Deutsche Schlaganfall-Hilfe Kampagnen: 30 Jahre Einsatz für Betroffene

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe feierte kürzlich ihren 30. Geburtstag in Berlin, ein Anlass, um auf die Erfolge der Vergangenheit zurückzublicken und gleichzeitig den Blick auf zukünftige Herausforderungen zu richten. Liz Mohn, die Gründerin der Stiftung, bezeichnete die Gründung als "eine der besten Entscheidungen meines Lebens". Die Veranstaltung bot ein abwechslungsreiches Programm mit prominenten Gästen, Medizinern und Betroffenen, die ihre persönlichen Erfahrungen teilten.

Ein bedeutender Beitrag zur Gesellschaft

Vor 30 Jahren, als Liz Mohn die Stiftung ins Leben rief, wurde der Schlaganfall in der Medizin noch vernachlässigt. Es gab kaum wirksame Behandlungsmethoden, und viele Betroffene zogen sich aus Scham zurück. Heute überleben fast doppelt so viele Menschen einen Schlaganfall. Elke Büdenbender, die Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, würdigte in ihrer Laudatio den großen Beitrag der Stiftung zur Gesellschaft, insbesondere das Engagement in der Schlaganfall-Nachsorge. Sie betonte, dass die Stiftung Menschen in einer Situation der Ohnmacht und Erschütterung unterstützt.

Die Kampagne "#gemeinsamstark"

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde der neue TV-Spot der Stiftung zur Kampagne "#gemeinsamstark" vorgestellt, der von der Kommunikationsagentur Territory pro bono entwickelt wurde. Protagonisten wie Bernd, Mirjam und Nela berichteten auf der Bühne, wie sie sich nach ihrem Schlaganfall zurück ins Leben gekämpft haben. Mirjams Geschichte ist besonders berührend: Durch die Vermittlung der Pressestelle der Schlaganfall-Hilfe lernte sie ihren späteren Ehemann kennen.

Fortschritte in der Schlaganfall-Versorgung

Die Neurologen Prof. Mario Siebler und Prof. Darius Nabavi betonten die enormen Fortschritte in der Schlaganfall-Versorgung der letzten 30 Jahre, insbesondere die Etablierung von "Stroke Units", spezialisierten Schlaganfallstationen. Brigitte Mohn, Kuratoriumsvorsitzende, kündigte an, dass die Stiftung nun die Einführung von Patientenlotsen vorantreiben werde, um Betroffene und ihre Familien bestmöglich zu unterstützen. Ein emotionaler Höhepunkt war die Vorführung einer elektronischen Armorthese, die es einem halbseitig gelähmten Patienten ermöglicht, seine Hand wieder zu bewegen. Diese Technik wurde von Surjo Soekadar von der Charité Berlin entwickelt, der Hirnströme misst und in Befehle für die Orthese umsetzt.

Engagement von Prominenten

Auch Schauspieler engagieren sich für die Schlaganfall-Hilfe. Igor Dolgatschew berichtete, wie ihn die Rolle eines Schlaganfall-Patienten in der RTL-Daily-Soap "Alles was zählt" berührt hat. Friederike Linke bereitete sich auf ihre Rolle als Schlaganfall-Patientin in der ZDF-Produktion "Tonio und Julia" vor, indem sie eine Selbsthilfegruppe besuchte und sich zur ehrenamtlichen Schlaganfall-Helferin ausbilden ließ.

Lesen Sie auch: Alles über Schlaganfallhilfe in Deutschland

Mut machende Geschichten

Jule Köhler erlitt mit sechs Jahren einen schweren Schlaganfall. Liz Mohn unterstützte sie auf ihrem Weg und ermutigte sie, trotz ihrer Behinderung das Abitur zu machen. Heute studiert Jule Kunstgeschichte. Ihre Geschichte macht vor allem Eltern mit schlaganfallbetroffenen Kindern Mut. Die "Stiftung RTL - Wir helfen Kindern" wird das neue Kinderprojekt der Schlaganfall-Hilfe mit 818.000 Euro fördern.

Unterstützung durch Familie und Freunde

Mareile Höppner und Angela van Moll betonten, wie wichtig die Unterstützung durch Familie und Freunde für Schlaganfall-Betroffene ist. Auch Alex Leipold, Alexander Baumgarte und Birgit von Bentzel engagieren sich seit Jahren für die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Ein besonderes Finale der Jubiläumsfeier war der Auftritt von Sängerin Patricia Kelly gemeinsam mit dem Aphasie-Chor Berlin.

Ziele der Stiftung

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wurde 1993 von Liz Mohn gegründet. Ihr Ziel ist es, die Erkrankung sichtbarer zu machen und so Aufmerksamkeit für Prävention, Versorgung von Betroffenen und Forschung zu gewinnen. Anlässlich des Jubiläums startete die Schlaganfall-Hilfe in Zusammenarbeit mit Territory Agency die Kampagne "Gemeinsam stark gegen den Schlaganfall", die Betroffene porträtiert. Ziel der Stiftung ist es, dass jeder Betroffene nach dem Schlaganfall ein Jahr lang durch Lotsen begleitet werden kann, um eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten.

Kampagnen zum Tag gegen den Schlaganfall

Zum bundesweiten "Tag gegen den Schlaganfall" am 10. Mai startet die Stiftung regelmäßig neue Kampagnen. Prominente Gesichter wie Frauke Ludowig, Guido Maria Kretschmer und Verona Pooth unterstützen die Stiftung dabei. Unter dem Motto "Ich setze ein Zeichen." werden Menschen gezeigt, die sich mit Schlaganfall-Betroffenen solidarisieren. Sie tragen einen roten Farbbalken auf der Stirn, der sich aus dem Logo der Schlaganfall-Hilfe ableitet. Damit tragen sie eine zentrale Botschaft der Stiftung weiter: "Schlaganfall kann jeden treffen!"

Die Kampagnen dienen nicht nur der Solidarität, sondern auch der Aufklärung und Spendenwerbung, um Schlaganfall-Patienten in Deutschland zukünftig noch besser versorgen zu können. Die kreativen Köpfe hinter den Kampagnen sind Karin Albers und Jens Sommerfeld von der Agentur TERRITORY. Die Kampagnen setzen auch auf einen viralen Effekt, indem sie Menschen dazu auffordern, ihr eigenes Bild mit dem roten Strich auf der Stirn im Internet hochzuladen.

Lesen Sie auch: Unterstützen Sie die Parkinson Vereinigung

Studenten entwickeln Kampagnen-Ideen

Studierende des Studiengangs "Gesundheitskommunikation" der Universität Bielefeld haben ebenfalls Kampagnen-Ideen für die Stiftung entwickelt. Dabei geht es darum, den FAST-Test näherzubringen, damit jeder einen Schlaganfall schnell erkennt, und junge Leute darauf aufmerksam zu machen, dass eine gesunde Lebensweise das Risiko für Schlaganfälle im Alter deutlich senkt. Die Studierenden haben innovative Ideen entwickelt, wie z.B. die fiktive Figur Thomas, der seine Geschichte erzählt und über Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen aufklärt. Andere Gruppen haben sich auf Keyword- und Zielgruppenanalysen sowie Performance-Marketing konzentriert oder eine 7-Tage-Challenge zur Schlaganfall-Prävention entworfen.

Fakten und Zahlen zum Schlaganfall

Jährlich erleiden fast 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verfolgt das Ziel, Schlaganfälle zu verhindern und den Folgen dieser Erkrankung entgegenzutreten. Sie versteht sich als treibende Kraft in der Aufklärungs- und Präventionsarbeit und als Ansprechpartner Nr. 1 für Betroffene und Angehörige. Unterstützt wird die Schlaganfall-Hilfe von rund 200 Regionalbeauftragten und 30 Regionalbüros bundesweit. Unter dem Dach der Stiftung sind rund 350 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen entstanden.

Ein wichtiges Ziel der kommenden Jahre ist die Verbesserung der Nachsorge. Dazu hat die Stiftung innovative Modellprojekte wie den Schlaganfall-Lotsen ins Leben gerufen. Viele Menschen wissen nicht, dass ein Schlaganfall jeden treffen kann, sogar ungeborene Kinder im Mutterleib. Fast 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, knapp 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle. Vornehmlich sind ältere Menschen betroffen, aber auch rund 30.000 Menschen unter 55 Jahren und mindestens 300 Kinder erleiden jährlich einen Schlaganfall.

Innerhalb des ersten Jahres versterben bis zu 40 Prozent aller Schlaganfall-Betroffenen. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache. Ein Jahr nach dem Schlaganfall bleiben rund 60 Prozent der Patienten auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Der Schlaganfall ist damit der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter.

Ursachen und Therapie

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns. Ursachen sind meist ein Blutgerinnsel, das ein gehirnversorgendes Gefäß verschließt (80 Prozent der Fälle), oder ein gerissenes Blutgefäß im Gehirn (20 Prozent der Fälle). Durch die Durchblutungsstörung werden die Nervenzellen des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und beginnen abzusterben.

Lesen Sie auch: Die Arbeit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Die Therapie umfasst u.a. die Thrombolyse, bei der Medikamente zur Auflösung von Blutgerinnseln eingesetzt werden, und die Thrombektomie, bei der größere Gerinnsel mittels eines Katheters entfernt werden. Ein weiterer Behandlungsschwerpunkt ist die Sekundärprävention.

Schlaganfall bei Kindern

Der Schlaganfall ist keine reine "Alterskrankheit". Er kann Menschen jeden Alters treffen - bereits ungeborene Kinder im Mutterleib. Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass in Deutschland jedes Jahr mindestens 300 Kinder einen Schlaganfall erleiden. Die Ursachen bzw. Risikofaktoren unterscheiden sich jedoch wesentlich von denen bei Erwachsenen. Zu den kindlichen Risikofaktoren gehören vor allem Blutgerinnungsstörungen, Herzerkrankungen und Gefäßerkrankungen.

Das häufigste Symptom im Neugeborenenalter sind Krampfanfälle. Je älter die Kinder werden, desto mehr treten „klassische“ Symptome für einen Schlaganfall in den Vordergrund, wie z.B. Lähmungen einer Körperhälfte oder Sprachprobleme. Ein kindlicher Schlaganfall kann langfristig sowohl unter körperlichen als auch unter seelisch-geistigen Einschränkungen leiden.

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe engagiert sich seit dem Jahr 2000 im Bereich des kindlichen Schlaganfalls. Sie fördert die Arbeit von Dr. Sträter und seinem Team an der Universitätsklinik Münster und unterstützt Familien durch Schlaganfall-Kinderlotsen.

Schlaganfall bei jungen Erwachsenen

Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf bis maximal acht Prozent der Schlaganfall-Betroffenen jünger als 50 Jahre alt sind. Die Schlaganfall-Ursachen sind prinzipiell die gleichen wie bei älteren Menschen, unterscheiden sich jedoch z.T. in ihrer Häufigkeit. Anders als bei älteren Betroffenen ist bei den unter 50-Jährigen jeder zweite Schlaganfall durch eine Blutung bedingt.

Zu den vergleichsweise häufigeren Ursachen eines Hirninfarkts bzw. einer Hirnblutung bei jüngeren Betroffenen zählen genetisch bedingte Erkrankungen, Herzklappenerkrankungen, ein offenes Foramen ovale, Dissektionen und der Konsum bestimmter Drogen. Auch bei jüngeren Menschen spielt der Bluthochdruck eine Rolle. Die Kombination von Zigarettenrauchen und Einnahme der Pille erhöht das Risiko eines Hirninfarktes bei jungen Frauen.

Junge Schlaganfall-Betroffene stehen vor vielfältigen Problemen. Sie benötigen Informationen zur Rehabilitation, beruflichen Reintegration und (versicherungs-) rechtlichen Ansprüchen. Seit 2005 setzt sich die Stiftung verstärkt für junge Schlaganfall-Patienten in der Altersgruppe 18-50 Jahre ein.

Risikofaktoren und Prävention

Wichtigster beeinflussbarer Risikofaktor ist der Bluthochdruck. Andere wichtige beeinflussbare Risikofaktoren sind Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Bewegungsmangel, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht.

tags: #Deutsche #Schlaganfall-Hilfe #Kampagnen