Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem allmählichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Sie betrifft Millionen Menschen weltweit und stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen, ihre Angehörigen, die Medizin und die Gesellschaft dar. Müdigkeit, insbesondere extreme Tagesschläfrigkeit, kann sowohl eine Ursache als auch ein Symptom von Demenz sein.
Ursachen von Vergesslichkeit und Demenz
Vergesslichkeit muss im Alter nicht zwangsläufig auf Demenz hindeuten. Es gibt verschiedene Ursachen für Vergesslichkeit, darunter:
- Demenz: Ein Überbegriff für Erkrankungen, die die geistige Leistungsfähigkeit und das Denkvermögen beeinträchtigen.
- Andere Erkrankungen: Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung, Schlafapnoe, Chronic Fatigue Syndrome, Schilddrüsenerkrankungen, akutes Nierenversagen, Leberversagen, schwere Herzschwäche, ausgeprägte Blutarmut, Epilepsie und Hirntraumata.
- Psychische Störungen: Depressionen und Angststörungen.
- Andere Ursachen: Alkoholmissbrauch, Krebstherapien, verschiedene Medikamente, Stress, Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung, Flüssigkeits- und Nahrungsmangel.
Formen von Demenz
Es gibt über 50 verschiedene Demenzerkrankungen, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Weitere wichtige Formen sind:
- Alzheimer: Fortschreitender Verlust von Gehirnzellen, möglicherweise aufgrund von Acetylcholinmangel und Eiweißablagerungen im Gehirn.
- Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn, oft durch kleine Schlaganfälle verursacht.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Eiweißablagerungen im Gehirn, die zu optischen Halluzinationen und Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit führen können.
- Frontotemporale Demenz (FTD): Veränderungen in Persönlichkeit und Verhalten, während das Gedächtnis länger erhalten bleibt.
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Rasch fortschreitende Demenz mit motorischen Störungen, verursacht durch atypische Eiweißbruchstücke (Prionen) im Gehirn.
- Veitstanz (Chorea Huntington): Erbliche Nervenerkrankung, die neben anderen Symptomen auch zu Demenz führt.
- Parkinson-Demenz: Demenz, die im späteren Verlauf der Parkinson-Krankheit auftreten kann.
- HIV/AIDS-Demenz: Demenzsymptome aufgrund einer fortgeschrittenen HIV-Erkrankung, die das Gehirn befällt.
Müdigkeit als Symptom und Ursache von Demenz
Extreme Tagesschläfrigkeit und Demenz-Vorstufen
Eine Studie hat gezeigt, dass ältere Erwachsene mit extremer Tagesschläfrigkeit oder signifikanten Schlafproblemen ein höheres Risiko für eine Demenz-Vorstufe, das motor-kognitive Risikosyndrom (MCR), haben. Die Studienteilnehmer, die eine exzessive Tagesschläfrigkeit und einen Mangel an Begeisterung für Aktivitäten zur Tageszeit aufwiesen, hatten ein dreimal höheres Risiko für MCR als Studienteilnehmer ohne diese Probleme.
Veränderte Schlafgewohnheiten und Demenzrisiko
Eine Änderung der Schlafgewohnheiten im Alter, insbesondere eine Verlängerung der Schlafdauer auf über neun Stunden am Tag, kann ein Anzeichen für ein erhöhtes Demenzrisiko sein. Eine Studie hat gezeigt, dass Teilnehmer, die entgegen ihrer früheren Gewohnheiten länger schliefen, in den folgenden zehn Jahren doppelt so häufig an Demenz erkrankten. Es wird vermutet, dass der längere Schlaf eine Art Selbstheilungsversuch des Körpers sein könnte, um das Gehirn von Abfallstoffen zu entschlacken.
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Schlafstörungen und Alzheimer
Schlafstörungen können ein Vorbote für Alzheimer und Demenz sein. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der beginnende Alzheimer müde machen kann, da wach machende Regionen im Gehirn unter Alzheimer und Demenz leiden.
Schlafapnoe und Demenz
Obstruktive Schlafapnoe, die durch nächtliche Atmungsstörungen, Schnarchen und Atemaussetzer gekennzeichnet ist, kann ebenfalls das Risiko für Demenz erhöhen. Patienten mit Schlafapnoe haben zusätzlich einen niedrigen Sauerstoffgehalt, was sich negativ auf das Gehirn auswirken kann.
Die Rolle von Tau-Proteinen
Wissenschaftler haben Hirngewebe von verstorbenen Demenzpatienten untersucht und festgestellt, dass sich im Denkorgan der Alzheimer-Patienten große Mengen fehlgefalteter Tau-Proteine in den Wachzentren angesammelt hatten. Dies ging mit einem drastischen Zellverlust einher. Interessanterweise blieben die für Wachheit wichtigen Neuronen bei Personen mit vergleichbar viel fehlgebildetem Tau-Protein im Gehirn, aber ohne Alzheimer, weitestgehend verschont. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die frühe Stadien der Tau-Akkumulation ein wichtiger Angriffspunkt für Therapien sein könnten.
Was tun bei Müdigkeit und Schlafstörungen?
Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafs
- Regelmäßig Sport treiben: Moderate Intensität von 150 Minuten pro Woche.
- Schlafqualität verbessern: Schlafstörungen abklären und eine gesunde Lebensweise pflegen.
- Feste Zeiten für Mahlzeiten und Aktivitäten: Hilft dem Gehirn, sich zeitlich zu orientieren.
- Tageslichtexposition: Morgens am Fenster frühstücken oder an die frische Luft gehen. Im Winter kann eine Tageslichtlampe helfen.
- Bewegung im Freien: Baut Spannungen ab und macht abends müde.
- Schlafen am Tag vermeiden: Ein Mittagsschlaf sollte 30 Minuten nicht überschreiten.
- Angenehme Schlafumgebung schaffen: Dunkles Schlafzimmer, kühle Temperatur (16 bis 20 Grad).
- Ruhiger Ausklang des Tages: Keine Reizüberflutung am Abend, feste Routinen.
Maßnahmen zur Senkung des Demenzrisikos
- Gesunde Ernährung:
- Regelmäßige Bewegung:
- Geistige Aktivität:
- Soziale Kontakte pflegen:
- Stress reduzieren:
- Ausreichend Schlaf:
- Nicht rauchen:
- Blutdruck und Cholesterinspiegel kontrollieren:
- Diabetes vermeiden:
- Übergewicht reduzieren:
- Hörverlust behandeln:
- Kopfverletzungen vermeiden:
- Alkohol nur in Maßen konsumieren:
- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen:
Umgang mit Demenz im Alltag
Alltag von pflegenden Angehörigen
Kirstin Puchner, eine erfahrene pflegende Angehörige, teilt Einblicke in ihren Alltag mit ihrem an vaskulärer Demenz erkrankten Ehemann. Sie betont die Bedeutung einer festen Tagesstruktur, viel Bewegung, einer Ernährungsumstellung und der Einbeziehung des Partners in alltägliche Aufgaben. Wichtige Vorkehrungen sind ein Handy für Notfälle, eine Karte mit Informationen zur Erkrankung und Medikamenten im Portemonnaie sowie ein Kalender mit Tagesmarkierung.
Schlafstörungen bei Demenz
Schlafstörungen gehören zu den größten Herausforderungen in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Sie werden oft durch eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus im Gehirn verursacht. Maßnahmen zur Unterstützung des Schlafs umfassen Tageslichtexposition, Bewegung, Vermeidung von Tagesschlaf, eine angenehme Schlafumgebung und einen ruhigen Ausklang des Tages.
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Unterstützung für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige sollten frühzeitig Hilfe annehmen, um Überlastung zu vermeiden. Ärztliche Abklärung, Nachtpflege, Tagesbetreuung oder stundenweise Hilfe können entlasten. Medikamente zur Beruhigung sollten nur gezielt und nach Rücksprache mit einem Arzt eingesetzt werden.
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