Demografie der Demenz: Fakten, Entwicklungen und Herausforderungen

Die Demografie der Demenz ist ein zunehmend relevantes Thema in unserer alternden Gesellschaft. Die steigende Lebenserwartung führt zu einer Zunahme altersbedingter Krankheiten, wobei die Demenz eine der größten Herausforderungen darstellt. Dieser Artikel beleuchtet die demografischen Aspekte der Demenz, ihre Prävalenz, Inzidenz, Risikofaktoren und die daraus resultierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen.

Einführung

Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einer Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Die bekannteste Form ist die Alzheimer-Krankheit, die etwa zwei Drittel aller Demenzfälle ausmacht. Mit der steigenden Lebenserwartung und der Alterung der Bevölkerung gewinnt die Demenz als Krankheit immer mehr an Bedeutung.

Was ist Demenz?

Demenz ist keine spezifische Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für Symptome, die durch verschiedene Hirnerkrankungen verursacht werden. Zu den möglichen Symptomen gehören Gedächtnis- und Orientierungsprobleme, Sprachstörungen, Einschränkungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Betroffenen auf fremde Hilfe angewiesen und pflegebedürftig.

Es gibt verschiedene Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste ist. Weitere Formen sind die Lewy-Körperchen-Demenz, die vaskuläre Demenz und die frontotemporale Demenz. Auch bei der Parkinson-Krankheit und bei Menschen mit Down-Syndrom können Demenzsymptome auftreten.

Demografische Entwicklung der Demenz

Weltweite Zunahme der Demenzfälle

Die Zahl der Menschen mit Demenz steigt weltweit. Im Jahr 2019 gab es schätzungsweise mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren, davon etwa 48 Millionen in der Altersgruppe ab 65 Jahren. Prognosen zufolge könnte die Zahl der Betroffenen bis 2030 auf rund 78 Millionen und bis 2050 auf etwa 139 Millionen ansteigen.

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Demenz in Deutschland

In Deutschland lebten im Jahr 2023 schätzungsweise rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 40 Jahren), davon etwa 1,7 Millionen in der Altersgruppe ab 65 Jahren. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2030 auf bis zu 1,9 Millionen, bis 2040 auf bis zu 2,3 Millionen und bis 2050 auf bis zu 2,7 Millionen ansteigen wird. Jährlich erkranken in Deutschland schätzungsweise über 300.000 Menschen neu an einer Demenz. Im Jahr 2023 sind in der Altersgruppe ab 65 Jahren schätzungsweise zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt.

Regionale Unterschiede in Deutschland

Die Verteilung von Menschen mit Demenz ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Dies liegt vor allem an der Altersstruktur der lokalen Bevölkerung. Bundesländer mit einem höheren Altersdurchschnitt weisen tendenziell einen höheren Anteil an Menschen mit Demenz auf. So haben beispielsweise Hamburg und Berlin, die bundesweit den niedrigsten Altersdurchschnitt haben, einen geringeren Anteil an Demenzerkrankten als Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Demenz in Europa

In der EU (inklusive UK) lebten im Jahr 2018 schätzungsweise rund 8,9 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 30 Jahren), davon etwa 8,4 Millionen in der Altersgruppe ab 65 Jahren. Prognosen zufolge könnte die Zahl der Betroffenen bis 2025 auf rund 10,3 Millionen und bis 2050 auf etwa 16,3 Millionen ansteigen.

Jüngere Menschen mit Demenz

Obwohl Demenz vorwiegend im höheren Alter auftritt, können auch jüngere Menschen erkranken. Nach Schätzungen der WHO gab es 2019 weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren, davon etwa 6,8 Millionen in der Altersgruppe zwischen 40 und 64 Jahren. In Deutschland gab es Schätzungen zufolge im Jahr 2018 etwa 73.000 Menschen mit Demenz im Alter zwischen 30 und 64 Jahren. Diese Gruppe wird zunehmend wahrgenommen, es fehlt jedoch oft an geeigneten Unterstützungsangeboten.

Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund

In der EU sowie UK, Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz leben schätzungsweise insgesamt etwa neun Millionen Menschen mit Demenz, davon mehr als eine halbe Million mit Migrationshintergrund. In Deutschland waren es im Jahr 2021 schätzungsweise fast 160.000 Menschen mit Demenz im Alter ab 65 Jahren mit Migrationshintergrund. Für diese Personen kann sich der Zugang zu medizinischen Informationen, ärztlicher Betreuung und Versorgungsangeboten aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden als schwierig erweisen.

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Risikofaktoren und Prävention

Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Studien deuten darauf hin, dass ein gesunder Lebensstil, einschließlich regelmäßiger körperlicher und geistiger Aktivität sowie einer ausgewogenen Ernährung, das Risiko einer Demenzerkrankung verringern oder das Auftreten hinauszögern kann.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die Kosten für Demenz sind erheblich und werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. In Deutschland wurden die Kosten für Demenz im Jahr 2020 auf rund 83 Milliarden Euro geschätzt. Prognosen zufolge könnten diese Kosten im Jahr 2040 auf rund 141 Milliarden Euro und im Jahr 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen. Weltweit betrugen die Kosten für Demenz im Jahr 2019 rund 1,3 Billionen US-Dollar.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die steigende Zahl von Menschen mit Demenz stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Dazu gehören die Sicherstellung einer angemessenen medizinischen Versorgung, die Unterstützung von pflegenden Angehörigen und die Entwicklung von Präventionsstrategien. Die Nationale Demenzstrategie der Bundesregierung hat das Ziel, die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern.

Früherkennung und Diagnose

Eine frühzeitige Diagnose von Demenz ist entscheidend, um Betroffenen und ihren Familien eine bestmögliche Versorgung und Unterstützung zu ermöglichen. Es ist wichtig, leichte kognitive Störungen (MCI) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Hausärzte und neuropsychiatrische Fachärzte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Unterstützung für Angehörige

Ein großer Teil der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz wird von Angehörigen übernommen. Diese leisten eine enorme Arbeit und benötigen Unterstützung, um die Herausforderungen der Pflege bewältigen zu können. Es ist wichtig, Angehörigen Zugang zu Informationen, Beratung und Entlastungsangeboten zu ermöglichen.

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Forschung und Innovation

Die Forschung im Bereich Demenz ist von großer Bedeutung, um neue Therapien und Präventionsstrategien zu entwickeln. In den USA wurde jüngst das erste krankheitsmodifizierende Arzneimittel zur Behandlung der Alzheimer-Demenz zugelassen, was Hoffnung auf weitere Fortschritte in der Therapie weckt.

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