions-Inventar (BDI): Ein psychologisches Testverfahren, das die Schwere depressiver Symptome erfasst.
  • Geriatrische Depressionsskala (GDS): Ein Messinstrument, um depressive Störungen bei älteren Menschen zu erfassen.
  • ADAS (Alzheimer’s Disease Assessment Scale): Eine Bewertungsskala für die Alzheimer-Krankheit.
  • ADCS-ADL (Alzheimer’s Disease Cooperative Study - Activities of Daily Living): Beurteilt die Aktivitäten des täglichen Lebens.
  • CDR (Clinical Dementia Rating): Bestimmt das Demenzstadium.
  • CERAD (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease): Standardisierte Maßstäbe zur Bewertung der Alzheimer-Demenz-Krankheit.
  • Wechsler-Gedächtnisskala (WMS): Ein neurokognitives Bewertungsinstrument.

Wichtiger Hinweis

Die hier genannten Tests und Skalen dienen lediglich der ersten Einschätzung und ersetzen keine umfassende medizinische und neuropsychologische Untersuchung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf eine Demenzerkrankung sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, um eine professionelle Diagnose zu erhalten und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

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