Demenz in Baden-Württemberg: Informationen, Unterstützung und Perspektiven

Die demografische Entwicklung führt zu einer Zunahme älterer Patienten in Krankenhäusern, von denen viele kognitive Einschränkungen oder Demenz aufweisen. Da viele Krankenhäuser in Deutschland nicht ausreichend auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe eingestellt sind, ist es wichtig, sich umfassend über Demenz, ihre Auswirkungen und die verfügbaren Unterstützungsangebote in Baden-Württemberg zu informieren.

Herausforderungen im Krankenhausaufenthalt für Menschen mit Demenz

Ein Krankenhausaufenthalt stellt für jeden Menschen eine Ausnahmesituation dar, die oft mit Angst, Unsicherheit und Sorge verbunden ist. Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Demenz ist es jedoch besonders schwierig, sich in der ungewohnten Umgebung eines Krankenhauses zurechtzufinden und sich an die Regeln zu halten. Dies kann zu zusätzlichen Belastungen und Komplikationen führen.

Mathilda H., deren 86-jährige Mutter nach einem Sturz mit kompliziertem Beinbruch in ein regionales Krankenhaus eingeliefert wurde, schildert diese Problematik in der VdK-Patientenberatungsstelle in Stuttgart. VdK-Patientenberaterin Greta Schuler betont, dass die Tochter das Krankenhaus mit gezielten Informationen oder konkreten Hilfsangeboten unterstützen kann.

Informationsbogen für Menschen mit Demenz im Krankenhaus

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Informationsbogen entwickelt, der von Angehörigen ausgefüllt und auf der Station abgegeben werden kann. Dieser Bogen enthält wichtige Informationen über den Patienten, wie Name, Adresse, Ansprechpartner (Angehörige, rechtliche Betreuer) und Kontaktzeiten.

Zudem können persönliche Rituale, Vorlieben, Abneigungen, Ängste und eventuelle Weglauftendenzen vermerkt werden. Auch Einschränkungen wie Seh-, Hör- und Sprachvermögen können angegeben werden. Mathilda H. könnte beispielsweise eintragen, dass ihre Mutter morgens immer zuerst eine Tasse Tee trinkt und dann ein Brötchen mit Marmelade isst, aber nie umgekehrt.

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Greta Schuler veranschaulicht die Problematik, dass im Klinikum das abgedeckte Tablett oder die abgepackten und fremd erscheinenden Lebensmittel oft nicht wahrgenommen werden. Hier kann es helfen, wenn vertraute Personen, wie im Fall von Mathilda H. die Tochter oder der Enkel, beim Abendessen helfen und die Mutter bettfertig machen. Die Berührung durch vertraute Personen, der Geruch der eigenen Seife und der Lieblingscreme können sehr beruhigend wirken. Auch ein Bild der Familie in Sichtnähe kann helfen.

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten im Krankenhaus

Greta Schuler recherchierte für Mathilda H., dass das Krankenhaus eine Demenzbeauftragte und ehrenamtliche Helfer hat. Diese können angefragt werden, um die Mutter bei Untersuchungen und Arztgesprächen zu begleiten, Wartezeiten zu überbrücken, Unsicherheiten zu nehmen, bei Angst die Hand zu halten und Fragen zu beantworten. Zudem sollte Mathilda H. prüfen, ob ihre Mutter eventuell in eine geeignete geriatrische Reha gehen kann.

Vorbereitung auf den Notfall: Informationsbogen und Patientenverfügung

Greta Schuler rät allen Angehörigen von demenzerkrankten Menschen, sich einen Informationsbogen zu besorgen und diesen in aller Ruhe - wenn möglich zusammen mit den Betroffenen - auszufüllen und zusammen mit Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und aktuellem Medikationsplan griffbereit aufzubewahren. Dieser Infobogen sollte zu jedem Arzt- oder Krankenhausbesuch mitgenommen werden.

Ebenso empfiehlt sie, sich nach einem "demenzsensiblen" Krankenhaus in der Region zu erkundigen, falls der Klinikaufenthalt kein Notfall ist.

Demenz: Mehr als nur Gedächtnisverlust

Demenz ist ein Oberbegriff für Krankheitsbilder, die mit einem fortschreitenden Verlust bestimmter geistiger Funktionen einhergehen und zu Einschränkungen in der Alltagsbewältigung führen. In Baden-Württemberg leben rund 215.000 Menschen mit einer Demenz. Die Erkrankung betrifft nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch ihre Familien, Freunde, Nachbarn und alle, die ihnen im Alltag begegnen.

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Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen nimmt mit steigendem Lebensalter zu - von etwa 1,5% bei um 65-jährigen Menschen bis zu 30% bei über 90-jährigen Menschen. Mit dem weiteren Anstieg der Lebenserwartung und den sich abzeichnenden demografischen Entwicklungstrends ist in den kommenden Jahren mit einem erheblichen Anstieg demenzieller Erkrankungen zu rechnen.

Leben mit Demenz: Perspektivenwechsel und Teilhabe

Oft begreift man etwas erst dann, wenn man die Perspektive wechselt: Wie lebt man mit einer Demenz? Was wird schwierig im Alltag, wenn das Gedächtnis nachlässt? Aber auch: Was ist noch gut möglich und macht auch weiterhin Freude?

Gerade zu Beginn einer Demenzerkrankung ist noch vieles möglich. Oft braucht es nur Kleinigkeiten, damit Menschen trotz Demenz aktiv bleiben. Dazu können alle beitragen - mit Offenheit, Verständnis und den richtigen Angeboten.

Initiativen und Projekte in Baden-Württemberg

Das Sozialministerium unterstützt und begleitet die Weiterentwicklung bestehender und die Erprobung neuer Versorgungsformen durch Modellvorhaben, eigene Veranstaltungen und Forschungsvorhaben. So fand beispielsweise am 17.09.2025 auf dem Marktplatz Stuttgart ein Event zur Sichtbarkeit von Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen statt.

Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz und unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie setzt sich zudem für ein demenzfreundliches Umfeld ein, in dem Menschen mit Demenz teilhaben und sich wohlfühlen können.

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Tipps für die Kommunikation mit Menschen mit Demenz

  • Geduld und Verständnis: Nehmen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld im Umgang mit Menschen mit Demenz.
  • Einfache Sprache: Verwenden Sie kurze, einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Formulierungen.
  • Blickkontakt: Achten Sie auf Blickkontakt und sprechen Sie langsam und deutlich.
  • Bestätigung: Bestätigen Sie, dass Sie verstanden haben, was der Mensch mit Demenz Ihnen mitteilen möchte.
  • Wiederholungen: Wiederholen Sie Informationen bei Bedarf.
  • Nonverbale Kommunikation: Achten Sie auf nonverbale Signale wie Mimik und Gestik.
  • Positive Atmosphäre: Schaffen Sie eine positive und entspannte Atmosphäre.
  • Respekt: Behandeln Sie Menschen mit Demenz mit Respekt und Würde.
  • Ermutigung: Ermutigen Sie Menschen mit Demenz, aktiv zu bleiben und ihre Fähigkeiten zu nutzen.
  • Akzeptanz: Akzeptieren Sie, dass Menschen mit Demenz Fehler machen und Schwierigkeiten haben können.
  • Humor: Nutzen Sie Humor, um eine positive Verbindung herzustellen.

Unterstützung und Beratung in Baden-Württemberg

Eine frühzeitige Beratung hilft. Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg berät individuell und kostenlos unter der Telefonnummer 0711 24 84 96-63 und vermittelt an ein Netz von Pflegestützpunkten und Demenzberatungsstellen.

Es gibt vielfältige Angebote zur Hilfe und Entlastung, von Angehörigengruppen bis zu Wohngruppen. Informieren Sie sich, wer Sie vor Ort unterstützen kann.

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