Desitin Parkinson Übungen: Ein umfassender Leitfaden für Bewegung und Therapie

In den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit zugenommen. Diese Veränderungen, die sich im Verlauf der Erkrankung einstellen können, äußern sich vielfältig und beeinflussen das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich. Neben den bekannten motorischen Symptomen spielen nicht-motorische Symptome, insbesondere neuropsychiatrische, eine wichtige Rolle und beeinträchtigen die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten teils erheblich.

Frühsymptome und Wesensveränderungen bei Parkinson

Parkinson tritt oft schleichend auf und beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Vergesslichkeit und leisem Sprechen. Betroffene ziehen sich zurück, vernachlässigen Hobbys und bewegen sich wenig. Die Gesichtszüge verlieren an Ausdruck, und die Mimik lässt nach. Motorische Symptome sind in diesem Stadium eher subtil, wie Schwierigkeiten, Arme oder Beine wie gewünscht zu bewegen.

Viele Menschen mit Parkinson erleben Wesensveränderungen, die sich in zunehmender Sturheit, Starrsinnigkeit oder aggressivem Verhalten äußern können. Diese Veränderungen können plötzlich auftreten und sind oft durch eine mangelnde Impulskontrolle gekennzeichnet, die durch den Verlauf der Erkrankung und die langfristige Einnahme von Medikamenten begünstigt wird.

Ursachen für Wesensveränderungen

Die Ursachen für diese Wesensveränderungen sind vielfältig:

  • Ungleichgewicht der Neurotransmitter: Parkinson führt zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn, insbesondere von Dopamin, aber auch von Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin.
  • Medikamente: Die medikamentöse Behandlung mit Levodopa und Dopaminagonisten greift in den Dopaminstoffwechsel ein und kann Nebenwirkungen wie Spielsucht oder exzessives Essen verursachen.
  • Psychische Belastung: Die mentale Belastung durch die unheilbare Erkrankung kann zu Belastungsreaktionen, Depressionen, Angststörungen und weiteren psychischen Beschwerden führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Verhaltensänderungen zu schweren Belastungen innerhalb der Familie, der sozialen und beruflichen Umgebung führen und sich nachteilig für die Betroffenen auswirken können. Angehörige sollten den behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf diese veränderten Verhaltensweisen ansprechen, da diese von den Patientinnen und Patienten selbst oft als nicht störend wahrgenommen werden.

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Beispiele für Verhaltensstörungen

Verschiedene Verhaltensstörungen können im Zusammenhang mit Parkinson auftreten:

  • Krankhaftes Spielen: Umfasst alle Arten von Spielsucht, von Spielbanken bis zu Internet-Spielen.
  • Krankhaftes Kaufen: Ein kaum stillbares Verlangen nach dem Kauf eines bestimmten Gegenstandes, gefolgt von Desinteresse nach dem Erwerb.
  • Esssucht: Ein neu auftretendes, oft impulsives Verlangen nach Essen oder bestimmten Speisen, wie Süßem.
  • Hypersexualität: Ein gesteigertes Verlangen nach sexuellen Kontakten oder abnormen Verhaltensweisen wie Aggressivität oder Exhibitionismus.
  • Punding: Stereotype, sich wiederholende Tätigkeiten wie stundenlanges Sammeln, Sortieren oder Auseinandernehmen technischer Geräte.
  • Dopaminerge Dysregulationssyndrom: Ein Verhaltensmuster, das zu einer stetigen Zunahme der dopaminergen Dosis führt, oft über das zur Kontrolle der motorischen Symptome erforderliche Maß hinaus.

Umgang mit Verhaltensänderungen

Das frühzeitige Erkennen der Verhaltensänderungen ist entscheidend, um nachteilige Auswirkungen zu vermeiden. Angehörige sollten dies direkt mit den Betroffenen besprechen und gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzte nach Lösungen suchen.

Die therapeutischen Maßnahmen bestehen meist in einer Verringerung der Dosis oder dem Absetzen des Dopaminagonisten. Da dies zu einer Verschlechterung der Beweglichkeit führen kann, müssen im Gegenzug oft andere Medikamente in deren Dosierung erhöht werden. In manchen Fällen sind zusätzliche Medikamente erforderlich, um die Symptome zu beeinflussen.

Es ist wichtig, dass Veränderungen der Medikation ausschließlich von den behandelnden Ärztinnen und Ärzte in enger Absprache mit den Patientinnen und Patienten durchgeführt werden. Eine eigenmächtige Verringerung der dopaminergen Dosis kann zu unvorhergesehenen Komplikationen führen.

Schlafstörungen bei Parkinson

Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung auf und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Bis zu 90 % aller Menschen mit Parkinson sind im Verlauf der Erkrankung von Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen betroffen.

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Ursachen und Behandlung von Schlafstörungen

Da es verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich.

  • Medikamente: Abends sollten keine aufmunternden Parkinson-Medikamente eingenommen werden, die die Wirkstoffe Selegilin oder Amantadin enthalten.
  • Restless-Legs-Syndrom: Wenn das Einschlafen durch Missempfindungen in den Beinen gestört wird, kann die abendliche Einnahme zusätzlicher Parkinson-Medikamente helfen.
  • Hausmittel und Entspannungstechniken: Warme Fußbäder vor dem Schlafengehen und Entspannungstechniken wie autogenes Training können einschlaffördernd sein.
  • Schlafmittel: Die vorübergehende Einnahme milder Schlafmittel ist bei der Parkinson-Krankheit möglich.
  • Regelmäßige Schlafzeiten: Regelmäßige Zeiten für das Zubettgehen sollten eingehalten und tagsüber Mittagsschlaf und Nickerchen vermieden werden.
  • Depressionen: Schlafstörungen bei Parkinson können auch im Zusammenhang mit Depressionen stehen.
  • Unbeweglichkeit: In der zweiten Nachthälfte kann es durch das Absinken des Medikamentenspiegels zu starker Unbeweglichkeit kommen. Die Einnahme eines lang wirksamen Parkinson-Medikamentes vor dem Einschlafen kann Linderung verschaffen.
  • Harndrang: Wenn die Blase jede Nacht mehrfach entleert werden muss, sollte die abendliche Trinkmenge reduziert und auf die regelmäßige Blasenentleerung vor dem Zubettgehen geachtet werden. Urologische Probleme können auch durch Morbus Parkinson selbst entstehen.
  • Albträume und Unruhezustände: Eine zu starke Medikamentenwirkung kann die Ursache von lebhaften (Alp-)Träumen und nächtlichen Unruhezuständen sein. Eine Veränderung der Medikamenteneinstellung kann notwendig sein.
  • Tagesmüdigkeit: Vermehrte Müdigkeit, die bei einer Ein- und Umstellung der Parkinson-Medikamente eintritt, kann sich nach einigen Tagen bis zu wenigen Wochen unter regelmäßiger Einnahme bessern.

Es ist wichtig, diese Probleme mit den Ärztinnen und Ärzte zu besprechen, um die richtige Vorgehensweise zu finden.

Depressionen bei Parkinson

Im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit kommt es bei vielen Betroffenen zu trauriger und niedergeschlagener Stimmung. Dieser Zustand kann mit einem Verlust von Interesse an der Umgebung, Antriebsmangel und Freudlosigkeit verbunden sein (sogenannte Apathie). Hält ein Stimmungstief über einen Zeitraum von mehreren Wochen an, spricht man von einer Depression.

Ursachen und Diagnose von Depressionen

Eine Depression kann ein frühes Anzeichen für eine beginnende Parkinson-Erkrankung sein, aber auch erst im späteren Verlauf der Krankheit auftreten. Sie kann als direkte Reaktion auf krankheitsbedingte Veränderungen der Botenstoffe im Gehirn entstehen, also die Neurodegeneration. Diese Degeneration führt nämlich nicht nur zu einem Dopaminmangel, sondern auch zu einem Mangel an Serotonin, dem „Glückshormon“.

Depressive Verstimmungen, Reizbarkeit oder Angststörungen sowie der allgemeine soziale Rückzug gelten als Frühwarnzeichen von neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Depression ein Frühsymptom der Parkinson-Erkrankung ist.

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Als Folge von Begleiterscheinungen der Parkinson-Erkrankung treten Depressionen als Reaktion auf den Bewegungsmangel bzw. den Kontrollverlust der Patientinnen und Patienten über ihre eigene Motorik auf, sowie die damit einhergehenden Einschränkungen in der Lebensqualität und Selbstständigkeit.

Eine Depression im Rahmen von Morbus Parkinson zu erkennen ist nicht einfach, da sich die typischen Symptome einer Depression und die Symptome bei Morbus Parkinson sehr stark ähneln, z. B. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, ausdruckslose Mimik und Appetitlosigkeit. Es ist wichtig, dass die Depression zusammen mit den Ärztinnen und Ärzte als eigenständige Krankheit diagnostiziert und behandelt wird.

Nach der Diagnose kann es zu sogenannten Anpassungsstörungen kommen, die auch als reaktive Depression bezeichnet werden. Sie entstehen als Reaktion auf die Parkinson-Diagnose. Treten sie im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf, können sie auch ein Anzeichen für eine nachlassende Wirksamkeit der bisher eingesetzten Medikamente sein.

Bewegungstraining und Physiotherapie bei Parkinson

Bewegungstraining spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Es hilft, die Beweglichkeit zu verbessern, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten.

Bedeutung von Bewegung

Regelmäßige und ausgiebige Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge, insbesondere für Parkinson-Patientinnen und Patienten mit ihrer Beeinträchtigung der Beweglichkeit. Bewegung trägt dazu bei, die Beweglichkeit zu verbessern, die Belastbarkeit zu stärken, die Eigenwahrnehmung zu verbessern und die psychische Verfassung zu stabilisieren.

Übungsformen und Trainingskonzepte

Es gibt verschiedene Übungsformen und Trainingskonzepte, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind:

  • Bewegungsübungen mit Gabi Fastner: Bieten ein 20-minütiges Senioren Sportprogramm, um jugendlich und aktiv zu bleiben, ohne Geräte, im Stehen.
  • Bewegungstraining für Parkinson-Patienten, Universitätsklinikum Erlangen: Bietet eine Reihe von Videos mit Trainingskonzepten und Anleitungen zu verschiedenen Übungen, darunter Übungen im Freien, im Sitzen, mit Handtuch, für Mimik und Stimme, Dehnübungen, Tai Chi und Takt & Rhythmus.
  • Desitin Parkinson Übungen: Bietet Übungen, die einfach und ohne Hilfsmittel im Stehen oder Sitzen durchgeführt werden können.

Tipps für das Bewegungstraining

  • Regelmäßigkeit: Planen Sie zwei Mal pro Woche ca. 30 bis 60 Minuten für Ihr Sportprogramm ein.
  • Freude an der Bewegung: Wählen Sie Übungen, die Ihnen Spaß machen, um die Motivation aufrechtzuerhalten.
  • Reale Einschätzung der Leistungsfähigkeit: Vermeiden Sie Überforderung und bleiben Sie deutlich unter der maximalen Leistungsgrenze.
  • Bewegungsbad: Trainingseinheiten im Bewegungsbad, also im warmen Wasser, sind besonders sinnvoll, um die Muskulatur zu lockern und den Wasserwiderstand zur Kräftigung der Muskulatur zu nutzen.
  • Turnhalle oder Wohnzimmer: Übungen in der Turnhalle oder dem heimischen Wohnzimmer zielen besonders auf den Bewegungsbeginn ab, das Gehen (große Schritte), Nutzen von Taktgebern beim sogenannten „Freezing“ und dem Dehnen von Muskeln.
  • Verbesserung der Körperhaltung: Streckübungen sind sinnvoll, um die Körperhaltung zu verbessern.

Es ist wichtig, die individuell auf Ihr Leistungsniveau abgestimmten Bewegungsübungen mit Ihren Ärztinnen und Ärzte zu besprechen und gegebenenfalls eine physiotherapeutisch angeleitete Behandlung in Anspruch zu nehmen.

Ergotherapie und physikalische Therapie

Ergotherapie und physikalische Therapie können Störungen behandeln, die nicht oder nur unzureichend durch die medikamentöse Einstellung beeinflusst werden, wie z. B. Störungen des Sprechens, des Gleichgewichtes, des Gehens und der Körperhaltung. Auch Gelenkschmerzen, die durch die Bewegungsstörung begünstigt werden, können sich durch Krankengymnastik und physikalische Therapie bessern.

Medikamentöse Therapie bei Parkinson

Parkinson ist nicht heilbar und erfordert daher eine dauerhafte Therapie, die auf den individuellen Krankheitsverlauf und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten und laufend angepasst wird. Mit den richtigen Therapieansätzen und Medikamenten ist die Krankheit gut behandel- und kontrollierbar, sodass sich die Lebenserwartung nicht verkürzt und die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten oft über Jahre erhalten werden kann.

Ziele der medikamentösen Therapie

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und/oder den Abbau von Dopamin im Gehirn zu verlangsamen. Dies kann durch verschiedene Medikamente und Wirkstoffe erreicht werden:

  • Levodopa: Gleicht den Dopaminmangel aus, birgt jedoch das Risiko von Wirkungsschwankungen und Spätkomplikationen.
  • Dopaminagonisten: Imitieren Dopamin im Körper und ermöglichen so eine niedrigere L-Dopa-Dosis.
  • MAO-B-Hemmer: Verlangsamen den Abbau von Dopamin im Gehirn.
  • COMT-Hemmer: Verlängern die Wirkdauer von L-Dopa.
  • Anticholinergika: Werden nur noch selten eingesetzt, da sie häufig Nebenwirkungen nach sich ziehen.
  • Amantadin: Hat eine eher geringe Wirkung auf die Parkinson-Symptome, kann aber die durch L-Dopa verursachten Überbewegungen verringern.

Individuelle Anpassung der Therapie

Der Beginn der Behandlung erfolgt stets in enger Abstimmung mit den Ärztinnen und Ärzte, denn bei der Auswahl der richtigen Wirkstoffe gibt es einige Dinge zu beachten. Zudem reagiert nicht jeder Mensch auf jedes Medikament gleich, weshalb die Therapie mehrheitlich mit sehr geringer Dosierung gestartet und dann langsam erhöht wird. Eine laufende Anpassung und Erweiterung der Therapie bis ins hohe Lebensalter ist üblich.

Besonders in der Frühphase der Erkrankung können die zur Verfügung stehenden Medikamente die Symptome meist sehr positiv beeinflussen (sog. Honeymoon-Phase). Mit der Zeit lässt die Wirkung jedoch nach und die Belastung durch die Nebenwirkungen nimmt zu.

Es gibt verschiedene Medikamente und Wirkstoffe, um den Einsatz von Levodopa, welches mit einem besonders hohen Risiko für spätere Wirkungsschwankungen einhergeht, gerade bei jüngeren Patientinnen und Patienten hinauszuzögern. Häufig werden zunächst auch Dopaminagonisten statt L-Dopa Präparate eingesetzt, oder beide Wirkstoffe werden kombiniert.

Einnahmehinweise und Wechselwirkungen

Es ist entscheidend, dass die Medikamente immer zu einem festen Zeitpunkt eingenommen werden, um einen besseren Überblick über die Wirkdauer zu bekommen und die Einnahme als Routine in den Alltag zu integrieren.

Bei der Einnahme von L-Dopa Präparaten ist jedoch unbedingt zu berücksichtigen, dass besonders eiweißreiche Nahrung die Aufnahme von Levodopa stören und die Wirkung der entsprechenden Medikamente reduzieren kann. L-Dopa Präparate sollten deshalb nicht mit besonders eiweißreichen Mahlzeiten wie Fisch oder Fleisch eingenommen werden, sondern nur mindestens eine Stunde davor oder danach.

Zudem erleichtert eine Einnahme der Medikamente mit Flüssigkeit den Schluckvorgang (Parkinson-Patientinnen und Patienten leiden oft an Schluckbeschwerden) und die Wirkstoffe werden im Magen schneller freigesetzt. Verwenden Sie hierfür aber unbedingt Wasser mit wenig Kohlensäure, um das Aufstoßen zu verhindern und nehmen oder verabreichen Sie die Medikamente nicht mit Fruchtsäften, da diese zu Wechselwirkungen führen können.

Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie

Die medikamentöse Therapie kann verschiedene Nebenwirkungen verursachen, darunter:

  • Wirkungsschwankungen: On-Off-Fluktuationen, Freezing
  • Überbewegungen: Hyperkinesen, Dyskinesien
  • Psychische Veränderungen: Verwirrtheit, Psychosen, Wesensveränderungen wie Punding, Sturheit, depressive Verstimmungen und exzessives Essen
  • Orthostatische Hypotonie: Abfallen des Blutdrucks beim Aufstehen

Es ist wichtig, diese Nebenwirkungen mit den Ärztinnen und Ärzte zu besprechen, um die Therapie entsprechend anzupassen.

Tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation spielt in späteren Stadien der Erkrankung eine zunehmende Rolle.

Rigor bei Parkinson

Der Rigor zählt, neben der Akinese und dem Tremor, zu den häufigsten motorischen Symptomen bei Morbus Parkinson und somit zu den sogenannten Parkinson-Trias. Ähnlich wie auch die Spastik beschreibt der Begriff den Kontrollverlust über ganze Muskelgruppen. Insbesondere im Anfangsstadium sind sie oft schwer voneinander abzugrenzen.

Symptome und Ursachen von Rigor

Die Symptome des Rigors können auch als „Muskelsteifheit“ zusammengefasst werden. Die Anspannung von Streck- und Beugemuskeln der Gliedmaßen ist dauerhaft erhöht. Dadurch, dass diese beiden Gegenspieler gleichzeitig angespannt sind, wird die Ausführung von Bewegungen deutlich erschwert, was die Lebensqualität und Bewegungsfreiheit von Betroffenen stark einschränken kann.

Typischerweise äußert sich der Rigor durch Missempfindungen und Schmerzen infolge von - durch die dauerhaft angespannten Muskeln - eingeklemmten Nerven. Charakteristisch ist, dass die Symptome bei passiven Bewegungen zunehmen, also dann, wenn zum Beispiel ein Arm oder Bein des Betroffenen durch den Arzt oder die Ärztin ohne eigenes Zutun der Patientinnen und Patienten bewegt wird.

Die genaue Ursache des Rigors ist noch nicht vollständig verstanden. Möglicherweise liegt es daran, dass bestimmte Reflexe im Körper überaktiv sind, wenn sich ein Muskel schnell dehnt.

Diagnose von Rigor

Ein wesentlicher Unterschied zur Spastik ist, dass beim Rigor der spürbare Widerstand durch die erhöhte Muskelanspannung unabhängig von der Geschwindigkeit der Bewegungsausführung besteht. Bei der Spastik nimmt die Muskelsteifheit erst mit der Geschwindigkeit einer Bewegung zu, wodurch sich die betroffenen Gliedmaßen immer schwerer bewegen lassen.

Das Zahnradphänomen ermöglicht als typisches Parkinson-Anzeichen eine Methode, um einen Rigor im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Hierbei versuchen die Ärztinnen und Ärzte, den Arm der Patientinnen und Patienten zu bewegen, zum Beispiel an Ellenbogen oder Handgelenk. Durch den Rigor ist dies nur ruckartig und in kleinen Abständen möglich, als könnte die Bewegung jeweils nur bis zum Einrasten des Gelenks in der nächsten Kerbe eines imaginären Zahnrads ausgeführt werden.

Behandlung von Rigor

Entscheidend für die Behandlung ist, dass die eigentliche Ursache identifiziert wird. Denn der Rigor kann auch bei anderen Erkrankungen als Morbus Parkinson auftreten. Zwar ist er nicht heilbar, jedoch kann eine zielgerichtete Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung die Symptome lindern.

Neben Physio- und Ergotherapie können auch Medikamente zur Behandlung von Rigor und Spastik beitragen. Eine mögliche Behandlungsmethode ist das Injizieren von Botulinumtoxin, da es bei beiden Erkrankungen eine schnelle Wirkung zeigt und die Muskelanspannung reduziert.

Tipps für den Alltag

  • Lockerungsprogramm am Morgen: Führen Sie ein Lockerungsprogramm am Morgen durch, das große Bewegungen und häufige Wiederholungen beinhaltet.
  • Gezielte Befehle: Geben Sie dem Körper gezielte Befehle, die große Bewegungen fördern.
  • Reminder: Verwenden Sie Reminder, um sich daran zu erinnern, die Muskeln zu lockern und große Bewegungen zu machen.
  • Mikrobewegungen: Fördern Sie die Durchblutung und Reduzierung der Grundanspannung durch kleine Mikrobewegungen.
  • Regelmäßiges Training: Durch regelmäßiges Training und gezielte Übungen können die Missempfindungen und Verkrampfungen reduziert werden.
  • Aktiver Lebensstil: Ein aktiver Lebensstil und Sport haben ebenfalls positive Auswirkungen.

Tremor bei Parkinson

Der Tremor ist wohl das bekannteste Parkinson-Symptom und deshalb auch Teil der Parkinson-Trias, namentlich Rigor, Akinese und Tremor (neuerdings auch Haltungsinstabilität). Fast jeder verbindet mit der Erkrankung das Zittern von Muskeln im Ruhezustand, zum Beispiel zitternde Hände oder Beine.

Was ist ein Tremor?

„Tremor“ ist zunächst einmal der allgemeine Fachbegriff für Muskelzittern. Eigentlich ist der Tremor in geringfügiger Ausprägung eine ganz normale Reaktion des Körpers, zum Beispiel auf Kälte. Durch die Muskelkontraktion wird nämlich Wärme erzeugt. Zusätzlich kann übrigens jeder Mensch bei sich einen Tremor beobachten. Wenn Sie Ihre Hand ausstrecken, stellen Sie schnell fest, dass die Finger eigentlich nie vollkommen ruhig sind. Dieses leichte Muskelzittern wird auch als physiologischer Tremor bezeichnet und ist vollkommen normal.

Wird das Zittern jedoch stärker, dann beeinträchtigt es mitunter Bewegungsabläufe. Jedoch können auch verschiedenste Erkrankungen ursächlich für zunehmendes Muskelzittern sein.

Verschiedene Formen von Tremor

Je nach Ursache, betroffenen Muskeln und Ausprägung unterscheidet man verschiedenste Formen des Muskelzitterns:

  • Essentieller Tremor: Ein unwillkürliches Zittern, das meist die Hände betrifft und feinmotorische Aufgaben wie das Schreiben erschwert.
  • Ruhe-Tremor: Das Muskelzittern tritt im Ruhezustand auf und lässt bei Bewegung nach.
  • Aktionstremor: Das Muskelzittern tritt bei willkürlich ausgeführten Bewegungen auf.
  • Haltetremor: Der Tremor tritt auf, wenn die betroffene Muskelgruppe aktiviert wird, um zum Beispiel den Arm gegen die Schwerkraft in einer bestimmten Position zu halten.
  • Intentionstremor: Das Zittern beginnt, wenn eine Bewegung eines ganz bestimmten Ziels ausgeführt wird.
  • Orthostatischer Tremor: Dies bezieht sich auf einen Typ von Tremor, der auftritt, wenn eine Person aufsteht.
  • Zerebellärer Tremor: Dies ist ein Typ von Tremor, der durch Schäden oder Probleme im Kleinhirn verursacht wird, einem Teil des Gehirns, der die Bewegungskoordination steuert.
  • Dystoner Tremor: Dieser Tremor tritt bei Personen mit Dystonie auf, einer Bewegungsstörung, die dazu führt, dass die Muskeln sich unwillkürlich zusammenziehen und dies so zu wiederholten oder drehenden Bewegungen führt.
  • Psychogener Tremor: Etwa 2-3 % der Menschen mit neurologischen Störungen leiden an Symptomen mit psychogener Ursache.

Diagnose von Tremor

Da hinter einem Tremor verschiedenste Ursachen stecken können, sollte man generell immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn die Tremor-Analyse und die Diagnose der Ursache sind entscheidend für die richtige Behandlung und Prognose.

Ärztinnen und Ärzte stellen zunächst Fragen zu den Symptomen und der Krankengeschichte der Patientinnen und Patienten. Danach wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, die auf eine mögliche Ursache des Tremors hinweisen kann. Zusätzlich wird die Krankengeschichte der Betroffenen analysiert.

Anschließend erfolgt die Analyse des Tremors selbst. Dabei achten die Ärztinnen und Ärzte darauf, welche Körperteile vom Tremor betroffen sind und wie schnell die Bewegungen in verschiedenen Situationen sind. Zudem können Tests wie der Finger-Nase-Test und die Armvorhalteuntersuchung durchgeführt werden, um zwischen Aktionstremor, Intentionstremor und Haltetremor zu unterscheiden.

Behandlung von Tremor

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Therapie eines Tremors. Diese richten sich in erster Linie natürlich nach der eigentlichen Ursache. Vor allem, wenn der Tremor die Folge einer anderen Erkrankung ist, hängt die Verbesserung der Symptome oft mit der Behandlung der primären Erkrankung zusammen.

Eine wichtige Säule der Therapie ist natürlich die medikamentöse Behandlung, welche vor allem darauf abzielt, das Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn auszugleichen, welches häufig zum Muskelzittern führt. Hier kommen verschiedenste Medikamente zum Einsatz. Da diese aber teils mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen können, werden sie meist nur in besonders schweren Fällen eingesetzt, wenn der Tremor die Motorik massiv beeinträchtigt.

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