Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Die Krankheit manifestiert sich durch vielfältige Symptome, die von Sehstörungen und Sensibilitätsstörungen bis hin zu motorischen Störungen und Fatigue reichen können. Obwohl die konventionelle Medizin bedeutende Fortschritte in der Behandlung von MS erzielt hat, suchen viele Betroffene nach ergänzenden oder alternativen Behandlungsmethoden (KAT), um ihre Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose (MS) gilt heute als Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheiden angreift, die die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark isolieren. Diese Schädigung der Myelinscheiden führt zu einer gestörten Signalübertragung zwischen den Nervenzellen, was die vielfältigen Symptome der MS verursacht. Es gibt Hinweise darauf, dass Virusinfektionen, genetische Veranlagung und Umweltfaktoren bei der Entstehung von MS eine Rolle spielen können.
Geschichte und Häufigkeit
Die Erstbeschreibung der MS erfolgte um 1835 durch Cruveilhier. Die Anzahl der MS-Patienten in Deutschland wird auf über 200.000 geschätzt (Stand 2017). Menschen, die bis zum 15. Lebensjahr in Breitengraden mit viel Sonnenlicht aufwachsen, entwickeln seltener MS.
Was passiert bei MS?
Bei MS greift das Immunsystem die Markscheiden der Nervenfasern an, was die Reizweiterleitung stört. Anfangs sind vor allem die Markscheiden betroffen, später auch die Nervenzellen selbst.
Was charakterisiert den MS-Schub?
Ein MS-Schub ist gekennzeichnet durch das Auftreten neuer oder die Verschlechterung bestehender neurologischer Symptome. Im Schub finden gleichzeitig entzündungsfördernde und -hemmende Prozesse statt, bis hin zum Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke.
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Schulmedizinische Therapieansätze
Die schulmedizinische Behandlung der MS zielt darauf ab, Entzündungsreaktionen zu reduzieren, funktionelle Einschränkungen zu stabilisieren und Begleitsymptome zu lindern. Es werden zwei Haupttherapiesäulen unterschieden:
- Schubtherapie: Hierbei werden hochdosierte Corticosteroide eingesetzt, um die Entzündung im akuten Schub zu hemmen.
- Immunprophylaktische Therapie: Diese zielt darauf ab, die Anzahl und Schwere von Schüben zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Hier kommen Medikamente wie Beta-Interferone, Glatirameracetat, Teriflunomid, Dimethylfumarat, Natalizumab, Fingolimod und Alemtuzumab zum Einsatz. In seltenen Fällen werden auch Immunsuppressiva wie Azathioprin, Mitoxantron oder Cyclophosphamid verwendet.
Komplementäre und alternative Behandlungen (KAT)
Viele MS-Patienten nutzen zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung komplementäre und alternative Therapien (KAT). Diese umfassen ein breites Spektrum an Methoden, von denen einige auf nachvollziehbaren pathophysiologischen Grundlagen und positiven Ergebnissen kleinerer Studien beruhen, während andere auf Erfahrungsberichten oder hypothetischen Wirkungen basieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der meisten KAT begrenzt ist und dass einige Therapien potenzielle Risiken bergen können. Daher ist es ratsam, sich vor der Anwendung von KAT umfassend zu informieren und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
Definition von KAT
Als "alternativ" wird eine Therapie bezeichnet, die als Ersatz zu konventionellen Verfahren gedacht ist. Eine "komplementäre" Therapie versteht sich als Ergänzung zur konventionellen Medizin.
Häufigkeit und Bedeutung von KAT bei MS
Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte aller MS-Patienten im Laufe ihrer Erkrankung KAT anwenden. Motive hierfür sind der Wunsch, nichts unversucht zu lassen, Eigeninitiative zu ergreifen und Kontrolle über die Erkrankung zu erlangen.
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Ernährung bei MS
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist für MS-Patienten von großer Bedeutung. Es gibt zwar keine spezielle MS-Diät, aber bestimmte Ernährungsweisen können sich positiv auf die Symptome auswirken. Dazu gehören eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst, eine vegane Ernährung (die Müdigkeit und das seelische Befinden verbessern kann) und eine ketogene Ernährung (die ähnliche positive Effekte zeigen kann). Auch intermittierendes Fasten, entzündungshemmende Ernährung und die Paleo-Diät können das Wohlbefinden steigern. Es ist wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen zu achten und Mangelzustände zu vermeiden.
Naturheilkundliche Therapien bei MS
Die Naturheilkunde bietet eine Vielzahl von Therapieansätzen, die bei MS unterstützend eingesetzt werden können. Dazu gehören:
- Homöopathie: Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und die Symptome zu lindern.
- Phytotherapie: Pflanzliche Arzneimittel können zur Linderung von Symptomen wie Spastik, Schmerzen und Müdigkeit eingesetzt werden.
- Orthomolekulare Medizin: Hierbei werden Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in hoher Dosierung eingesetzt, um Mangelzustände auszugleichen und die Körperfunktionen zu unterstützen.
- Darmsanierung: Da eine gestörte Darmflora das Immunsystem negativ beeinflussen kann, zielt die Darmsanierung darauf ab, das Gleichgewicht der Darmbakterien wiederherzustellen.
Bewegung und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität ist für MS-Patienten von großer Bedeutung. Sie kann die Beweglichkeit erhalten, die Fatigue reduzieren, Fehlbelastungen korrigieren und Gangstörungen verbessern. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Schwimmen, Radfahren, Yoga und Tai-Chi. Auch Physiotherapie und Ergotherapie können helfen, die körperlichen Funktionen zu verbessern und den Alltag besser zu bewältigen.
Entspannungstechniken
Psychologischer Stress kann das Immunsystem negativ beeinflussen und MS-Schübe auslösen. Daher sind Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR), Meditation und Qi Gong für MS-Patienten sehr hilfreich.
Weitere komplementäre Therapien
Neben den genannten Therapien gibt es eine Vielzahl weiterer komplementärer Ansätze, die bei MS eingesetzt werden können, wie z.B.:
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- Akupunktur: Kann zur Schmerzlinderung und Verbesserung des Wohlbefindens beitragen.
- Feldenkrais-Methode: Schulung des Körperbewusstseins und Entwicklung leichterer Bewegungsabläufe.
- Cranio-Sacrale-Therapie: Sanfte Mobilisierung der cranio-sacralen Strukturen zur Lösung von Blockaden.
- Massage: Kann Muskelverspannungen und -schmerzen lindern.
- Cannabis: Kann Spastik und Schmerzen lindern sowie das Gangbild verbessern.
- Hippotherapie: Therapeutisches Reiten zur Verbesserung der Motorik und des Gleichgewichts.
Therapien, von denen abzuraten ist
Einige alternative Behandlungsmethoden sind nicht nur unwirksam, sondern auch gefährlich. Dazu zählen Immunaugmentation, Frischzellentherapie, Behandlung mit Schlangen- oder Bienengift und intrathekale Stammzellentherapie. Auch von einer Amalgamsanierung wird nach heutigem Kenntnisstand abgeraten.
Aktuelle Forschung und Entwicklungen
Die Forschung im Bereich der MS-Therapie entwickelt sich stetig weiter. Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die nicht nur Schübe reduzieren, sondern auch das Fortschreiten der Behinderung verlangsamen, unabhängig von sichtbaren Entzündungen. Ein Beispiel hierfür ist der Wirkstoff Tolebrutinib, der in Studien positive Effekte bei schubförmiger und sekundär progredienter MS gezeigt hat.
Auch im Bereich der Zelltherapie gibt es vielversprechende Ansätze. Eine innovative Zelltherapie, bei der die T-Zellen des Immunsystems dazu gebracht werden, ihre Angriffe auf die Myelinscheide einzustellen, wurde in einer ersten klinischen Studie erfolgreich geprüft.
Ganzheitliches Therapiekonzept
In der Praxis für Ganzheitsmedizin wird bei komplexen Erkrankungen wie MS Schulmedizin und Naturheilkunde ergänzend eingesetzt. Das Ziel ist ein ganzheitliches Therapiekonzept, das den Patienten optimal unterstützt und möglichst wenig belastet. Dabei werden psychosomatische und psychosoziale Aspekte sowie Selbsthilfegruppen als integraler Bestandteil der Therapie berücksichtigt.
Ursachen und Auslöser der Autoaggressionskrankheit
Um einen Überblick über die Ursachen und Auslöser der MS zu bekommen, werden Virusinfektionen, Veränderungen der Nervenoberflächen, Schwermetallbelastungen und die Zusammenhänge der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie berücksichtigt.
Darmflora und Immunabwehr
Die Darmflora spielt eine wichtige Rolle für die Immunabwehr. Bei MS-Patienten finden sich oft Darmdysbiosen, Magensäuremangel und Zinkmangel, was die Entgiftung von Schwermetallen beeinträchtigen kann.
Herde und Störfelder
Herde und Störfelder, insbesondere im Zahn-Kiefer-Bereich, können das Immunsystem belasten und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Eine kompetente ganzheitszahnärztliche Therapie ist daher von Bedeutung.
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