Demenz Betreuung: Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar, die von Angehörigen und Betreuern viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Kraft erfordert. Jeder Mensch ist einzigartig, und dies gilt insbesondere für Menschen mit Demenz. Sie möchten weiterhin am Leben teilhaben, sich einbringen, geachtet, respektiert und würdevoll begleitet werden. Trost, Zuspruch und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung sind dabei von großer Bedeutung. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Betreuungsformen, finanzielle Hilfen und praktische Tipps, um den Alltag mit Demenz zu erleichtern.

Die Einzigartigkeit jedes Menschen mit Demenz

Jeder Mensch mit Demenz hat individuelle Bedürfnisse und Wünsche. Es ist wichtig, dies zu berücksichtigen und die Betreuung entsprechend anzupassen. Die Malteser haben beispielsweise viel Erfahrung in der Begleitung und Versorgung von Menschen mit Demenz und bieten verschiedene Dienstleistungen an, von Besuchsdiensten über das Café Malta bis hin zu Tagesstätten und Beratungsangeboten. Ihr Ansatz basiert auf dem wissenschaftlich fundierten Expertenstandard "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz", der in allen ihren Diensten angewendet wird.

Unterstützungsmöglichkeiten im Überblick

Die Betreuung von Menschen mit Demenz kann zu Hause oder in speziellen Einrichtungen erfolgen. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Stadien der Erkrankung zugeschnitten sind.

Ambulante Pflegedienste

Ambulante Pflegedienste sind wichtige Stützen in der Demenzpflege. Sie helfen Menschen mit Demenz bei der Körperpflege, medizinischen Versorgung und im Haushalt. Diese Dienste bieten eine wertvolle Unterstützung im Alltag und entlasten pflegende Angehörige. Es ist besonders hilfreich, wenn die Mitarbeitenden des Pflegedienstes eine Zusatzqualifikation für Demenz besitzen. Zu den Aufgaben gehören neben der Grundpflege auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten, die dazu beitragen, den Alltag zu strukturieren und die Sicherheit im Haushalt zu gewährleisten.

Stundenweise Betreuung

Eine stundenweise Betreuung kann helfen, eine Struktur aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Diese Angebote bieten flexible Unterstützung, ohne dass der Angehörige komplett in die Hände Dritter gegeben werden muss. Die stundenweise Betreuung eignet sich ideal, um gezielte Entlastung zu schaffen, während eigene Erledigungen gemacht werden, man sich ausruht oder einfach Zeit für sich selbst gewinnt. Seniorenbetreuer sorgen für Entlastung, sei es durch Hilfestellungen im Haushalt, als Seniorenbegleitung zum Einkaufen oder als Unterhaltung im Alltag.

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Tages- und Nachtpflege

Die teilstationäre Betreuung, auch Tagespflege genannt, bietet eine tagsüber Betreuung in einer spezialisierten Einrichtung, während die betroffene Person weiterhin überwiegend zu Hause lebt. Dies ermöglicht pflegenden Angehörigen, zeitweise Entlastung zu erfahren, ohne die Verantwortung für die Pflege vollständig abzugeben. Die Möglichkeit der Nachtpflege besteht theoretisch, ist jedoch in der Praxis kaum verfügbar.

Betreuungsgruppen

In Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz steht das Miteinander im Mittelpunkt. Hier können sich Demenzkranke in einem geschützten Rahmen wohlfühlen und an vielfältigen Aktivitäten teilnehmen, die an ihre noch vorhandenen Fähigkeiten anknüpfen. Gedächtnistraining, kreative Projekte und Bewegungsangebote fördern die geistige und körperliche Aktivität und schaffen positive Erlebnisse, die das Selbstwertgefühl stärken. Viele Einrichtungen bieten die Möglichkeit, einen Schnuppertag zu vereinbaren, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.

24-Stunden-Betreuung

Eine sogenannte 24-Stunden-Betreuung durch Pflegehilfskräfte ermöglicht es Demenzerkrankten, weiterhin in den eigenen vier Wänden zu leben. In den meisten Fällen zieht eine Betreuungskraft aus dem Ausland bei der zu betreuenden Person ein und übernimmt alltägliche Aufgaben wie Hilfe bei der Körperpflege, Kochen und Hausarbeit. Allerdings sind diese Pflegekräfte in den meisten Fällen nicht ausgebildet, weshalb sie keine medizinische Pflege leisten können. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Form der Betreuung nur sinnvoll ist, wenn sich die Demenz noch im Anfangsstadium befindet und Angehörige in der Nähe sind, die im Notfall einspringen und die Betreuung unterstützen können.

Betreute Wohngemeinschaften

Betreutes Wohnen für Menschen mit Demenz in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft bietet eine ideale Alternative zum klassischen Pflegeheim. In einer solchen Wohngemeinschaft leben etwa sechs bis zwölf Menschen mit Demenz zusammen. Die Betreuung erfolgt ambulant durch einen Pflegedienst, der die medizinische Versorgung sicherstellt und den Alltag der Bewohner koordiniert. Für die Angehörigen bietet diese Wohnform den Vorteil, dass ihr Familienmitglied in einer betreuten Umgebung lebt, ohne in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen.

Stationäre Pflege

Wenn der Zustand eines demenzerkrankten Menschen sich verschlechtert oder herausfordernde Verhaltensweisen wie Aggressionen häufiger auftreten, kann eine speziell auf Demenz ausgerichtete stationäre Pflegeeinrichtung die beste Lösung sein - sowohl für Angehörige als auch für die betroffene Person. Diese Demenzpflegeheime oder spezielle Demenzstationen in Pflegeheimen sind so gestaltet, dass sie den Bewohnern sowohl Schutz als auch Orientierung bieten.

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Finanzielle Unterstützung

Die Kosten für die Betreuung eines demenzerkrankten Menschen können stark variieren, abhängig von der Betreuungsform und dem individuellen Pflegebedarf. Die Höhe der Kosten wird einerseits durch die Anzahl der Betreuungsstunden und den Pflegebedarf bestimmt, andererseits durch den Pflegegrad, der festlegt, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Generell gilt: Je höher der Pflegegrad, desto mehr finanzielle Unterstützung steht zur Verfügung.

Pflegegrade und Leistungen

Um finanzielle Hilfen der Pflegeversicherung beanspruchen zu können, benötigt die demenzerkrankte Person einen Pflegegrad. Mit dem kostenlosen Pflegegradrechner kann man herausfinden, welcher Pflegegrad dem Angehörigen voraussichtlich zusteht. Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können. Dazu gehören Pflegesachleistungen, Pflegegeld, der Entlastungsbetrag und Leistungen für Kurzzeit- oder Verhinderungspflege.

Entlastungsbetrag

Pflegebedürftige in häuslicher Pflege haben bei ihrer Pflegekasse Anspruch auf den Entlastungsbetrag von bis zu 125 Euro monatlich. Das gilt auch für Pflegebedürftige des Pflegegrades 1. Der Entlastungsbetrag kann für Betreuungsleistungen oder Unterstützung im Alltag verwendet werden.

Kurzzeit- und Verhinderungspflege

Pflegende Angehörige brauchen gelegentlich eine Auszeit - sei es wegen Krankheit, Urlaub oder anderer Verpflichtungen. In dieser Zeit kann die erkrankte Person vorübergehend professionell betreut werden. Kurzzeitpflege ist ein vorübergehender Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung, während Verhinderungspflege eine Betreuung zu Hause ist, wenn die Pflegeperson ausfällt. Ab dem 1. Juli 2025 stehen für beide Leistungen insgesamt bis zu 3.539 Euro pro Jahr zur Verfügung.

Rechtliche Aspekte

Wenn Menschen mit Demenz ihre Angelegenheiten nicht mehr selber regeln können, kann ggf. eine rechtliche Betreuung erforderlich sein, unter anderem wenn keine Vorsorgevollmacht vorhanden ist.

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Vorsorgevollmacht

Eine Vorsorgevollmacht ermöglicht es, eine oder mehrere Vertrauenspersonen mit der Regelung der Angelegenheiten zu betrauen. Zum Zeitpunkt der Abfassung muss die Person aber noch voll geschäftsfähig sein. Es ist wichtig, schon möglichst kurz nach der Diagnose über vorhandene Wünsche und Erwartungen zu sprechen und darüber, wer unterstützen kann und will.

Betreuungsverfügung

Alternativ kann eine Betreuungsverfügung verfasst werden, in der für den Fall einer späteren, vom Betreuungsgericht geregelten rechtlichen Betreuung die Wünsche festgehalten werden. Für eine Betreuungsverfügung müssen Menschen mit Demenz nicht mehr geschäftsfähig sein.

Rechtliche Betreuung

Eine gesetzliche Betreuung kann beim zuständigen Betreuungsgericht angeregt werden. Bevor der Richter darüber entscheidet, wird ein psychiatrisches Gutachten erstellt und der Richter führt ein persönliches Gespräch mit der betroffenen Person in derer gewohnten Umgebung. Liegt keine Vorsorgevollmacht vor oder ist in der Betreuungsverfügung dazu nichts geregelt, schlägt das Gericht üblicherweise den Ehepartner oder nahe Angehörige als rechtliche Betreuer vor.

Pflichten von Angehörigen und Betreuern

Betreuerinnen und Betreuer dürfen nur für die Aufgaben bestellt werden, in denen eine Betreuung tatsächlich erforderlich ist. Können Menschen mit Demenz beispielsweise keine Überweisungen mehr tätigen, wird das Gericht ihnen lediglich eine Betreuerin oder einen Betreuer zur Verwaltung des Vermögens zur Seite stellen.

Alltagstipps für die Betreuung zu Hause

Eine gut strukturierte Tagesroutine und ein sicherer Haushalt können den Alltag für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen spürbar erleichtern.

Tagesstruktur schaffen

Eine feste Tagesstruktur gibt Menschen mit Demenz Halt und Orientierung. Wiederkehrende Abläufe - vom gemeinsamen Frühstück bis zum abendlichen Spaziergang - helfen, sich besser zurechtzufinden und das Gefühl der Sicherheit zu bewahren. Planen Sie den Tag so, dass es feste Zeiten für Mahlzeiten, Pflege und Aktivitäten gibt. Auch einfache Beschäftigungen wie Basteln, Kochen oder Musikhören können dazu beitragen, den Tag zu gliedern und kleine Erfolgserlebnisse zu schenken. Dabei sind Routine und Regelmäßigkeit das A und O.

Sicherheit im Haushalt

Die eigene Wohnung sollte ein sicherer Ort sein - besonders für Menschen mit Demenz, die sich leicht orientierungslos oder verwirrt fühlen können. Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf mögliche Gefahrenquellen und treffen Sie präventive Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden. Rutschfeste Teppiche, klare Wege ohne Stolperfallen und gut erreichbare Lichtschalter tragen dazu bei, Stürze zu verhindern. Auch technische Hilfsmittel wie Herdabschaltsicherungen oder Türalarme können helfen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.

Kommunikation und soziale Kontakte

Soziale Kontakte unterstützen die kognitiven Fähigkeiten und das emotionale Wohlbefinden. Fördern Sie den Kontakt zu Freunden und Familie und suchen Sie nach Möglichkeiten zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten. Auch einfache Gespräche und gemeinsame Aktivitäten können viel bewirken.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Einen Menschen mit Demenz zu betreuen, ist eine große Herausforderung - unabhängig vom Krankheitsstadium. Unterstützung von außen zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine sinnvolle Entlastung. Wer Betreuungsangebote nutzt, gewinnt wichtige Freiräume - sei es für die Arbeit, die Familie oder einfach für eine kurze Auszeit.

Selbstfürsorge

Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst und achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit. Nur wer selbst gesund und ausgeglichen ist, kann die anspruchsvolle Aufgabe der Demenzbetreuung langfristig bewältigen.

Beratung und Austausch

Nutzen Sie Beratungsangebote und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann sehr hilfreich sein und neue Perspektiven eröffnen. Die Fachstellen für Demenz und Pflegestützpunkte sind erste Ansprechpartner bei Fragen zum Thema Pflege und Demenz. Auch die Beratungsstellen für ältere Menschen haben ihren Schwerpunkt in der Pflegeberatung sowie allgemeinen Seniorenberatung.

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