Demenz und Müdigkeit: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Demenz ist ein fortschreitender Verlust kognitiver Fähigkeiten, der Millionen Menschen weltweit betrifft. Neben den bekannten Symptomen wie Gedächtnisverlust, Sprachstörungen und Orientierungsproblemen leiden viele Demenzkranke auch unter Müdigkeit. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen von Müdigkeit bei Demenz, ihre Auswirkungen auf Betroffene und Angehörige sowie mögliche Behandlungs- und Unterstützungsansätze.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein Überbegriff für über 50 hirnorganische Erkrankungen, die mit einem allmählichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Die Alzheimer-Demenz (Morbus Alzheimer) ist die häufigste Form und eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die mit dem Abbau von Nervenzellen im Gehirn einhergeht. Weitere Formen sind die vaskuläre Demenz, die frontotemporale Demenz (FTD) und Mischformen.

Symptome der Demenz

Der Verlauf einer Demenz erfolgt meist in mehreren Stadien, die die zunehmende Verschlechterung der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten beschreiben. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Gedächtnislücken
  • Wortfindungsstörungen
  • Orientierungsprobleme
  • Veränderung des Erlebens und Verhaltens
  • Körperliche Symptome wie Schwierigkeiten beim Gehen, unsicherer Gang und Koordinationsprobleme
  • Schluckstörungen (Dysphagien)
  • Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
  • Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus

Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen.

Müdigkeit bei Demenz: Ein häufiges, aber oft unterschätztes Symptom

Viele pflegende Angehörige beobachten bei ihren Angehörigen eine zunehmende Schlappheit, Antriebslosigkeit oder das Bedürfnis, tagsüber zu schlafen. Diese Müdigkeit wird oft unterschätzt oder als normale Alterserscheinung abgetan, kann aber viele Ursachen haben und den Alltag der Betroffenen stark belasten.

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Mögliche Ursachen für Müdigkeit bei Demenz

Die Ursachen für Müdigkeit bei Demenz sind vielfältig und können sowohl körperliche als auch psychische Faktoren umfassen:

  • Veränderungen im Gehirn: Demenzbedingte Veränderungen im Gehirn, insbesondere in den Bereichen, die den Tag-Nacht-Rhythmus regulieren, können zu Schlafstörungen und Müdigkeit führen. Studien haben gezeigt, dass sich bei Alzheimer-Patienten große Mengen fehlgefalteter Tau-Proteine in den Wachzentren des Gehirns ansammeln, was zu einem drastischen Zellverlust führt.
  • Schlafstörungen: Demenzkranke leiden häufig unter Schlafstörungen wie Insomnie (nicht einschlafen oder durchschlafen können) oder obstruktiver Schlafapnoe (nächtliche Atmungsstörungen). Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann zu Tagesmüdigkeit führen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, die zur Behandlung von Demenz oder Begleiterkrankungen eingesetzt werden, können Müdigkeit als Nebenwirkung haben. Dazu gehören beispielsweise Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Blutdrucksenker.
  • Mangelernährung: Ein zu niedriger Eiweiß-, Eisen- oder Vitamin-D-Spiegel kann zu Energieverlust und Müdigkeit führen. Viele ältere Menschen essen zu wenig oder unausgewogen.
  • Depressionen und Einsamkeit: Psychische Belastungen wie Depressionen oder Einsamkeit können sich im Alter oft körperlich äußern, zum Beispiel durch ständige Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Rückzug. So gehen vaskuläre Demenz und Depression häufig Hand in Hand.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Eine Herzschwäche kann zu anhaltender Müdigkeit führen, weil der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
  • Diabetes und Schilddrüse: Schwankende Blutzuckerwerte oder hormonelle Ungleichgewichte, etwa durch eine Schilddrüsenerkrankung, können Müdigkeit und Antriebslosigkeit auslösen.
  • Weitere körperliche Erkrankungen: Auch andere körperliche Erkrankungen wie Infektionen, Schmerzen oder Stoffwechselstörungen können Müdigkeit verursachen.

Symptome von Müdigkeit bei Demenz

Müdigkeit bei Demenz kann sich auf unterschiedliche Weise äußern. Typische Anzeichen sind:

  • Längere Ruhephasen am Tag
  • Desinteresse an gewohnten Aktivitäten
  • Geistige Trägheit
  • Eingeschränkte Reaktionsfähigkeit
  • Plötzlicher Rückzug oder erhöhte Reizbarkeit

Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Demenz

Schlafstörungen können sowohl eine Ursache als auch eine Folge von Demenz sein. Einerseits können Schlafstörungen wie Insomnie oder Schlafapnoe das Risiko für die Entwicklung einer Demenz erhöhen. Andererseits können demenzbedingte Veränderungen im Gehirn zu Schlafstörungen führen, die wiederum die Müdigkeit verstärken.

Es gibt Hinweise darauf, dass schlechter Schlaf die Konzentration von Tau-Proteinen und Beta-Amyloid im Gehirn erhöht, was die Entstehung von Alzheimer begünstigen kann. Studien haben auch gezeigt, dass Menschen, die im Alter länger schlafen als früher, ein erhöhtes Risiko haben, an Demenz zu erkranken.

Diagnostik von Müdigkeit bei Demenz

Um die Ursachen für Müdigkeit bei Demenz zu finden, ist eine umfassende Diagnostik erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

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  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands
  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten und der neurologischen Funktionen
  • Psychiatrische Untersuchung: Abklärung von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen
  • Blutuntersuchungen: Überprüfung von Blutwerten, die auf Mangelzustände, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen hinweisen können
  • Schlafdiagnostik: Untersuchung des Schlafs im Schlaflabor, um Schlafstörungen wie Schlafapnoe oder Insomnie zu erkennen
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns, um strukturelle Veränderungen oder Durchblutungsstörungen festzustellen

Behandlung von Müdigkeit bei Demenz

Die Behandlung von Müdigkeit bei Demenz richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Mögliche Behandlungsansätze sind:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Müdigkeit durch eine körperliche Erkrankung wie eine Herzschwäche, eine Schilddrüsenerkrankung oder Diabetes verursacht wird, sollte diese Erkrankung behandelt werden.
  • Anpassung der Medikation: Wenn Medikamente für die Müdigkeit verantwortlich sind, sollte die Medikation in Absprache mit dem Arzt angepasst oder umgestellt werden.
  • Behandlung von Schlafstörungen: Schlafstörungen können mit verschiedenen Methoden behandelt werden, z. B. mit Schlafhygiene, Verhaltenstherapie oder Medikamenten.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiß, Eisen und Vitaminen kann helfen, Müdigkeit zu reduzieren.
  • Bewegungstherapie: Regelmäßige Bewegung kann die körperliche und geistige Fitness verbessern und Müdigkeit reduzieren.
  • Psychotherapie: Bei Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen kann eine Psychotherapie helfen, die Beschwerden zu lindern.
  • Lichttherapie: Bei einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus kann eine Lichttherapie mit einer Tageslichtlampe helfen, den Rhythmus wieder zu stabilisieren.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu strukturieren und Aktivitäten zu finden, die Freude bereiten und Energie geben.

Tipps für den Alltag mit Müdigkeit bei Demenz

Neben den genannten Behandlungsansätzen gibt es auch einige Tipps, die den Alltag mit Müdigkeit bei Demenz erleichtern können:

  • Tagesstruktur: Eine feste Tagesstruktur mit regelmäßigen Mahlzeiten, Aktivitäten und Ruhezeiten kann helfen, den Tag-Nacht-Rhythmus zu stabilisieren und Müdigkeit zu reduzieren.
  • Bewegung: Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft oder andere körperliche Aktivitäten können die Energie steigern und den Schlaf verbessern.
  • Soziale Kontakte: Soziale Kontakte und Aktivitäten mit anderen Menschen können die Stimmung aufhellen und Müdigkeit reduzieren.
  • Entspannung: Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern.
  • Unterstützung: Nehmen Sie Hilfe von Angehörigen, Freunden oder professionellen Pflegekräften in Anspruch, um sich zu entlasten und Zeit für sich selbst zu haben.
  • Routinen: Frühzeitig demenzgerechte Routinen im Alltag schaffen, die zu Automatismen werden.
  • Umgang mit der Diagnose: Die Erkrankung akzeptieren und sich im neuen Alltag einspielen.
  • Information: Sich gut über die Erkrankung informieren und handeln.

Die Rolle der Angehörigen

Pflegende Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Demenzkranken mit Müdigkeit. Sie können helfen, die Ursachen für die Müdigkeit zu erkennen, die Behandlung zu unterstützen und den Alltag so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen des Betroffenen entspricht.

Es ist wichtig, dass Angehörige auch auf ihre eigene Gesundheit achten und sich nicht überlasten. Nehmen Sie sich Auszeiten, suchen Sie Unterstützung und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus.

Neue Entwicklungen in der Demenzforschung

In den letzten Jahren hat es große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie der Alzheimer-Demenz gegeben. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen. Diese Therapien können jedoch nur wirken, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden. Daher ist eine frühe Diagnose entscheidend.

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Es gibt auch vielversprechende Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Demenz. Studien haben gezeigt, dass die Behandlung von Schlafstörungen das Risiko für die Entwicklung einer Demenz verringern kann.

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